Benutzer:Robert O./Briefspiel

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Das Erbe der Pfortensteiner

Kapitel 18 - Mord mit Aussicht

05. Rondra 1048 BF, Burg Rubreth, mitten in der Nacht

Harbolf stand am äußersten Ende des Burggartens und genoss die Stille. Weit im Rahja, ungefähr dort wo Perricum liegen musste, erhob sich das Madamal langsam über den Horizont. Es war eine wunderbar warme und klare Nacht und der Blick konnte unter Phexens Sternenzelt ebenso weit schweifen wie die Gedanken des Geweihten. Mehr als zehn Götterläufe war es nun her. Nachdem er als einer von Graf Danos‘ ritterlichen Wallfahrern zwei Jahre lang die Wildermark durchstreift hatte, hatte er dort in der Löwenburg endlich die Antworten und den Frieden gefunden, nach denen er sein Leben lang gesucht hatte. Rondra hatte ihm seinen wahren Platz auf Dere gezeigt und mit Freuden hatte er alles Weltliche hinter sich gelassen. Er hatte gewusst, dass er einen Sohn und Erben hatte, geboren, als er mit Graf Danos im tiefsten Winter durch die teils weglose Ödnis der Wildermark zog, um so etwas wie Ordnung in diese verlorenen Lande zu bringen. Damit hatte er seine Pflicht der Familie gegenüber als erfüllt betrachtet und fühlte sich frei seinem Herzen zu folgen, welches ihn mehr und mehr zur Herrin Rondra hingezogen hatte.

Jetzt war er wieder hier, in der alten Heimat, in Reichsforst. Zum ersten Mal, seit er im Spätsommer 1035 BF in Graf Danos Gefolge die Grenzen der Grafschaft gen Rahja überschritten hatte. Die Einladung zum Traviabund seines Bruders war durchaus überraschend für Harbolf gewesen. Er wusste noch zu gut, wie sehr Rondradan mit der Entscheidung gehadert hatte, als er ihm diese damals mitgeteilt hatte. Sicherlich war es für die Situation der Familie nicht ideal gewesen, aber gegen den Ruf der Leuin hatte auch sein älterer Bruder letztlich nichts einwenden können. Sie hatten sich im Streit getrennt. Umso mehr freute es Harbolf, dass Rondradan inzwischen so sehr in der Gunst Rondras und des neuen Grafen stand. Der Sieg im Duell auf das dritte Blut gegen den Junker von Erlenfall, war ein deutliches Zeichen gewesen, welches auch Graf Drego nicht hatte übersehen können. Aber auch die hohe Meinung den seine Glaubensschwester Alwene von Grenstade über seinen zum Landvogt von Rubreth aufgestiegenen Bruder hatte, hatte Harbolf davon überzeugt, dass er damals den richtigen Schritt nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Ansehen seiner Familie getan hatte.

Wenn es eine Sache gab, die Harbolf im Leben bedauerte, dann war es die, dass er seinen Sohn in all den Götterläufen nie hatte sehen und sprechen können. Ersteres hatte er nun bereits getan, hatte Ludolf doch als Knappe Rondradans seinem Schwertvater während der Hochzeit und des Festmahls als Edelpage aufgewartet. Harbolf hatte seinen Bruder dann in einer ruhigen Minute unter Brüdern gebeten, ein Treffen zu arrangieren, und Rondradan hatte zugesichert Ludolf zu ihm zu schicken, sobald er seine Dienste an diesem Abend nicht mehr benötigen würde. Tatsächlich war der Rondra-Geweihte etwas aufgeregt, fast so wie damals, als er vor den Toren Mendenas seine Schlachtfeldweihe erhalten hatte.

Das leise Knirschen von Ledersohlen auf dem kiesigen Grund der Gartenwege ließ Harbolf aus seinen Gedanken hochschrecken. Er wollte sich umwenden, um seinen Sohn, den er erwartete, freudig zu begrüßen. Doch hatte er kaum eine halbe Drehung vollzogen, als ein niederhöllischer Schmerz ihm in die rechte Seite fuhr. Blanker Stahl hatte sein Kettenhemd mit Leichtigkeit durchbohrt und war ihm tief in den Leib gedrungen. Sofort blieb ihm die Luft weg und beim Versuch zu schreien, spuckte er Blut. Harbolf spürte, wie die Kraft ihn schnell verließ. Die Beine knickten ihm ein und er sank schwer auf seine Knie. Mühevoll hob er den Kopf und blickte ihm Schein des aufgehenden Madamals in das Gesicht seines Mörders. Erschrocken erkannte er den jungen Ritter aus dem Gefolge seines Bruders und begriff schlagartig, in welcher Gefahr sich Rondradan, aber auch Ludolf befanden. Mit letzter Kraft, jeden Schmerz in seinem Körper ignorierend, zog er sein Schwert aus der Scheide. Doch bevor er nur den Versuch eines Schlages ausführen konnte, drehte der Angreifer das Schwert einmal halb in der Wunde, stützte sich mit einem kräftigen Tritt gegen Harbolfs Seite mit einem Bein ab und zog die Klinge brutal wieder heraus. Ein großer Blutschwall ergoss sich auf den weißen Kies und während der Rondra-Geweihte kraftlos zur Seite kippte. Er rechnete mit dem Todesstoß, doch hielt der Mörder plötzlich inne und wandte sich dann schnell zur Flucht.

Kaum war der Angreifer im Dunkel der nächsten Hecke verschwunden, hörte der Pfortensteiner wieder das verräterische Knirschen näherkommender Schritte. Es gelang ihm sich auf den linken Ellenbogen zu stützen und sich mit dem Rücken an die Burgmauer zu lehnen. Schmerz durchzuckte ihn erneut, als er sich schwer gegen die kalten Steine fallen ließ. Als er die Augen wieder öffnete sah er Ludolf vor sich. Sein Sohn war tatsächlich gekommen. Ein Lächeln schlich sich auf die blutverschmierten Lippen. Harbolf wollte gerne etwas sagen, doch ein Husten war alles, was er herausbekam und noch mehr Blut quoll aus seinem Mund. Mit zwei schnellen Schritten war der junge Knappe an seiner Seite, kniete sich nieder und nahm die große Hand des Vaters, welche noch immer die Rondra geweihte Klinge hielt, in die seinen. Entsetzen und Unglauben standen in seinem Blick, doch konnte Harbolf keine Spur von Furcht entdecken. Der Geweihte löste den Griff um das Heft seines Schwertes. Er drückte es dem Knaben sanft in die Hände, sah ihm tief in die Augen und hob mit letzter Kraft seine Rechte, um sie seinem Sohn segnend auf das Haupt zu legen. Ein langer Moment verging, dann rutschte die Hand kraftlos herab und der Arm fiel neben dem Geweihten auf den Kies.

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Halgor hatte im Schatten kurz innegehalten. Als er erkannte, wer sich dort näherte und ihn bei seiner Tat gestört hatte, war er sehr versucht, sein Werk fortzusetzen. Doch der Rondra-Geweihte war noch nicht tot und das Überraschungsmoment verflogen. Der Pfortensteiner war tödlich verwundet und kaum ein Heiler auf dem Dererund hätte ihm jetzt noch helfen können. Sein Ziel für heute war erreicht. Da wollte er nicht riskieren, wegen einer Unachtsamkeit aufzufliegen. Der Knappe mochte ihm heute davonkommen, aber auch seine Zeit würde kommen. Nun galt es die Spuren an seinem Schwert und seiner Kleidung zu beseitigen, damit kein Verdacht auf ihn fallen würde. So schnell und lautlos, wie er gekommen war, wandte sich der junge Ritter dem Ausgang des Kräutergartens zu, fand ihn wie zuvor unbewacht und entschwand ungesehen ins Wohngebäude der Burg.

Ideensammlung Fortsetzung

- Ludolf von Pfortenstein bittet seinen Onkel Rondradan darum in die Rondra-Kirche eintreten zu dürfen, um das Vermächtnis seines Vaters fortzusetzen
- Rondradan verspricht es ihm, bittet ihn aber um Geduld, bis er die Erbfolge von Pfortenstein und Olbershag entsprechend geklärt hat
- die Vögtin Ysinthe von Pfortenstein bekommt das Junkertum Olbershag als Lehen in Aussicht gestellt, wenn ihre Tochter als alleinige Erbin der Purgation unterzogen wird und bei Rondradan Knappin wird
- Rondradan unterstützt Felian von Perainsgarten bzw. Lechmin von Rallerspfort bei der Zurückerlangung der Baronswürde von Rallerspfort, wofür er im Gegenzug wieder als Junker von Pfortenstein eingesetzt wird
- Ritterin Olmerga von Pfortenstein bleibt Vögtin zu Pfortenstein, solange Rondradan Landvogt von grfl. Rubreth ist

Erweiterte Wegelagerei

Kapitel 1

Wulfhelm und Gerion waren den zwei Kressenburger Ochsenkarren einiges voraus, während Ingmar die Nachhut übernommen hatte. Die Greifenfurter erwarteten nicht wirklich hier im ritterlichen Herzen des Reiches auf Probleme zu stoßen, aber ihre wertvolle Fracht aus verhütteten Metallen für die Luringer Spiegelmacherzunft ließ sie vorsichtig bleiben. Das sollte sich bald unerwartet zu ihrem Vorteil erweisen.

