Geschichten:Eine unerwartete Rückkehr: Unterschied zwischen den Versionen

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Rahjadan (D | B)
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Version vom 3. September 2025, 18:21 Uhr

Irgendwo im Raschtulswall, irgendwann zwischen 1044 und 1047 BF. Doch wer weiss das schon genau...

Eine Paktiererin reist nach Mhagramak…

Die Paktiererin war tot, die Opfer hatten sich gelohnt. Mein Schwert durchstiess ihren Körper bis zum Heft, wie ein heisses Messer durch Butter glitt. Möge sie ewig in Mhagramak bei ihrem zwölfmal verfluchten Herrn, dem Schänder der Elemente, schmoren und ihre Seele auf alle Ewigkeit gemartert werden. Diese Gefahr war gebannt, endlich.

Nicht immer läuft alles rund…

Die namenlosen Tage erschienen ihr wohl die beste Zeit, um unbeachtet vor den Augen der Götter ihre verdorbenen Experimente mit niederhöllischer Saat an diesem abgelegenen Ort fortzuführen. Doch dazu verbrauchte sie fast ihre gesamte Macht. Gab es nicht einen besseren Zeitpunkt als diesen, sie endgültig von Dere zu tilgen? Der lang ausgeheckte Plan verlief planmässig, oder fast.

Niederhöllisches Gefängnis…

Mit ihrem letzten Atemzug sprach sie im Namen ihres zwölfmal verfluchten Herrn eine pervertierte Liturgie, die mich augenblicklich zu Stein werden liess. Immerhin konnte ich zusehen, wie ihr Körper allmählich von allerlei Getier aufgefressen wurde, bis nichts mehr von ihr übrig blieb. Das gab mir zumindest zu Beginn Befriedigung – und etwas Abwechslung im nun monotonen Alltag.

Ein Unentschieden…

Zuerst war ein prachtvoller Rabe da. Er hackte ihr die Augen aus, schmauste an ihren weichen Lippen und Wangen und Nase. Ihr danach grotesk entstelltes Gesicht mit den leeren Augenhöhlen und entblössten braunen Zähne schien mich anzulachen – oder auszulachen? So, als ob sie mir sagen wollte: «Ist nur eine Fleischwunde, kleiner Löwe, einigen wir uns auf unentschieden?» Sie hatte ja recht.

Die Tafel ist gedeckt…

Ihr verwesender Körper zog alsbald einen alten Höhlenbären an. Mit seinen kräftigen Tatzen riss er ihren Unterleib auf, liess sich ihre Eingeweide schmecken und suhlte sich in ihrem Blut, erfreut, einen reichlich gedeckten Tisch vorgefunden zu haben. In sicherer Nähe wartete ein strahlender Rotfuchs, bis er an der Reihe war. Er wollte nicht auch auf dem Speiseplan des Bären stehen. Aber es war ja noch genügend da. Knurrte etwa mein Magen?

Schneckenschmaus die erste…

So ging es einige Tage, bis vom Kadaver fast nichts mehr übriggeblieben war. Die restlichen Überbleibsel an Haut, Sehnen und Fleisch vertilgten Aas fressende Schnecken. Es mussten inzwischen Dutzende sein, die auch noch was vor der Paktiererin abhaben wollten. Sie polierten die Knochen und reinigten den umliegenden Boden. Sie waren sehr penibel in ihrer Arbeit, nichts durfte übrigbleiben, alles musste seine Ordnung haben – eben richtige Schlunder Schnecken.

Einsamkeit…

Nun wurde es einsam, sehr einsam im Raschtulswall. Der Höhlenbär kam ab und an vorbei, um sich an mir zu reiben und seine Duftmarken zu hinterlassen. Der Rotfuchs schiss mir gut sichtbar für alle anderen seiner Spezies regelmässig auf die Füsse. Immerhin hockte der Rabe täglich für eine kurze Zeit auf dem versteinerten Heft meines Schwertes und pickte sich immer wieder mal eine der vielen Schnecken, die den Schädel der Paktiererin zu ihrer Heimstätte gemacht hatten. Er blieb jedoch nach dem Mahl oft sitzen. Ich hatte das Gefühl, dass unsere Seelen verbunden waren. Oder hatte ich einfach Sehnsucht nach einem Lebewesen, das sich für mich noch interessierte?

Gebete ohne Gehör…

Tag, Nacht, Tag, Nacht. Schon bald hatte ich aufgehört zu zählen. Auf meinem versteinerten Schwert spriessten Moos und Flechten. Wie es mit meinem übrigen Körper bestellt war, konnte ich nur ahnen. Nur die Jahreszeiten gaben mir noch Anhalt, wie lange mein Martyrium schon dauerte. Ich wünschte mir jeden Tag, betete zu Praios und Boron, endlich im Tod Erlösung zu finden. Doch ich wartete vergeblich.

