Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 2. Boronstunde: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. März 2011, 14:26 Uhr
Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF
Die Ratsleute zerredeten sich nun schon geraume Zeit die Köpfe. Während sich Geron Winterkalt, der Gerichtsherr, und Edala Loridan, die Matrikelherrin, gerade erneut gegenseitig ihre unterschiedlichen Standpunkte darlegten – stets unterbrochen vom anderen, wirkte Melcher Krambusch in sich gekehrt. In ihm war es am Arbeiten. Der Stadtvogt hatte ihn genau wegen diesen Ereignissen, deren Zeuge sie gerade alle geworden waren, am heutigen Tag zu sich gebeten. Daran gab es für ihn keinen Zweifel. Melcher mochte Tanira von Natzungen. Sie hatte sich um die Stadt verdient gemacht. Und ihr Mann war ebenfalls jemand, auf den man sich verlassen konnte. Seine Brandwehr hatte ihm berichtet, dass der Baron sogar kurz vorbei geschaut habe. Melcher erhob sich. „Ihr entschuldigt mich? Ich habe noch etwas zu tun!“ Mit einem Nicken verabschiedeten ihn die restlichen Ratsleute, nur um dann erneut ihre hitzige Debatte aufzunehmen.
„Hilf mir mit der Rüstung!“ befahl Ludegar der Zofe. Er hatte entschlossen, die Rüstung des Barons anzulegen. Das war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit das Ding schnell nach draußen zu befördern, leider aber auch die lauteste, aber darüber würde er sich nachher Gedanken machen. Alinde bemühte sich, ihm hilfreich zur Hand zu gehen.
Nur kriechend schaffte es Elgor sich in eine Gasse zu ziehen. Er lehnte sich an die Wand und beinahe wäre ihm erneut schwarz vor Augen geworden. Er sah das Blut, dass er verloren hatte und wusste, dass er schnellstmöglich versorgt werden musste. Mit Mühe erhob er sich und torkelte die Gasse entlang. Er musste hier weg!
„Also los!“ befahl Hauptmann Jost seinen Männern. „Stordan, Du sagst, wo es langgeht!“ „Zu Befehl!“ Der angesprochene Soldat ging los, als sich der Stadtvogt an den Hauptmann wandte. „Ihr wisst, dass ich Ratten nicht leiden kann? Wenn diese Ratte also seinen Nutzen unter Beweis gestellt hat, beseitigt Ihr das Ungeziefer!“ flüsterte er seinem Hauptmann leise zu.
Eine zierliche Person saß auf einem Stuhl ihm gegenüber. Sein Kopf dröhnte von dem Niederschlag. Er saß ebenfalls auf einem Stuhl und man hatte seine Hände auf dem Rücken gefesselt. Müde erhob er seinen Kopf und schaute die junge Frau nun an. „Schickt der Stadtvogt jetzt nur noch seine Hauptleute?“ „Ich bin keine Hauptfrau!“ sprach sein Gegenüber energisch. „Ich bin Aldare von Natzungen!“ Hadrumir schüttelte den Kopf. „Und ich bin Kaiser Hal!“ Die Frau lachte auf. „Wenn Ihr glaubt, mit Scherzen hier zu punkten, muss ich Euch enttäuschen. Der Stadtvogt hat mich über Eure Machenschaften und die meiner Kusine informiert.“ „Hat er Euch auch darüber informiert, dass Ihr tot seid?“ fragte Hadrumir zurück. „Ich fühle mich recht lebendig! Macht Euch darüber keine Sorgen!“
Melcher Krambusch war immer noch in Gedanken versunken. Zu sehr zermarterte er sich das Hirn darüber, ob er dem Drängen des Stadtvogts nachgeben sollte. Es war für ihn allzu offensichtlich, dass der Stadtvogt von der Ankunft Aldares gewusst haben musste. Einer seiner Lageristen kam ihm entgegen. Melcher kannte den Mann sehr gut, da er ebenfalls in der Brandwehr tätig war. Melcher schaute auf. „Was gibt es, Alrik?“ „Meister Krambusch, das müsst ihr sehen!“ Der Brandherr folgte dem Mann zu einer kleinen Traube weitere Brandwehrleute. „Wir haben ihn gerade gefunden“ sprach Alrik. Melcher kannte den Soldaten der Orbetreuer Schwingen vom Sehen. „Helft ihm auf!“ befahl er tonlos
Ludegar stapfte durch die Gänge der Burg. Die Zofe Alinde folgte ihm mit weitaus leiseren Schritten als er selbst. Ludegar drückte sich an die Wand. Im Gang vor ihm vernahm er Schritte – schwere Schritte. Vorsichtig zog er sein Schwert. Er war aufgeregt und seine Gedanken rasten, als er einen Soldaten um die Ecke bogen sah. Er wartete. Der Soldat rannte auf seine Position zu. Ludegar überlegte kurz, doch dann schlug er zu. Der Soldat taumelte überrascht mit einem Schmerzenslaut zurück. Ludegar setzte direkt nach. Mit einem schnellen Hieb fuhr sein Schwert tief in die linke Seite des Soldaten. Ludegar konnte sehen, wie der Blick des Mannes brach. Geschockt stand er im Gang und starrte den zusammenklappenden Körper an.
Raul schaute missmutig. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass sich die Baronin weigerte, die Stadt zu verlassen. Gehorsam hatte er sich trotzdem daran gemacht, die Möglichkeiten für einen Gegenschlag auszuleuchten. Tanira wirkte niedergeschlagen, zumal jede Nachricht von Hadrumir fehlte. Raul fand ihre Situation bedenklich. Er hatte überlegt, Späher auszusenden, dann jedoch entschieden, dass er aufgrund der geringen Anzahl an Männer und Frauen hier im Unterschlupf dies besser nicht tat. Urplötzlich wurde er in seinen Gedanken durch ein starkes Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Hier ist es!“ sprach Stordan leise. Hauptmann Jost befahl seinen Männern mit Handzeichen, Stellung zu beziehen. Dann trat er an die Tür und pochte laut an die Tür.
Alles war bereitet – das Wasser im Topf kochte und die Frau griff in den Sack. Der Ton des Gongs zur Hesindestund war das letzte, was Ugo hörte, bevor ihm mit einem Ruck der Hals herumgedreht wurde.