Gerade erst hatten die Ritter den Grenzstein zwischen den Baronien Rallerspfort und Randersburg hinter sich gelassen. An dieser Stelle zog sich ein Ausläufer des Reichsforstes bis fast an die Handelsstraße heran und verbarg den weiteren Verlauf des Weges. Hinter einer Wegbiegung bot sich ihnen plötzlich ein überraschendes Bild. Ein Handelskarren hielt nur wenige Dutzend Schritte vor ihnen mitten auf dem Weg, umringt von einer Gruppe bewaffneter, recht verlumpt daherkommender Gestalten. Eine mit einem Schwert bewaffnete Person in leichtem Lederzeug hatte sich direkt vor dem Ochsengespann aufgebaut, um ihm den Weg zu versperren. Drei Gestalten waren gerade dabei die Säcke auf der Ladefläche zu durchwühlen. Der Kutscher hatte indes abwehrend die Hände gehoben, während er offensichtlich von einer verwegen dreinschauenden Frau mit einer leichten Armbrust bedroht wurde. Ein großer grobschlächtiger Mann der schräg hinter dem Wagen stand, erblickte die Neuankömmlinge fast sofort und rief seinen Spießgesellen eine laute Warnung zu.

Fast gleichzeitig reagierte die überraschte Räuberbande. Die leichte gerüstete Person dreht sich nur kurz um, wobei sie für die Greifenfurter als Frau mittleren Alters erkennbar wurde, und wandte sich augenblicklich zur Flucht in den nahen Wald. Die Räuberin mit der Armbrust gab aus der Drehung einen ungezielten Schuss in Richtung der Ritter ab und folgte, ohne sich weiter umzublicken. Ein bärtiger Geselle mit einem Jagdbogen stob hinter dem Wagen hervor in die entgegengesetzte Richtung davon und schlug sich in die Büsche, gefolgt von dem Hünen, der den Warnruf ausgestoßen hatte. Auch die drei Plünderer auf dem Wagen gaben Fersengeld. Der letzte jedoch blieb mit dem Fuß an der Karrenwand hängen, stürzte kopfüber auf den Pfad und blieb regungslos liegen.

Wulfhelm und Gerion hatten indes ihren Pferden die Sporen gegeben und zogen beim Anritt mit geübten Griffen die Schwerter blank. So schnell sie auch waren, konnten sie doch nicht mehr verhindern, dass sich der Rest der Bande ins Unterholz absetzte. Am Handelskarren angekommen sprang Gerion behände aus dem Sattel, um den am Boden liegenden Räuber keine Gelegenheit zur Flucht zu geben, während der Keilholtzer wachsam in Richtung des Waldes sicherte.

„Schade, aus diesem hier werden wir nichts mehr rausbekommen.“ Der Sturmfelser entspannte sich und blickte nun auch in Richtung Unterholz, während er mit seinem ehemaligen Schwertvaters sprach. „Der hat sich beim Sturz den Hals gebrochen.“

„So ein Pech aber auch“, kommentierte der Wildermarkveteran lakonisch. „Dabei hätte ich zu gerne erfahren, wo sich der Bau dieses Gesindels befindet.“ Er wartete noch ein paar Augenblicke, um sich davon zu überzeugen, dass die übrigen Räuber tatsächlich Fersengeld gegeben hatten, und sah sich dann nach dem verängstigten Kutscher um.

„Phex sei gepriesen, Hohe Herren! Ihr kamt gerade zur rechten Zeit.“ Mit zitternden Händen kauerte er sich auf den Kutschbock und nestelte an einem Trinkschlauch, den er in der Aufregung nicht aufbekam. Gerion kam ihm zu Hilfe, schnupperte kurz daran und lächelte, als er den typischen Geruch eines Gerstengebräus wahrnahm. „Seid bedankt, Herr. Ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen!“

„Das haben wir ja nun erfolgreich verhindern können.“ Wulfhelm hatte sein Pferd einmal im Kreis geführt und dann neben den Karren gelenkt, um mit dem Kutscher zu sprechen. „Aber sag, kamen dir diese Gestalten irgendwie bekannt vor? Oder hat es in der Gegend früher schon einmal Überfälle gegeben? So eine Bande taucht ja nicht aus dem Nichts auf. Da sie nicht beritten waren, müssen sie eigentlich irgendwo in der Nähe einen Unterschlupf haben.“

„Ich wünschte ich hätte darauf eine Antwort, Herr.“ Der Händler nahm noch einen Schluck und überlegte angestrengt. „Natürlich hört man immer wieder von Überfällen. Davor ist man auf der Straße nie gefeit. In den letzten Götterläufen hat es tatsächlich einige Karren in dieser Gegend erwischt. Mal auf dieser Route hier, mal auf der hinter Hornbach nach Waldstein. Aber es war nie so schlimm, dass sich die hohen Herrschaften in Randersburg, Camdenburg oder Rallerau groß damit beschäftigt hätten.“

„Was es für diejenigen die überfallen werden natürlich nicht weniger schlimm macht“, warf Gerion spitzzüngig ein.

„Da habt Ihr vollkommen Recht, Herr“, pflichtete der Händler aus ganzen Herzen bei. „Aber sagt, was verschafft mir das Glück, dass Aves Euch just zu meiner Rettung schickte?“

„Wir sind auf der Durchreise nach Luring.“ Wulfhelm blickte sich um und in diesem Moment erschien das erste Kressenburger Ochsengespann an der Wegbiegung. „Sind den ganzen Weg aus Greifenfurt über den Elfenpfad durch den Wald gekommen, deswegen die große Bedeckung. Sag, der nächste Ort ist doch nicht mehr weit entfernt, oder?“

„In Richtung Luring. Nein, nur etwas mehr als zwei Meilen, dann kommt ihr nach Waldenrath. Ein großer Marktflecken mit fast siebenhundert Seelen.“

„Wirklich dreist, dass diese Bande so nah an einem so großen Ort zugeschlagen hat. Die müssen sich wirklich sicher gefühlt haben.“

„In Zukunft werden sie wohl vorsichtiger sein.“ Der Keilholtzer wandte sich an den Kutscher. „Hilf Ritter Gerion den Toten auf deinen Wagen zu legen. Auf unseren ist kein Platz. Wir nehmen ihn mit nach Waldenrath und übergeben ihn den Bütteln.“

„Natürlich Herr, das ist mir tatsächlich sehr Recht. Ich hätte heute sowieso nicht mehr allein weiterreisen wollen. Liefern wir diesen Lump ab und morgen schaue ich, dass ich einen Wagenzug finde, dem ich mich nach Rallerspfort anschließen kann.“ Eilfertig sprang er vom Kutschbock. Gemeinsam mit dem Sturmfelser war es ein Ding weniger Augenblicke den leblosen Körper des unglücklichen Räubers auf die Ladefläche zu verfrachten.

„Gut, dann dreh dein Gespann und unsere Wagen werden sich anschließen.“ Wulfhelm wendete sein Pferd, um den Kressenburger Karren entgegenzureiten. „Gerion, übernimm die Spitze. Ich werde Ingmar indes erklären, was hier gerade vorgefallen ist.“

Kapitel 2

In Waldenrath erweckte der Einzug der Kressenburger nicht wenig aufsehen. Bis man am Marktplatz vor dem Wachgebäude der Stadtbüttel angekommen war, hatte sich eine beachtliche Menschentraube hinter dem Wagenzug versammelt. Der herbeieilende Weibel der Wachen war merklich irritiert ob der Vorgänge. Als er von Ritter Wulfhelm über die Umstände aufgeklärt worden war, ließ er sogleich einen Burschen in die Taverne am anderen Ende des Marktplatzes laufen, um zwei zufällig anwesenden Ritter aus Randersburg hinzuzubitten. Nach wenigen Minuten hatten auch diese sich an dem Handelskarren mit der Leiche des unglücklichen Räubers eingefunden.

„Praios zum Gruße!“ Der streng dreinblickende Ritter um die vierzig blickte mit deutlichem Missfallen auf die Szenerie. „Was haben wir denn hier?“

„Wulfhelm von Keilholtz ist mein Name, der meiner Gefährten Ingmar von Keilholtz und Gerion von Sturmfels“, stellte Wulfhelm als der Älteste die Kressenburger vor. „Wir sind als Bedeckung für einen Handelszug aus Greifenfurt hierhergekommen. Mit wem haben wir das Vergnügen?“ Bei der Frage schaute bewusst die jüngere Ritterin an, welche sich einen halben Schritt hinter dem forschen Rittersmann gehalten hatte.

„Hagen von Rallerau, Hauptmann der Randersburger Garde!“, antwortete dieser wieder mit befehlsgewohnter Stimme. „Dies hier ist Ritterin Jeswine von Pfortenstein, ebenfalls in den Diensten des Pfalzgrafen von Randersburg. Was also ist hier vorgefallen?“, kam er ohne Umschweife auf seine vorherige frage zurück.