Ziemlich beste Freunde…

Noiona von Selem wurde mir im Laufe der Zeit zur besten Freundin. Mit ihr konnte ich Stundengläser lang über meinen Gemütszustand sinnieren. Ich fragte sie, ob sie bei Golgari nicht mal ein gutes Wort für mich einlegen könnte, damit mich dieser übers Nirgendmeer forttragen würde. Sie sagte, sie hätte bloss einen guten Draht zu Bishdariel. Und ich hätte sie dies schon gestern gefragt, wie jeden Tag davor auch. Wurde ich etwa verrückt? Sie war mir schlussendlich zwar keine grosse Hilfe, aber immerhin war sie für mich da, so wie der Höhlenbär, der Rotfuchs, der Rabe und irgendwie auch die Schnecken.

Später, sehr viel später…

Da war er wieder, der Stinker. Ich war mir sicher, dass ich mich dieses Mal gut versteckt hatte. Doch Waldemar kam schnurstracks auf mich zu. «Euer Hoheit, reibt Euch doch an diesem Baum dort, wo bleibt Euer höfisches Gehabe.» rief ich ihm zu. Aber es kümmerte ihn nicht im Geringsten, und ich musste auf baldigen Regen hoffen, den herzoglichen Duft wieder loszuwerden. Der penetrante Gestank rief umgehend Kaiser Hal auf den Plan. Ihre Allergöttlichste Magnifizenz musste auch seinen Scheiss dazu geben: Zielsicher auf meine Füsse, wie immer. Ich versuchte ihn zu treten, aber irgendwie erwischte ich ihn nie. Der Wille der Götter?

Schneckenschmaus die zweite …

Immerhin sorgte Barnhelm für grosses Spektakel. Er hockte wie jeden Tag auf dem Heft und wartete, bis Horbald, der Schneck, seine Fühler aus dem Schädel streckte. Dann ging das «Rabe und Schnecke-Spiel» los. «Ihr schafft das, Euer Kaiserliche Hoheit, ich habe 10 Dukaten auf Euch gesetzt.» Zielsicher spiesste Barnhelm mit seinem spitzen Schnabel den Schneck auf und würgte ihn in einem hinunter. Ich musste inzwischen ein reicher Mann sein, denn Barnhelm gewann immer gegen Horbald.

Dieser Geruch…

Waldemar hatte es wieder einmal gut gemeint. Sein Geruch an mir reizte meine Nase so sehr, dass ich meinte, niessen zu müssen. Ein leises Knacken liess Blut in meinem dumpfen Schädel schiessen. Ich konnte plötzlich einzelne Finger bewegen, mit meinen Füssen leicht auf und ab wippen. Das Knacken wurde mehr und lauter, der Stein zerbarst vollends. Die Beine sackten unter mir weg, und ich fiel kopfüber ins weiche Moos. Zwei erschreckte Fühler sahen mich an. «Horbald, seid ihr das?»

Verdammt lange Jahre…

Ich fürchtete, die lange Starre hätte meinen Körper schlaff und ungelenk gemacht. Doch ich spürte, wie die Kraft zurückkehrte und sich der Schleier vor meinem geistigen Auge lichtete, als ob ich erst vor wenigen Stunden hier gestanden hätte. Ich zählte die vergangenen Jahreszeiten und rechnete aus, dass ich fast drei Götterläufe die Waldlichtung als Statue und Markstein geschmückt hatte.

Unerwartete Gäste…

Ich dankte den Göttern auf meinen Knien, allen voran Ingerimm, der sich meiner erbarmte und mich aus diesem niederhöllischen Gefängnis befreite. Ich erhob mich und bemerkte, dass ich auf der Lichtung nicht allein war. Eine kleine Gruppe von Greifen hatte sich um mich geschart, und sie beäugten mich.

Weg nach Hause…

Sie mussten vom Greifensitz im nördlichen Raschtulswall hergeflogen sein, zumindest legte dies eine Schlunder Legende nahe. Der grösste von ihnen, wohl ihr Anführer, schritt majestätisch auf mich zu. «100 Schritt Richtung Praios findest du einen Bach. Schreite diesem talwärts entlang und du findest zurück, woher du kamst, Menschlein. Erweise dich dieses Mal als würdig! Nicht jedem wird eine zweite Chance gewährt.» verkündete seine donnernde Stimme.

Endlich frei…