Geschichten:Aufbruch gen Dragenfels - Teil 4
Dragenfels, Schlund, Rahja 35 Hal, Ein Angriff auf den fast verlassenen Dragenfels
Während er sich mit einer Hand ausgiebig in den unteren Regionen kratzte,
schaute „der schöne Beppo“ Kornbinder gedankenverloren auf das
hochherrschaftliche Bett, in dem sich die Bäuerin Anga Südhang gerade auf
die andere Seite drehte.
Es hatte auch wirklich seine Vorteile, das Junker und Junkerin zerstritten von dannen gezogen waren. Er mit den Bekloppten an die Trollpforte und sie eingeschnappt wie sie war zu Ihren Eslamsgrunder Verwandten, die unter dem Strich doch alle verkappte Horasier waren. So lebten er und Anga als Rest der so genannten „Dragenfelser Garde“ wie von Adel in dem halb verbrannten Bergfried und genossen die letzten Vorräte der Festung. Hoffentlich würde der Winter 35 recht mild, sonst müsste er…
Die schwere Decke rutschte von Angas Körper und rahjagefällige Gelüste verdrängten die dunklen Gedanken. Lächelnd bewegte er sich auf seine Bettgefährtin zu, als ein lautes Bersten und eine Erschütterung ihm den frühen Morgen verdarben.
„Anga, wach auf, Ingerimm grollt!“, rief er und rannte zu Ihr. Sie alle hatten als Kinder Geschichten von dem großen Beben gehört, als der gute Ingramm noch kein Graf war. Schnell griff er sich Beinlinge, Hemd und Stiefel. „Los Anga, das ist kein gutes Zeichen, wir müssen hier weg!“. Aufgeschreckt aber noch immer viel zu weit in Ihrem Träumen warf sich Anga ebenfalls das Nötigste über. „Schneller“, drängte Beppo als er plötzlich von draußen ein anderes Geräusch hörte. Es klang wie ächzendes Holz, gefolgt von einem Pfeifen. Danach wieder das Bersten und eine Erschütterung. Diesmal rieselte Sand von der Decke. „Moment mal, das ist kein Beben…“ – „…das ist schweres Kriegsgerät!“, beendete Anga seinen Satz.
Gehetzt und aus Angst viel zu schnell atmend schaute Beppo zu Decke und wieder zu Anga. Diese dachte viel schneller: „Los lauf runter zum alten Tor und lass das Gatter runter. Mehr als den Bergfried werden wir beide eh nicht halten können. Ich laufe zum Turm und schaue, ob ich Darians Spielzeug zum schussbereit kriege!“ Als er immer noch nicht reagierte, gab sie ihm eine kräftige Ohrfeige. „Reiß Dich zusammen und bring nachher hoch, was Du an Waffen und Bolzen findest!“
Völlig außer Atem erreichte Beppo den kleinen Wachraum über dem alten Tor.
Seit er als kleiner Junge einmal mit seinem alten Herrn hier oben war, wollte er schon den Eisenbolzen herausschlagen, der das Fallgatter blockierte. „Bep, fass’ das nicht an, wenn sich dieser Bolzen löst, kann tagelang keiner mehr rein oder raus!“ klangen ihm die Worte des Alten in den Ohren. Die Vorfreude ließ ihn die Atemlosigkeit und die Schüsse aus vergessen. Er ergriff den schweren Bolzenhammer, den die Garde seit Ewigkeiten nur für diesen Moment gehegt und gepflegt hat und ließ ihn auf den Bolzen niedersausen.
Das Klingen von Metall auf Metall, dann ein lautes Klappern. Lächelnd lehnte er sich zurück und wartete auf das Schauspiel. Aber nichts weiter passierte. Panisch schaute er auf den fest gerosteten Bolzen, dann auf den abgebrochenen Hammerkopf am Boden, als eine neue Erschütterung ihn von den Beinen holte. Diesmal hatten Sie definitiv den Bergfried erwischt.
Anga schaute lächelnd in alle Richtungen. Einige wenige, leicht gerüstete schlichen sich durch Felder. Das mussten Fremde sein, die die Reichweite einer guten „Schlunder Seitkurbel“ nicht einschätzen konnten. Vorsichtig legte sie durch die Zinnen auf einen von ihnen an. Die Schützenübungen haben sich gelohnt, Hauptmann Darian würde stolz auf sie sein. Mit einem lauten Klacken löste sie die Sehne. Erschrocken schaute das Opfer in ihre Richtung. Genau die falsche Reaktion dachte sie lächelnd, als wenig später der Bolzen in seinem Hals einschlug.
Schnell hockte Sie ab und drehte sich um, um mit dem Rücken zur Mauer die „Schlunder Seitkurbel“ erneut zu spannen. Sie hoffte, die Fremden würden weiter so unvorsichtig sein und kurbelte leise pfeifend weiter, als Beppo schweißüberströmt die Luke öffnete.