„Wir wurden Zeugen, wie dieser Händler hier von einer Gruppe Räuber überfallen wurde. Als sie unser gewahr wurden gaben sie Fersengeld. Jener hier aber fiel unglücklich vom Wagen, den er gerade plündern wollte und brach sich das Genick.“ Der Keilholtzer stellte fest, dass sich die Pfortensteinerin im Hintergrund einen süffisanten Blick auf den Toten erlaubte.

„Wohlan, ihr habt wohlgetan und ich danke euch im Namen des Pfalzgrafen für euer Einschreiten.“ Er sah sich zu den Wachsoldaten um. „Weibel, hängt diesen Leichnam in Sichtweiter der Stadt am Waldrand auf. Als Mahnung und Warnung für jene, die versucht sein sollten es seinen Taten gleichzutun.“

Die Büttel beeilten sich der Anweisung des Rallerauer Ritters nachzukommen.

„Verzeiht, aber ich hielte es für sinnvoll, wenn die hohen Herren und nach Randersburg begleiten würden, um Herrn Udilbert persönlich von den Ereignissen zu berichten.“ Jeswine wandte sich von Hagen an Wulfhelm. „Die Raubüberfälle haben in den letzten Monden merklich zugenommen und ich bin mir sicher, unser Dienstherr hätte da die eine oder andere Frage, die er euch gerne persönlich stellen würde.“

„Da habt Ihr nicht Unrecht. Der Herr von Hardt packt die Dinge gerne selbst an.“ Hagen sah Wulfhelm fast herausfordernd an. „Wollt ihr uns also begleiten?“

„Gerion und ich werden Euch sehr gerne folgen. Ritter Ingmar wird jedoch beim Handelszug verbleiben und Sorge tragen, dass unsere Waren unbeschadet Luring erreichen.“ Er sah wie such der Widerspruch in Hagens Gesicht regte und fuhr fort, bevor er unterbrochen werden konnte. „Mein Vetter war bei dem Scharmützel ohnehin in der Nachhut und hat keinen der entflohenen Räuber zu Gesicht bekommen. Er könnte sowieso nur wiedergeben, was wir ihm über diese Leute erzählt haben.“

„In diesem Fall macht es wirklich keinen Sinn diesen Handelszug aufzuhalten, Herr von Rallerau. Meint Ihr nicht?“ Jeswine wartete das knappe Nicken des Hauptmanns kaum ab, bevor sie sich mit einem gewinnenden Lächeln wieder an Wulfhelm richtete. „Wenn ihr zwei mit uns kommt die den Kampf ausgefochten habt, wird dies vollkommen genügen.“

Kapitel 3

Wulfhelm war angenehm überrascht. Der knorrige Pfalzgraf aus dem Windhag imponierte ihm mehr als er offen zugeben mochte. Er versteckte sich nicht hinter Prunk und Protz, war klar in seinen Ansagen und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Ordnung und Sicherheit in dem ihm übertragenen Lehen seine wichtigste Aufgabe waren. Die Kaiserin hätte sich kaum einen besseren Verwalter ihrer Krongüter in Randersburg wünschen können. Sicherlich wäre er als Diplomat zum Lieblichen Feld denkbar ungeeignet, aber hier wo es um ehrliche harte Arbeit und zupackendes Handeln ging, war er in seinem Element.

„Wir müssen also den Zwölfen danke, dass Ihr gerade zufällig in der Nähe wart“, fasst Udilbert die Geschichte der Greifenfurter gerade knapp zusammen. „Das gefällt mir nicht! Ich hasse es, die Dinge dem Zufall zu überlassen. Zumal uns diese immer dreister werdenden Überfälle Silber kosten, die am Ende des Götterlaufs in der Truhe der Kaiserin fehlen. Hauptmann Rallerau, warum waren Sie und Ritterin Pfortenstein nicht zur Stelle?“

Der angesprochene nahm Haltung an und blickte zerknirscht drein, während er antwortete. „Wir hatten Weisung über Camden bis Waldenrath zu patrouillieren und über Hornbach zurückzukehren. Der grenznahe Straßenabschnitt nach Rallerspfort lag dieses Mal nicht in unserem vorgegebenen Aufgabenbereich.“

„Ich verstehe. Also schon wieder. Schon wieder!“ Wütend schlug der Pfalzgraf seine rechte Faust in die linke Handfläche. Dann erkannte er die fragenden Blicke der beiden Gäste aus Kressenburg. „Diese Bande ist raffiniert. Sie unterlaufen unsere Verteidigung, schlagen Finten, sind immer dort wo wir gerade nicht sind. Es ist zum aus der Haut fahren!“ Wie ein gefangener Berglöwe tigerte er ein paar Mal vor seinem Schreibtisch hin und her. „Es ist egal wie oft wir unsere Routen verändern, es ist egal in welchem Rhythmus wir patrouillieren oder welche meiner Ritter ich aussende. Immer schlagen sie uns, schlagen sie mir, ein Schnippchen!“

„Wenn Ihr erlaubt“, begann Wulfhelm und zögerte kurz, bis ein kurzes Nicken Udilberts ihn aufforderte weiterzusprechen. „Ich habe viele Götterläufe in der Wildermark zugebracht. Ritter Gerion hier war in dieser Zeit mein Knappe. Das Aufspüren solcher Banden zählte dabei zu unseren täglichen Aufgaben bei dem schweren Versuch diesem der Gesetzlosigkeit anheimgefallenen Landstrich wieder Ordnung und Frieden zu bringen. Wir erwarten meinen Vetter erst in ein paar Wochen zurück aus Luring. Bis dahin möchten wir Euch gerne unsere Dienste anbieten und bei der Beseitigung dieses Problems behilflich sein. Erwartet bitte keine Wundertaten, aber vielleicht finden wir einen Hinweis, der bisher übersehen wurde.“

„Ein frischer unverstellter Blick auf ein altes Bild, hm?“ Udilbert rieb sich den Dreitagebart am Kinn. „Wohlan, wenn dies Euer Wunsch ist. Ich wäre töricht die mir so freimütig angebotene Hilfe auszuschlagen. Ihr sollt auf der Randersburg Kost und Logis erhalten, bis Ihr uns verlassen müsst. Ritter Rallerau! Kümmert Euch darum, jetzt!“ Der Hauptmann stand wieder stramm, grüßte ab und entfernte, sich ohne die Miene zu verziehen. „Ritterin Pfortenstein, ich erteile euch die Aufgabe unseren Gästen alles zu erzählen und zu erklären, was für das Aufgreifen dieser verfluchten Bande notwendig ist. Ich wünsche Resultate! Ritter Keilholtz, Ritter Sturmfels, viel Erfolg.“

Jeswine, die ihren Vorgesetzten sehr gut kannte, wusste, dass sie die Schreibstube jetzt zu verlassen hatten. Sie gab den Greifenfurtern mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass sie vorgehen sollten, und schloss am Ende hinter ihnen die Tür.„Na dann kommt mal mit. Ich hoffe euch ist klar, worauf ihr euch da eingelassen habt. Der Hardt belohnt gute Arbeit und treue Dienste immer, aber wehe, wenn ihr ihn enttäuscht.“ Mit einem freundlichen Lächeln fügte sie dann hinzu: „Ach ja, wenn wir nicht beim alten Hardt sind, könnt ihr mich gerne einfach Jeswine nennen.“

Kapitel 4

Ein paar Stunden später saßen die drei Ritter zusammen im Scriptorium der Randersburg. Aldemar von Radewitz, der Sekretär des Pfalzgrafen, hatte ihnen auf ihren Wunsch hin alle Schriften zusammengetragen, welche sich in den letzten zwölf Götterläufen im Zusammenhang mit Raubüberfällen angesammelt hatten. Aufgeteilt auf die Jahrgänge, ergab sich tatsächlich schnell ein Bild, welches zu den bisherigen Aussagen passte. Denn die Pergamentstapel wurden für die letzten fünf Götterläufe beständig dicker.

„Ich denke wir können die Suche eingrenzen“, meinte Gerion in Anbetracht der vielen Schriftsstücke. Er blickte kurz zum Keilholtzer, der bestätigend brummte.

„Die letzten sechs Götterläufe sollten reichen.“ Aldemar trat heran und sammelte die nicht benötigten Schriften sorgsam wieder ein. „Haben wir eine Karte der Randersburger Lande?“, fragte Wulfhelm an den Radewitzer gerichtet.

Dieser nickte. „Ich werde sie holen, wenn Ihr dies wünscht.“

„Ja bitte, ich kenne mich in Randersburg nicht aus und ich muss, wissen wie sich diese Meldungen auf die verschiedenen Ecken der Baronie verteilen.“ Der Sekretär ließ sie mit einem stummen Nicken allein. „Sehr gut. Jeswine, Gerion, ihr fangt mit den aktuellen Meldungen an, ich kümmere mich zuerst um die alten Sachen.“

„Schon klar“, stichelte der Sturmfelser gegen seinen ehemaligen Schwertvater und pustete theatralisch durch. „Du willst nur nicht so viel lesen müssen. Aber ist wahrscheinlich besser so, sonst sitzen wir nächstes Jahr noch hier.“

Jeswine kicherte überrascht los. „Verzeiht, Wulfhelm, ich wollte euch nicht auslachen.“ Ein wenig beschämt wegen ihrer mangelnden Selbstbeherrschung wurden ihre Wangen rot und sie schlug die Augen nieder.

