Geschichten:Der Stachel des Mantikors - Neun Leben: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Wunden hatten aufgehört zu Bluten, so dass er es wohl überleben
Die
würde. Wieder einmal hatte sein Herr ihn nicht zu sich gerufen. Schon
dreimal war er davor dem Tode näher gewesen als dem Leben, und doch
wandelte er immer noch auf Deren. Der blutige Schnitter schien seine
Hand über ich zu halten, als ob er damit noch etwas bezwecken würde. Er
war nahezu bewußtlos, konnte sich weder sprechen noch sehen, geschweige
denn, dass er zu irgendeiner Regung in der Lage gewesen wäre. Dennoch
bekam er alles mit, was um ihn herum gesprochen wurde und geschah.
 
“Verfluchter Mist”, schimpfte Cern, während er den reglosen Körper aus
der hohen Halle von Burg Greifenklaue zerrte, in der seine Schwester
Sinya Phexiane dem Korgeweihten ihr Rapier durch die Brust gestoßen
hatte. Sein Schwager, Baron Wulf, lag nunmehr in seinem eigenen Blut
auf dem Boden der Halle. Einen Diener, der erschrocken den Gang entlang
gekommen war, um den zuvor gewünschten Wein zu bringen, hatte er
umgehend nach einem Medicus geschickt, der Wulf wohl besser helfen
konnte, wenn ihm überhaupt noch zu helfen war. Und er wußte auch, dass
es besser war, Sinya in diesem Augenblick allein zu lassen. Es lag nun
an ihm, dass – auch im schlimmsten aller Fälle – die Ordnung auf der
Burg wieder hergestellt wurde und erhalten blieb. Was mit diesem
Blutpfaffen passierte, war ihm herzlich egal; seinetwegen konnte er
ruhig zu Boron fahren, doch Cern wollte sich nicht die Hände schmutzig
machen.
 
Überrascht stellte er fest, dass die Blutströme versiegt waren und der
Lebenssaft noch immer durch die Adern des Geweihten floß. Konnte jemand
einen solchen Stich überleben? Dennoch, tot oder lebendig, der Fremde
mußte aus der Burg, und zwar sofort. Selbst im Kerker wollte er ihn
hier nicht haben. Doch wohin mit ihm?
 
Plötzlich kam ihm eine Idee: Das Ordenshaus! Seit der OZR es abgelehnt
hatte, die eigens dafür errichteten Gebäude zu beziehen, stand das Haus
leer, und daran schien sich auch in nächster Zeit nichts zu ändern. Oh,
wie er Mühlingen verfluchte! Dieser verdammte Aufstand hatte dem reich
letzten Endes nichts als Ärger eingebracht, und auf Uslenried schien es
das Schicksal seither ganz besonders abgesehen zu haben. Dennoch, das
Jammern und Wehklagen nutzte nichts, es hieß handeln. Offenbar hatten
sich die Ereignisse schon in der Burg herumgesprochen, den schon
stürmte eine knappe Handvoll Soldaten die Treppe hinauf, die Schwerter
in den Händen. Als sie jedoch ihren Hauptmann im Gang stehen sahen,
hielten Sie inne und blickten ihn fragend an.
 
“Der Baron...”, fragte einer zögernd, “ist er... tot?”
 
“Ich weiß es nicht”, antwortete der Hauptmann, “und im Augenblick
spielt es auch keine Rolle. Wir müssen diesen hier aus der Burg
schaffen, das allein zählt im Augenblick.” Er zeigte auf den leblosen
Körper.
 
“Er bringt Unglück”, murmelte einer der Soldaten und schlug das Zeichen
des Fuchses.
 
“Das ist wohl war, deshalb muß er verschwinden. Doch er will ein
Geweihter sein, also müssen wir ihn auch wie einen solchen behandeln.
Bringt ihn ins Ordenshaus”, befahl er seinen Untergebenen. “Jarek, lauf
zu Datierlich und hol‘ den Schlüssel. Ihr anderen besorgt ein Brett,
eine Bahre oder was auch immer und schafft ihn dort hinunter. Legt ihn
in das kleinste Zimmer und verriegelt die Läden, auch von außen. Mehr
denn eine Decke wird er nicht brauchen. Seine Habe lagert ihr in einem
anderen Raum, und untersucht ihn nach versteckten Waffen. Zwei Mann
Bewachung vor der Tür, zwei weitere im Haus, rund um die Uhr. Einen
Krug Wasser, ein halbes Brot am Tag, vielleicht auch etwas Käse oder
einen Apfel, mehr nicht. Er gilt als Gefangener. Verstanden?”
 
“Zu Befehl, Hauptmann!” klang es aus vier Kehlen.
 
“Und vergeßt nicht sein Pferd!” rief er ihnen über die Schulter noch
zu, als er die Tür öffnete und auf die Treppe hinaustrat. Es gab da
noch etwas, was er klären mußte...


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Version vom 1. Juli 2009, 16:40 Uhr