Geschichten:Sturmesernte Teil 2

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Teil 2: Grafschaft Hartsteen, Reichsgau, Grafenpfalz Zwingzahn


Dunkelheit hatte sich über die Burg gelegt und die Wachen versahen zumeist schweigend ihren Dienst. Die letzten Tage waren ruhig gewesen und seitdem Bernhelm von Wetterfels mit dem kleinen nebachotischen Biest nach Hartsteen Stadt gereist war, hatten auch die Diener ihre Ruhe. Alles schien in bester Ordnung zu sein.

Dieser Schein trügte jedoch, denn eine Gruppe von schwarz gewandeten und maskierten Gestalten machte sich just in diesem Moment an der Außenmauer zu schaffen. Mehrere Wurfhaken hatten bereits ihren Weg bis hinauf auf die steinernen Zinnen gefunden und nun machten sich sechs Männer daran die Mauern zu erklimmen.

Das Gold des Barons von Haselhain hatte genügt, um einen der Wächter der Burg, dessen Spielschulden gut bekannt waren, dazu zu veranlassen an diesem Abend nicht so wachsam zu sein, wie man es von ihm erwartet hätte.

Flink wie Raubkatzen erkletterten die Nebachoten die Mauer und schwangen sich behände auf den Wehrgang. In einiger Entfernung hingen Öllampen, die die Umgebung spärlich erhellten, doch Phexens Nachtmantel verbarg die Eindringlinge noch immer gut.

„Diesär Verräter war sain Gäld offenbar wärt!“ flüsterte Ra’oul von Breniltal zu seinen Männern und gab ihnen ein kurzes Handzeichen. Eilig schlich man zum nächsten Turm und postierte sich an der Tür zum Wachraum. Der Beschreibung des gekauften Mannes zufolge sollten sich zu dieser Zeit nur zwei Krieger dort aufhalten.

Ra’oul nickte und riss die Tür schwungvoll auf. Einer seiner Gefährten sprang sogleich hinein und schleuderte das gezückte Wurfmesser.

Die beiden Wächter saßen auf niedrigen Schemeln an einem Tisch und tranken verwässerten Wein aus ihren Tonbechern. Der mit dem Gesicht zur Tür sitzende Mann riss die Augen entsetzt auf und formte die Lippen schon zum Schrei, als der Dolch ihn in den Oberarm traf. Er zuckte zusammen und verzog die Miene.

„Was soll denn…“ entfuhr es dem zweiten Wächter, als er von seinem Schemel aufsprang. Er wirbelte herum, die Hand schon am Griff seines Säbels, doch schon waren drei der schwarzgewandeten Nebachoten herangeeilt. Schläge und Tritte prasselten auf den Mann nieder, der keuchend in die Knie sank. Ein harter Schlag mit einer hölzernen Keule schickte ihn zu Boden und auch in Borons Arme.

Sein Kamerad war nun auch aufgestanden, doch da merkte er schon, dass etwas nicht stimmte. Seine Stimme versagte und er wankte wie ein Trunkenbold zurück. Die Kraft verließ seine Glieder und er sackte in sich zusammen. Das Schlafgift hatte ihn binnen weniger Herzschläge übermannt.

„Gut,“ sagte Ra’oul zufrieden. „Bindet sie und dann sähän wir zu, dass wir zum Palas kommän.“




(T. Baroli, M. Gundlach, S. Trautmann, A. Zdralek)


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