„Schon gut, der Knabe da gibt einfach gerne damit an, dass er schneller lesen kann als sein alter Lehrmeister.“ Mahnend hob er den Zeigefinger in Richtung von Gerion. „Mit dem Schwert versohle ich dir trotzdem noch jederzeit den Hosenboden, Jüngelchen.“

„Friede, Wulfhelm, Friede“, grinste dieser und hob abwehrend die Hände. „Lass uns anfangen.“

„Sehr gut“, meinte die Pfortensteinerin, die sich wieder gefangen hatte. „Bis Herr von Radewitz mit der Karte zurück ist, fragt mich sonst einfach, wenn euch nicht klar ist, welcher Ort zu welchem Lehen gehört.“

Der Keilholtzer nahm das erste Schriftstück in die Hand und überflog es. „Ich habe da gleich was. Wo liegt dieses Bronau?“

Nach ein paar Minuten gesellte sich Aldemar von Radewitz wieder zu ihnen und brachte die gewünschte Karte. Sie breiteten diese auf dem großen Eichentisch vor sich aus und begannen die Meldungen grob zuzuordnen. Als alle Pergamente verteilt waren ergab sich ihnen ein recht klares Bild.

„Das hier ist die Reichsstraße, richtig?“, vergewisserte sich Wulfhelm und deutete auf die dicke Linie, welche die Randersburger Land von Ost nach West in eine nödliche und eine südliche Hälfte teilte.

„Genau“, bestätigte Jeswine. „Hier sind dann die Randersburg, Hornbach, Nuzell, Ettingen, Trullenheim und Waldenrath.“ Erklärend deutete sie auf die größeren Ortschaften der pfalzgräflichen Lande.

„Auf der Reichsstraße haben wir erwartungsgemäß fast gar nichts.“, warf Gerion ein. „Aber wir haben eine massive Häufung firunwärts.“

„Das ist das Grenzgebiet nach Waldstein.“, erklärte die Hausritterin. „Die Familie Rallerau wacht seit Generationen über die einzige Handelsstraße über die Raller. Aber auf der Hälfte der Strecke liegt die Grafschaftsgrenze irgendwo mitten im Wald. Auch der Handelweg von Hornbach nach Rallerspfort, die Straße, auf der ihr auf die Räuber gestoßen seid, liegt meistenteils zu beiden Seiten von dichtem Wald gesäumt.“

„Ich verstehe. Ein großes unübersichtliches Gebiet, aber nicht genug Leute, um alles sinnvoll mit Patrouillen abzudecken.“ Wulfhelm strich sich nachdenklich durch seinen schwarzen Vollbart. „Ich denke wir können die Meldungen aus dem praioswärtigen Teil abräumen, Herr von Radewitz.“ Adelmar nickte stumm und tat wie ihm geheißen. „Lasst uns diese Schriften hier noch einmal genauer durchsehen, ob wir es weiter eingrenzen können.“

„Was mir direkt auffällt, das sind fast alles neuere Meldungen.“ Gerion deutete auf das Datum des ersten Schreibens, welches er in der Hand hielt. „Das ganze alte Zeug, was du hattest, war gut verteilt, aber jetzt häuft es sich im Norden.“

Jeswine war schon einen Schritt weiter. Sie überflog schnell alle Schreiben nach dem Ort der Meldung und hatte bald drei große und ein paar kleinere Stapel geschichtet. „Hornbach, Waldenrath, Rallerau.“ Sie tippte die Orte auf der Karte an. „In diesem Dreieck haben wir die meisten Meldungen.“

Wulfhelm nickte anerkennend. „Sehr gut! Wir wissen also, wo diese Bande operiert. Jetzt müssen wir überlegen, wie sie es anstellen auf diesem recht begrenzten Gebiet nie erwischt zu werden.“

„Tja, dann werden wir uns die Berichte wohl sehr gründlich durchlesen müssen.“ Der Sturmfelser seufzte gequält.

„Wenn Ihr wünscht, bin ich dabei gerne behilflich“, meldete sich der Sekretär zu Wort, der gerade damit fertig geworden war die zuletzt aussortierten Schriftrollen wegzuräumen.

„Aber gerne doch!“ Der Keilholtzer machte eine einladende Handbewegung und deutete auf einen freien Schemel am Tisch. „Achtet auf alles, was gehäuft vorkommt. Irgendein Muster müssen wir finden.“

Über ein Stundenglas verging. Das Rascheln von Pergament und das gelegentliche Räuspern eines der Ritter waren fast die einzigen Geräusche in der Schreibstube. Der Radewitzer war mit seinem Stapel als Erster fertig geworden, obgleich es der höchste gewesen war, und blickte erwartungsvoll in die Runde, der noch immer angespannt lesenden Ritter.

„Ich denke ich habe etwas gefunden“, sagte Adelmar ruhig. Sofort hatte er die Aufmerksamkeit der anderen. Wulfhelm schien dabei fast erleichtert zu sein, den Blick vom Pergament nehmen zu können. „Diese Schreiben hier sind alle von der Stadtwache in Hornbach gezeichnet. Aber offenbar wollte keiner der geschädigten Händler nach Hornbach. Die Überfälle erfolgten sämtlich, nachdem sie Hornbach gen Waldstein oder Rallerspfort verlassen hatten. Interessanterweise wurden zumeist recht wertvolle Transporte überfallen, da ist kaum ein Raubzug dabei, der das Risiko nicht wert war. Außerdem“, ergänzte er, „soweit es in den Berichten vermerkt ist, kamen die Überfallenen zuvor über die Angbarer Reichsstraße, zumeist aus der Reichsstadt Hirschfurt.“

Gerion blätterte schnell durch die Schreiben der Büttel aus Waldenrath, welche er vor sich liegen hatte. „Passt auffallend“, bestätigte er knapp „Die wollten alle nach Rallerspfort und kamen aus Hornbach.“

Jeswine und Wulfhelm, die den Stoß der Schreiben aus Rallerau gelesen hatten, sahen sich überrascht an. „Verblüffend“, meinte die Ritterin. „Mir ist auch kein Vorfall untergekommen, wo ein Händler aus Waldstein kommend überfallen wurde. Dir Wulfhelm?“

Der Greifenfurter schüttelte nur nachdenklich den Kopf. Sein Finger wanderte über die eingezeichnete Reichsstraße auf der Landkarte und blieb auf Hornbach liegen.

„Sie haben einen Informanten. Wenn nicht in Hornbach selbst, dann irgendwo entlang der Reichsstraße. Außerdem vermute ich schon die ganze Zeit einen Maulwurf hier auf der Randersburg, sonst hätten sie in all den Götterläufen längst einmal erwischt werden müssen.“ Er sah den anderen dreien nacheinander in die Augen als er fortfuhr. „Wir können dieser Bande eine Falle stellen, aber außer uns darf nur der Pfalzgraf von diesem Plan erfahren.“

Adelmar lächelte hintersinnig. „Ich danke Euch für euer Vertrauen Ritter Wulfhelm. Ihr kennt mich kaum und wollt mich doch mit einbinden.“

„Wärt Ihr die undichte Stelle, hättet Ihr uns kaum auf diese Fährte gebracht. Und falls es nicht klappt, seid Ihr danach mein Hauptverdächtiger“, fügte er knurrig hinzu. „Also folgendermaßen, als Erstes brauchen wir zwei einfach Reitpferde, die uns nach Luring bringen…“

Kapitel 5

Zwischen Tirolspappeln und Steintal, Grenze zur Baronie Waldfang

„Vergiss nicht Ingmar, wenn wir gleich in Steintal einkehren, sind wir Helme und Noreg. Du hast das Kommando und du denkst daran, dich mit dem Namen deiner Frau zu schmücken.“

„Glaubst du wirklich, dass dieser Aufwand notwendig ist?“ Der Greifenfurter Ritter trug einen Wappenrock mit den ungewohnten Farben der Familie Kesselstein. „Das ist schon sehr phexisch für meinen Geschmack. Zumal ihr euren Stand verleugnet.“

„Wir müssen diese Bande nun einmal täuschen, vor allem ihren Informanten. Deswegen bleiben wir bis Waldenrath zwei einfach Fuhrknechte. Wenn unsere Wagen zu schwer bewacht erscheinen, lassen sie uns womöglich passieren, egal wie teuer unsere Waren sind.“ Belehrend hob Wulfhelm den Zeigefinger. „Das darf nicht passieren. Wir wissen nicht, wo sich ihr Versteck befindet, also müssen wir sie dazu bringen uns anzugreifen.“

„Aber dieser Umweg ist riesig! Wir machen fast eine Rundreise durch die ganze Grafschaft.“

„Wir müssen nun einmal über Hirschfurt und die Reichsstraße nach Hornbach kommen“, warf Gerion ein. „Wir dürfen nicht riskieren dem Informanten versehentlich durch die Lappen zu gehen.“

