Geschichten:Die Höhle des Löwen - Statusbericht: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. September 2009, 18:04 Uhr
Dramatis Personae:
- Simiona di Silastide-Marvinko, selbsternannte Baronin von Leihenbutt
- Wolfgram von Eslamsbrück, Söldnerhauptmann in Simionas Diensten
- Alena, Dienstmagd
Burg Leihenbutt, 16. Phex 1031 BF: Erneut klopfte es an der Tür zu ihrem Privatgemach. Etwas verärgert legte Simiona ein Buch mit einem schwarzen Einband beiseite und erhob sich von ihrem Platz. „Isch `atte doch angewiesen, in den nächsten Stunden nischt me‘ r gestört zu werden. Was gibt es denn?
Vorsichtig öffnete sich die Türe und das Gesicht von Alena, einer ihrer Dienstmägde, schob sich herein. „Na los! Sag schon wes‘ alb Du misch jetzt stören musst. Isch `offe für disch, dass es wischtig ist.“
„Um Vergebung, Herrin!“ entschuldigte sich die Magd für ihr Eindringen. „Der Herr von Eslamsbrück ist zurückgekehrt. Er bringt wie er sagt wichtige Nachrichten.“
„So, tut er das? Sage ihm, isch erwarte ihn in ze`n Minuten im Rittersaal im Palais. Und lass uns Getränke bringen!“ Die Magd nickte artig und entfernte sich.
„Wolfgram ist also wieder hier. Soso. Isch bin gespannt, ob er sich für sein Versagen in Bärenau re’abilitieren konnte“, dachte sie sich und schritt zu ihrer Kommode um sich noch ein wenig frisch zu machen.
Mit wallendem Kleid und kunstvoll hochgesteckten Haaren betrat Simiona den Rittersaal. Ihr Söldnerhauptmann Wolfgram von Eslamsbrück und zwei weitere Leutnants warteten bereits. Simiona schritt ans Kopfende des großen Eichentisches und gebot ihnen Platz zu nehmen. Nachdem sie alle saßen und die Diener ihnen Getränke gebracht hatten, eröffnete die Comtessa mit hartem Tonfall das Gespräch. Da ihr nicht der Sinn nach dem Austausch von Höflichkeiten und Floskeln stand, kam sie gleich zur Sache. „Also, wie isch se’e seid Ihr zurückgeke‘rt. Welsche Neuischkeiten bringt ihr mir?
„Seid gegrüßt, Comtessa“, antwortete von Eslamsbrück. „In Bärenau hat sich die Lage stabilisiert. Nach dem Verlust von Drak, unserem östlichsten Stützpunkt, kam es zu keinen weiteren Kampfhandlungen mehr – von ein paar kleineren Scharmützeln mal abgesehen. Die Praiosburg ist nach wie vor in unserer Hand, ebenso die umliegenden Dörfer und Gehöfte. Die Eychgraser verhalten sich zur Zeit ruhig, von der Mersingerin haben wir schon seit einiger Zeit nichts mehr vernommen, scheinbar hat sie ihre Truppen komplett nach Puleth zurückgezogen.“
Er erwartete eine Reaktion Simionas, doch diese schwieg noch und blickte ihre Offiziere weiterhin an. „Die Golgariten haben sich in Drak verschanzt. Scheinbar wollen sie ein Ordenshaus daraus machen. Aber noch ist nichts verloren, Herrin. Mit genügend Truppen, die wir aus den Hinterlanden zusammenziehen, können wir das Schloss in einer gut geplanten Aktion wieder zurück…“
„NEIN, kommt nischt in Frage!“ Simiona unterbrach den Hauptmann barsch. „Isch dulde nischt, dass unsere Truppen noch weiter geschwäscht werden. In den letzten Monden konnten wir kaum die erlittenen Verluste ausgleischen. Diese verdammten Scharmützel kosten uns einfach zu viele Leute.“
„Da habt Ihr sicher recht Comtessa, aber dennoch wäre es…“
„Isch sagte nein, Hauptmann!“ Sie funkelte ihn böse an. „Außerdem, wie mir meine Spä’er berischten tut sisch in letzter Zeit wieder was in Uslenried. Würde misch nischt wundern, wenn uns Nimmgalfs arroganter Freund von Streitzig Ärger machen will. Isch überlege schon, wie isch sischer stellen kann, dass uns von dieser Seite aus keine Gefa‘r dro’t, bin aber momentan noch unentschlossen. Vor ein paar Monden jedenfalls ist sein `auptman Luringer leider tödlisch verunglückt.“ Bei diesen Worten lächelte sie vielsagend. „Bedauerlisch. Wird für ihn sischer nischt leicht werden für adäquaten Ersatz zu sorgen. Und selbst wenn wird ihn das `offentlisch noch eine Weile beschäftigen.“
„Ich werde die Grenzpatrouillen und Späheraktivitäten an den Südgrenzen verdoppeln lassen.“
Simiona überlegte kurz. „Nun gut, kann sischer nischt schaden. Gibt es sonst noch was Berischtenswertes?“
„Gestern sind zwei Frauen nach Leihenbutt gekommen. Sie haben sich als Gesandte von Orden des Heiligen Zorns ausgegeben und wünschen eine Audienz beim örtlichen Baron. Wollt Ihr sie empfangen, Herrin?“
„Zornesritter? `ier In Lei’enbutt? Das ist verdäschtig. `aben Sie gesagt, ob sie was Bestimmtes wollen? Irgendwelsche weiteren Informationen?“
„Bedauerlicherweise haben sie nur ihre Namen und ihre Ordenzugehörigkeit genannt, und ganz offiziell um Audienz ersucht. Ihnen wurden erst einmal angemessene Quartiere im „Roten Hirschen“ zugewiesen. Wenn Ihr wünscht, lasse ich nach ihrem konkreteren Begehr fragen, bevor wir sie auf die Burg lassen.“
„Nein – das will isch nischt. Das würde sie nur unnötig Verdacht schöpfen lassen. Lasst den Gesandten ausrischten, dass isch sie `eute abend empfangen werde.“ Sie erhob sich. „Meine `erren, das wäre dann alles. Ihr könnt Eusch jetzt entfernen.“ Die drei Söldner tranken aus, erhoben sich, grüßten knapp und verließen den Rittersaal.
Anschließend ließ sie nach ihrer Dienstmagd schicken. „Alena, `öre mir zu: Lass Bart`olomäus wissen, dass wir `eute abend möglischerweise unangene`men Besuch bekommen. Er soll alles vorbereiten und sisch bereit `alten – nur für den Notfall.“ Die Magd nickte und entfernte sich, wobei es ihr deutlich anzumerken war wie wenig ihr es behagte den unheimlichen Schwarzmagier aufsuchen zu müssen.
Simiona blieb noch eine Weile und grübelte vor sich hin. Was wollten die Zornesritter hier? Hatte die Rondrakirche vielleicht inzwischen Verdacht geschöpft? Bislang waren die Kirchen mit der eigentlichen Wildermark zu beschäftigt, um ernsthaft Untersuchungen in Leihenbutt anzustellen, doch möglicherweise hatte sich das jetzt geändert. Sie wusste, dass sie höchst wachsam sein musste, um keine unschönen Szenen zu ermöglichen. Jedenfalls galt es noch einiges vorzubereiten.