„Genau. Wir mögen drei Tage verloren haben, weil wir über die Luringer Höhen und durch Schwarztannen gereist sind. Aber da wir nicht wissen, wo genau der Informant auf dieser Strecke lauert, müssen wir nun einmal den ganzen Weg gehen.“

„Mir gefällt es trotzdem nicht, euch das gefährlichste Stück allein reisen zu lassen.“ Ingmars Miene verriet deutlich, wie unglücklich er mit dieser Anweisung Wulfhelms war. „Ich komme mir vor wie ein Verräter.“

„Wie gesagt, wir dürfen auf keinen Fall zu wehrhaft erscheinen. Vier Fuhrknechte für die zwei schweren Wagen brauchen wir nun einmal. Aber die Bande hat nur etwa ein halbes Dutzend Leute. Hätten sie deutlich mehr, wären sie nicht Hals über Kopf geflohen und hätten sich gegen Gerion und mich zur Wehr gesetzt. Deswegen musst du uns in Hornbach verlassen und über Randersburg gen Firun reiten. Mit sechs oder sieben dieser verlumpten Gesellen kommen wir schon zurecht. Zumal unsere beiden Kutscher ab Hornbach jeder ihre Armbrust versteckt bereit haben werden. Die Räuber hier haben einfach nicht den Kampfeswillen wie die Wildermärker“, fügte er mit verächtlichem Ton hinzu.

„Wohl gesprochen!“ Aus Gerons Stimme klang die Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf heraus. „Sorge du nur dafür, dass du mit Jeswine und unseren Pferden in Waldenrath auf uns wartest, damit mir gleich weiterreisen können, falls sich diese Strauchdiebe doch nicht blicken lassen.“

„So, und jetzt ist Ruhe.“ Wulfhelm deutete nach vorn, wo hinter dem nächsten Hügel die ersten Hütten von Steintal in Sicht kamen. „Denkt daran Bemerkungen über unsere Ladung fallen zu lassen. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass sich das Netz der Bande von Randersburg bis hierher erstreckt, aber im Zweifelsfall ist es eine gute Übung für die nächsten Tage.“

Kapitel 6

Sie hatten das Dorf Haselstein vor einer knappen Stunde passiert, als die Räuber plötzlich aus dem Unterholz zu beiden Seiten auftauchten. Scheinbar nach dem gleichen Muster wie bei dem verhinderten Überfall ein paar Wochen zuvor näherten sie sich den Wagen. Die Frau mit dem Schwert, welche wohl die Anführerin war, stellte sich breitbeinig auf den Weg, um die Ochsen zu stoppen. Schräg neben ihr eilte die Armbrustschützin heran, um Kutscher und Wagenknecht des ersten Wagens, in diesem Fall Wulfhelm mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze, in Schach zu halten. Beim hinteren Wagen übernahm die Sicherung der Bogenschütze, während die übrigen drei Banditen sich mit Speer, Knüppel und Dolchen bewaffnet um die Wagen verteilten.

„Ihr seid jetzt schön brav, dann passiert keinem etwas!“, tönte die Hauptfrau mit kratziger Stimme. „Einfach sitzen bleiben und die Hände da, wo ich sie sehen...“

Der Rest der Worte ging in einem erschrockenen Keuchen unter, denn Wulfhelm nutzte das Überraschungsmoment und seinen Höhenvorteil aus. Die Frau mit der Armbrust hatte sich leichtsinnigerweise zu nah an den Wagen gestellt und mit einer schnellen Bewegung trat der Keilholtzer die vorgehaltene Waffe zur Seite. Der Schuss löste sich und der Bolzen grub sich tief in das dicke Holz der Karrenwand neben ihm. Mit einem schnellen Griff zog er das blanke Schwert aus dem Leinenbündel hinter sich und ließ sich vom Kutschbock rutschen. Die Schützin wich instinktiv vor ihm zurück, doch als er ihr nachsetzen wollte, hörte er den Wutschrei der Anführerin hinter sich. Also ließ der die Frau mit ihrer entladenen Armbrust laufen und wandte sich der größeren Gefahr zu.

Gerion auf dem hinteren Wagen hatte nur auf dieses Signal gewartet. Auch er zog sein Schwert aus einem Stoffbündel hervor und sprang behände zwei Räubern entgegen, welche ihm mit Speer und Dolchen gegenüberstanden. Anselm, der Kutscher, der neben dem Sturmfelser gesessen hatte, reagierte als nächstes. Mit einem vorher geübten Griff in die Ladefläche hinter sich, holte er eine schussbereite leichte Armbrust hervor. Ohne zu zögern, legte er auf den Bogenschützen an, der sich gerade berappelte. Fast zeitgleich lösten sich die Geschosse. Der Pfeil zischte ohne Schaden anzurichten einen halben Schritt am Kutscher vorbei, während sein Bolzen sich tief in den Oberschenkel des Banditen grub. Brüllend vor Schmerz brach dieser zusammen. Im nächsten Moment stürzte aber auch Anselm mit einem Schmerzensschrei vom Bock und hielt sich den stark blutenden Oberarm. Die Räuberin mit den Dolchen hatte einen davon nach ihm geworfen, bevor Gerion sie hatte abhalten können.

Baldur, der zweite Kutscher, hatte nun auch endlich seine leichte Armbrust schussbereit. Der letzte Bandit, ein bulliger Typ, den man gut statt eines Ochsen in ein Joch hätte spannen können, hatte sich mit halb erhobener Stachelkeule unentschlossen noch kaum vom Fleck bewegt, da er sich offenbar nicht entscheiden konnte an welcher Stelle er eingreifen sollte. Doch nahm er sehr wohl die Bewegung des Kutschers wahr und als dieser auf ihn schoss sprang er unerwartet geschickt zur Seite. Der Bolzen streifte ihn lediglich an der Schulter und eher wütend als verwundet rappelte er sich wieder auf. Baldur fluchte über den schlechten Schuss, griff nach dem groben Knüppel zu seinen Füßen und stieg mit geübten Bewegungen vom Bock, um dem Angreifer die Tracht Prügel zu verpassen, die er seiner Meinung nach mehr als verdient hatte.

Die Anführerin der Bande hatte indes erst wenige Hiebe mit Wulfhelm ausgetauscht, doch reichten diese ihr, um zu erkennen, dass sie hier an einen klar besseren Gegner geraten war. Einem Ausfall des Keilholtzers konnte sie mit Mühe ausweichen und nutzte den gewonnenen Abstand, um sich mit einem lauten Rückzugsbefehl auf den Lippen zur Flucht zu wenden. Die restlichen Banditen ließen sich das nicht zweimal sagen. Der mit dem Speer zwang Gerion mit einem wilden Stoß zum Zurückweichen, dann drehten er und seine Spießgesellin sich um und rannten in den Wald. Der bullige Kerl mit der Stachelkeule ließ unterdessen von Baldur ab, den er bereits bis zurück an die Karrenwand gedrängt hatte und verschwand in die andere Richtung. Lediglich der sich noch immer vor Schmerzen windende Bogenschütze lag auf dem Waldboden neben dem hinteren Wagen.

„Wulfhelm, komm her, wir haben einen! Und Anselm blutet wie ein Schwein!“

„Orkendreck! Ja ist gut, ich komme!“ Wulfhelm erhaschte einen letzten Blick auf die Flüchtenden, griff dann nach dem Leinentuch, in welchem sein Schwert verborgen gewesen war und eilte damit zum hinteren Wagen. „Baldur!“, herrschte er im Vorbeirennen den zweiten Kutscher an. „Pass auf, dass sich der Angeschossene da nicht davonwieselt! Ich habe Fragen!“

Die kampferfahrenen Ritter entfernten mit geübten Handgriffen den tiefsitzenden Wurfdolch und innerhalb weniger Minuten war der unglückliche Kutscher verbunden. Der Keilholtzer hieß ihn sich vorerst an eines der großen Wagenräder zu lehnen und zu ruhen, während er zusammen mit dem jungen Sturmfelser den gefangenen Räuber verhören wollte.

„Nun zu dir Bursche!“ Grob packte er ihn unter den Schultern, zwang ihn auf die Beine und drückte ihn mit dem Rücken an die Karrenwand. „Oho, ich erkenne dich doch! Du hast uns vorgestern in der Taverne in Blaustein das Bier ausgeschenkt!“ Wulfhelm schnalzte mit der Zunge. Hier war also derjenige, der für die Bande die Handelszüge ausgespäht hatte. „Der Bolzen sitzt gut und du wirst verbluten, wenn dir nicht schnell geholfen wird. Also verschwende deine und meine Zeit nicht und sage mir einfach, für wen ihr arbeitet. Wer ist euer Auftraggeber?“

„Der Ritter…“, jammerte der Räuber erbärmlich. „Bitte lasst mich runter… argh!“

Wulfhelm hatte den Kragen fester gepackt und ihn einmal durchgeschüttelt. „Welcher Ritter? Gib mir den Namen, dann bin ich sogar bereit dich mit zum nächsten Peraine-Tempel zu schleppen.“ Gnädig ließ er den Verwundeten sich wieder setzen und ging vor ihm in die Hocke, um ihm eindringlich in die Augen sehen zu können. Gerion stand mit finsterer Miene und verschränkten Armen auf der anderen Seite.

„Rothbert! Ritter Rothbert von Hold… ARGH…“ Mit einem schmatzenden Geräusch grub sich ein Bolzen in die Brust des Gefangenen. Ein Schmerzensschrei, dann sackte er tödlich getroffen zur Seite. Wulfhelm wich eilig zurück und drehte sich zum Wald.

Gerion hatte bereits reagiert. Er rief Baldur an seine Seite und stürmte das Schwert voran ins Unterholz. Nach ein paar Minuten kehrten sie jedoch unverrichteter Dinge wieder zurück.

„Keine Chance ohne Spürhund. Das Unterholz ist einfach zu dicht.“ Wütend trat der Sturmfelser gegen das nächste Karrenrad. „Was machen wir jetzt?“

„Wir setzen den Weg wie besprochen bis Waldenrath fort. Wir haben einen Namen. Ritter Rothbert von Holdirgendwas. Jeswine wird sicherlich etwas damit anzufangen wissen. Außerdem liegt der nächste Peraine-Tempel auch dort, da können wir gleich Anselm zu einer Geweihten bringen.“

„Sehr gut.“ Der jüngere Ritter sah sich kurz um. „Baldur, hilf mir den Toten zu verladen. Vielleicht erkennt ihn jemand und kann uns noch mehr zu ihm sagen. Ansonsten freut sich die Büttel in Waldenrath sicherlich, dass sie noch einen zur Warnung aufhängen können.“

Kapitel 7

Nachdem die Dinge in Waldenrath geregelt waren und Ingmar mit Karren gen Greifenfurt aufgebrochen war, ritten Wulfhelm, Gerion und Jeswine über Camden zurück nach Randersburg. Zu ihrer Überraschung, aber auch Freude hörten sie, dass auch Ritter Rothbert seit dem Vorabend auf der Burg weilte. Nach einem kurzen Rapport beim Pfalzgrafen, entschied dieser seine Ritter und Hofgeweihten zur Klärung der Angelegenheit im Rittersaal zusammenzurufen.

Udilberth von Hardt hatte den Saal freiräumen lassen. Tische und Bänke waren an die Seitenwände geschoben. Am Kopfende des Saales, unter dem großen Wappenbanner Randersburgs, waren ein paar gepolsterte Lehnstühle aufgestellt, auf denen der Pfalzgraf selbst nebst Gattin zu seiner Linken Platz nahm. Zu seiner Rechten saßen dagegen die Geweihten des Herrn Praios, Audora von Ystar, und der Herrin Rondra, Albin von Radewitz. Ganz außen hatte man an einem kleinen Tisch samt Schemel aufgestellt, an welchem der pfalzgräfliche Sekretär Aldemar von Radewitz als Schreiber fungierte. Die Ritter des Hofes hatten sich indes auf den Bänken zu beiden Seiten zusammengefunden.

„Meine Herrschaften, Ihr fragt Euch sicherlich, warum ich Euch zusammenrufen ließ“, eröffnete Udilbert die Versammlung ohne große Einleitung. „Es ist keine Kleinigkeit wie Ihr Euch sicherlich denken könnt. Um es kurz zu machen, es gilt Gericht zu halten über einen der Anwesenden.“

Ein Raunen ging durch den Saal. Ein jeder blickte seinen Nebenmann an, doch waren die meisten Blicke recht ratlos.

„Ritter Keilholtz!“, beendete Udilberts donnernde Stimme das eingesetzte Getuschel. „Tretet vor Uns und tragt Eure Klage vor.“

Wulfhelm erhob sich und das Getuschel der Höflinge setzte wieder ein. Außer ein paar Hausrittern war er niemandem bekannt und nur Gerion und Jeswine wussten was nun kommen sollte.

„Ihro Gnaden“, verneigte er sich zuerst vor der Geweihtenschaft, „euer Hochwohlgeboren von Hardt. Ich bin Wulfhelm von Keilholtz, Ritter aus Kressenburg, und ich erhebe Anklage gegen den Ritter Rothbert von Holdbrucken! Ich beschuldige ihn der Anstiftung und Unterstützung von Wegelagerei in den Randersburger Landen!“

„Das ist unerhört! Wie könnt Ihr es wagen?“ Ein stark ergrauter Mittfünfziger erhob sich sichtlich erzürnt von der gegenüberstehenden Bank. Sein Wappenrock zeigte zwei weiße Schwanenköpfe auf blauem Grund die einen goldenen Reif zwischen sich in den Schnäbeln hielten. „Wie kommt Ihr dazu mir dergleichen zu unterstellen? Was gibt Euch das Recht dazu? Ich kenne Euch überhaupt nicht!“

„Und ich kannte Euch bis zu diesem Zeitpunkt nicht.“, erwiderte der Greifenfurter ruhig. „Aber ich bin Euren Spießgesellen begegnet, als sie den Handelszug überfielen, für dessen Sicherheit ich meinem Dienstherrn, dem Baron von Kressenburg, verpflichtet war. Zumindest einer dieser Strolche stammte aus Eurem Lehen, dem Dorf Blaustein. Er nannte mir sterbend Euren Namen als Kopf hinter diesem Raubgesindel, welches, wie ich hier erfuhr, wohl schon seit einigen Götterläufen die Wege firunwärts der Stadt Hornbach unsicher macht.“

„Es ist unerhört!“, schimpfte der ältere Ritter weiter und wandte sich nun an den Pfalzgrafen. „Euer Hochwohlgeboren, ich verbitte mir derlei infame Unterstellungen von einem Dahergereisten! Zumal er seine Anschuldigungen auf Grundlage der angeblichen Aussage eines toten Gemeinen erhebt.“

„Wenn Ihr meinem Ehrenwort allein nicht glauben wollt, so rufe ich Ritter Gerion von Sturmfels auf.“ Wie auf Kommando erhob sich der Genannte und trat einen Schritt vor. „Er hat mich begleitet und kann die letzten Worte des Banditen ebenso bezeugen.“

„Es ist mir gleich, was dieser Lump Euch gesagt hat! Wenn er meinen Namen in diesem Zusammenhang erwähnte, war das eine Lüge, um mir zu schaden!“ Wieder ging ein Blick fast flehentlich zum Pfalzgrafen. „So weit kommt es wohl noch, dass ich meinen guten Namen durch jenen hier“, deutete er wild mit dem Zeigefinger auf Wulfhelm, „in den Dreck ziehen lassen muss.“

„Genug.“ Die Stimme der jungen Praiosgeweihten war nicht laut, doch genügte es vollkommen, um den Saal sofort zum Schweigen zu bringen. Audora erhob sich würdevoll und sah erst Rothbert und dann die Greifenfurter für einen langen Augenblick an. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz, Ritter Gerion von Sturmfels, seid Ihr bereit vor dem Götterfürsten einen Eid abzulegen, dass Eure Worte der Wahrheit entsprechen?“

Die Angesprochenen senkten ehrerbietig ihr Köpfe. Ohne sich zuvor anzusehen, antworteten sie fast zeitgleich. „Das sind wir Euer Gnaden.“

„Ritter Rothbert von Holdbrucken“, fuhr die Geweihte fort, „seid Ihr bereit vor dem Götterfürsten einen Eid abzulegen, dass die gegen Euch erhobenen Anschuldigungen unwahr sind?“

„Euer Gnaden, ich erkenne wirklich nicht, warum das notwendig sein sollte. Meine Ehre als Ritter sollte hier nicht in Frage gestellt werden und…“

„Seid Ihr bereit Eure Unschuld zu beschwören?“ Audoras Stimme war eine ganze Spur schärfer geworden und schnitt dem Ritter förmlich das Wort ab.

„Euer Hochwohlgeboren“, wandte sich Rothbert flehentlich an den Pfalzgrafen, „das muss doch nicht sein. Ich habe Euch immer treu gedient…“

„GENUG!“ Diesmal hallte die Stimme der Praiosgeweihten wie Donnerhall durch den Rittersaal. Ohne Eile, fast lauernd konnte man es nennen, ging sie auf den Blausteiner Ritter zu und blieb etwa einen Schritt vor ihm stehen. „Ich frage euch nun zum dritten und letzten Mal. Seid Ihr bereit Eure Unschuld im Namen des Götterfürsten zu bezeugen?“ Ihr Tonfall sprach von einer Autorität, die kein derischer Truppenführer und keine Landesherrin jemals erreichen würden.

Rothbert stand wie erstarrt vor der halb so alten und etwa einen halben Kopf kleineren Audora. Ihr Blick bohrte sich wie güldene Pfeile in seine Augen und ließ nicht zu, dass er sich von ihr abwandte. Seine Lippen begannen unkontrolliert zu beben. Er öffnete den Mund, um zu sprechen, doch statt einer Antwort sank er schluchzend vor ihr auf die Knie.

Kapitel 8

„Wie gut, dass Rothbert am Ende doch noch mit der Sprache rausgerückt ist, wo das Lager dieser Strauchdiebe finden zu finden ist.“ Jeswine drückte die niedrigen Äste des Unterholzes zur Seite, damit Wulfhelm und der Rest des Trupps hinter ihm ihr folgen konnten. „In diesem Gestrüpp hätten wir sie über Monde nicht gefunden. Bis dahin hätten sie längst Wind davon bekommen, dass sie aufgeflogen sind und sich über die Raller davon gemacht.“

„Das könnte wohl damit zusammenhängen, dass der Hardt dem Holdbrucken nochmal klar gemacht hat, dass er so oder so zu Boron geht“, meinte der Greifenfurter lapidar, „und ihm die Wahl gelassen hat zwischen dem ehrlosen Strick und dem gnädigen Richtschwert.“

„Ich glaube ja eher, dass es Ihro Gnadens Predigt von den ewigen Qualen in den Niederhöllen war, die ihn erwartet, wenn er vor dem Tode nicht angemessen Reue zeigt.“

„Sehr gut möglich.“ Der Keilholtzer hatte in seiner Zeit in der Wildermark zu viele menschliche Abgründe kennengelernt, um sich noch ernsthaft Gedanken über die möglichen Beweggründe von Verbrechern zu machen. „Mich beeindruckt übrigens Ritter Hagen. Sein Schwiegervater wurde der Wegelagerei und Hehlerei überführt und zum Tode verurteilt. Aber er war der Erste, der sich gemeldet hat, als es darum ging einen Trupp zusammenzustellen, der das Versteck ausräuchert.

„So wie ich ihn kennengelernt habe, ist er ein sehr ehrbarer Mann. Loyal und dem Pfalzgrafen treu ergeben. Dass der Holdbrucken seine Ehre wegen ein paar Spielschulden verkauft hat, hat den Hauptmann vermutlich mehr mitgenommen als jeden anderen auf der Randersburg.“

Das Geräusch einer sich lösenden Armbrustsehne ließ den erfahrenen Ritter instinktiv reagieren. Unvermittelt warf er sich auf Jeswine und rollte mit ihr ihn den nächsten Busch, während dort wo sich soeben noch der Kopf der Ritterin befunden hatte, ein Bolzen in den nächsten Baumstamm einschlug.

„Verzeih“, keuchte Wulfhelm, als er auf Jeswine zu liegen kam, sodass ihre Gesichter nur wenige Finger voneinander getrennt waren. „Ich hoffe du unterstellst mir jetzt keine Unsittlichkeit.“, fügte er in halb scherzhaftem Ton hinzu.

„Aufregend“, atmete sie schwer unter ihm, im Bewusstsein gerade haarscharf dem Tod entronnen zu sein. Dann verklärte sich ihr Blick etwas, als sie Wulfhelm tief in die Augen sah. „Und wahrlich nicht so unangenehm, dass du dich dafür entschuldigen müsstest.“

„Uh, nehmt euch ein Zimmer, bitte.“ Gerion hatte im Eilschritt aufgeschlossen, um zu sehen, ob seinem alten Schwertvater und der Pfortensteinerin nichts geschehen war. „Kommt schon, dafür habt ihr später noch Zeit. Jetzt müssen wir schauen, dass uns diese Halunken nicht entwischen.“

Neben ihnen liefen gerade leicht geduckt Hauptmann Hagen, Ritterin Quelina und Ritter Aldemar vorbei.

„Hardt, Ihr nach links, Plitzenberg, die rechte Flanke! Greifenfurt, nachrücken!“ Der Rallerauer war offenkundig in seinem Element und stürmte grimmig voran.

„Dann wollen wir mal.“ Gerion zog erst Wulfhelm auf die Beine und sammelte dann die beim Sturz verlorenen Schwerter der beiden auf.

Der Keilholtzer nahm indes die Ritterin an beiden Händen und hob sie mit Leichtigkeit hoch. Als Jeswine vom Sturmfelser ihr Schwert gereicht bekam, trat sie ganz nah an Wulfhelm heran, der zwischen ihnen stand, und griff um ihn herum. „Ich danke dir“, sagte sie leise, als ihr Lippen auf Höhe seines Ohrs waren. Es hätte für jeden der beiden Ritter gedacht sein können. Sie nahm ihr Schwert von Gerion entgegen, löste sich vom sprachlosen Wulfhelm und eilte den anderen Randersburger Rittern hinterher.

„Komm, alter Mann, oder bist du versteinert?“, holte der Sturmfelser seinen Schwertvater aus den Gedanken. „Es wäre doch eine Schande, wenn wir den Reichsforstern den ganzen Spaß allein überlassen.“

„Quatsche nicht und geh vor“, grummelte Wulfhelm mürrisch und nahm sein Schwert. „Los! Vermutlich werden wir wieder irgendeinen von ihnen retten müssen.“

Trenner Garetien.svg

Der Kampf im Versteck der Diebe war kurz gewesen. Die von Hauptmann Rallerau befohlene Zangenbewegung hatte dafür gesorgt, dass keiner der übrigen fünf Räuber entkommen konnte. Gegen Hagen, Quelina und Aldemar hatten sie sich noch erfolgreich zur Wehr gesetzt, zumal sie nicht mehr hatten überrascht werden können, doch als dann noch Jeswine, Wulfhelm und Gerion in den Kampf eingegriffen hatten, waren die Verbrecher schnell überwältigt worden. Zwei wurden niedergemacht, drei lebend nach Randersburg gebracht, wo sie vom Pfalzgrafen nach kurzem Prozess zum Tod durch den Strang verurteilt wurden. Rothbert von Holdbrucken blieb wie ihm versprochen wurde das Spektakel auf dem Marktplatz erspart. Sein Richtplatz befand sich im Großen Hof der Randersburg, vor den Stufen des Rondra-Tempels. Nachdem Kopf und Rumpf des Ritters fortgeschafft worden waren, bat Udilbert von Hardt den Keilholtzer noch einmal in seine Schreibstube.

„Ritter Keilholtz“, fing der Pfalzgraf wie es seine Art war ohne große Umschweife an, sobald die Tür hinter ihnen verschlossen war. „ich möchte mich noch einmal persönlich dafür bedanken, dass Ihr Euch in dieser Angelegenheit so sehr bemüht habt. Ihr habt mir und damit dem Reich und der Kaiserin einen großen Dienst erwiesen. Aus diesem Grund möchte ich euch nun eine Frage stellen. Steht Ihr im Lehensverhältnis zu Eurem Herrn oder sonst irgendwem, oder seid Ihr ein einfacher Dienstritter?“

„Weder noch, Euer Hochwohlgeboren.“ Wulfhelm beeilte ob Udilberts fragenden Blick diesen Umstand aufzuklären. „Tatsächlich ist mein Dienstherr, der Baron zu Kressenburg, mein eigener Neffe, der Sohn meines ältesten Bruders. Als ich vor einiger Zeit, nach vielen Götterläufen des Dienstes für die Krone, mit nichts als meinem Pferd, meiner Rüstung und meinem Schwert aus der Wildermark heimkehrte, nahm er mich in seine Dienste, damit ich ein Auskommen und einen Sinn auf Dere habe und nicht etwa zum Heckenritter verkomme. Ich besitze seitdem nicht sehr viel mehr als zuvor, doch muss ich mir zumindest um die nächste Mahlzeit oder die Reparatur meiner Rüstung keine Sorgen mehr machen.“

„Ich verstehe.“ Der Hardt nickte wie zu sich selbst. „Das erleichtert mein Anliegen ungemein. Wie Euch nicht entgangen sein dürfte, stehe ich gerade vor der Aufgabe ein vakantes Lehen neu vergeben zu müssen. Ritter Holdbrucken hatte natürlich Kinder. Seine älteste Tochter lebt hier auf der Randersburg und ist die Gemahlin meines Gardehauptmanns, was Ihr vielleicht schon wisst. Doch ist mein Vertrauen in die Familie Holdbrucken gerade nicht das Beste, wie Ihr Euch sicherlich ebenfalls vorstellen könnt. Da es sich bei der Herrschaft Blaufelden zudem rein rechtlich um kein erbliches Lehen handelt, steht es mir frei jemanden Geeignetes für diese Position zu finden. Um es kurz zu machen, mir hat Euer Verhalten, Eure Tatkraft und Gewitztheit sehr imponiert. Ich erkenne in Euch einen erfahrenen, zupackenden Kämpen und da keine anderen Verpflichtungen Euch binden, biete ich Euch an, die Herrschaft Blaufelden zu übernehmen und damit mein Lehnsmann zu werden. De jure gehört die Herrschaft natürlich zum Junkertum Trullensee. Aber ich denke der Junker wird sich meiner ausdrücklichen Bitte, Euch für diese Position auszuwählen, nicht verwehren.“

Wulfhelm schwieg vor Überraschung, während der Pfalzgraf ihn erwartungsvoll ansah. „Puh, da habt Ihr mich mit heruntergelassenen Hosen erwischt, wie man so schön sagt“, brach es mit einem Grinsen aus ihm heraus, als er die Sprache wiederfand. „Da sage ich doch einfach mal ja, bevor Ihr es Euch anders überlegt. Mein Neffe wird den Verlust eines Dienstritter verschmerzen können. Wahrscheinlich ist er im Stillen eher froh darum mich von der Kostenliste zu streichen, auch wenn er das natürlich nie zugeben würde. Die Familie ist bei uns heilig.“ Der letzte Satz klang aus seinem Munde tatsächlich mehr wie eine heilige Formel als nach einem einfachen Sprichwort. „Wann kann ich meinen Lehnseid leisten?“

„Wenn Ihr das wünscht, sofort.“ Udilbert warf einen Blick auf den fast leeren Burghof. Nur ein paar Mägde waren noch damit beschäftigt mit Sand und Spänen die Blutlache vor dem Rondra-Tempel zu entfernen. „Ihro Gnaden Audora sollte inzwischen wieder in der Praios-Kapelle anzutreffen sein.“

Kapitel 9

Ehevertrag in der Taverne, Unruhige Zeiten Geschichte anpassen

Kapitel 10

Jeswines Schwangerschaft, Unruhige zeiten Geschichte anpassen

Die Vertrauten der Krone

Kein Ordensland in Greifenhorst

Phex 1046 BF, Greifenhorst

„Ardo, welch Freude dich wieder einmal in Greifenhorst begrüßen zu können.“

„Die Freude ist ganz meinerseits, Otwin. Es ist immer wieder schön, dein gastliches Heim zu betreten.“

„Zu viel der Ehre. Rustikal trifft es eher, und das weißt du ganz genau. Schließlich bist du oft genug im Garetischen, um das zu erkennen.“

„Ach weißt du, der ganze Prunk und die Annehmlichkeiten der garetischen Lustschlösser mag recht angenehm sein. Aber nur hier am Finsterkamm erkennen wir wirklich, wo unser von Praios gegebener Platz auf Dere ist und welche wichtige Aufgabe uns als Herren über das Land zufällt.“

„Wohl gesprochen. Komm doch herein und setzt dich erstmal. Das Bier steht schon bereit.“

„Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.“

„Was verschlägt dich also nach Greifenhorst, kaum dass der Schnee die Wege freigegeben hat?“

„Zweierlei. Zum Ersten möchte ich Dich und die Deinen für Anfang Praios nach Kressenburg einladen. Der Praios-Tempel ist nach zwölf Götterläufen Bauzeit endlich fertiggestellt und zur Tempelweihe seid ihr alle herzlich willkommen.“

„Diesem freudigen Anlass werden wir natürlich nicht fernbleiben. Karina und ich werden auf jeden Fall anreisen.“

„Wunderbar! Die restlichen Garafanisten werde ich dieser Tage auch noch aufsuchen und persönlich einladen. Immerhin ist der Tempel dem Heiligen Garafan gewidmet und soll die spirituelle Heimstätte der Ritterschaft Greifenfurts werden.“

„Ich kann es kaum erwarten ihn in seiner Vollendung zu sehen. Das letzte Mal als ich dich besuchte, war man gerade erst dabei die Kuppel zu schließen.“

„Ja, die Zeit vergeht manchmal wie im Flug. Doch lass mich zu meinem anderen Anliegen kommen. Wie du weißt, stehe ich seit seiner Gründung dem Orden von Korgond vor und bin zuletzt in dieser Position auch bestätigt worden.“

„Das ist mir bekannt, auch wenn ich selbst nicht Teil dieser Gemeinschaft bin. Ich war bisher mit dem Finsterkamm und den Schwarzpelzen genug beschäftigt, als dass ich mich mit dieser Groß-Garetischen Geschichte hätte befassen können.“

„Das verstehe ich nur zu gut. Trotzdem sind jene Mysterien, mit denen sich der Orden befasst nicht unwichtig, basiert auf ihnen doch das Verständnis für eine gute Herrschaft über das Land. Ich bin mir bewusst, dass gerade in Greifenfurt viele Edle der Idee Groß-Garetiens skeptisch gegenüberstehen, weil sie es als politische Idee verstehen. Auch ich habe kein Verlangen danach ein Vasall des neuen Großfürsten zu werden und das ist auch nicht der Kerngedanke Korgonds. Das Land vom Kamm bis zu den Zacken mag durch Sumu mythisch verbunden sein, doch werden wir sicherlich nicht an den von Praios gegebenen Grenzen und Gesetzen rütteln.“

„So weit, so gut, doch wie kann ich dir nun behilflich sein?“

„Auf dem letzten Kapiteltreffen des Ordens, wurde beschlossen nach einer Heimstatt für die Korgonder zu suchen. Ein spirituelles Zentrum wie der Praios-Tempel in Kressenburg es für die Garafanisten sein wird.“

„Und das suchst du ausgerechnet bei mir in Greifenhorst, am Rande der Zivilisation?“

„Entsinnst du dich, dass ich im letzten Herbst mit einer Gruppe Edler im Kamm an den Grenzen deiner Lande unterwegs war, um den Gerüchten um eine Drachensichtung nachzugehen? Dabei stießen wir auf ein abgelegenes Tal in den Bergen, unweit eines Hirtendorfes.“

„Ja, ich habe deinen Brief erhalten. Es waren ja letztlich nur ein Meckerdrache und eine entlaufene Bauerntochter, die die Leute dort zum Narren gehalten haben.“

„So ist es. Doch in dem Tal, wo wir sie aufspürten, gab es auch uralte Trollruinen. Zudem liegt es auf einer jener mystischen Kraftlinien, welche der Orden zu ergründen versucht. Wir wissen ja nicht viel über die Trolle und ihr untergegangenes Reich, aber sie scheinen ihre Städte ganz bewusst auf diesen Linien errichtet zu haben.“

„Tatsächlich sind mir diese Trollsteine nicht unbekannt gewesen. So wie du sagst, sind sie dort seit Menschengedenken und meine Bauern halten sich vernünftigerweise fern davon.“

„Nun, eben jene Ruinen und ihre Lage machen das Hochtal für den Orden von Korgond aber interessant. Sie bieten eben jene mythische Verbindung zum Land, welche wir zu ergründen suchen. Deswegen hat mich das Kapitel bei unserem letzten Treffen damit betraut in dieser Sache bei dir vorzusprechen. Könntest du dir vorstellen das Tal und die umliegenden Ländereien mit dem Hirtendorf dem Orden zu übergeben? Denn natürlich würde es auch einige Arbeitskräfte und Erträge brauchen, um den Ordensstützpunkt aufzubauen und zu unterhalten.“

„Leider muss ich deine Bitte abschlagen und ich denke du weißt warum. Für jene in eurem Orden welche aus Garetien und Perricum stammen mag das keine große Sache sein. Doch du kannst sicherlich einschätzen, welchen Verlust die vergleichsweise mageren Einnahmen eines so kleinen Hirtendorfes in meine Kassen reißen würde.“

„Dessen bin ich mir wohl bewusst und meine Hoffnung war gering eine andere Antwort zu erhalten. Ich verstehe und akzeptiere deine Absage, doch bitte verstehe, dass ich fragen musste.“

„Du hast gefragt, ich habe dir geantwortet. Damit soll es gut sein. Ich habe da aber auch noch eine Sache, bei der ich stattdessen dich um einen Gefallen bitten möchte.“

„Nur zu, ich helfe gern, wenn es in meiner Macht steht.“

„Oh, ich bin mir sicher, dass es das tut. Meine Schwiegertochter erwartet ihr erstes Kind. So TSA will wird es irgendwann nach dem Jahreswechsel das Licht Deres erblicken.“

„Alle guten Wünsche für Mutter und Kind sind dir gewiss. Was genau brauchst du von mir?“

„Gerion und vor allem Adaque haben den Wunsch geäußert, dass du die Patenschaft über das Kind übernehmen mögest. Offenbar habt ihr seit den Traviafeierlichkeiten einen guten Draht zueinander. Auch ich würde mich geehrt fühlen, wenn du dem zukünftigen Erben von Greifenhorst als Oheim, und wenn die Zeit reif ist als Schwertvater, anleiten würdest.“

„Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite Otwin. Mit Freuden akzeptiere ich diese Bitte und Aufgabe.“

„Wundervoll, sie werden glücklich sein das zu hören! Aber sieh, da kommen sie gerade. Du kannst es ihnen gerade selbst sagen.“

Auf dem Holzweg

Gebotene Eile

Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg

Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.

Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.

Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.

„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“

Keilholtzer Neuordnung

Geordnete Verhältnisse

Ich, Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 
 
 
 
1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater Wulfhelm von Keilholtz.

2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener Answin Shazar. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das Edlengut Greifenwehr bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.
10. Mein Bruder Firnward von Keilholtz erhält mein Schwert Orkentod.
11. Meine Knappin Mechthild von Kieselholm erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.

Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 
 
 
 
Gesiegelt und bezeugt

Badilak von Praiostann
Ardo von Keilholtz ä.H.

Praiomel von Kieselholm

DEUS VULT

Bauarbeiten

  • Bauholz: aus Kressenburg
  • Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
  • Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
  • Gold: aus Gareth?
  • Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
  • Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)

Gästeliste zur Einweihung

Geladene Gäste: