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| Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte. | | Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte. |
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| [[Garetien:Esmeria_Darando_della_Tenna|Esmeria Darando della Tenna]]
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| = [[Traumklinge — Briefspielreihe|Traumklinge]] = | | == Gedanken == |
| == [[Geschichten:Die Schlacht im Tal der Kaiser - Traumklinge|Traumklinge]] == | | Zurückzublicken und die eigenen Taten zu beurteilen, ist dem Menschen wohl zutiefst zu eigen. Damit einher geht natürlich die Frage, was man mit dem heutigen Wissen als hätte ändern können. Hätte man das damals bereits gewusst, hätte man alles zum Besseren wenden können – die Welt wäre eine ganz andere, eine bessere. Ja, dieser Blick zurück. Wie verlockend er doch ist! Wie verheißungsvoll! Und wie töricht zugleich. Wie die Menschen nur glauben können, eine einzige Entscheidung von ihnen hätte den Lauf der Dinge ändern können? Sind sie doch nicht mehr als ein winziger Wassertropfen im sommerlichen Morgendunst. Kaum sichtbar, wenig mehr als ein hauchdünner Schleier, durch den man in die Welt blickt, der kaum etwas verhüllt und der ebenso schnell und abrupt verschwindet, wie er gekommen ist. Das Ende, unausweichlich und unabdingbar. Und obwohl sie sich ihrer eigenen Bestimmung bewusst sind, nämlich der, dass sie alle sterben werden, verhalten sie sich nicht so. Sie geben nicht acht. Sie riskieren. Angetrieben vom Gefühl, dass sie mehr verdient haben. Mehr als andere. Weitaus mehr. Von Hass und Ehrgeiz, Neid und Eifersucht zerfressen, vergessen sie ihre eigene Sterblichkeit und riskieren, das Einzige, das sie wirklich ihr Eigen nennen können: Ihr Leben. Interessant, nicht wahr? |
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| Manchmal, ja manchmal da war es nur ein kleiner Schritt, der das Richtige vom Falschen, das Gute vom Bösen oder das Licht vom Schatten trennte. Und manchmal, ja manchmal befand man sich irgendwo dazwischen und jeder noch so kleine Schritt konnte der eine bedeutsame sein, der der über Gedeih oder Verderben entschied. Nur ein Schritt. Ein winziger, kleiner Schritt.<br/>
| | <!--Aus dem Vorwort der »Wege der Wächterinnen«--> |
| Doch was, wenn man nicht sicher war, in welche Richtung man gehen sollte, weil jede Richtung gleich aussah, weil alles genauso Richtig war wie Falsch, genauso Gut wie Böse, genauso Hell wie Dunkel. Ja, was dann? Was tun? Wohin gehen, wenn man nicht ausharren konnte sondern weiter musste?
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| Wie oft hatte ihre Herrin sich ihr offenbart, ihr immer wieder gezeigt, was sie von ihr erwartete, oftmals kryptisch und verschlungen, aber sie hatte es getan. Und nun? Nun da sie dringend ihre Herrin an ihrer Seite brauchte, so dringend, da schwieg sie sich aus und ganz gleich wie sehr sie sich mühte von ihr gehört zu werden, sie hörte oder viel mehr antwortete ihr nicht. So lange sie sich erinnern konnte, war sie immer da gewesen und nun? Nun war alles anders. Seit jenem Tag im [[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Tempel]] in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] hatte sie keine Vision mehr erhalten, nicht einmal geträumt hatte sie. Was war nur los? Lag es an ihr? Hatte sie es sich zu einfach gemacht? Ihre Herrin hatte doch gewollt, dass sie sich zum [[Garetien:Großfürstliches Fuchsrudel|Fuchsrudel]] aufmachte oder vielleicht doch nicht? Inzwischen war sie sich nicht mehr sicher. Inzwischen zweifelte sie. War das alles hier Strafe oder Prüfung? Oder beides zugleich? Wie konnte sie das wissen?
| | == Esenfeld == |
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| Hinzu kam die Sehnsucht nach ihrem Zuhause. Die Sehnsucht nach ihrem [[Garetien:Lleu ui Rian|Oheim]], ihrer [[Garetien:Eilein ni Rian|Schwester]], nach der widerspenstigen [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga]]. Bei den Göttern, wie sehr sie dieses Mädchen vermisst! So sehr... Sie hatte nicht oft den Tempel verlassen. Sie war keine Geweihte, die umherreist um an Turnieren teilzunehmen oder gar in Schlachten zu ziehen. Warum eigentlich nicht? War sie feige? Sie war eben nicht so, sie diente ihrer Herrin auf anderen Wegen, verschlungene Wege. Viele verstanden das nicht. Viele verurteilten sie. Doch ihre Herrin hatte nie mehr von ihr verlangt oder eher hatte sie immer genauso das von ihr verlangt. Ihr Dienst für sie war eben ein anderer. Und ihr hatte es immer genügt, dass ihre Herrin zufrieden mit ihr war. Bisher schien sie das immer gewesen zu sein, doch nun? Wollte sie nun etwas anderes? Eben weil sie schwieg?
| | === Fremder === |
| | ZSF01: Ein Fremder kommt nach Esenfeld |
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| Was war eine träumende Löwin noch, wenn ihre Träume verstummten? Was nutzte ihre Traumklinge, wenn diese nicht mehr zu führen war? Was war eine Geweihte noch wert, wenn ihre Herrin sich ihr nicht mehr offenbarte? War sie dann überhaupt noch eine? Und wenn nicht, was war sie denn dann?
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| Doch [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rían]] entschied genau das zu tun, was man von einer Geweihten der [[Rondra-Kirche|Sturmherrin]] erwartete, ganz gleich wie es in ihrem Inneren aussah und ganz gleich ob ihre Herrin auch weiterhin schwieg.
| | »Es ist Zeit«, hob der Fremde an und bedachte die Frau ihm gegenüber aus seinen kalten, blauen Augen voller Abscheu. Der Mann saß hoch zu Ross. Er war ein harter Mann von kräftiger und Statur, dabei ungewöhnlich groß, mit noch immer dichtem schwarzem Haar und einer unfassbar tiefen Stimme. Über einem Kettenhemd trug er einen Wappenrock in Schwarz und Gelb. Ein Schwert in einer kunstvollen Scheide hing an seiner linken Seite. Seine Begleiter waren ebenfalls gerüstet und bewaffnet. Grimmig schauten sie drein. Die Pferde schnaubten. Unruhig drehten sie die Ohren. Das des Bannerträgers tänzelte einige Schritte rückwärts. Das Banner, das zwei schwarze Tannen auf zwei schwarzen Hügeln auf goldenem Grund zeigte, hing trostlos herab. Noch lag eine unerträglich schwüle Hitze über dem Land, doch begannen sich bereits dunkle Wolken am Himmel zu sammeln und einen unheilvollen Schatten auf den Innenhof zu werfen. |
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| So zog sie aufrecht, mutig und stark in die Schlacht. So wie es Rondra-Geweihte taten. Und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an. Plötzlich war sie sich sicher, dass ihre Herrin genau das gewollt hatte. Gewiss würde sie mit ihr sein. Mit ihr und all den anderen. Was auch immer kommen mochte, sie würde sicher an ihrer Seite sein. An ihrer und an der aller anderen. Und so kam ihr das „Für Rondra!“ über die Lippen als wäre sie schon ihr ganzes Leben in Schlachten gezogen...
| | Während sich die Bediensteten des Wehrhofs dicht an die Gebäude gedrängt hatten, stand nur eine einzige Frau im Innenhof unweit der alten Eiche. Ein alter und ehrwürdiger Baum, der auch heute noch reichlich Blätter an seinen knorrigen und verwachsenen Ästen trug und dem man nachsagte, dass er schon immer an diesem Ort gestanden haben – noch weit vor dem Wehrhof. Eine alte Legende besagt, dass die Unschuldigen unter ihm stets Schutz fänden. |
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| == [[Geschichten:Traumklinge - Gefangen|Gefangen]] ==
| | »Einen weiteren Götterlauf«, bat die Frau unweit des Baumes mit fester Stimme und nickte, wobei ihr eine Strähne ihres dunkelblonden Haares dabei ins Gesicht fiel. Mit einer eleganten Bewegung strich sie es zurück. Ihre tiefbraunen Rehaugen blickten zu dem Reiter empor. Sanft wirkten ihre Züge. Zurückhaltend. Regelrecht verhuscht. »Nur noch einen. Es wird der letzte sein. Ich bitte dich, Ardo, nur noch dieses eine Mal.« |
| '''[[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel]], Efferd 1045 BF'''
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| „Sie haben [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea]]“, aufrichtige Besorgnis schwang in der Stimme des Geweihten mit, „Sie wurde gefangen genommen.“ Er hielt kurz inne. Aufmerksam musterte er die Anwesenden: die Mutter Elereas [[Garetien:Jandra von Schack|Jandra von Schack]], Elereas ältere Bruder [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]], ihre ältere Schwester [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rían]] und die Novizin [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga von Schack]]. „Sie wurde von den Königlichen bei der Schlacht im [[Garetien:Tal der Kaiser|Tal der Kaiser]] gefangen genommen.“
| | »Nein«, erwiderte der Ritter barsch und ließ seine Rechte durch die Luft schnellen. Seine Augen funkelten zornig. Seine Gesichtszüge waren angespannt. »Nichts da.« |
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| Einen Augenblick war es still. Unfassbar still. Keiner von ihnen, nicht einmal der Prätor selbst, wagte zu atmen. Doch dann...
| | »Im Namen der Götter«, hob sie nun an und beugte beide Knie, wie man es nur vor den Göttern tat, ihr Haupt hielt sie dabei gesenkt, »Im Namen der Sturmherrin, ich flehe dich an: Lass mir meine Kinder. Es ist ein einziger weiterer Götterlauf, um den ich dich bitte. Nur einen noch. Danach sind sie dein. Ich schwöre es.« Bei den letzten Worten blickte sie auf. Ihre Blicke trafen sich. »Vor dem Gerechten.« Sie hob ihre Hand, als wollte sie einen Schwur ablegen. |
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| „Sie hat...“, hob Eilein fassungslos an.
| | Er lachte nur: »Vorbei sind die Zeiten, da der Blick eines scheuen Rehes mich milde stimmte.« |
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| „... an einer Schlacht teilgenommen?“, endete Fael.
| | »Sie sind noch zu jung«, beharrte sie, »Gibt ihnen noch einen weiteren Götterlauf, Ardo.« |
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| „Und das ohne mich?“, empörte sich die Novizin voller Inbrunst.
| | »Wozu?«, spie er nur hervor, »Was solltest ausgerechnet du, Algerte, ihnen geben können?« Einen Moment herrschte angespannte Stille. »Außer Lügen und Verrat?« |
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| Jandra von Schack wirkte noch blasser als zuvor. Irgendwie hatte sie geahnt, nein befürchtet, dass etwas Schlimmes geschehen war. Mütter spürten so etwas eben. „Aber...“, hob sie mit brüchiger Stimme an, „... sie lebt?“
| | »Die Liebe einer Mutter«, kam ihre Antwort prompt, wobei sie ihre Hände einer Umarmung gleich ausbreitete, »Und wenn eine die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern versteht, dann gewiss die Leuin höchst selbst.« |
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| „Sie lebt“, bestätigte [[Garetien:Lleu ui Rian|Lleu ui Rían]] und fügte beschwichtigend hinzu: „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“
| | »Liebe gewinnt keinen einzigen Kampf, sie macht einen nur...«, er hielt einen Moment inne und blickte sie mit seinen harten Augen an, »... weich.« Er schluckte. »Naive.« Nun nahm er das Kinn ein Stück weiter nach oben. »Dumm.« |
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| „Das ist gut“, meinte die Mutter sichtlich zerstreut, „Ja, das ist gut. Und... und... und jetzt?“
| | Erste Regentropfen begannen zu fallen. An der Wange der Hausherrin rann einer herab oder war es doch eine Träne? |
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| „Moment“, meldete sich Eilein da zu Wort, „Was heißt, die Königlichen haben sie gefangen genommen?“
| | »Ich habe dich zu lange gewähren lassen. Habe dich beschützt. Habe zu dir gestanden. Aber du...« Er holte Atem. »Die Kinder brauchen endlich ihren Vater!« |
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| „Na, dass sie sich auf die Seite des [[Garetien:Großfürstliches Fuchsrudel|Fuchsrudels]] gestellt hat“, erwiderte Fael energisch, „Oder wie würdest du das interpretieren?“
| | Nun lachte sie: »Ihren Vater? Ihren VATER?« Ihre Stimme überschlug sich. Leise begann Donner über sie hinwegzugrollen. Er drückte die Lippen fest aufeinander. Hielt die Zügel verkrampft in seinen Händen. »Vor Götterläufen hätten sie dich gebraucht. Vor Götterlaufen, Ardo! Ein jeder hier ist mehr Vater als du es je sei...« |
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| „Deswegen habe ich doch gefragt!“
| | Da stieß er seinem Pferd die Haken in die Flanken. Sie erhob sich. Das Tier preschte nach vorne. Zorn funkelte in seinen Augen. Nein, purer Hass. Vielleicht sogar Mordlust. Doch sie blieb stehen. Hielt seinem Blick stand. Reckte ihren Kopf noch ein wenig höher. Sie war stolz auf ihre Kinder. Auf jedes einzelne von ihnen. Niemals würde sie zulassen, dass er sie einfach so ihr wegnahm. Wie lange hatte er sich nicht für seine Kinder interessiert? Sie wich nicht aus. Sie blieb stehen. Und sein Hengst ritt sie einfach nieder. Begrub sie einfach unter sich. Sie hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien oder war es das Donnergrollen, dass ihre Schreie übertönte? Reglos blieb sie liegen. Nur ihr Brustkorb hob und senkte sich. Blut quell aus verschiedenen Wunden empor. Der Regen wusch es fort. Und ihre Augen folgten dem Mann, dessen Kinder sie geboren hatte. |
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| „So etwas musste ja früher oder später passieren“, schimpfte nun der älteste der Geschwister, „Ihr Rían-Weiber seid allesamt nicht ganz dicht!“
| | Er wendete das Pferd. Brachte es zum Stehen. Wieder grollte es. Es begann noch heftiger zu regnen. Er blickt auf die am Boden liegende herab. Sah das Blut. Mächtiger Donner fegte über sie hinweg. Das Banner begann in der aufgekommenen Brise hart zu flackern. |
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| „Sag das noch einmal“, drohte die Rían zornig, „Und du hast meinem Schwertknauf in deinem ohnehin schon hässlichen Gesicht.“ Im Ringen mit dem Schwert machte ihr so leicht niemand etwas vor, schon gar nicht ihr Bruder. Doch dieser zischte nur: „Wage es, ''Fledermaus'', und ich werde dir deine Flügel st...“
| | »Lasst sie liegen«, befahl er. Und alle gehorchten. Drängten sich noch dichter an die Gebäude. Nicht jedoch etwa aus Angst vor Wind und Wetter. Er war es, vor dem sie sich fürchteten. Und die beiden Knaben begriffen, dass er der gestrenge Herr sein musste, von dem ihnen ihre Mutter immer erzählt, ja vor dem sie eindringlich gewarnt hatte. Er war der Ritter zu Esenfeld. Er war ihr Vater. |
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| „Ruhe jetzt!“, polterte der Geweihte mit lauter und durchdringender Stimme, da verstummten die beiden augenblicklich und wandte sich sichtlich verstimmt ihrem Oheim zu, „Eure Mutter hat etwas gefragt und...“
| | === Vater === |
| | ZSF02: Die beiden Knaben lernen ihren Vater kennen. |
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| Die Angesprochene räusperte sich: „Warum hat sie das getan? Warum hat sie sich auf die Seite des Fuchsrudels gestellt?“
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| „Ich weiß es nicht“, antwortete er aufrichtig, „Sie hat mit mir nicht darüber gesprochen. Hat sie etwas zu dir gesagt, Rondriga?“
| | Der Ritter zu Esenfeld stieg vom Pferd. Seine Gefolgsleute taten es ihm gleich. Knechte kamen herbeigeeilt, kümmerten sich um die Tiere, während Regen und Wind über sie hinwegpeitschten. Donner grollte markerschütternd. Wütende Blitze zuckte vom Himmel herab. Erhellten den inzwischen stockfinster gewordenen Innenhof Esenfelds. Die Männer, der Ritter zu Esenfeld allen voran, drängten in das Gebäude hinein. Die Bediensteten wichen zurück. Die beiden Knaben, die noch immer stocksteif unweit der Tür standen, fassten sich unbewusst an den Händen, der kleinere der Knabe drängte sich an seinen größeren Bruder. Beide hatten sie das pechschwarze Haar ihres Vaters und die weichen, tiefbraunen Augen ihrer Mutter. Hinter ihnen stand eine junge Frau mit leicht dunklerer Haut, grünen Augen und rotblondem Haar. Gerade eben hatten ihre beiden Hände auf den Schultern der Knaben geruht, nun ließ sie sie herab gleiten und wollte sich gerade ins Innere des Hauses zurückziehen, da trat der Hausherr mit festen Schritten entschieden auf die beiden Knaben zu und fixierte sie mit seinen harten kalten blauen Augen. |
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| „Nein, hat sie nicht“, noch immer wirkte das Mädchen gekränkt, „Doch ist das Fuchsrudel nicht der Inbegriff der Ritterlichkeit? Wo sollte sich eine Geweihte der Herrin Rondra also sonst hinwenden, wenn nicht an sie? Und hätte sie es mir gesagt, dann wäre ich ganz sicher nicht mehr hier...“
| | »Was steht ihr noch hier rum?«, blaffte er sie an, »Sorgt dafür, dass meine Männer etwas Vernünftiges zu Essen und Trinken bekommen, so lange Efferd uns zürnt.« |
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| „Rondriga“, die Stimme des Prätors bebte, „Du kannst hier nicht tun und lassen, worauf du gerade Lust hast. Das hier ist ein Tempel.“ Er wurde zunehmend lauter. „Und du bist hier Novizin! Du hast zu tun, was ich dir auftrage und sonst nichts.“
| | Ungläubig blickten die beiden noch immer dicht aneinander gedrängten Knaben, der eine mehr als einen Kopf kleiner als der andere, zu dem Fremden auf. »Rondra«, wisperte der jüngere der beiden. Die linke Augenbraue des Ritters zuckte steil nach oben, seine Hand schnellte nach hinten und dann nach vorne auf die Wange des Knaben. Der schrie entsetzt auf, drückte sich in die Arme seines großen Bruders. Tränen schossen ihm in die Augen und Blut tropfte aus seiner Nase. |
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| „Ich wäre ihr trotzdem gefolgt...“, meinte das Mädchen da nur störrisch.
| | »Erhebe noch ein einziges Mal das Wort gegen deinen Vater und du liegst da draußen neben deiner ... «, drohte er mit erhobener Hand. Jene Hand, mit der er den Knaben eben gerade geschlagen hatte. »... Mutter.« |
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| „Und ich hätte dich daraufhin zu deiner Familie zurückgeschickt!“
| | »Ja, Hoher Herr«, erwiderte der ältere der beiden, während er noch immer seinen heftig, schluchzenden Bruder in seinen Armen hielt, »Geht doch schon einmal hinein. Wir werden Euch sogleich bewirten.« |
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| Nun schluckte Rondriga und biss sich auf die Lippen. Das letzte was sie wollte war zu ihrer Familie zurückgeschickt zu werden, nicht etwa, weil sie ihre Familie nicht mochte, sondern weil es das Ende ihres Noviziates bedeutete und da sie eine glühende Verfechterin ihrer Göttin war wollte sie das auf keinen Fall. Auf gar keinen Fall.
| | Wieder lag der harte und kalte Blick des Mannes auf den beiden Knaben. Und ohne seine Söhne eines weiteren Blickes zu würdigen, ging der Ritter zu Esenfeld an ihnen vorbei und auf die rotblonde Frau zu, die furchterfüllt immer weiter und weiter zurückwich. Ihm folgten seine Männer. |
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| „Sie hat nichts gesagt?“, hakte Jandra nach.
| | »Ich werde dich beschützen, Moribert«, wisperte der größere Knabe, dem noch immer weinenden kleineren zu als die Männer außer Hörweite waren, »Bleib einfach immer hinter mir, dann kann er dir nichts tun.« Er fuhr seinem Bruder über das kurze, schwarze Haar. Die beiden trennten sich. Moribert tropfte noch immer Blut aus der Nase. Der Regen wusch es fort. »Gishelm«, wimmerte der jedoch nur erstickt, »Ist das wirklich unser Vater?« Sein Blick glitt zu der noch immer reglos im Regen liegenden Frau. Ihrer Mutter. Ihre Augen waren noch immer geöffnet. Hatten die beiden Knaben fixiert. Ihre Lippen bewegten sich tonlos. Gishelm senkte den Blick. |
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| „Nur das sie fort müsse. Unsere [[Rondra-Kirche|Herrin]] wolle, dass sie ausziehe. Es war nicht das erste Mal, dass sie das zu mir gesagt hat. Nie hatte ich zweifel an ihren Worten. Auch heute habe ich keine. Ich habe damals deswegen nicht gefragt, wohin genau. Nun denke ich, ich hätte es getan...“, er seufzte schwer, „Zwar hat sie mir zwischendurch geschrieben, dass sie beim Fuchsrudel sei, damit ich mir keine Sorgen mache, aber es fiel kein Wort darüber, dass sie auch dort bleiben wolle und selbst wenn ich das gewusst hätte, erwartet hatte ich keineswegs, dass sie sich dann auch noch für sie in eine Schlacht stürzt. Das passt irgendwie so gar nicht zu ihr...“
| | === Bastard === |
| | ZSF03a: Ein Bastard verdirbt dem Ritter zu Esenfeld die Laune. |
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| Die Novizin konnte da nur nicken, obgleich ihr kein Wort über die Lippen kam.
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| „Was wird jetzt mit ihr geschehen?“, fragte die besorgte Mutter weiter.
| | Der Ritter zu Esenfeld war gerade dabei den Wehrhof wieder in Besitz zu nehmen, da fiel sein Blick auf eine junge Frau. Eine junge Frau, die er noch nie zuvor hier gesehen hatte. Eine sehr hübsche junge Frau mit rotblondem Haar und tiefgrünen Augen und dem verheißungsvollen Hauch von Andersartigkeit. Der Ritter war nicht nur für seine Begierde bekannt, sondern auch dafür, sich zu nehmen, was er glaubte, was ihm zustünde. |
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| „Sie wird vor Gericht gestellt“, er brachte die Worte nur mühsam über die Lippen. Es ging hier um nicht irgendjemanden, es ging hier um seine Nicht, die er noch dazu durch ihr gesamtes Noviziat begleitet hatte. „Es sieht nicht gut aus.“ Er senkte seinen Blick. Er konnte Jandra von Schack nicht ins Gesicht sehen. „Ich gehe davon aus, dass auch sie wegen Hochverrates angeklagt werden wird.“
| | Mit seinen kalten, blauen Augen fixierte er sie. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Sie schluckte schwer und stellte mit zitternden Händen den großen Bierkrug direkt neben ihm ab. Gerade als sie sich zurückziehen wollte, schnellte seine Hand nach vorne und packte sie am Handgelenk. Ein Schrei entrann ihrer Kehle, ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust, ihr Atem ging schnell. Sie versuchte ihm ihr Handgelenk zu entwinden, aber er hielt sie nur noch fester. Immer fester. |
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| „Auch“, hauchte die Schack da erstickte und augenblicklich begannen stumme Tränen über ihre Wangen zu rinnen. Fael und Eilein wirkten nun genauso blass wie ihre Mutter. Sie tauschten vielsagende Blicke aus. „Wo?“, wollte die Mutter tonlos wissen.
| | »Schenk mir ein«, befahl er mit kalter Stimme und ließ abrupt ihre Hand los. Sie taumelte nach hinten. Umfasste instinktiv mit der unversehrten Hand ihr schmerzendes Gelenk und begann heftig zu schluchzen. »Schenk mir ein«, wiederholte er mit schneidender Stimme, »SOFORT!« |
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| „Am [[Garetien:Königlich Garetisches Hoch- und Krongericht|Reichs- und Krongericht]] zu [[Garetien:Stadt Meilersgrund|Meilersgrund]].“
| | Das Schluchzen verstummte abrupt. Mit gebeugten Haupt trat sie erneut zu ihm heran, nahm mit der unversehrten Hand den Krug und goss zitternd und wimmernd Bier in seinen Becher ein. Und gerade als sie den Krug absetzte, da umfasste er seinen Becher, wandte sich zu ihr um und schüttete ihr den Inhalt ins Gesicht, wobei er mit trockener Stimme sage: »Du hast Bier verschüttet.« |
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| „Aber...“, meldete sich Rondriga zu Wort, „... ist das nicht ein weltliches Gericht? Sie ist doch Geweihte! Da gehört sie doch gewiss vor ein kirchliches Gericht?“
| | Sie schrie auf und zuckte zusammen, taumelte dabei einige Schritte zurück. Inzwischen zitterte sie am ganzen Körper. |
| „Nicht wenn man ihr Vergehen...“, er räusperte sich, „... ihre Tat... als weltliche betrachtet.“
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| „Und wer entscheidet darüber?“, wollte ihre Zwillingsschwester wissen, „Wer entscheidet, ob es eine weltliche Tat ist oder nicht? Und welche Umstände führe zu diesem Urteil?“
| | »Du hast Bier verschüttet«, wiederholte er erneut, »Dein ganzes Kleid ist voll davon.« Seine Gefolgsmänner verstummten. »So etwas dulde ich an meiner Tafel nicht.« Da rappelte sie sich mühsam auf. Den Kopf hielt sie noch immer gesenkt. Das Bier tropfte an ihr herab. Alle Blicke lagen auf ihr. Sie ging rückwärts Richtung Tür. Nur noch wenige Schritte. Bald würde sie diesem Scheusal entkommen sein. Doch dann richtete er erneut das Wort an sie: »Zieh es aus!« |
| Nun zuckte der Geweihte mit den Schultern: „Das kann ich nicht sagen. Vielleicht die [[Praios-Kirche|Praios-Kirche]]? Ich hatte so einen Fall noch nie. Ich weiß es nicht...“
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| „Das bedeutet, sie können sie einfach so am Hoch- und Krongericht des Königreichs verurteilen?“, mischte sich Fael ein, „Einfach so?“
| | Die Rotblonde versuchte zu entkommen, doch die beiden Getreuen des Ritters unweit der Tür, packten sie einfach. Mit roher Gewalt zerrten sie die Frau zu ihrem Herren. Sie wehrte sich, schlug und trat um sich, doch die Männer waren einfach stärker und nachdem sie sie bei ihrem rotblondem Schopf gepackt hatten, ließ ihre Gegenwehr nach. Vor dem Herrn zu Esenfeld wurde sie bäuchlings zu Boden geworfen. |
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| „Nein, einfach so nicht“, nun schüttelte er den Kopf, „Es muss ein höherrangiger Geweihter unserer Kirche anwesend sein. Das war es dann aber auch schon.“
| | »Es gibt zwei Möglichkeiten«, meinte der Hausherr, erhob sich und trat auf die am Boden liegende zu. Ihr tränennasses Gesicht wandte sie von ihm ab. Sie wusste, was ihr drohte. Und auf Milde zu hoffen, war vergeblich. Ebenso auf Hilfe. »Entweder du tust es selbst oder...«, damit ließ er seinen Blick demonstrativ über seine Begleiter gehen, »... sie werden es tun.« Er hielt einen Moment inne. Und beugte sich zu ihr hinab. »Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen«, raunte er ihr zu, »Damit werden sie nicht aufhören.« Sie wimmerte. »Nun? Wie entscheidest du dich?« |
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| „Das ist doch lächerlich“, schimpfte Eilein ni Rían, „Absolut lächerlich.“
| | Wimmernd und zitternd und bibbernd erhob sie sich. Ihr Gesicht von Tränen bedeckt. Und langsam, unter erstickten Schluchzen begann sie ihre Kleidung abzulegen. Und er begutachtete sie eindringlich. Musterte jedes Stück ihres Körpers, bis sein Blick an dem Brandmal an ihrer linken Brust hängen blieb. Eine Hand mit fünf abgespreizten Fingern – das Wappen der Familie Schwarztannen. |
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| „Mag sein“, erwiderte Lleu, „Mag sein. Doch es ist eben so.“
| | »Verschwinde!«, angewidert wandte er sich ab, »Verkommener Bastard.« |
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| „Aber wenn unsere Herrin doch genau das von ihr verlangt hat?“, verwandte sich die Novizin für die Geweihte, „Wie kann man sie dafür verurteilen?“
| | === Brüder === |
| | ZSF03b: Der Vater hasst die Mutter der Knaben, doch das war nicht immer so. |
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| „Ich nehme an, dass sie genau das aussagen wird“, glaubte der Geweihte, wobei er vermied auf den zweiten Teil von Rondrigas Frage einzugehen, „Weiter erwarte ich, dass sie deswegen darauf bestehen wird, dass es sich um eine kirchliche Angelegenheit handelt und sich folglich auch ein kirchliches Gericht ihres Prozesses annimmt. Wie erfolgreich dieses Vorgehen sein wird, kann ich nicht absehen. Wenn man es genau betrachtet, ändert das jedoch nichts. Wird sie schuldig gesprochen, ganz gleich vor welchem Gericht, dann erwartet sie stets die gleiche Strafe. Was auf Hochverrat steht, dass wissen wir alle...“
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| „Man wird an ihr und all den anderen ein Exempel statuieren“, befürchtete Eilein.
| | Der Herr zu Esenfeld blieb über Nacht, denn der Zorn Efferds – viele eher Rondras, wenn man dem leisen Wispern der Bediensteten hinter vorgehaltener Hand glaubte – verzog sich nicht so schnell. Lange grollte es bedrohlich. Der Himmel in ein giftiges dunkles Grün getaucht. Und Blitz um Blitz zuckte herab. Einer setzte sogar die große, mächtige Eiche im Innenhof Esenfels in Brand. Erst da erlaubte der Herr, die Hausherrin endlich fortzuschaffen und das auch nur, weil sie im Weg lag, nicht etwa aus ... Mitleid, wie er wiederholt betonte. |
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| „Vermutlich“, stimmte der Geweihte nickend zu.
| | Und erst als die Herrschaft schlief, hatte die rotblonde Zofe der Hausherrin es gewagt, nach einem Diener der Herrin Peraine aus Salzungen zu schicken. Indes saß die Zofe der Verletzten an deren Bett, hielt ihre reglose und kalte Hand in der eigenen und musterte ihr ausdrucksloses, blasses Gesicht. Moribert krabbelte der Frau mit dem rotblondem Haar und den grünen Augen auf den Schoß und schmiegte sich dicht an sie. Den noch freien Arm legte sie um den Knaben und hauchte ihm anschließend einen Kuss aufs Haar. Gishelm indes trat neben sie an das Bett seiner Mutter. |
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| „Man könnte sie also hängen, wie einen...“, Fael stockte, „... elenden Dieb?“
| | »Ist das wirklich unser Vater?«, hob Gishelm hoffnungsvoll an, »Sag, dass er es nicht ist, Waad. Sag es! Bitte!« |
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| Und während Jandra von Schack entsetzt aufschluchzte, nickte der Geweihte mit ernster Miene: „Könnte man. Mit dem [[Garetien:Dartan Serpolet|Nandus-Geweihten]] haben sie das 1037 BF genauso gemacht...“
| | Sie schluckte schwer und schüttelte traurig ihren Kopf. »Er ist euer Vater.« Ihr Stimme war ganz warm und weich. Gänsehaut jagte Gishelm Rücken hinab. »Ardo von Schwarztannen-Scharfenstein ist euer Vater. Und du, Gishelm , bist sein Erbe.« |
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| == [[Geschichten:Traumklinge - Kompromisslos|Kompromisslos]] ==
| | »Ich will nicht, dass er mein Vater ist!«, entfuhr es dem Knaben da, »Ich will nicht sein Sohn sein. Erst recht nicht sein ...« Ihm fröstelte. »Erbe.« |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Efferd 1045 BF'''
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| „[[Garetien:Lleu ui Rian|Lleu]]“, [[Garetien:Jandra von Schack|Jandra von Schack]] fiel dem Geweihten augenblicklich in die Arme.
| | Verständnisvoll nickte Waad. |
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| „Ich wollte noch einmal nach Dir sehen“, fühlte sich der Geweihte verpflichtet zu erklären, „Das nimmt Dich alles doch sehr mit. Verständlicherweise.“
| | »Kann nicht jemand anders unser Vater ein?« |
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| „Ja“, meinte sie da, wischte sich die Tränen aus den geröteten Augen und bot ihrem Gegenüber mit einer Geste einen Platz an: „Leistest Du mir noch ein wenig Gesellschaft?“
| | »Nein«, erneut schüttelte sie den Kopf, »Das geht nicht. Ihr seid seine Kinder. Es gibt keine Zweifel. Ihr seid sein Fleisch und Blut. Und das ist es, was zählt.« |
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| Er zögerte: „Ich hatte nicht vor lange zu bleiben. [[Garetien:Rondriga von Schack|Rondriga]] wartet im Tempel. Sie ist ganz... durcheinander.“
| | Einige Tränen liefen dem Knaben über das Gesicht und trotzig erwiderte er: »Ich will das aber nicht. Ich will nicht, dass dieser Mann mein Vater ist. Ich will das nicht.« |
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| „Bitte“, die Schack bedachte ihn mit einem flehenden Blick und versicherte sogleich: „Es muss auch nicht für lange sein...“
| | »Ich weiß, Gishelm, und ich verstehe dich. Sehr gut sogar.« |
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| Da setzte er sich und ließ sich von ihr einen Becher Wein reichen.
| | Seit der Geburt der Knaben des jüngeren der beiden Knaben war Waad immerzu um Algerte gewesen. Abends hatte sie mitgeholfen, die Knaben in den Schlaf zu wiegen, ihnen tulamidische Schlaflieder vorgesungen, Geschichten aus ihrer Heimat erzählt, war bei ihren ersten Schritten, ja bei ihren ersten Worten dabei gewesen. Sie hatte gemeinsam mit ihnen Esenfeld entdeckt. War in Bäume geklettert und hatten im Mühlbach geplantscht und im Wald getobt. Und wenn die Beine der Kinder zu schwer waren von den vielen Abenteuern, dann hatten sie sie nach Hause getragen. Abwechselnd natürlich. Sie war immerzu für die Knaben da gewesen. Immer. Jederzeit. Ja, sie war weitaus mehr als eine Zofe. Sie war eine Vertraute. Für die Hausherrin und ihre Kinder. |
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| „Es ist lange her, dass wir so beieinander saßen“, stellte sie nickend fest, „Sehr lange.“
| | »Hasst er uns?«, riss Gishelm die Rotblonde aus ihren Gedanken. Unruhig verlagerte der Knabe das Gewicht von einem auf das andere Bein. Einen Moment blickte sie auf den Knaben in ihren Armen. Der ruhige und regelmäßige Atem verriet, dass er eingeschlafen war. »Hasst er uns?«, wiederholte der ältere der Knaben. |
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| „Ja“, er rang sich ein Lächeln ab, „Dreißig Götterläufe würde ich vermuten.“
| | »Nein«, versicherte sie sanftmütig, »Nein, er hasst euch nicht. Nicht seine Söhne. Seine Erben. Nein, gewiss nicht. Ich denke sogar...« Sie hielt einen Moment inne. Wirkte angespannt. |
| | »... dass er euch liebt. Auf seine... hm... eigene Art.« Waad zog ihre Augenbrauen nach oben. »Sicherlich. Er liebt euch. Da bin ich sicher.« |
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| „Einunddreißig“, korrigierte sie.
| | Doch Gishelm beruhigte das nicht: »Hasst er ... hasst er Mutter?« |
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| „Jandra, wir wollten doch darüber nicht mehr sprechen...“, erinnerte er sie an die damals getroffene Abmachung.
| | Waad konnte nicht anders, sie konnte nur nicken. Und dann, nach einem erschreckend langen Augenblick, in dem sie schwieg und die Hausherrin ernst betrachtete, hauchte sie so leise, dass es gerade so zu verstehen war: »Es war nicht immer so, Gishelm. Er war nicht immer so. Sie waren einander sehr zugetan. Ungleich, doch irgendwie glücklich. Doch dann ist Algerte etwas Schreckliches passiert. Etwas Entsetzliches.« |
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| „Ich fürchte, das müssen wir“, sie blickte ihn mit ihren verweinten Augen an.
| | Gänsehaut erfasste den gesamten Körper des Knaben. So hatte er Waad noch nie sprechen hören. So voller Grauen. Und weil sie nicht mehr sagte, wusste der Knabe, dass es etwas wirklich Schreckliches gewesen sein muss. |
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| Er seufzte schwer: „Es war eine einmalige Angelegenheit...“
| | === Geweihte === |
| | ZSF04: Eine Geweihte der Peraine kommt (unerwartet) nach Esenfeld. |
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| „Ein Fehler“, seufzte sie gekränkt, „Das hast Du damals gesagt.“
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| „Weil es so war. Weil so etwas nicht passieren darf. Nicht mit der Frau des eigenen [[Garetien:Sionnach ui Rian|Bruders]].“
| | Wenig nach dem Morgengrauen traf eine [[Garetien:Peralina Tempeltreu|Geweihte der Herrin Peraine]] aus Salzungen ein. Zwar missfiel ihr Erscheinen dem Hausherren zutiefst, aber er wusste sehr wohl, dass man einen Diener der Zwölfe nicht ohne weiteres abwies. Und so tat er das, was von ihm erwartet wurde. |
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| „Aber es ist doch nun mal passiert...“
| | »Peraine mit Euch, Euer Hochwürden« grüßte er sie demütig und beugte ganz leicht sein Haupt. Mit einer einladenden Geste bat er sie in das Gebäude hinein. »Habt Dank für Euer Kommen, auch wenn es nicht notwendig gewesen wäre, dass ihr persönlich erscheint.« |
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| Lleu seufzte schwer und erhob sich zum Abschied: „Ich werde morgen wieder kommen. Jandra ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea]] zu helfen. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es, bei meiner [[Rondra-Kirche|Herrin]]. Doch es kann sein, dass das alles nichts nützt...“
| | Die ältere Geweihte nickte sanftmütig. Eine Strähne ihres kurzen, grauen Haares fiel ihr ins Gesicht. Sie strich es sich wieder zurück. »Sorgte Euch nicht, Hochgeboren. Wie ein jeder von uns, bin auch ich nur eine Dienerin und deswegen diene ich«, erwiderte sie und fügte unnötigerweise noch hinzu: »So wie auch Ihr nur ein Diener unter dem Angesicht der Götter seid.« |
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| „Du liebst sie immer noch, nicht wahr?“, sie schaute zu ihm auf.
| | Ardo von Schwarztannen blickte die Geweihte schweigend und nahezu reglos an. In seinen Augen funkelte Zorn. Unangenehme Stille breitete sich aus. |
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| „Was meinst Du?“
| | »Seid doch so gut«, ergriff die Geweihte nun wieder das Wort, »und bringt mich zu Eurer werten Gattin, damit ich sie mir ansehen kann.« |
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| Sie schluckte schwer: „Deine Bruder, so gern ich ihn auch hatte, geliebt habe ich ihn nie. Mein Herz, es gehörte immer nur Dir. Doch Du liebtest bereits eine andere. Eine Frau, mit der ich einfach nicht mithalten konnte. Sie steht so weit über uns allen, dass sie selbst für Dich unerreichbar ist und trotzdem tust Du alles um ihr nahe zu sein. Doch Du liebtest sie und Du liebst sie noch immer. Wie hätte ich da jemals einen Platz in Deinem Leben haben sollen?“
| | Der Hausherr nickte nur mürrisch, bot der Hochgeweihten seinen Arm an und schritt mit ihr voran. Und während sie miteinander gingen, wollte sie von ihm wissen: »Ist meine gute Freundin Algerte wieder einmal gestürzt, Hochgeboren?« |
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| „Mein Leben gehört meiner Herrin“, erwiderte er da und stellte sogleich klar: „Das war schon immer so und wird auch immer so sein.“
| | »Ein bedauerlicher Unfall«, erwiderte er ihr trocken und vermied es sie anzusehen, »Wieder einmal, Hochwürden.« |
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| „Da bist du so kompromisslos wie Elerea. Das muss sie von ihrem Vater haben.“
| | »Hm«, machte die Geweihte da nur und legte die Finger ihrer freien Hand an ihr Kinn, »Meine gute Freundin ist seit damals einfach nicht mehr sie selbst.« Sie seufzte schwer und schaute betrübt drein. »Armes Kind.« Sie hielt einen Moment inne. »Phex sei Dank hat sie Eure beiden Söhne an ihrer Seite. Sie liebt sie sehr. Vor allem, da...« Sie verstummte. |
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| „Mein Bruder war nie so!“
| | Der Hausherr schwieg. |
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| „Ich weiß“, die Schack schaute ihn mit ihren verweinten Augen direkt an, „Nur Du warst immer so. Nur Du.“
| | »Vermutlich werdet Ihr nicht lange bleiben, Hochgeboren?«, fuhr sie fort. |
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| = [[Unter Geiern — Briefspielreihe|Unter Geiern]] =
| | »Ich bedauere, aber Ihr habt recht«, erwiderte er ihr, »Ich bin nur gekommen, um meine Söhne zu holen.« |
| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Gefälscht|Gefälscht]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Firun 1044 BF'''
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| „Frau von Windfels“, fing [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] die Kämmerin auf dem Weg zum abendlichen Mahl ab, „Ich habe einige Dokumente, die Ihr Euch dringend anschauen solltet.“ Sie hielt ihrer Gegenüber einige Unterlagen entgegen. [[Garetien:Liliane von Windfels|Liliane von Windfels]] versuchte sie an sich zunehmen, die Vögtin ließ sie jedoch nicht gänzlich los.
| | Die Geweihte blieb abrupt stehen und schaute ihn lange, ohne ein einziges Wort zu sagen, an. Stoisch hielt er ihren Blick. |
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| „Ich werde sie mir gleich morgen anschauen“, versicherte die Windfelderin ihr nickend und lächelte dabei freundlich.
| | »Hochwürden«, ergriff er nun das Wort, »Ich muss mich jetzt nun wirklich empfehlen. Mein Bruder erwartet mich dringend auf Burg Scharfenstein.« |
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| „Es ist dringend“, betonte die Vögtin und blickte ihre Gegenüber unnachgiebig an, „Duldet keinen Aufschub. Ich brauche Eure Expertise möglichst zeitnah. Am besten sofort. Ihr versteht?“
| | »Ich verstehe«, damit löste sie sich aus seinem Arm, »Werdet Ihr beide Knaben mit Euch nehmen?« |
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| Die Kämmerin verstand nicht, das war der Vögtin klar, aber sie gab schließlich seufzend nach: „Wäre Euch sofort recht?“
| | »Sicherlich. Es ist Zeit, dass sie das Leben am Hofe kennenlernen.« |
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| „Gerne“, ein zufriedenes Lächeln legte sich über das Gesicht der Raukenfelserin, „Ich werde Euch begleiten. Ich möchte augenblicklich wissen, was Ihr davon haltet.“
| | »Auch Moribert? Er scheint mir noch recht jung.« |
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| | »Beide«, entgegnete er ihr nur mit unnachgiebigem Blick, »Tut, was Eure Herrin von Euch verlangt. Ich muss tun, was mein Herr von mir verlangt. Peraine mit Euch, Hochwürden.« Damit wollte er sich verabschiedete, wandte sich jedoch noch einmal um: »Sag, wer genau hat denn nach Euch geschickt?« Ein grausames Lächeln legte sich über seine Lippen. Sie zog die Augenbrauen belehrend nach oben und entgegnete lediglich: »Meine Herrin.« |
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| Zusammen zogen sich die beiden Frauen in die Schreibstube zurück. Zu dieser Zeit hielt sich dort niemand außer ihnen auf, dennoch verriegelte die Vögtin die Tür. Sie wollte nicht gestört werden. Sicher war sicher. Unterdessen warf Liliane einen ersten, flüchtigen Blick auf die Dokumente, dann blickte sie einen Moment zu ihrer Gegenüber auf, ehe sie sich wieder mit den Unterlagen befasste, nur um dann erneut aufzublicken und zu erklären: „Das könnte ein längeres Unterfangen werden, ich muss das mit den Büchern abgleichen und das kann dauern, vielleicht sollten wir uns eine Kleinigkeit zu essen bringen lassen?“
| | === Gefehlte === |
| | ZF05: Die Geweihte der Herrin Peraine sieht einen Ausweg. |
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| {{Trenner Garetien}}
| | [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Wehrhof Esenfeld]], Rahja 904 BF |
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| „Wie seid Ihr an diese Dokumente gekommen?“, wollte die Windfelserin in den frühen Morgenstunden wissen, nachdem sie sich mit der Vögtin zusammen die ganze Nacht parallel durch die Listen mit den Abgaben aus dem [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Junkertum Erlenfall]] in den Büchern der [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]] und den losen Dokumenten, die Auskunft über die Erträge des Junkergutes lieferten, gearbeitet und diverse Widersprüche gefunden hatte.
| | »Was ist genau vorgefallen?«, wollte die Geweihte von der rotblonde Zofe wissen, als sie am Bett der Verletzten stand und auf den blutigen Verband um deren Kopf blickte. |
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| „Der Kammerherr“, erwiderte die Vögtin erschöpft und nippte an ihrem Becher Wein während sie ihrer gegenüber auch einen reichte, „[[Garetien:Iber von Radewitz|Iber von Radewitz]]. Er hat sie mir zukommen lassen.“
| | Die junge Frau schauten betreten drein und blickten zu Boden. Kein Wort verließ ihre zitternden Lippen. Sie wusste, dass ein jedes Wort ihr das Leben nur noch schwerer machte. Der Hausherr, nachdem er ihre wahre Herkunft erfahren hatte, war sicher nicht gut auf sie zu sprechen. Bisher hatte sie jede Begegnung mit ihm vermeiden können. Dafür hatte ihre Herrin gesorgt. Und sie war froh darüber gewesen, aber nun? Nun würde sie seinen Demütigungen und Grausamkeiten schutzlos ausgeliefert sein. Sie hatte genug Geschichten gehört. Waad wusste sehr gut, zu was er fähig war, selbst wenn nur ein Bruchteil der Gerüchte stimmte. Jede noch so kleine Verfehlung würde der Hausherr hart bestrafen. Und jede ihrer Verfehlungen war auch eine Verfehlung der Hausherrin, seiner Frau. |
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| „Und woher... woher hat er sie?“
| | Die Geweihte seufzte. |
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| „Vom Pferd gefallen?“, schlug sie schulterzuckend vor, „Und um ehrlich zu sein, ist es mir auch gleichgültig. Ich will nur eines wissen: Glaubt Ihr da ist was dran?“
| | »War er es?«, wollte sie nach Abreise des Hausherren mit strengem Blick wissen, »Hat er sie so zugerichtet? Mal wieder?« |
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| Die Windfelserin schluckte. Sie wirkte blass: „[[Garetien:Ardach von Windfels|Mein Bruder]] hat damit nichts zu tun.“ | | Die Zofe schauten auf die Füße der Geweihten. Kein einziges Wort kam über ihre Lippen. |
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| „Mit Verlaub, aber was Euer Bruder tut und lässt interessiert hier keinen. Er ist kein direkter Vasall des [[Garetien:Drego von Altjachtern|Barons]]. Von Interesse ist für mich allerdings das Treiben seines [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Lehnsherren]].“
| | »Bei Peraine!«, seufzte sie. »Schon gut«, sie winkte ab, »Ich habe schon verstanden. Es ist ja nicht so, als wäre ich das erste Mal hier.« Nachdenklich begann sie ihre Schläfe zu massieren. »Warum nur, Algerte? Warum nur?« Sie prüfte ihre Atmung. Ihre Reflexe. Zog die Augenlider nach oben. Da begann sie mit gekonnten Fingergriffen den Verband um den Kopf der Hausherrin zu lösen, die Wunde in Augenschein zu nehmen, sie zu säubern, zu nähen und neu zu verbinden. So kümmerte sie sich um alle Wunden. Die Zofe ging ihr dabei zur Hand. »War sie die ganze Zeit über bewusstlos?« |
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| Die Kämmerin nickte, obgleich sie noch nicht so recht erleichtert zu sein schien: „Ich weiß, was mein Bruder an Abgaben an seinen Lehnsherrn leistet. Zumindest ungefähr. Immerzu beschwert er sich über die horrenden Summen, die er an den Erlenfaller abtreten muss. Selbst wenn ich die Größenordnung, die er mir nannte, stets für etwas übertrieben hielt, schließlich weiß ich recht genau, welche Summe unter meinem [[Garetien:Sequin von Windfels|Vater]] an den Junker zu entrichten war, so spiegeln die Abgaben aus Erlenfall das keinesfalls wieder. Etwas scheint hier also nicht zu stimmen, obgleich ich sagen muss, dass das aus den Büchern der Baronie nicht so recht hervorgeht. Wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich werde es weiter prüfen. Es wird dauern.“ Sie schluckte. „Aber man sollte den Erlenfallern nichts unterstellen ohne sich wirklich sicher zu sein. Ohne wirkliche Beweise werden wir nichts ausrichten können. Sie sind einfach besser aufgestellt, haben Einfluss und Macht und nicht zuletzt sitzt der Junker selbst am Grafenhof. Abgesehen davon ist meine [[Garetien:Familie Windfels|Familie]] ihm verpflichtet...“
| | Waad nickte stumm. |
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| Trotz aller Bedenken, schien Yolande erfreut über diese Nachricht zu sein: „Das heißt, die Erlenfaller haben seit geraumer Zeit ihre Abgaben nicht korrekt entrichtet?“
| | »Das ist vielleicht kein gutes Zeichen«, erklärte sie. Die Rotblonde blickten zu ihr. Die Geweihte wusch sich die Hände. Trocknete sie an einem Tuch. »Wir werden abwarten müssen. Ich werde bleiben. Den Beistand der Herrin Peraine erbitten. Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich .... « Sie schluckte. »Ich habe Angst, dass...« |
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| „So sieht es aus.“
| | »Was solle ich denn tun, Peralina?«, wandte sich Waad sichtlich verzweifelt an die Geweihte. |
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| Die Vögtin lächelte zufrieden und murmelte wiederholt: „Sehr gut. Sehr gut.“ | | »Du?«, sie schüttelte den Kopf, »Du tust alles, was in deiner Macht steht. Dies jedoch...« Sie deutet mit einer Geste um sich herum. »... steht nicht in deiner Macht.« Energisch nickte sie. »Es ist an der Zeit, dass sie endlich Schutz bei den Zwölfen sucht.« Mit ernster Miene betrachtete sie die Zofe. »Unter ihrem Schutz wird er es nicht wagen, Hand an sie zu legen, ganz gleich, wie viel Schuld sie zuvor auf sich geladen hat. Die Götter werden schützend ihre Hand über sie halten. In jedem Kloster, in jedem ihrer Tempel wäre sie sicher.« |
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Schöne_Vorstellung|Schöne Vorstellung]] ==
| | »Eingesperrt wäre sie«, meldete sich Waad zu Wort, »Könnte diesen Ort nie wieder verlassen, ohne seinen Zorn zu spüren zu bekommen. Und das schlimmer als jemals zuvor. Nie wieder ihre Söhne sehen.« |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
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| „Aus [[Garetien:Junkertum Baringen|Baringen]] erwarten wir [[Garetien:Xerber von Cronenfurt|Xerber von Cronenfurt]], aus [[Garetien:Edlenherrschaft Weißenhain|Weißenhain]] [[Garetien:Irida von Nuzell|Irida von Nuzell]], aus [[Garetien:Herrschaftlich Esenfeld|Esenfeld]] [[Garetien:Rondrara von Treleneck|Rondrara von Treleneck]] und aus [[Garetien:Ritterherrschaft Doriant|Doriant]] [[Garetien:Hardane von Doriant|Hardane von Doriant]]. Sie alle haben bereits zugesagt. Letztere steht zwar im Traviabund, aber ihren [[Garetien:Gerbald von Luring-Schneitzig|Gatten]] erwarten wir nicht, die älteste Tochter [[Garetien:Leodane von Doriant|Leodane]] ist am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]], die jüngere Tochter [[Garetien:Wilmunde von Doriant|Wilmunde]] Knappin bei [[Garetien:Raulbrin Reto von Schwarztannen|Raulbrin von Schwarztannen]] und der Jüngste [[Garetien:Danos von Doriant|Danos]] ist Novize beim Praios-Tempel in [[Garetien:Stadt Hexenmühle|Hexenmühle]], da auch Hochwürden kommen wir, wird er gewiss auch den Knaben mitbringen.“ [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] hielt einen Moment inne und betrachtete [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] aufmerksam. „[[Garetien:Franwin von Luring-Franfeld|Franwin von Luring-Franfeld]] wird nicht kommen, er weilt ja zumeist ohnehin in [[Garetien:Kaiserstadt Gareth|Gareth]]. Wann er seinen Lehenseid gegenüber dem Cronenfurter leistet, dass soll nicht Euer Problem sein. Ähnliches gilt für [[Garetien:Alderan von Nadoret|Alderan von Nadoret]], der hat allerdings ja bereits seinen Eid getan. Wir erwarten seinen Vogt einen gewissen...“ Sie schaute auf die Liste in ihren Händen. Sie kannte den Vogt nicht. Noch nicht. „... [[Garetien:Treubold vom Grauen Schild|Treubold vom Grauen Schild]]. Ein Koscher, so weit ich weiß.“
| | »Leben muss bewahrt werden. Um jeden Preis. So lehrt es meine Herrin. Und genau das gilt auch für Algerte.« Sie hielt einen Moment inne. »Ihr Tod nutzt nur einem.« |
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| Etwas fragend blickte sie nun Drego von Altjachtern an, als der aber nicht anhob etwas zu sagen, fuhr sie fort: „Weiter erwarten wir aus [[Garetien:Herrschaft Rauthal|Rauthal]] [[Garetien:Rothar von Immenhort|Rothar von Immenhort]]. Seine älteste Tochter [[Garetien:Elene von Immenhort|Elene]] ist Eure Knappin...“ Wissend nickte nun der Altjachterner. „... die nächst jüngere, [[Garetien:Wippa von Immenhort|Wippa]], ist Knappin des [[Garetien:Albur von Nordingen|Nordingers]], der Jüngste [[Garetien:Perainfried von Immenhort|Perainfried]] ist im Peraine-Tempel in Schwarztannen Novize und auch wenn ihre alle Hochgeweihten eingeladen habt, so wird [[Garetien:Baldur von Immenhort|Hochwürden]] nicht kommen und daher der Knabe auch nicht.“ Und kurz rief sie dem Baron dann noch in Erinnerung: „Ihr habt die [[Garetien:Liliane von Windfels|Gattin des Rauthalers]] zu Eurer Kämmerin bestellt.“
| | Die junge Frau nickten betrübt. |
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| Erneut nickte Baron Drego: „Frau von [[Garetien:Yolande von Pranteln|Raukenfels]] hat mir die Mitglieder meines [[Garetien:Hof des Barons von Schwarztannen|Hofes]] vorgeschlagen. Ich habe sie nur in ihr Amt berufen. So war es auch bei Euch.“
| | »Aber welcher Tempel würde ihr Schutz gewähren?«, warf Waad ein, »Ganz Schwarztannen weiß was damals geschehen ist. Die Menschen haben sich die Mäuler über sie zerrissen. Noch heute...« Ihre zitternde Stimme brach. |
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| „Sie ist eine kluge Frau“, meinte die Heroldin da nickend. Sie hielt viel von der Vögtin. „Ihr tut gut daran auf ihren Rat zu hören und ich... ich jedenfalls war sehr froh um diese Anstellung.“
| | Peralina zuckte mit den Schultern: »Bis heute kann ich nicht sagen, wem ich wirklich glauben schenken kann.« Sie leckte über ihre Lippen. »Das Urteil war jedoch eindeutig.« Nun nickte sie. »Es gibt nur eine Kirche, die hier in der Baronie einen Tempel ihr eigen nennt und wenig auf die Ereignisse auf Dere gibt. Nur eine.« |
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| Etwas fragend blickte der Baron sie da nun an.
| | == Weißer Rabe == |
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| „Mein [[Garetien:Moribert von Dachshag|Gatte]] ist gegen Haffax gefallen“, fügte sie erklärend hinzu, „Vor Mendena.“
| | === Dunkelheit === |
| | ZFS: Langsam kommt Algerte wieder zu Bewusstsein, doch noch umfängt sie Dunkelheit. |
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| „Das... das tut mir leid“, erwiderte der Baron aufrichtig.
| | [[Garetien:Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle|Tempel des Weißen Raben]] zu Hexenmühle, Rahja 904 BF |
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| „Ja“, sie räusperte sich etwas verlegen, „Mir auch, Euer Hochgeboren, mir auch. Uns waren lediglich zwei Götterläufe vergönnt, viel zu wenig Zeit um zueinander zu finden. Mein Gatte konnte sich einfach nicht an mich gewöhnen. Er konnte nichts mit Fr...“ Da biss sie sich energisch auf die Lippen. Sie hatte bereits zu viel gesagt. Viel zu viel. „Verzeiht“, bat sie mit brennenden Wangen, „Das gehört hier nun wirklich nicht her.“
| | Als [[Garetien:Algerte Phexlieb von Schwarztannen|sie]] erwachte war es still um sie herum. Still und dunkel. Die Luft war von Weihrauch erfüllt. Sie versuchte sich zu orientieren. Zu begreifen wo sie war. Aber sie wusste es nicht. Es war zu dunkel. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Glieder waren so unendlich schwer. So versuchte sie ihren Kopf zu heben, doch auch das schaffte sie nicht. Schmerzerfüllt sank sie zurück in das weiche Kissen und atmete angestrengt ein und aus. Ihr Kopf schmerzte. Sie biss die Zähne zusammen. Und erst da bemerkte sie: Sie war nicht allein. |
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| „Schon gut“, meint Drego von Altjachtern da und winkte ab, „Ein jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Nicht alles davon ist erfreulich.“
| | Sie lag in einem Bett, das begriff sie jetzt. Und an ihrem Bett, da saß jemand. Auf der Bettkante saß jemand. Eine Gestalt. Dunkel zeichneten sich ihre Umrisse gegen die sie umgebende Finsternis ab. Ein Schatten. Mehr nicht. Ohne Gesicht. Bestehend aus Dunkelheit. Aus Finsternis. Doch sie hatte keine Angst. Keine Furcht. |
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| „Ja“, versuchte sich Valaria zusammenzureißen. Die Erinnerung an ihren Gatten schmerzte. Vor allem schmerzte jedoch die Tatsache, dass all ihre Versuch ihm zu gefallen stets vergeblich gewesen waren. Er hatte mehr Interesse an dem Stallburschen gezeigt als an ihr. Obgleich – das musste sie ihm zugestehen – er immer nett und zuvorkommend zu ihr gewesen war. Er war kein schlechter Mensch gewesen, er hatte sie einfach nur nicht lieben können, aber sie hatte ihn ja auch nicht wirklich geliebt. „Ich hätte immer gerne aus Liebe den Traviabund geschlossen“, gestand sie sich und auch dem Baron da ein, „Ich beneide Euch daher sehr. Ihr habt mit der [[Garetien:Ailsa ni Rian|Frau]] den Traviabund geschlossen, die ihr liebt und das ihr sie liebt, das sieht man Euch an. Wie Ihr sie anseht!“ Sie seufzte sehnsuchtsvoll. „Er hat mich nie so angesehen...“
| | Der Schatten beugte sich über sie. Eine Hand oder vielleicht doch eher ein Flügel streifte über ihre Stirn. Ganz weich und anschmiegsam. Da wurden ihre Lieder so schwer, dass sie einfach zufielen. Der Schmerz wich zurück. Und ihr Bewusstsein auch. |
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| „Die Götter haben es gut mit mir gemeint“, erwiderte er und in seinen Blick trat einen Moment jener Ausdruck, der dort immer stand wenn er seine Liebste oder aber seine [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]] sah, dann verschwand er jedoch recht schnell wieder, „Auch wenn die derzeitigen Umstände mein Glück überschatten.“
| | »Dem Raben gebührt, was des Raben ist«, raunte eine leise, leicht krächzende Stimme, »Und noch bist du noch nicht ganz sein.« |
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| „Doch Ihr habt es gefunden“, erwiderte sie ihm da.
| | === Vergessen === |
| | ZFS: Der Herr des Vergessens hat Algerte ein ganz besonderes Geschenkt gemacht. |
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| „Oder... oder es hat mich gefunden. Und vielleicht wartet das Eure nur schon auf Euch. Vielleicht habt Ihr es einfach noch nicht gesehen. Manchmal muss man einfach nur die Augen öffnen um zu sehen, was schon lange da war...“
| | [[Garetien:Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle|Tempel des Weißen Raben]] zu Hexenmühle, Rahja 904 BF |
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| „Eine schöne Vorstellung. Ja, eine schöne Vorstellung.“
| | Immer wieder erwachte sie. Und immer wieder sank sie in die Bewusstlosigkeit zurück. Aber mehr und mehr nahm sie die Welt um sich herum wahr. Geweihte des Schweigsamen kamen, wuschen ihren kraftlosen Körper, wechselten die Verbände, flößten ihr Brühe ein. Sie sprachen kaum, beantworteten ihre Fragen nur spärlich, beteten aber für sie und mit ihr, meist schweigend. Und so seltsam sie das auch zu Beginn fand, so erfüllten sie die Gebete mehr und mehr. |
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Aus_Erlenfall_nichts_Gutes|Aus Erlenfall nichts Gutes]] ==
| | Irgendwann jedoch kam eine Geweihte der Herrin Peraine. Eine ältere Frau mit grauem Haar. Ein leichter Geruch nach Knoblauch lag in der Luft. Vermischte sich mit dem Weihrauch. Die Geweihte setzte sich an ihr Bett, nahm ihre Hand und blickte sie lange an. |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
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| „Und aus [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]]?“, wollte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] wissen.
| | »Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du noch am Leben bist«, eine einzelne Träne rollte der Geweihten die Wange hinab. Sie wischte sie nicht fort. Sie tropfte auf ihre Robe und hinterließ einen kleinen nassen Fleck. »Nie zuvor habe ich jemanden gesehen, der so etwas überlebt hat! Nie hätte ich gedacht, dass du das überlebst. Nie! Vermutlich ist es einzig und allein der guten Pflege von...« |
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| [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] schüttelte den Kopf: „Bisher keine Nachricht. Und um ehrlich zu sein, erwarte ich auch keine.“ Einen Augenblick hielt sie inne. „[[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Emmeran von Erlenfall]] hält sich ohnehin so gut wie nie in seinem Junkertum auf. Aufgrund seines Amtes als Landrichter der [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Grafschaft Reichsforst]] ist er zumeist am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]] anzutreffen.“
| | »Wo bin ich?«, hob die Verwundete an. |
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| „Ich weiß. Ich bin ihm dort begegnet“, er holte Atem, „Eine... hm... unangenehme Person.“
| | »Im Schoß des Ewigen«, erklärte die Geweihte und blickte gütig auf die Frau hinab. In ihren alten Augen lag Wärme und Zuversicht. »In einem seiner Tempel.« |
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| Die Hofheroldin seufzte: „Das stimmt bedauerlicherweise. Sein Bruder – [[Garetien:Edelbrecht von Erlenfall|Edelbrecht von Erlenfall]] – ist auch nicht sonderlich angenehmer.“
| | »Boron«, langsam nickte sie, »Was ... was ist passiert?« |
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| „Ihr kennt Ihn?“
| | »Du warst dem Tod sehr nahe«, erklärte die Geweihte, »Sehr nahe. Aber Golgari, so sagten uns seine Diener, fand deine Zeit noch nicht gekommen. Und so kämpften wir um dein Leben. Und sie halfen dabei.« |
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| „Das zu behaupten wäre gewiss maßlos übertrieben“, stellte sie kopfschüttelnd klar, „Ich habe ihn ein paar Mal getroffen als ich meine Schwiegermutter, [[Garetien:Kordara von Dachshag|Kordara von Dachshag]], nach Rallingstein begleitet habe.“
| | »Hm«, machte die Verletzte nachdenklich und versuchte sich aufzusetzen. Die Geweihte half ihr. Schob ihr ein Kissen in den Rücken. Und setzte sich dann wieder. »Und was ... was ist passiert?« |
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| „[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingstein]]?“
| | »Ein Unglück«, erklärte sie schlicht und so als würde das einfach alles erklären und irgendwie tat es das auch. |
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| Nun nickte die Wiesenthalerin: „Ein durchaus beeindruckendes Bauwerk, mein letzter Besuch dort liegt allerdings schon geraume Zeit zurück. Inzwischen halte ich es durchaus für möglich, dass die Burg nahezu fertig gestellt sein dürfte, wobei...“
| | »Dann bin ich wohl beim Klettern gestürzt«, schloss sie, »Sollte wohl besser aufpassen.« Sie nickte. »Warum nicht ein Tempel des Herrn Phex? Warum ... Boron?« |
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| Fragend blickte der Baron die Hofheroldin an: „Wobei?“
| | Verwundert blickte die Geweihte sie da nun an: »Ich ... ich glaube, ich verstehe nicht.« |
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| Sie schluckte und blickte den Altjachterner einen Moment lang intensiv an, ehe sie ihren Blick abwandte: „Ich habe keinerlei Ahnung, was das Junkertum Erlenfall so abwirft, aber Kordara... ja... also Kordara hat immer mal wieder daran gezweifelt, ob das alles mit so ganz rechten Dingen zugeht.“ Sein fragender Blick lastete weiter auf ihr. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber deutlich genug spüren. „Die [[Garetien:Herrschaft Windfels|Herrschaft Windfels]] ist wohl recht ertragreich. Es gibt dort ein Gradierwerk. Doch eine Burg – noch dazu innerhalb dieser Zeit – nahezu vollständig und in dieser Größe zu errichten, setzt ein gewisses Maß an finanziellem Spielraum voraus und Kordara hat immer an dessen Umfang gezweifelt. Sie hat es mir auch einst vorgerechnet oder viel mehr im Kopf überschlagen, aber Zahlen sind nicht so meins, Menschen allerdings schon.“
| | »Es ist mein Zweitname. Mein Vater gab ihn mir, weil ich im Phex und dann auch noch am Tag des Glücks geboren wurde. Meine Mutter hielt das erst für einen Scherz.« Sie lachte kurz auf, wobei sie schmerzerfüllt das Gesicht verzerrte. »Wie ... wie geht es ihr?« |
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| „Deswegen seit Ihr ja auch Heroldin“, meinte der Baron da nur, „Ihr habt also den Verdacht, dass etwas mit den Abgaben nicht stimmen könnte?“
| | »Das... das... ist mir nicht bekannt«, erwiderte die Geweihte kopfschüttelnd, »Aber warum Phex?« |
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| Sie sog scharf die Luft ein und zuckte etwas verlegen mit den Schultern.
| | »Weil ich dort im Noviziat bin.« |
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| „Vielleicht sollte ich die [[Garetien:Liliane von Windfels|Kämmerin]] mal besser auf die Bücher ansetzten. Vielleicht gibt es dort ja tatsächlich Unregelmäßigkeiten...“
| | Die Peraine-Geweihte riss ungläubig die Augen auf. »Noviziat?«, entfuhr es ihr wenig darauf und gerade in jenem Moment, dass gesprochen hatte, setzte eine Art Erkenntnis ein. »Kennst du ... deinen Namen?« |
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| „Macht euch nicht zu viele Hoffnungen“, wiegelte Valaria da ab, „Falls und ich betone das noch einmal falls wirklich bei Abgaben oder ähnlichem betrogen worden sein sollte, wird das so gehandhabt worden sein, dass es schwer oder vielleicht sogar gar nicht nachzuweisen sein wird.“ Dann wechselte sie eilig das Thema. „Um zum Junker von Erlenfall zurückzukehren. Es ist nicht zu erwarten, dass er kommen wird. Er wird auch keinen Stellvertreter schicken. Bisher gab es keinerlei Nachricht aus Erlenfall. Im Übrigen habe ich dem Junker auch eine Einladung zum Grafenhof geschickt, damit er nicht behaupten kann, er hätte keine erhalten.“ Drego von Altjachtern nickte. „So weit ich von Kordara weiß, hat auch sie noch nichts von ihrem Lehensherrn gehört und unabhängig davon, wird sie so oder so nicht erscheinen. Zum einen, weil sie sich ein Zerwürfnis mit den Erlenfallern nicht leisten kann und zum anderen muss sie immerzu ein Augen auf ihren alten [[Garetien:Ulfried von Rosshagen|Vater]] haben. Sein Geist ist sehr gebrechlich geworden. Früher konnte man ihn noch gelegentlich – an guten Tagen – alleine lassen, doch inzwischen ist das kaum noch möglich. Er vergisst die Zeit, fühlt sich in frühere Epochen seines Leben zurückversetzt, weiß nicht mehr, dass [[Garetien:Nella von Dachshag|Frau]] und [[Garetien:Moribert von Dachshag|Enkel]] schon lange tot sind. Während der Fehde ist es schlimmer geworden, doch da war ich noch in [[Garetien:Herrschaft Radenstein|Radenstein]] und konnte ihn beschwichtigen, nun muss Kordara das alleine bewerkstelligen.“
| | Die Versehrte lachte: »Algerte Phexlieb von Waldfang. Und wer seid Ihr?« |
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| Der Baron nickte verständnisvoll.
| | »Erinnerst du dich denn nicht an mich?« |
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| „Wisst Ihr was man in Schwarztannen sagt?“, wollte sie da von ihm wissen und ließ ihm keine Zeit für eine Antwort: „Aus Erlenfall kommt nichts Gutes.“
| | Sie zog die Stirn kraus. Musterte die Geweihte kritisch: »Kennen wir uns?« |
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Alles_hat_seinen_Preis|Alles hat seinen Preis]] ==
| | »Ich bin Peralina Tempeltreu«, stellte sie sich vor, aber Algerte schüttelte nur Kopf. Peralina nickte noch nachdenklicher. »Kannst du mir sagen, wer der Kaiser des Mittelreiches ist?« |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
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| „Ihr solltet Euch gut Eure nächsten Schritte überlegen“, riet [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]] dem Baron und wirkte dabei äußerst ernst.
| | »[[Valpo|Valpo von Almada]] natürlich.« |
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| „Ich... ich... ich verstehe nicht ganz“, erwiderte er ihr verunsichert.
| | === Schutz === |
| | ZFS: Obwohl sie keine Gefangene ist, wird ihr dringend davon abgeraten, den Tempel zu verlassen. Schutz kann Algerte nur hier gewährt werden. |
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| „Es ist nicht davon auszugehen, dass der [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Junker von Erlenfall]] Euch gegenüber den Lehenseid ablegen wird. Er wird gewiss auch keinen Stellvertreter schicken um das zu tun. Es wird keinen Lehenseid von der [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie Erlenfall]] Euch gegenüber geben.“
| | [[Garetien:Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle|Tempel des Weißen Raben]] zu Hexenmühle, Rahja 904 BF |
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| „Sie werden aber einen leisten müssen.“
| | »Wer ist der Kaiser?«, wollte Algerte von der Geweihten wissen, nachdem diese sich um ihre Wunde gekümmert und auf die Kante ihres Bettes gesetzt hatte um zu beten. |
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| „Müssten sie“, stimmte sie ihm da zu, „Aber was, wenn sie es nicht tun?“
| | Die Geweihte hob langsam ihren Kopf, schob mit einer eleganten Bewegung die Kapuze ihrer schwarzen Robe zurück und offenbarte ihr rotes Haar. Sie hob ihren Blick. Jung wirkte ihr Gesicht. Doch ihre blau-grünen Augen offenbarten, dass sie nicht mehr so jung sein konnte. Andächtig faltete sie ihre Hände und legte diese in ihren Schoß. |
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| „Warum sollten sie?“
| | »Hm«, machte Algerte, »Was ist aus [[Valpo|Valpo von Almada]] geworden?« |
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| „Weil sie wohl der Meinung ist, dass der Baronstitel ihnen gebührt. Warum sollte der Junker den Lehenseid schwören, wenn er doch der Meinung ist, er sei der rechtmäßige Baron? Einen Eid gegenüber sich selbst abzulegen, macht nicht wirklich viel Sinn.“
| | »Seine Zeit war gekommen.« |
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| „Er ist aber nicht der Baron.“
| | »Wie du das sagst«, stutzte die Adelige und schüttelte den Kopf. |
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| „Und da liegt genau das Problem“, meinte die Hofheroldin, „Im festen Glauben, ihnen stünde der Baronsreif zu, werden sie es darauf ankommen lassen. Die Frage, die Ihr Euch also stellen müsst ist Folgende: Was werdet Ihr tun? Zwingen werdet Ihr Emmeran von Erlenfall kaum können. Die Familie Erlenfall ist zu mächtig und zu einflussreich, noch dazu sitzt er selbst zu dicht am [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]] – ein Umstand der noch mehr Fragen darüber aufwirft, warum er Euch den Baronsreif aufsetzte, aber nicht seinem Landrichter – und Ihr seid inzwischen zu weit von Eurem Weggefährten entfernt.“
| | »Vor Boron sind alle gleich.« |
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| „Was ich zutiefst bedauere“, merkt er betrübt an, „Gerade jetzt bräuchte er einen wahren Freund an seiner Seite.“
| | »Aber dann muss es doch jemanden geben, der ihm nachfolgt?« |
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| „Einen guten Freund kann ein jeder von uns zu jeder Zeit gebrauchen“, griff sie seine Worte auf, „Ihr habt hier viele Freunde. Nutzt diese. Denn klar ist: Ihr dürft Euch das nicht gefallen lassen. Der Lehenseid MUSS geleistet werden! Ihr werde also etwas unternehmen müssen. Die Frage ist allerdings, was genau das sein wird. In wie weit ihr auf Euren Freund, den Grafen, zurückgreifen könnt, das werdet Ihr wohl selbst am besten wissen.“
| | »Es gibt viele«, erwiderte die Geweihte ruhig, »und doch keinen einzigen.« |
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| „Vermutlich wird das genauso laufen, wie die ganze Angelegenheit mit den Waldsteinern“, vermutete er betrübt, „Ich werde das selbst regeln müssen. Mehr als warme Worte werde ich von ihm auch dieses Mal nicht bekommen.“ Über diesen Umstand schien er aufrichtig betrübt zu sein.
| | »Dann wäre das Reich doch ohne Herren! Aber du sagt das so, als würde es dich nicht ... nicht im geringsten kümmern?« |
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| „Die Zeiten sind gerade schwierig und noch schwerer sind die damit verbundenen Entscheidungen, Hochgeboren“, stimmte ihm die Hofheroldin zu.
| | »Es kümmert den Ewigen nicht«, erklärte sie langsam nickend, »Und damit kümmert es auch mich nicht. Dem Ewigen schert vieles nicht. Ihm ist gleich, was für Titel wir uns geben, welche Länder wir beanspruchen oder auch nur was wir besitzen. Vor ihm sind wir alle gleich. Ein jeder von uns.« Sie hielt einen Moment inne. »Eines Tages werden wir ihm alle gegenüber treten. Uns alle ereilt dasselbe Schicksal.« |
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| „Mit den Waldsteinern werden wir auch nicht so recht einig“, fügte der Baron schulterzuckend hinzu. Dass [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] versucht hatte auch über den temporären Abzug der Waldsteiner hinaus einen Frieden oder ähnliches zu verhandeln, das war am Hof bekannt. Vermutlich ebenso bekannt war inzwischen aber auch, dass man sich wohl nicht so recht einig geworden war – zumindest nahm man das an, genaues wussten wohl nur sehr wenige, darunter waren jedoch gewiss die Vögtin [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] und die Hofkaplanin [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]]. „Ist ein Friede um jeden Preis es denn überhaupt wert?“, wollte der Altjachterner da von der Wiesenthalerin wissen.
| | Algerte schwieg einen Moment, ehe sie wissen wollte: »Und wie lange war ich ohne Bewusstsein, dass ich den Tod eines Kaisers und seine fehlende Nachfolge nicht mitbekommen habe?« |
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| Valaria dachte einen Moment nach, schluckte und erwiderte schließlich: „Auch Frieden hat seinen Preis, Hochgeboren.“
| | Nun schüttelte die Geweihte ihren Kopf: »Nur wenige Tage, doch hat mein Herr dir seine Gnade des Vergessens zu teil werden lassen. Oder...« Und ein Lächeln legte sich über ihre Lippen. »... war es vielleicht sein ihm sehr verbundener Bruder?« |
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| „Auch wenn dieser Verrat heißt?“
| | Einen winzigen Augenblick nur lag Erstaunen im Blick der Adeligen, dann jedoch kam der schmerzerfüllte Gesichtsausdruck zurück. Die Geweihte lächelte immer noch. Dieses Mal noch etwas vielsagender und freundlicher als Algerte das eine Dienerin des Schweigsamen zugetraut hätte. Und wenn sie es recht bedachte, war die Geweihte auch viel zu hübsch für den Dienst an solch einem Herrn. Außerdem hatte sie rotes Haar. |
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| „Ich fürchte“, meinte sie da und wog ihren Kopf etwas unruhig von der einen zur anderen Seite und wieder zurück, „Auch das, Hochgeboren. Auch das.“
| | »Du bist nicht die einzige, die es meinen Dienst hier unpassend findet«, kommentierte sie und zog eine Augenbraue nach oben, »Aber alles hat einen Grund. Doch nicht immer ist er für uns Menschen ersichtlich.« |
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| Einen Moment schwiegen sie sich an.
| | »Wie lange wird es dauern, bis ich in den Tempel meines Herren zurückkehren kann?« |
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| „Eure [[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|Schwester]] und Euer [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] werden kommen und auch die [[kos:Darian von Trottweiher|Eltern]] [[kos:Rianod ni Rían|Eurer]] Gattin werden aus dem Kosch anreisen. Was Eure [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Mutter]] jedoch betrifft hat sie ihre Meinung über eure Liebst bisher bedauerlicherweise nicht geändert, obgleich sie von Euch zu erwarten scheint, dass Ihr sie mit Euren beiden [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|dern]] aufsucht, von Eurer [[Garetien:Ailsa ni Rian|Gattin]] war allerdings nicht die Rede...“
| | Ihre Gegenüber holte angestrengt Atem: »Verlasse den Tempel des Ewigen nicht, Algerte. Niemals!« Plötzlich wirkte sie sehr ernst. »Der Ewige schützt dich. Er gibt auf dich acht. Aber er kann das nur in seinem Schoß tun. Du musst wissen, die Welt dort draußen ist gefährlich. Auch wir gehen nur hinaus, wenn uns sein Ruf ereilt. Und meist vermeide ich auch das. Hier drinnen...« Sie deutete im viel zu kleinen Zimmer herum. Es gab lediglich ein schmales Bett mit einer Kleidertruhe an dessen Fußende, ein kleines Nachtkäschen und einen dreibeinigen Hocker. »... sind wir sicher. Dort draußen nicht.« |
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Traurige_Kunde|Traurige Kunde]] ==
| | »Dann ... dann bin ich eine Geisel? Ihr haltet mich hier fest?« |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], 6. Tsa 1044 BF'''
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| [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]] blickte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] fragend an. Zur seiner Linken stand seine Hofkaplanin, [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Lindegard Tempeltreu]]. Sonst befand sich niemand im Raum. Nicht einmal seine Knappen. Augenblicklich fühlte sich die Erlenfallerin unwohl.
| | Die Geweihte schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Du kannst den Tempel jederzeit verlassen. Aber dort draußen, bist du auf dich alleine gestellt. Dies sei dir bewusst.« Damit erhob sie sich und wollte bereits das Zimmer verlassen als Algerte noch einmal das Wort ergriff: »Wie ist dein Name?« |
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| „Setzten wir uns doch“, der Altjachterner deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. Die Ritter setzten sich. Lindegard Tempeltreu reichte beiden einen Becher Wein, blieb jedoch stehen, obgleich es noch einen freien Stuhl neben dem Baron gab. Ihr Blick glitt immer wieder zum Fenster in den Innenhof.
| | »[[Gareiten:Etilinae Tempeltreu|Etilinae]]«, sie wandte sich zu der anderen um, »Er machte ihn mir zum Geschenk. Wirst auch du sein Geschenk annehmen?« |
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| „Obgleich Eure [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] mit mir im Zwist liegt, bin ich sehr froh, dass das auf unser Verhältnis nicht zutrifft“, hob der Baron an.
| | <!-- |
| | [[Garetien:Esmeria_Darando_della_Tenna|Esmeria Darando della Tenna]] |
| | --> |
| | <!-- |
| | = Fische im Netz = |
| | == Bedenkzeit == |
| | [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]] |
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| Die Erlenfallerin nickte bestätigend und nippte an ihrem Becher Wein um nichts sagen zu müssen.
| | [[Garetien:Leudane von Leuenberg|Sie]] bat sich Bedenkzeit aus. [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] verstand. Er schien wirklich ein netter Mensch zu sein und darüber hinaus über ein gutes Herz zu verfügen und dennoch, dennoch nahm sie es ihm übel, dass er sie nicht einfach so gehen lassen wollte. Dabei verstand sie ihn. Wenn sie all die Sehnsucht nach meiner Heimat beiseite schob, dann verstand sie ihn. Er konnte sie nicht einfach gehen lassen. Nicht einfach so. Und sie konnte ihm nicht einfach Gefolgschaft schwören. Nicht einfach so. |
| | | --> |
| „Die ganze Situation bereitet mir natürlich trotzdem Sorgen“, fuhr er fort, „Euer [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Oheim]] hat noch immer seinen Lehenseid nicht geleistet. Er hat auch niemanden anderen an seiner statt geschickt.“ Nun zuckte er sichtlich hilflos mit den Schultern. Wieder einmal stellte die junge Ritterin fest, dass Drego von Altjachtern dem Baronsreif nicht wirklich gewachsen schien und wären da nicht die [[Garetien:Yolande von Pranteln|Raukenfelserin]] und all die anderen Mitglieder seinen [[Garetien:Hof des Barons von Schwarztannen|Hofes]], wäre ihm der Baronsreif gewiss schon längst abhanden gekommen – vielleicht sogar mit seinem Kopf. „Und dann auch noch die Fehde mit den [[Garetien:Familie Pfortenstein|Pfortensteinern]].“
| | <!-- |
| | | = [[Albtraumgestalt — Briefspielreihe|Albtraumgestalt]] = |
| „Die aber nichts mit Euch zu tun hat, Hochgeboren“, meinte Eylrun da, „Und auch nichts mit mir. Zumindest nicht direkt.“
| | == Einhornfrau == |
| | | '''[[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|See Praiosborn]], Praios 1045''' |
| Nun nickte Baron Drego nachdenklich.
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| „Ich war die meiste Zeit meines Lebens hier auf Burg Scharfenstein. Zuerst war ich bei Baron [[Garetien:Raulfried Haltreu von Schwarztannen|Raulfried]] Pagin, später seine Knappin, nach seinem Tod in der Fehde wurde ich zu Eurer Knappin und kurz darauf habe ich von Euch meinen Ritterschlag erhalten. Bei meiner Familie war ich in all den Götterläufen nicht sonderlich häufig. Ich weiß daher recht wenig von den Dingen, die da vor sich gehen. Ich kann euch also weder etwas zur Fehde sagen, noch zu den Gründen, warum noch immer der Lehenseid meines Oheims Euch gegenüber aussteht.“ Die letzte Aussage entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zwar konnte sie nicht ganz sicher sein, doch sie hatte einen Verdacht. Ihre Familie beanspruchte seit jeher den Baronsreif Schwarztannens. Immer wieder hatten sie auch versucht ihn zu erlangen. Einer dieser Versuche hatte darin geendet, dass sie als Pagin nach Scharfenstein gebracht worden war – als Pfand. Damals hatte ihre Familie im Schatten der Erbstreitigkeiten der [[Garetien:Familie Schwarztannen|Familie Schwarztannen]] versucht sich den Baronsreif zu sichern. Geglückt war das nicht. Und um sicher zu stellen, dass ihre Familie dem neuen Baron und Intimfeind der ganzen Familie nicht in den Rücken fiel, hatte man sie 1029 BF nach Scharfenstein gebracht. Seit dem war nichts mehr geschehen oder viel mehr hatte niemand von einem erneuten Versuch den Baronsreif zu erlangen erfahren. Bis die Fehde gekommen war. Sie hatte vieles verändert und sehr wahrscheinlich sah ihr Oheim nun die Zeit gekommen erneut nach dem Baronsreif zu greifen. Und irgendwie konnte sie das auch verstehen. Baron Drego schien seiner neuen Aufgabe nicht wirklich gewachsen. Vermutlich war dies der Grund, warum der Lehenseid noch ausstand und warum das auch in absehbarer Zeit so bleiben würde.
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| „Aber deswegen habt Ihr mich doch nicht rufen lassen, nicht wahr?“
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| Baron Drego senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf und bestätigte „Nein.“ Plötzlich wirkte er merkwürdig blass.
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| „Warum denn dann?“
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| Er schluckte, hob seinen Blick und wollte gerade anheben etwas zu sagen, da verkündete Lindegard: „Sie kommt gerade. Wartet einen Moment, Hochgeboren. Es ist besser, wenn [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] mit ihr spricht.“
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| „Per... ?“, die Worte blieben Eylrun im Halse stecken, „Worüber soll Perainidane mit mir sprechen?“ Die Ritterin blickt vom Baron zu dessen Hofkaplanin. Diese wirkte plötzlich seltsam angespannt.
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| „Was ist geschehen?“, wollte die Erlenfallerin von der Geweihten wissen.
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| Lindegard schluckte: „Eure Familie war in eine Auseinandersetzung verwickelt.“
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| „Im Rahmen der Fehde mit den Pfortensteinern?“
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| Ein kurzes Nicken.
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| „Gibt es Gefangene? Lösegeldforderungen?“
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| Kopfschütteln.
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| „Tote?“, nun klang ihre Stimme nicht mehr wie ihre eigene.
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| Sowohl der Baron als auch seine Hofkaplanin schwiegen. Sie tauschten vielsagende Blicke aus.
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| „Wer?“, Eylruns Stimme klang noch fremder als zuvor.
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| „Es tut mir sehr leid“, rang sich schließlich die Hofkaplanin durch, „Es ist Euer [[Garetien:Edelbrecht von Erlenfall|Vater]].“
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| Ungläubig blickte die Ritterin drein.
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Tsafeierlichkeiten|Tsafeierlichkeiten]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Tsa 1044 BF'''
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| „War es nicht ein schönes Fest?“, säuselte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] seiner Gattin liebestrunken ins Ohr. Die beiden hatten sich in den frühen Morgenstunden zurückgezogen, nachdem die meisten anderen Feiernden bereits zu Bett gegangen waren und bei den verbliebenen war anzunehmen, dass sie das auch bald tun würden.
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| „Das war es“, stimmte ihm [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]] da nickend zu und versuchte sich ihren Gatten vom Leib zu halten. Unruhig schaute sie sich im Licht des anbrechenden Morgens um: „Wo bleiben den [[Garetien:Lorine von Boltansroden|Lorine]] und [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Jast]]?“
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| „Ich habe sie zu Bett geschickt“, erwiderte der Altjachterner und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen, „Dass mit dem Ausziehen bekommen wir auch ohne die beiden hin...“
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| Die Reichsritterin verdrehte die Augen und erklärte: „Es war ein langer Tag. Ich bin müde, Drego. Wirklich müde.“
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| „Ach, Orknäschen“, raunte er ihr da zu, „Jetzt hab dich doch nicht so.“
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| „Drego“, sie schob ihn demonstrativ von sich weg, „Ich bin wirklich müde. Ich will einfach nur schlafen.“
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| Einen Moment schien er von ihrer konsequenten Weigerung irritiert, dann jedoch hob er erneut an: „Die Geburt unserer [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]] liegt doch jetzt schon zwei Monde zurück...“
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| Sie wandte sich ab. Diese Diskussion hatten sie die letzte Zeit des öfteren geführt.
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| „Und du hast dich doch gut erholt, oder nicht?“
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| Nun seufzte die Reichsritterin schwer: „Ich bin wirklich müde, Drego. Entsetzlich müde. Lass mich jetzt also in Ruhe. Ich will schlafen.“
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| Drego konnte das einfach nicht verstehen: „Aber... aber Orknäschen! Was ist denn mit dir?“ Er hielt einen Moment inne. „Ich... ich vermisse dich doch so sehr. Vermisst du mich denn nicht auch?“
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| Der Rían lag die Wahrheit auf der Zunge, doch sie wagte nicht sie auszusprechen. Wie hätte sie auch dem Mann, der sie auf der tiefe seines Herzens liebte erklären sollen, dass sie einfach nichts für ihn empfinden konnte. Ja, er war der Vater ihrer Kinder. Doch mehr war er nicht.
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| „Ich bin auch ganz vorsichtig...“, versprach er.
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| Ailsa resignierte: „Ich schlafe heute wohl besser bei meiner [[Garetien:Scanlail ni Rian|Schwester]].“
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Hausarrest|Hausarrest]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Mitte Phex 1044 BF'''
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| „Was ist denn nun schon wieder los?“, [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rían]] blickte verwundert zu ihrem Oheim hinüber, der gerade mit der gesamten [[Garetien:Krähengarde|Schwarztannener Garde]] in den Innenhof Burg Scharfensteins getreten war. Die Ritterin wandte sich an [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] und forderte sie ihn ihrem gewohnheitsmäßigem harschen Tonfall auf: „Wirf mal ein Auge auf diesen Sack Flöhe.“ Die Erlenfallerin nickte und wandte sich den im Innenhof trainierenden Knappen zu.
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| „Was gibt es [[Garetien:Llyr ui Rian|Oheim]]?“, wollte die Rían wissen während sie über den Hof auf den Hauptmann der Garde zuschritt. Der Angesprochene antwortet ihr jedoch nicht, blickte nicht einmal zu ihr hinüber, wortlos schritt er einfach an ihr vorbei. Eilein blieb verdutzt stehen und blickte ihm hinterher: „Was geht hier vor sich?“
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| Unbeirrt führte der Ritter jedoch seinen Weg fort und seine Frauen und Männer folgte ihm auf dem Fuße. „Frau von Erlenfall“, dröhnte schließlich die Stimme Llyr ui Ríans über den Hof hinweg. Die Knappen hielten inne. Eylrun wandte sich um und blickte den Hauptmann mit großen Augen an. Eilein lief ein kalter Schauer den Rücken hinab. Irgendetwas ging hier vor sich. Etwas durch und durch... Unschönes.
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| „Ich muss Euch bitten, mit mir zu kommen“, kam der Rían gleich zum Punkt als er vor Eylrun stand und noch im selben Augenblick wurde die junge Ritterin von seinen Leuten umringt. Grimmig blickten sie sie an.
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| „Gibt es ein Problem?“, wollte nun die Erlenfallerin wissen und schluckte sichtlich schwer.
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| „In der Tat“, meinte der Ritter da trocken, „Passender hätte ich es nicht formulieren können.“
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| „Und wie kann ich Euch helfen?“
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| Eilein ni Rían überquerte schnellen Schrittes den Hof und trat zu jener Knappin, die inzwischen zwar ihren Ritterschlag von [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] erhalten hatte, für die sie sich nach den Götterläufen der von ihr überwachten Übungen noch immer auf eine seltsame Art und Weise verantwortlich fühlte. Mit harscher Stimmer verlangte sie zu wissen: „Oheim, was geht hier vor sich?“
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| Erneut gab er seiner Nichte keine Antwort auf ihre Frage, stattdessen strafte er sie mit einem vielsagenden Blick. Die Knappen hielten alle regelrecht den Atem an und betrachtete mit einer Mischung aus Neugierde und Entsetzten die Szene, die sich da gerade vor ihnen abspielte.
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| „Frau von Erlenfall“, hob der Ritter erneut an, „Mit sofortiger Wirkung seid ihr fortan unter Hausarrest gestellt.“
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| „Wie bitte?“, entfuhr es Eilein ni Rían da verständnislos, noch bevor die Betroffene überhaupt etwas sagen konnte, „Was genau wirft man ihr denn vor?“
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| „Ihr könnt Euch nun entscheiden: Folgt Ihr dieser Anweisung freiwillig oder werden ich Euch dazu zwingen müssen?“
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| Eylrun suchte hilfesuchend den Blick der Rían und fand ihn doch nicht. Der Hauptmann unterdessen wertete das als Weigerung...
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Und_die_Kinder|Und die Kinder?]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Ende Phex 1044 BF'''
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| „Nein, [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego]]“, wurde [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]] langsam zornig, „Das wirst du nicht tun!“
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| „Aber Orknäschen“, versuchte er seine Gattin zu besänftigen, „Sie ist doch nun mal die [[Garetien:Jurfinde von Altjachtern-Sturmfels|Großmutter]] unserer [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Kin]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|der]].“
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| „[[kos:Darian von Trottweiher|Meine]] [[kos:Rianod ni Rían|Eltern]] haben es auch hierher geschafft“, erwiderte sie schnippisch, „Und ihr Weg war wesentlich weiter!“
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| „Ja, aber es ist doch Fehde...“
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| „Und da willst du mit zwei Neugeborenen deine Mutter besuchen? Ist das wirklich dein ernst?“, die Rían hielt einen Moment inne und betrachtete ihren Gatten fragend. Noch immer konnte sie es einfach nicht fassen, wie sehr er unter der Fuchtel seiner Mutter stand und das noch immer! „Erinnerst du dich, was sie dir über mich geschrieben hat, also du sie zu unserem Traviabund eingeladen hast?“
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| „Ach“, versuchte er da abzuwinken, „Das hat sie doch gewiss gar nicht so gemeint.“
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| „Nicht so gemeint?“, ihre Stimme überschlug sich regelrecht, „Nicht so gemeint?“ Eilig mäßigte sie sich dann jedoch. Dregos Mutter war eine durch und durch nur auf sich bedachte Person, die doch tatsächlich zu glauben schien, sie können sich alles erlauben und von ihrem Sohn alles verlangen, ganz gleich wie sie sich benahm. „Sie hat mich als eine dahergelaufene, diebische Elster beschimpft. Sie hat mir unterstellte, ich wäre absichtlich schwanger geworden, um mir den Baronstitel zu sicher...“
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| „Nichts davon stimmt“, meinte er da lediglich und versucht noch immer beruhigend auf sie einzuwirken.
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| „Und warum sagst du ihr das nicht?“ Diese Frage hatte sich Ailsa schon des öfteren gestellte, denn gegenüber seiner Mutter brachte Drego einfach den Mund nicht auf. „Sag ihr doch mal, wie es wirklich war oder... oder weißt du etwa genauso gut wie ich, dass das nichts, aber auch gar nichts bringen wird? Diese Frau ist einfach nur durch und durch bösartig, kein Wunder will dein [[Garetien:Elgor von Sturmfels|Vater]] nicht mehr als unbedingt nötig mit ihr zu tun haben.“
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| „Das... das... das...“, stotterte Drego da nur und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Er wusste genaugenommen nie was er sagen sollte, wenn es um seine Mutter ging, wobei... eigentlich nahm er sie sogar immer noch in Schutz, ganz gleich was sie tat oder sagte.
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| „Das ist die Wahrheit. Und du weißt das genauso gut wie ich. Jeder weißt das, nur eingestehen willst du es dir nicht. Nein, du rennst weiter deiner Mutter hinterher und hoffst auch weiter das sie irgendwann anerkennen wird, was du in seinem Leben erreicht hast. Das jedoch, Drego, wird sie nie tun. In ihren Augen hat nur [[Garetien:Gerlinde von Altjachtern|deine geweihte Schwester]] es zu etwas gebracht und genau das wird sich niemals ändern. Nie wird sie ein lobendes Wort über euch andere verlieren oder gar etwas wertschätzen, was ihr getan habt, ganz gleich für wen. Du könntest sogar das Leben der Kaiserin retten und sie würde ja doch nur von deiner geweihten Schwester sprechen.“
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| „So... so ist sie nicht. Du... du... du kennst sie überhaupt nicht.“
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| „Darauf lege ich auch keinen Wert. Absolut keinen Wert. Und noch weniger lege ich wert darauf, dass sie Umgang mit unseren Kindern pflegt. Entweder sie bewegt sich hier her oder aber sie bleibt dort wo sie ist und muss auf ihre Enkel verzichten.“
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| „Es sind auch meine Kinder, Orknäschen. Auch meine“, versuchte er zu protestieren.
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| „Ja, das sind sie. Aber wenn du es wagen solltest, sie unter den gerade herrschenden Bedienungen nach [[Garetien:Herrschaft Altjachtern|Altjachtern]] zu bringen, noch dazu zu einer Frau, die mich – ihre Mutter – für eine durchtriebene Person ohne jeden Anstandes hält, dann werde ich ebenso verfahren. Dann werde ich sie nach [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Praiosborn]] bringen und dann wirst du es sein, der seine eigenen Kinder lediglich gelegentlich sehen wird, weil ich es dir lediglich gelegentlich gestatten werden sie dort zu sehen...“
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Hinterhalt|Hinterhalt]] ==
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| '''Unweit [[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]] Ende Phex 1044'''
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| „[[Garetien:Lorine von Boltansroden|Lorine]]“, mit ernster Stimme wandte sich die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Reichsritterin]] an ihre Pagin, „Etwas geht hier vor sich. Siehst du die Reiter dort vorne?“
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| Das Mädchen blickte in Richtung Burg Rallingstein, von der aus sich vor wenigen Augenblicken ein dutzend Berittene unter dem Banner der [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie Erlenfall]] aufgemacht hatten und nickte ernst.
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| „Dann siehst du gewiss auch, dass sie direkt auf uns zu reiten.“
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| Wieder nickte das Mädchen.
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| „Meint Ihr das ist ein... ein...“, die Pagin dämpfte ihre Stimme und blickte besorgt ihre Pagenmutter an, „... ein Hinterhalt?“ Entsetzten lag in ihrem Blick.
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| Ailsa zuckte nur mit den Schultern und murmelte: „Schon möglich. Gut möglich. In diesen Zeiten scheint alles möglich.“
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| Einen Moment verharrten sie alle, blickten angespannte in Richtung der Reiter, dann wandte sich die Ritterin an den Knaben: „[[Garetien:Stordan Raulfried von Gerbachsroth|Stordan]] dir obliegt es im Fall des Falles sofort kehrt zu machen, reite nach Scharfenstein zurück, dort wirst du Bericht erst...“ Da waren die Reiter bereits in Rufreichweite. „Lorine, du reitest neben mir. Stordan du bleibst hinter uns zurück.“ Damit ritten Ritterin und Pagin ihren gegenüber ein Stück weit entgegen.
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| „[[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Frau von Erlenfall]]“, hob Ailsa mit fester Stimme an und nickte ihrer gegenüber zur Begrüßung zu, als man sich gegenüberstand, „Was treibt Euch mit so vielen Reitern aus Eurer Burg?“
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| „Werte Frau Rían“, erklang da die Stimme Jesmina von Erlenfalls, „Die Sicherheit Erlenfalls selbstredend. Die Zeiten sind gefährlich.“
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| „Oh, wie recht Ihr habt“, stimmte die Ritterin ihr da übertrieben nickend zu.
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| „Allerlei Gesindel versucht die Großen Fehde zu nutzen um Unheil über uns alle zu bringen.“
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| Wieder nickte Ailsa.
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| „Und nicht zuletzt, bin ich auch um Eure Sicherheit besorgt, schließlich reitet ihr lediglich mit zwei...“, sie warf einen abschätzenden Blick auf die beiden Kinder, „... Pagen was wenn Ihr in einen Hinterhalt gerietet?“
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| Dass das kein gutes Ende nehmen würde, das war Ailsa schon klar gewesen, als sie die Reiter erspäht hatte. Natürlich wusste sie bestens, dass noch immer der Lehenseid der Erlenfaller gegenüber ihrem Gatten ausstand. „Nun“, meinte sie da, „Es ist äußerst zuvorkommend, dass Ihr Euch sorgt, doch bin ich ja schon in Schwarztannen, der Baronie meines [[Garetien:Drego von Altjachtern|Gattens]], die Waldsteiner sind erst einmal keine Gefahr mehr, die Kaisermärker waren noch nie hier und da ich bin ohnehin schon fast in Scharfenstein...“
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| Über das Gesicht Jesminas legte sich ein vielsagendes Lächeln: „Dennoch muss ich darauf bestehen, Euch zu begleiten. Zu Eurer eigenen Sicherheit.“
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| „Verstehe“, macht Ailsa da lediglich nickend.
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| „Und da Ihr gewiss recht erschöpft von der langen Reise seid, lade ich Euch ein auf Rallingen mein Gast zu sein.“
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| „Habt Dank für Eure großzügige Einladung, doch werde ich sie nicht annehmen können, man erwartet mich in meinem [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Reichsrittergut]]. Zudem vermisst mein Gatte mich bereits jetzt schon schmerzlich, jeder Tag den ich zusätzlich fort bleibe, wird seine Sehnsucht nur noch schmerzlicher...“
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| Da lachte die Erlenfallerin und entgegnete mit einem zufriedenstellenden Lächeln auf den Lippen: „Das war keineswegs eine Bitte!“
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| „Bedauerlich“, meinte die Reichsritterin da nur, „Das wird meinem Gatten ganz und gar nicht gefallen.“
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| „Mir gefällt auch nicht, dass ihr [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] festgesetzt hat. Mir gefällt noch weniger, dass ihr und Euer Gaukler-Gatte noch immer hier seid.“
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| Ailsa zuckte etwas hilflos mit den Schultern: „Ich bin sicher, ihr werdet Euch daran gewöhnen. Gebt Euch einfach noch ein bisschen Zeit.“
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| Sie lachte.
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| „Was wollt Ihr von mir, Frau von Erlenfall?“, richtete sie das Wort nun direkt an ihre Gegenüber, „Worum geht es eigentlich? Was werft Ihr mir vor?“
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| „Euch?“, spottete sie, „Ihr und [[Garetien:Familie Rian|Eure Familie]] seid nichts weiter als diebische Elstern, mehr nicht. Ihr habt Euch hier eingenistet. Ihr und Euer... Dackel-Drego, dabei weiß doch jeder, dass diese Baronie uns gehört: Der Familie Erlenfall. Und nur mein [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]] der einzige rechtmäßige Baron sein kann.“
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| Ailsa lachte kehlig. Ihr Mund war trocken. Ein Entrinnen aus den Fängen der Erlenfaller gab es für sie und ihre Pagin nicht, wenn Phex mit dem Knaben war, dann würde Drego es zumindest nicht von den Erlenfaller erfahren. „Nun, das sah [[Garetien:Drego von Luring|Graf Drego]] wohl anders“, die Reichsritterin zuckte mit den Schulter und fügte in äußerst spöttischem Tonfall hinzu: „Aber was soll ich auch von jemandem erwarten, der eine Krähe nicht von einer Elster unterscheiden kann...“
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| Die letzten Worte hätte sich Ailsa jedoch besser verkniffen, denn die bezahlte sie mit ihrem Blut.
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Ansprache|Ansprache]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]], Anfang Peraine 1044 BF'''
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| „Das geht so nicht“, spie [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane von Erlenfall]] mit zorniger Stimme hervor, „Das könnt ihr so nicht machen! Ihr könnt die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Baronin]] nicht einfach in den Kerker werfen und sie da verrotten lassen!“
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| „Wir haben sie ihrem Verhalten gemäß untergebracht“, erwiderte [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina von Erlenfall]] da schnippisch, „Und ihrem Verhalten gemäß wird sie verpflegt.“
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| „Ihrem Verhalten gemäß?“, nun lachte die Geweihte kehlig, „Sie ist Baronin! Ihr müsst sie ihrem Stand gemäß unterbringen und ihr Stand gebietet euch...“
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| „Was glaubst du“, mischte sich nun [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Wilmunde von Edfelden]] ein, „wie sie auf [[Garetien:Burg Scharfenstein|Scharfenstein]] meine [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Tochter]] behandeln? Glaubst du etwa, sie schläft im weichsten Bett und bekommt das beste Essen? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich? Sie ist meine Tochter. Sie ist eine von uns!“
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| „Ich weiß“, erwiderte die Geweihte, „dass es ihr gut geht. Ich weiß...“
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| „Woher?“, fiel ihr die Edle von Rallingen ins Wort, „Von deiner tollen Freundin bei Hofe? Von diesem [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Findelkind]]? Woher weißt du denn, dass sie dich nicht anlügt? Hast du Beweise?“
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| „Sie hat keinen Grund mich anzulügen“, erwiderte die Angesprochene kühl, „Absolut keinen. Wir sind Schwestern.“
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| „Aber du bist eine von uns.“
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| „Ich bin vor allem eine Dienerin der Herrin Peraine!“, Perainidane holte Atem, „Und danach, erst danach bin ich eine von euch, eine [[Garetien:Familie Erlenfall|Erlenfall]].“
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| „Wie ich es mir dachte“, meinte Wilmunde und fühlte sich bestätigt, „Also keine Beweise.“
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| „Ich war nicht dort, doch Lindegard hat es mir versichert.“
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| Nun lachte die Mutter, deren Tochter auf Scharfenstein festgehalten wurde: „Ach.“
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| „Sie darf lediglich ihre Kammer nicht verlassen, darüber hinaus hat sie alles, was sie braucht. Sie erhält genauso zu essen, wie zuvor. Der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] hat ihr sogar ihr Schwert, das Zeichen ihres Standes, gelassen. Im Übrigen sitzt sie dort nicht etwa, weil man Euch, werte Base“, sie schenkte ihr einen vielsagenden Blick, „Manipulation der Abgaben vorwirft und das in nicht gerade unbeträchtlicher Höhe...“
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| „Dafür gibt es keinerlei Beweise“, winkte die Edfelderin regelrecht gelangweilt ab.
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| „Sie sitzt dort allein aus dem Grund heraus, dass mein werter [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]]...“ Nun suchte sie den Blick ihrer [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Mutter]], was ihr jedoch nicht gelang, weil diese aus dem Fenster blickte als ginge sie das alles hier nichts an. „... noch immer nicht den Lehenseid gegenüber dem Baron geleistet hat. Und weiter sitzt sie dort nicht etwa fest, weil man ihr Verschwörung vorwirft, sondern weil man verhindern will, dass ihr euch einer solchen schuldig macht. Wenn ihr so wollte, ist sie das einzige, was der Baron in der Hinterhand hat um euch vor der nächsten Dummheit abzuhalten.“
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| „Der Armleuchter-Altjachterner wird tun, was wir wollen, wir haben seine Gattin“, meldete sich da Jesmina zu Wort, „Will er sie zurück, wird er unsere Forderungen erfüllen müssen. Und da dieser Tor sie liebt, wird er sie zurückhaben wollen.“
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Forderungen|Forderungen]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Anfang Peraine 1044 BF'''
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| [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]] wirkte blass: „Und wie...“ Seine Stimme brach. „... wie lautet ihre Forderung?“
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| „Forderung?“, [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]] lachte kehlig, „Ihr unterschätzt den Größenwahn Eurer Gegenüber. Es sind Forderungen. Mehrere! Drei an der Zahl.“
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| Der Baron atmete schwer. Ihn überforderte das alles zunehmend. Baron zu sein, dass hatte er sich leichter vorgestellt. „Und... und was wollen sie?“
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| „Zum einen die sofortige Freilassung von [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun von Erlenfall]]“, erwiderte die Vögtin.
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| „Das war zu erwarten“, meinte Drego da trocken, „Was noch?“
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| „Lösegeld und das in einer nicht... hm... unbeträchtlichen Höhe“, fuhr Yolande fort.
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| „Können wir das auftreiben?“
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| „Nun“, die Raukenfelserin schluckte, „Aus den Mitteln der [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie]] könnt Ihr es nicht aufbringen. Ihr müsstet Schulden machen. Doch wer wäre bereit Euch in der derzeitigen Situation Geld zu leihen?“ Sie seufzte schwer. „Die Situation des [[Garetien:Grafschaft Reichsforst|Reichsforstes]] ist nicht gerade vielversprechend, es wird euch wohl kaum jemand einen solch erheblichen Betrag leihen ohne eine Sicherheit Eurerseits.“
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| „Ich habe eine Baronie“, meinte er da schulterzuckend, „und wenn diese nicht gerade von den Waldsteinern geplündert wird oder gar den Kaisermärkern in die Hände fällt wirft sie durchaus das ein oder andere ab.“
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| „Ja“, stimmte sie ihm in diesem Punkt zu, „Aber ihr kennt den dritten Punkt noch nicht: Niederlegung von und Verzicht auf sämtliche erbliche Titel und Ämter eurerseits.“
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| Irritiert blickte er seine Vögtin an: „Aber dann... dann... dann wäre alles umsonst gewesen! Diese ganze... ganze zum Himmel stinkende Fehde! Alles... Alles!“
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| „Und keiner, Hochgeboren, absolut keiner wird Euch dann mehr diese Summe leihen, denn zurückzahlen könntet Ihr sie nie.“
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| Drego von Altjachtern wandte seinen Blick ab. Plötzlich machte sich eine nie gekannte Erschöpfung in ihm breit. „Und was... was soll ich jetzt tun?“ Er zuckte entsetzlich hilflos mit den Schultern. „Nie werde ich alle diese Forderung erfüllen können und wenn ich Eylrun gehen lasse, dann...“
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| „... dann verliert Ihr auch noch die letzte Sicherheit. Sie ist das einzige, das Ihr gegen ihre [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] einsetzten könnt. Mehr bleibt Euch derzeit nicht. Es sei denn...“
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| Da lachte der Baron irre: „Nein, vom [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]] habe ich noch nichts gehört. Er hat mir jedoch versichert, dass er sich der Sache zu gegebener Zeit annehmen will.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber was heißt das schon?“ Ausdruckslos schaute er drein. „Sie haben das Liebste, das es auf ganz Dere für mich gibt.“ Wahrlich er liebte [[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] sehr und es schmerzte ihn zutiefst, dass er so hilflos und zugleich machtlos war. „Was... wenn sie ihr etwas antun?“
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| „Das werden sie nicht“, Yolande schüttelte energisch ihren Kopf, „Sie ist ihre Sicherheit gegen Euch, das werden sie nicht auf‘s Spiel setzten. Und lebendig ist sie weitaus mehr wert.“
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Schutt_und_Asche|Schutt und Asche]] ==
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| '''[[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingsteins]], Anfang Peraine 1044 BF'''
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| „Was glaubt Ihr wird der Baron tun, wenn seiner Liebsten ein Leid widerfährt?“, warf [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane]] schließlich die Frage aller Fragen auf, „Dort unten könnt Ihr sie nicht lassen! Sie braucht eine vernünftige Kammer. Ein vernünftiges Bett, ein warmes Feuer und gutes Essen. Was denkt Ihr wird geschehen, wenn sie stirbt? Glaubt Ihr etwa, der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Altjachterner]] wird euch dann einfach so davonkommen lassen?“
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| „Was will er denn tun?“, meinte [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina von Erlenfall]] da nur und zuckte irritiert mit den Schultern, „Mit welcher Armee will er [[Garetien:Burg Rallingstein|Rallingstein]] belagern? Und wie will er seine Truppen versorgen?“
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| Nun lachte Perainidane: „Ihr denkt wohl, nur weil ich nahezu mein ganzes Leben im Dienste der Herrin [[Peraine-Kirche|Peraine]] verbracht habe, hätte ich keine Ahnung von den Dingen, die da draußen sonst noch vor sich gehen. Von den Dingen, die nichts mit meiner Herrin zu tun haben. Aber ich weiß... ich sehe doch, was ihr hier bereit seid für [[Garetien:Eylrun von Erlenfall|Eylrun]] zu tun, was glaubt ihr also wir der Drego von Altjachtern für die Frau tun, die er von Herzen liebt?“
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| „Mit welchen Männern und Frauen will er denn gegen uns ziehen?“, wollte [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Wilmunde von Edfelden]] wissen und winkte regelrecht gelangweilt, „Die Waldsteiner haben [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]] gehörig zugesetzt – allen bis auf [[Garetien:Junkertum Erlenfall|Erlenfall]].“
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| „Das im Übrigen die Baronin für ihren Mann verteidigt hat“, fühlte sich die Geweihte genötigt klarzustellen, „Nur deswegen steht ihr so gut da.“
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| Erneut winkte die Edle gelangweilt ab. Dieses Mal wirkte sie noch gelangweilter. „Wer sagt das? Du etwa? Von so etwas hast du doch keine Ahnung!“
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| „Im Gegensatz zu euch, war ich da. An ihrer Seite. Ich habe die Waldsteiner gesehen.“
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| Nun verdrehte die Edfelderin ihre Augen: „Na und? Wir hätten uns schon zu verteidigen gewusst. Was weißt du denn schon? Und abgesehen davon, soll er doch kommen und Rallingstein belagern, wenn er sich dazu genötigt fühlt. Ich bezweifle allerdings dass er sich das leisten kann. Ohne die Abgaben aus Erlenfall wird er es vielleicht gerade so über den Winter schaffen, ohne dass seine Leute verhungern, aber eine Belagerung?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dafür braucht man Männer und Frauen. Proviant. Und nicht zuletzt Schneid. Nichts davon hat jedoch so ein Dackel mit Namen Drego.“
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| „Ich glaube, dass ihr die Situation unterschätzt“, Perainidane schüttelte energisch ihren Kopf, „Er wäre nicht der Erste den die bloße Verzweiflung zu Dingen treibt, die man ihm niemals zugetraut hätte. Und alles andere das kann er sich besorgen. Vielleicht mag der [[Garetien:Drego von Luring|Graf]] ihm da nicht helfen, aber wer sagt euch, dass er nicht mit den Waldsteinern oder den Kaisermärkern ins Bett steigt? Genug Truppen haben diese sicherlich und wenn er ihnen das richtige Angebot macht, eines das sie nicht ablehnen können, dann werden sie zuschlagen und Rallingstein wird in Schutt und Asche gelegt werden und unsere [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] wird bluten.“ Sie holte Atem. „Ihr werdet bluten. Mir werden sie nichts tun, so viel ist gewiss. Bei euch bin ich mir da nicht so sicher...“
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| Einen Moment war es still.
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| „Ich denke, dass es nun Zeit ist, dass du gehst“, entschied Wilmunde und Jesmina nickte energisch, „Wir haben nun zur genüge deinen langweilige Ausführungen gelauscht und da wir keine Ratschläge von einer Geweihten brauchen, die sich mehr ihrer Kirche verpflichtet fühlt, als ihrer Familie...“
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| „Mutter“, wandte sie die verzweifelte Tochter nun an [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Khorena von Erlenfall]], „Jetzt sprecht endlich mal ein Machtwort!“
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| Lange blickte die Angesprochene drein, ehe sie mit zarter Stimme anhob: „Meine Tochter, Perainidane, hat recht. Lebend ist die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Krähe]] wesentlich mehr wert als tot.“
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Marbonie|Marbonie]] ==
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| '''Peraine-Tempel zu [[Garetien:Markt Rallingen|Rallingen]], <!--17. -->Peraine 1044 BF'''
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| „Hochwürden?“, ein Geweihter trat leise an [[Garetien:Perainidane von Erlenfall|Perainidane von Erlenfall]] heran.
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| „Habt Ihr schon mal von der Marbonie gehört, Bruder Parinor?“, sie blickte zu ihm auf und deutete auf etwas, das vor ihr lag, „Ein gewisser [[kos:Bram Sohn des Schrax|Bram, Sohn des Schrax]] hat einen Artikel über diese Pflanze im [[kos:Kosch-Kurier|Kosch-Kurier]] geschrieben...“
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| Fragend blickte er sie an.
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| „Die [[kos:Die Marbonie|Marbonie]] sei eine Verwandte der in Südaventurien beheimatete [[wikav:Boronie|Boronie]] und zu dieser in ihrer Wirkung vergleichbar“, gab die junge Geweihte das wieder, was sie soeben gelesen hatte, „Wie gern ich sie in meinem Herbarium hätte...“
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| „Ich fürchte, dass das warten muss, Hochwürden“, meinte ihr Glaubensbruder da, „Eure [[Garetien:Familie Erlenfall|Familie]] scheint in eine Auseinandersetzung verwickelt gewesen zu sein.“
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| Einen Moment verharrte sie nahezu regungslos, dann nickte sie: „Bringt sie in den Tempel. Wir werden ihre Wunden versorgen.“
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| {{Trenner Garetien}}
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| „Mein [[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Vater]]?“, fragte Perainidane nachdem alle Verletzten versorgt worden waren.
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| „Weilt am [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Grafenhof]], Hochwürden“, erwiderte [[Garetien:Ardach von Windfels|Ardach vom Windfels]] knapp. Auch er war bei dem Angriff dabei gewesen. Auch er war Verwundet worden, obgleich auch nicht sonderlich schwer.
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| Die Geweihte nickte erleichtert: „Das ist gut.“ Und nach einigen weiteren Augenblicken sagte sie mehr zu sich selbst gewandt, als zu ihrem gegenüber: „[[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina]] ist gewiss schon nach [[Garetien:Burg Rallingstein|Rallingstein]] geritten, ich sollte sie gleich aufsuchen...“
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| „Sie ist nicht nach Rallingstein geritten“, meinte der Windfelser da und wirklich noch blasser als zuvor.
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| Einen Moment schien sie irritiert: „Ist sie in Gefangenschaft geraten?“
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| „Nein, Hochwürden.“
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| „Aber... aber... was denn dann?“, nun schien die Geweihte noch verwirrter, „Wenn sie nicht in Rallingstein ist, nicht hier unter den Verletzten und auch nicht in Gefangenschaft, wo ist sie denn dann?“
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| Der Ritter senkte seinen Blick und schwieg
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| Perainidane schluckte und wiederholte: „Wo ist meine Schwester?“
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| „Dort“, sagte er schließlich und deutete in die Richtung, wo man die Toten abgelegt hatte.
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| Die Geweihte blickte in die Richtung, sah ihre Schwester dort aber nicht, sondern nur die mit Tüchern abgedeckten Toten.
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| „Wo ist meine Schwester?“, wiederholte sie erneut, „Jetzt redet doch endlich!“
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| „Kommt“, würgte er schließlich hervor, trat mit der Geweihten zu den Toten, zerrte eines der Tücher von einem der Körper und murmelte: „Es tut mir leid, Hochwürden. Es tut mir...“
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| Da erkannte Perainidane ihre Schwester. Eine klaffende Wunde an ihrem Hals. Ihr war augenblicklich klar, was das bedeutete. Tränen verschleierten ihren Blick. Ein erstickter Schrei entrann ihrer Kehle.
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| == [[Geschichten:Unter_Geiern_–_Und_doch_kein Ende|Und doch kein Ende]] == | |
| '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], <!--15.--> Ingerimm 1044 BF''' | |
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| „Das Urteil meiner Herrin war eindeutig“, berichtete [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rían]] mit ihrer donnernden Stimme dem Baron zu Schwarztannen, „[[Garetien:Emmeran von Erlenfall|Emmeran von Erlenfall]] wurde im rondragefälligem Duell auf‘s dritte Blut von [[Garetien:Rondradan von Pfortenstein|Rondradan von Pfortenstein]] besiegt. [[Rondra-Kirche|Rondra]] sei mit ihm.“
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| „Rondra sei mit ihm“, stimmten alle mit ihr ein.
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| „Gut“, hob [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]] dann schließlich erleichtert an, „Das ganze hat nun endlich ein Ende.“
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| Die Geweihte nickte: „Die Fehde zwischen den [[Garetien:Familie Erlenfall|Familien Erlenfall]] und [[Garetien:Familie Pfortenstein|Pfortenstein]] ist endgültig beigelegt. [[Garetien:Gräflich Rubreth|Gräflich Rubreth]] untersteht fortan den Pfortensteinern.“
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| „Damit wären die Erlenfaller nachhaltig geschwächt“, fasst [[Garetien:Fael ui Rian|Fael ui Rían]] die Gesamtsituation zusammen, „Sie haben Rubreth und auch das Amt des Landrichters verloren.“
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| [[Garetien:Iber von Radewitz|Iber von Radwitz]] nickte bestätigend und obgleich anzunehmen war, dass er mehr wusste, sagte er nicht mehr.
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| „Ihr solltet unverzüglich Emmerans Erben zum Lehenseid einbestellen“, meinte [[Garetien:Yolande von Pranteln|Yolande von Raukenfels]].
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| „Ihr habt recht“, stimmte Baron Drego da nickend zu, „Und wer folgt nun Emmeran als Junker?“
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| „Sein Sohn“, wusste [[Garetien:Valaria von Wiesenthal|Valaria von Wiesenthal]], „Eigentlich wäre seine älteste Tochter Erbin gewesen, doch [[Garetien:Jesmina von Erlenfall|Jesmina]] hat den Überfall ihrer Familie auf [[Garetien:Gut Blaustein|Gut Blaustein]] nicht überlebt. Daher geht das Erbe nun auf ihren jüngeren Bruder [[Garetien:Eslam Colon von Erlenfall|Eslam]] über. Derzeit ist er zwar noch Knappe irgendwo im Hartsteenschen, doch sein Ritterschlag sollte unmittelbar bevorstehen. Bis dahin gehe ich davon aus, dass seine [[Garetien:Khorena von Erlenfall|Mutter]] zusammen mit seiner [[Garetien:Wilmunde von Edfelden|Tante]] das Lehen verwalten wird.“
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| „Ich werde dem Knaben ein entsprechendes Schreiben aufsetzen“, erklärte der Kammerherr. Er kümmerte sich auch um die Korrespondenzen des Barons.
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| „Was wissen wir denn über ihn?“, warf die Vögtin da auf.
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| „So wie [[Garetien:Kordara von Dachshag|Kordara]] immer erzählte, soll er wohl mehr nach seiner Mutter geraten sein und weniger nach seinem Vater“, gab die Wiesenthalerin das wieder, was sie wusste und gestand sogleich ein: „Ich bin ihm aber nie begegnet, daher ist das alles, was ich berichten kann.“
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| „Immerhin kann der Einfluss seines Vaters so nicht allzu groß auf den Knaben gewesen sein“, mischte sich [[Garetien:Albur von Nordingen|Albur von Nordingen]] da ein, „So weit fort wie er von ihm war.“
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| „Anzunehmen“, stimmte Fael ihm da zu, „Dennoch stellt sich die Frage, ob wir darauf vertrauen können, dass sein Weg ihn nach Scharfenstein führt und nicht nach [[Garetien:Burg Rallingstein|Burg Rallingstein]] und damit in die Arme seiner Familie.“
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| „Darauf sollten wir uns besser nicht verlassen“, merkte Albur da an, „Besser wir stellen sicher, dass ihn sein Weg wirklich auch direkt nach Scharfenstein führt.“
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| „Dass werden wir nur sicherstellen können, wenn wir ihn bei seinem Schwertvater aufsuchen“, meldete sich der Radewitzer zu Wort.
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| „Dann sollten wir das tun“, schloss Drego.
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| „Ihr werdet ganz sicher nicht nach Harsteen aufbrechen, Hochgeboren“, meldete sich die Vögtin da unter heftigem Kopfschütteln zu Wort, „Das ist viel, viel zu gefährlich. Das ist doch genau die Situation, auf die Eure Feinde hier nur warten!“
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| Einen Moment blickte er sie ungläubig an, dann nickte er zustimmen und erklärte: „Ihr habt Recht, Frau von Raukenfels. Wie so oft. Werdet Ihr aufbrechen?“
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| Nun nickte sie: „Das werde ich. Allerdings nicht allein. Ich hätte gerne [[Garetien:Eilein ni Rian|Eilein ni Rian]] an meiner Seite. Auch Euch, Euer Gnaden Rían hätte ich gerne dabei.“ Die Rondra-Geweihte nickte zustimmen. „Des Weiteren einen Geweihten des Herrn Praios. Ich werde in [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannen]] oder [[Garetien:Stadt Hexenmühle|Hexenmühle]] um einen Ersuchen.“
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| „Tut das“, meinte der Altjachterner nickend, „Tut das.“
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| Nun nickten alle zustimmend und die Mitglieder des Hofes begannen sich zu zerstreuen.
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| {{Trenner Garetien}}
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| (...) | | (...) |
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| = [[Weiß wie Schnee — Briefspielreihe|Weiß wie Schnee]] =
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| == Schicksal bleibt Schicksal ==
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| Hexenwald
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| [...]
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| = [[Vom Richtigen und Falschen — Briefspielreihe|Vom Richtigen und Falschen]] =
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| == [[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Wahrheit|Wahrheit]] ==
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| '''[[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]], Ende Hesinde 1044 BF'''
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| Gegen Mittag waren die beiden Reiter aufgebrochen, da hatte es bereits leicht geschneit. Seit dem hatte der Schneefall stetig zugenommen. Inzwischen waren sie mit einer dünnen, weißen Schicht bedeckt. Bisher war kein Wort gesprochen worden. Mit sorgenvoller Miene blickten beide dem Fallen des Schnees zu, lediglich der große, weiße Hund tollte aufgeregt in der weißen Pracht herum, versucht mit seinem großen Maul ein ums andere Mal eine der weißen Flocken zu fangen und freute sich seines Lebens.
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| „Wo...“, hob das Mädchen mit zaghafter Stimme schließlich an, „... reiten wir hin?“
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| „Nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]]“, erwiderte der andere Reiter nach einer gefühlten Ewigkeit.
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| „Zum [[Garetien:Drego von Luring|Grafen]]?“, ihre Stimme war seltsam brüchig.
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| „Zum Grafen“, bestätigte er, „Dort wirst du deine Ausbildung fortsetzen, [[Garetien:Nella ni Rian|Nella]].“
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| Das Mädchen wusste daraufhin nichts zu sagen. Ihr war klar gewesen, dass er etwas vorgehabt hatte, aber sie hatte nicht gewusst, was es gewesen war. Nun wusste sie es und war nicht sicher, ob er sie doch besser noch ein Weilchen im Ungewissen hätten lassen können. Nur ein kleines Weilchen.
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| „Du wirst an einer der besten [[Garetien:Luringer Knappenschar|Ritterschulen]] ausgebildet werden“, versuchte er sie aufzuheitern, „Einer der besten!“ Er schenkte ihr einen aufmunternden Blick. „Obgleich... ja, obgleich ihr Ruf in der letzten Zeit bedauerlicherweise gelitten hat. Nichtsdestotrotz ist es eine Ehre dort sein zu dürfen, Nella, ein große Ehre.“
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| Noch immer schwieg sie. Starr blickte sie voran.
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| „Es ist nicht seine Schuld“, erklärte der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] weiter und versuchte wieder einmal seinen Freund in Schutz zu nehmen. Das tat er oft. Genaugenommen tat er es immer. „Es ist nicht der Graf. Nein, er ist es sicher nicht. Gut, er ist nicht vollkommen. Aber wer ist das schon?“ Er hielt einen Moment inne. „Es sind jene, die ihn umgeben. Zumindest denke ich das. Ich nehme es an. Ich weiß es nicht, ich... ich war ja nicht lange an seinem [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Hof]].“ Nun blickte er wieder zu Nella hinüber. „Der Graf ist ein netter Kerl. Er versucht nur alles richtig zu machen, so wie wir alle. Wie ein jeder von uns.“
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| Nun nickte sie zustimmend.
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| „Ich habe auch versucht alles richtig zu machen“, führte er weiter aus, „Ich dachte, ich müsste [[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] ein gutes Leben bieten, aber... was heißt das schon? Manchmal da frage ich mich, ob uns nicht ihr [[Garetien:Ritterherrschaft Praiosborn|Rittergut]] auch gereicht hätte. Diese Fehde hier... sie... sie ist mir zuwider. Sie ist mir... zu viel. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist, Nella. Alle sagten, dass es gut war, wie ich mit mit den Waldsteinern geeinigt habe.“ Er sprach von Duell mit [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]]. „Aber die Wahrheit ist doch, dass auch sie nicht hätte sterben müssen. Nein, sie hätte nicht sterben müssen. Und dennoch... dennoch hat es uns vielleicht weitere Tote erspart?“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. „Wie kann man sich sicher sein, dass man das Richtig tut?“
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| Es dauerte geraume Zeit, bis sie ihm antwortete: „Man kann immer nur Tun, was man denkt, was in einem Moment richtig ist. Im nächsten kann es schon verkehrt sein. Das ist alles. Mehr kann man nicht tun. Auch Ihr nicht.“
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| „Ich schätze ihn wirklich sehr“, schloss er, „Den Grafen.“
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| „Ihr habt Euren [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Sohn]] nach ihm benannt“, wusste sie, „Und Eure [[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|Tochter]] nach seiner [[Garetien:Lechmin Rondara von Luring|Schwester]], Hochgeboren. Das... das zeugt doch von einer engen Bindung.“
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| „Ja“, die Stimme des Barons klang plötzlich seltsam leer, „Und dennoch bin ich enttäuscht und verzweifelt und wütend zugleich. Egal wie oft ich um Hilfe bat, es kam keine. Ganz gleich wie ich gebettelt und gefleht habe, es kam keine. Es kam noch nicht mal eine Antwort!“ Nun schluckte er schwer. „Zum Traviabund mit Orknäschen ist er auch nicht gekommen...“ Resignation lag in seiner Stimme. „Zu den Tsafeierlichkeiten meiner Kinder wird er auch nicht erscheinen.“ Er seufzte schwer: „Die Wahrheit ist doch, dass ihn das alles nicht kümmert. Nichts davon.“
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| == [[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Zeit|Zeit]] ==
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| '''[[Garetien:Baronie Schwarztannen|Baronie Schwarztannen]], Ende Hesinde 1044 BF'''
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| „Weiß sie...“, nahm [[Garetien:Nella ni Rian|Nella]] das Gespräch wieder auf, nachdem sie einige Zeit lang schweigend nebeneinander hergeritten waren, „... weiß sie es eigentlich? Die [[Garetien:Ailsa ni Rian|Reichsritterin]]? Weiß sie, dass ich nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]] soll?“
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| „Sie weiß es“, erwiderte [[Garetien:Drego von Altjachtern|er]] nickend, „Und ihr ist auch klar, dass du [[Garetien:Luringer Knappenschar|dort]] die best möglichste Ausbildung erhalten wirst. Eine, die weder Orknäschen noch ich dir im Moment bieten können. Ich weiß ja noch nicht einmal wie es weiter geht mit Schwarztannen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich Orknäschen mit den [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|Zwil]][[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|lingen]] in den Kosch schicken werden muss...“ Er seufzte resigniert. „Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann werde ich es tun. Schweren Herzens. Dort sind sie sicher. Ja, dort sind sie sicher. Aber hier?“
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| Zweifelnd blickte er nach vorne. „Die Waldsteiner werden wieder kommen, so viel steht fest. Alles was ich durch das Duell mit [[Garetien:Hermine von Alka|Hermine von Alka]] bitte erkauft habe ist Zeit. Zeit, mit der ich nun nichts anzufangen weiß, weil ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, weil ich nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist.“
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| Nella holte Atem: „Ihr müsste mit denen sprechen. Sowohl mit dem [[Garetien:Drego von Altjachtern|Grafen]] als auch mit den Waldsteinern, vielleicht... vielleicht könnte Ihr Euch ja mit ihnen einigen?“
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| „Mit wem genau? Mit dem Grafen oder mit den Waldsteinern?“
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| Nun zuckte sie mit den Schultern: „Frieden ist Frieden, oder nicht?“
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| „So einfach ist das nicht“, erwiderte er ihr da nur, „Ich bin dem Grafen verpflichtet.“
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| „Und er Euch“, brachte sie es auf den Punkt, „Wenn er Euch also nicht beisteht, warum solltet Ihr ihm beistehen?“ Sie schauten ihn fragend an. Er wich ihrem Blick jedoch aus. „Wenn man an der Brache lebt, dann lernt man schnell, dass man sich mit jenen zusammentun muss, die ähnliche Ziele verfolgen oder aber mit jenen, die einem Helfen sonst ist man tot. So einfach ist das. Wenn er Euch also nicht hilft, dann müsst Ihr jemand anderen finden, der es tut. Außerdem wie könnte er Euch für Gespräche mit den Waldsteinern abstrafen? Er hilft Euch doch ohnehin nicht und weil er Euch weder hilft noch antwortet, zwingt er Euch doch dazu Euch nach anderen Möglichkeiten umzusehen.“
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| „Hm“, machte er da, „So einfach ist es dennoch nicht, obgleich du irgendwie recht hast...“
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| Ihre Lippen umspielte ein vielsagendes Lächeln: „Ihr werdet eine Lösung finden, da bin ich mir sicher. Zum Wohle Eurer Untertanten, Eurer Frau und Eurer Kinder.“
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| Drego von Altjachtern nickte schwerfällig: „So wird es sein.“
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| „Ihr könnt ihn ja noch einmal um Unterstützung bitten“, bot sie ihm einen möglichen Ausweg aus diesem ganzen unangenehmen Thema an, „Wenn Ihr ohnehin schon auf Burg Luringen seid.“
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| „Das habe ich vor. Sofern er mich empfängt.“
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| „Warum sollte er nicht?“, sie zuckte mit den Schultern, „Und dann könnt Ihr ihm ja auch von Eurem Sohn Drego und Eurer Tochter Lechmin erzählen.“
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| Er nickte zustimmend. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, wie so oft, wenn er an seine Kinder dachte.
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| ==[[Geschichten:Vom_Richtigen_und_Falschen_–_Gebrochen|Gebrochen]] ==
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| '''[[Garetien:Gräflich Luring|Gräflich Luring]], Ende Hesinde 1044 BF'''
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| Inzwischen hatten sie Schwarztannen hinter sich gelassen.
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| „Sie werden mich schikanieren“, vermutete die [[Garetien:Nella ni Rian|Rían]] sichtlich bedrückt nach geraumer Zeit, „Für die richtigen Adeligen bin ich eben immer noch nur eine...“ Sie schluckte schwer. „... Bürgerliche.“
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| „Vermutlich hast du recht“, der [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron]] nickte ernst, „Dabei hat es einst mit all unseren Familien so begonnen: Eines Tages wurde jemand in den Adelsstand berufen. Doch viele scheinen ihre Wurzeln vergessen zu haben...“
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| Hilflos blickte er voran.
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| „Und was... was soll ich dann tun?“
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| „Du bist jetzt eine [[Garetien:Familie Rian|Rían]], Nella, und folglich wirst du tun, was eine Rían eben in so einer Situation tut: Tagsüber hältst du den Kopf hoch erhoben, wie alle die anderen auch und lässt dir nichts anmerken und nachts, ja nachts da heulst du einfach in dein Kissen.“ Einen Moment verstummte er, eher er gestand: „[[Garetien:Ailsa ni Rian|Orknäschen]] macht das auch immer so.“ Nun zuckte er mit den Schultern. „Sie denkt allerdings, dass ich es nicht weiß. Du darfst es ihr also nicht sagen.“
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| „Werde ich nicht“, versicherte das Mädchen, „Ich werde sie ja ohnehin nicht mehr so oft sehen...“
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| „Ja“, meinte er da nur, „Ich kann nicht sagen, wie oft wir uns sehen werden. Ich weiß nicht, wie oft Orknäschen oder ich nach [[Garetien:Burg Luringen|Luringen]] kommen werden. Es kann sein, dass dies das letzte Mal ist, dass wir uns sehen...“
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| Das Mädchen nickte betrübt.
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| „Es ist auch so, dass ich dich nicht nur wegen deiner [[Garetien:Luringer Knappenschar|Ausbildung]] nach Luringen bringe“, gestand er schließlich ein, „Dass etwas an [[Garetien:Reichsforster Grafenhof|Graf Dregos Hof]] vor sich geht, das weiß ich, ich weiß allerdings nicht was und ich brauche dort jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Jemanden, wie dich, Nella. Jemanden der weiß, was richtig und falsch ist.“
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| Ihr entfuhr ein kehliges Lachen: „Warum sollte ich das besser wissen als Ihr?“
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| „Du hast ein Gespür dafür“, erwiderte er und zuckte etwas hilflos mit den Schulter, „Du kommst von der Brache. Wenn du nicht weißt was richtig und falsch ist, wer denn dann?“
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| „Und... und was soll ich genau tun? Am Hof des Grafen?“
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| „Augen und Ohren offen halten“, erwiderte er ihr schulterzuckend, „Aufmerksam beobachten. Und dich in nichts hineinziehen lassen.“ Er holte Atem. „Und wenn du in Gefahr gerätst, dann muss du dir selber helfen, Nella. Du bist dort auf dich allein gestellt. Ich werde dir nicht helfen können, du wirst dir selbst helfen müssen...“
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| Auf Luringen gelang es Baron Drego in der Tat kurz mit seinem Freund dem Grafen zu sprechen. Der lobt ihn zwar für sein ritterliches Vorgehen in der Fehde gegen die Waldsteiner, ein ehrbares Duelle vor der Herrin [[Rondra-Kirche|Rondra]] sei schließlich an Ritterlichkeit und Ehrbarkeit kaum zu überbieten, aber eine Zusage um Unterstützung um zukünftige Angriffe der Waldsteinern zu verhindern gab es nicht. Er freute sich auch sichtlich und aufrichtig über [[Garetien:Drego Danos von Altjachtern|klein Drego]] und [[Garetien:Luned Lechmin ni Rian|klein Lechmin]], die beiden Zwillinge des Barons, doch konnte (oder wollte?) er angesichts der Umstände nicht zusichern, zur Tsafeierlichkeit der Kinder erscheinen zu können.
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| Nella sah, dass Baron Drego gebrochener ging, wie er gekommen war. Wieder war er auf sich allein gestellt. Immerhin, so dachte das Mädchen, hatte sie Baduar. Damit erging es ihr besser als Baron Drego...
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| „Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im [[Greifenfurt:Kloster Rabenhorst|Kloster]]?“ | | „Hm“, machte die Haselbuscherin da, „Ist sie denn nicht mehr... im... im [[Greifenfurt:Kloster Rabenhorst|Kloster]]?“ |
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| „Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass es Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“ | | „Das Kloster ist groß“, erwiderte ich ihr da, „Vielleicht ist sie noch da, vielleicht aber auch nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Dann hielt ich einen Moment inne. „Abgesehen davon war ich auch nicht sonderlich oft im Kloster, eigentlich war ich nur dann da, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Das war nicht oft. Die meiste Zeit war ich unterwegs. Manchmal glaube ich, dass das die Absicht meiner Lehrmeisterin war. Sie wollte mich nicht zu sehr mit der Vergangenheit konfrontieren...“ |
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| „Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“ | | „Schade“, kommentierte die Junkerin seufzend, „Schade ist es trotzdem. Sie ist immerhin deine Mutter.“ |
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| „Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber… sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“ | | „Ja“, entfuhr es mir kehlig, „Das schon, aber... sie könnte mir ohnehin nichts erzählen. Sie hat... hat vor geraumer Zeit eine Schweigegelübde abgelegt...“ |
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| „WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“ | | „WAS?“, entfuhr es der Älteren vollkommen fassungslos als sie die Voliere wieder verließ, „Warum?“ |
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| Tessia schaute zu Marbodane auf. Die [[Boron-Kirche|Boron]]-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“ | | Tessia schaute zu Marbodane auf. Die [[Boron-Kirche|Boron]]-Geweihte war inzwischen etwas größer als ihre Base. „Ich weiß nur das, was man sich darüber erzählt. Was man sich hier darüber erzählt“, erwiderte sie mit rauer Stimme und zuckte sogleich entschuldigend mit den Schultern, „Ich weiß nichts darüber, was wirklich war, denn man erzählt sich viel, auch Dinge, die nicht wahr sind und da ich nicht weiß, was war...“ Sie hielt inne. „Was soll ich dir da erzählen?“ |
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| | = Das dritte Kind = |
| | == Albträume == |
| | '''[[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]], Firun 1045 BF''' |
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| | ''Im Zimmer war es nahezu finster, obgleich draußen die Praiosscheibe hoch am Himmel stand. Die Luft war stickig und muffig, es roch nach kaltem Schweiß und nach Blut. Einige Kerzen versuchten die düstere Stimmung mit ihrem diesigen Licht zu vertreiben und vermochte es doch einfach nicht. Es war still. Entsetzlich still. Totenstill. [[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa]] lag ruhig auf dem Bett, nahezu reglos.'' |
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| | ''„Ist es... ist es... tot?“, wisperte er leise der [[Garetien:Lindegard Tempeltreu|Hofkaplanin]] neben ihm zu.'' |
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| | ''„Ja“, hauchte sie fast tonlos und nickte zaghaft, „[[Garetien:Ederlinde Etilia von Altjachtern|Es]] ist tot und... und Eure Gattin...“ Erleichtert seufzte [[Garetien:Drego von Altjachtern|Baron Drego]]. Erleichtert, weil er sich nun nicht mehr entscheiden musste, wie er mit einem Kind umgehen sollte, dass doch nicht seines war. Die Götter hatte ein einsehen gehabt und ihn von dieser Entscheidung freigesprochen. „Die Götter haben weise entschieden“, schloss er und nickte ernst.'' |
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| | ''Die Peraine-Geweihte blickte ihn fassungslos an und schüttelte ihren Kopf. Mit anklagender Stimme erklärte sie: „Hochgeboren, wie könnt Ihr von einer weisen Entscheidung der Götter sprechen? Es war Eure Entscheidung! Eure allein! Und dadurch das Ihr nichts entschieden habt und untätig wart haben die Götter nun ihre weise Entscheidung gefällt das Ungeborene nicht allein übers Nirgendmeer zu schicken.“'' |
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| | ''Ein kalter Schauer ergriff von ihm Besitz, seine Hände begannen zu zittern, ungläubig schüttelte er seinen Kopf, dann stürzte er an das Bett seiner Liebsten nur um...'' |
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| | {{Trenner Garetien}} |
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| | ... schweißgebadet und schreiend zu erwachen. Drego von Altjachtern setzte sich auf und rang um Atem und noch mehr um Fassung. Kaum einen Wimpernschlag nachdem er von diesem entsetzlichen Traum aus dem Schlaf gerissen worden war, klopfte es an der Tür und [[Garetien:Jast Helmbald von Schwippingen|Jast]] trat herein: „Hochgeboren, braucht Ihr etwas?“ |
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| | „Wo ist ''Orknäschen''?“, wollte er wissen. |
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| | „Ähm“, der Knappe schien einen Moment irritiert, „Ihr habt sie am Morgen nach Esenfeld zu meiner [[Garetien:Rondrara von Treleneck|Mutter]] bringen lassen, Hochgeboren.“ |
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| | „Ja“, stimmte Baron Drego ihm tonlos zu, „Dann... dann... dann bringt mir Schwester Lindegard. Sofort.“ |
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| | „Ja“, erwiderte der Knappe da, „Sehr wohl.“ |
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| | Doch nach einiger Zeit kam er ohne die Geweihten zurück: „Schwester Lindegard ist nach [[Garetien:Wehrhof Esenfeld|Esenfeld]] zu Eurer Gattin aufgebrochen. Meine Mutter hat nach ihr geschickt.“ |
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| | „Dann... dann bring mir Euer Gnaden Rían“, verlangte er. |
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| | „Welche?“ |
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| | Er verdrehte die Augen: „Euer Gnaden [[Garetien:Elerea ni Rian|Elerea ni Rian]].“ |
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| | „Hält sich derzeit wahrscheinlich in ihrem [[Garetien:Tempel zu Ehren der Heiligen Thalionmel zu Schwarztannen|Heimattempel]] in Schwarztannen auf“, konnte er nur vermuten, „Auf Scharfenstein ist sie jedenfalls nicht. Doch zu dieser nachtschlafenden Zeit sind die Stadttore [[Garetien:Stadt Schwarztannen|Schwarztannens]] geschlossen. Soll ich Euer Gnaden [[Garetien:Nurinai ni Rian|Nurinai ni Rían]] wecken?“ |
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| | „Nein“, entschied er, „Nein. Es wird auch so gehen. Gehen müssen. Ich möchte beten, geh jetzt.“ |
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| | == Bitte == |
| | Gegeben im Tsa 1045, Esenfeld |
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| | {{Brief |
| | |Adressat=An Euer Hochgeboren [[Garetien:Drego von Altjachtern|Drego von Altjachtern]], Baron zu [[Garetien:Baronie Schwarztannen|Schwarztannen]], [[Garetien:Burg Scharfenstein|Burg Scharfenstein]]<br/><br/> |
| | Liebster Drego, |
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| | |Text=so gerne ich unsere Kinder auch sehe und sie um mich habe, so sehr muss ich Dich nun darum bitten, sie nicht mehr zu mir bringen zu lassen. Nicht nur, dass der Weg für sie aufgrund ihres Alters doch recht beschwerlich ist, sondern ich kann mich derzeit auch nicht richtig um sie kümmern. Sie lernen gerade die Welt zu entdecken und ich bin ihnen dabei mehr Last als Hilfe. Abgesehen davon ist es mein Wunsch, dass sie sich nicht so an mich erinnern. Trotz der Ruhe und Pflege die mir hier zuteilt wird bessert mein Zustand sich leider bisher nicht. Ich bete zu den Göttern, dass sie mir beistehen. Mehr bleibt mir nicht zu tun. Die Zeit wird zeigen, ob die Götter mich erhören werden. Bis dahin gib gut auf unsere Kinder acht. |
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| | |Absender=[[Garetien:Ailsa ni Rian|Ailsa ni Rían]]<br/>Reichsritterin zu Praiosborn |
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| =Weitere Ideen= | | =Weitere Ideen= |
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| *Die Krähe und ihr falsches Täubchen | | *Die Krähe und ihr falsches Täubchen |
| *Hühnerbeinchen für Drego | | *Hühnerbeinchen für Drego |
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Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln - dies gilt auch für meine anderen Texte.
Custōsa
Gedanken
Zurückzublicken und die eigenen Taten zu beurteilen, ist dem Menschen wohl zutiefst zu eigen. Damit einher geht natürlich die Frage, was man mit dem heutigen Wissen als hätte ändern können. Hätte man das damals bereits gewusst, hätte man alles zum Besseren wenden können – die Welt wäre eine ganz andere, eine bessere. Ja, dieser Blick zurück. Wie verlockend er doch ist! Wie verheißungsvoll! Und wie töricht zugleich. Wie die Menschen nur glauben können, eine einzige Entscheidung von ihnen hätte den Lauf der Dinge ändern können? Sind sie doch nicht mehr als ein winziger Wassertropfen im sommerlichen Morgendunst. Kaum sichtbar, wenig mehr als ein hauchdünner Schleier, durch den man in die Welt blickt, der kaum etwas verhüllt und der ebenso schnell und abrupt verschwindet, wie er gekommen ist. Das Ende, unausweichlich und unabdingbar. Und obwohl sie sich ihrer eigenen Bestimmung bewusst sind, nämlich der, dass sie alle sterben werden, verhalten sie sich nicht so. Sie geben nicht acht. Sie riskieren. Angetrieben vom Gefühl, dass sie mehr verdient haben. Mehr als andere. Weitaus mehr. Von Hass und Ehrgeiz, Neid und Eifersucht zerfressen, vergessen sie ihre eigene Sterblichkeit und riskieren, das Einzige, das sie wirklich ihr Eigen nennen können: Ihr Leben. Interessant, nicht wahr?
Esenfeld
Fremder
ZSF01: Ein Fremder kommt nach Esenfeld
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
»Es ist Zeit«, hob der Fremde an und bedachte die Frau ihm gegenüber aus seinen kalten, blauen Augen voller Abscheu. Der Mann saß hoch zu Ross. Er war ein harter Mann von kräftiger und Statur, dabei ungewöhnlich groß, mit noch immer dichtem schwarzem Haar und einer unfassbar tiefen Stimme. Über einem Kettenhemd trug er einen Wappenrock in Schwarz und Gelb. Ein Schwert in einer kunstvollen Scheide hing an seiner linken Seite. Seine Begleiter waren ebenfalls gerüstet und bewaffnet. Grimmig schauten sie drein. Die Pferde schnaubten. Unruhig drehten sie die Ohren. Das des Bannerträgers tänzelte einige Schritte rückwärts. Das Banner, das zwei schwarze Tannen auf zwei schwarzen Hügeln auf goldenem Grund zeigte, hing trostlos herab. Noch lag eine unerträglich schwüle Hitze über dem Land, doch begannen sich bereits dunkle Wolken am Himmel zu sammeln und einen unheilvollen Schatten auf den Innenhof zu werfen.
Während sich die Bediensteten des Wehrhofs dicht an die Gebäude gedrängt hatten, stand nur eine einzige Frau im Innenhof unweit der alten Eiche. Ein alter und ehrwürdiger Baum, der auch heute noch reichlich Blätter an seinen knorrigen und verwachsenen Ästen trug und dem man nachsagte, dass er schon immer an diesem Ort gestanden haben – noch weit vor dem Wehrhof. Eine alte Legende besagt, dass die Unschuldigen unter ihm stets Schutz fänden.
»Einen weiteren Götterlauf«, bat die Frau unweit des Baumes mit fester Stimme und nickte, wobei ihr eine Strähne ihres dunkelblonden Haares dabei ins Gesicht fiel. Mit einer eleganten Bewegung strich sie es zurück. Ihre tiefbraunen Rehaugen blickten zu dem Reiter empor. Sanft wirkten ihre Züge. Zurückhaltend. Regelrecht verhuscht. »Nur noch einen. Es wird der letzte sein. Ich bitte dich, Ardo, nur noch dieses eine Mal.«
»Nein«, erwiderte der Ritter barsch und ließ seine Rechte durch die Luft schnellen. Seine Augen funkelten zornig. Seine Gesichtszüge waren angespannt. »Nichts da.«
»Im Namen der Götter«, hob sie nun an und beugte beide Knie, wie man es nur vor den Göttern tat, ihr Haupt hielt sie dabei gesenkt, »Im Namen der Sturmherrin, ich flehe dich an: Lass mir meine Kinder. Es ist ein einziger weiterer Götterlauf, um den ich dich bitte. Nur einen noch. Danach sind sie dein. Ich schwöre es.« Bei den letzten Worten blickte sie auf. Ihre Blicke trafen sich. »Vor dem Gerechten.« Sie hob ihre Hand, als wollte sie einen Schwur ablegen.
Er lachte nur: »Vorbei sind die Zeiten, da der Blick eines scheuen Rehes mich milde stimmte.«
»Sie sind noch zu jung«, beharrte sie, »Gibt ihnen noch einen weiteren Götterlauf, Ardo.«
»Wozu?«, spie er nur hervor, »Was solltest ausgerechnet du, Algerte, ihnen geben können?« Einen Moment herrschte angespannte Stille. »Außer Lügen und Verrat?«
»Die Liebe einer Mutter«, kam ihre Antwort prompt, wobei sie ihre Hände einer Umarmung gleich ausbreitete, »Und wenn eine die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern versteht, dann gewiss die Leuin höchst selbst.«
»Liebe gewinnt keinen einzigen Kampf, sie macht einen nur...«, er hielt einen Moment inne und blickte sie mit seinen harten Augen an, »... weich.« Er schluckte. »Naive.« Nun nahm er das Kinn ein Stück weiter nach oben. »Dumm.«
Erste Regentropfen begannen zu fallen. An der Wange der Hausherrin rann einer herab oder war es doch eine Träne?
»Ich habe dich zu lange gewähren lassen. Habe dich beschützt. Habe zu dir gestanden. Aber du...« Er holte Atem. »Die Kinder brauchen endlich ihren Vater!«
Nun lachte sie: »Ihren Vater? Ihren VATER?« Ihre Stimme überschlug sich. Leise begann Donner über sie hinwegzugrollen. Er drückte die Lippen fest aufeinander. Hielt die Zügel verkrampft in seinen Händen. »Vor Götterläufen hätten sie dich gebraucht. Vor Götterlaufen, Ardo! Ein jeder hier ist mehr Vater als du es je sei...«
Da stieß er seinem Pferd die Haken in die Flanken. Sie erhob sich. Das Tier preschte nach vorne. Zorn funkelte in seinen Augen. Nein, purer Hass. Vielleicht sogar Mordlust. Doch sie blieb stehen. Hielt seinem Blick stand. Reckte ihren Kopf noch ein wenig höher. Sie war stolz auf ihre Kinder. Auf jedes einzelne von ihnen. Niemals würde sie zulassen, dass er sie einfach so ihr wegnahm. Wie lange hatte er sich nicht für seine Kinder interessiert? Sie wich nicht aus. Sie blieb stehen. Und sein Hengst ritt sie einfach nieder. Begrub sie einfach unter sich. Sie hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien oder war es das Donnergrollen, dass ihre Schreie übertönte? Reglos blieb sie liegen. Nur ihr Brustkorb hob und senkte sich. Blut quell aus verschiedenen Wunden empor. Der Regen wusch es fort. Und ihre Augen folgten dem Mann, dessen Kinder sie geboren hatte.
Er wendete das Pferd. Brachte es zum Stehen. Wieder grollte es. Es begann noch heftiger zu regnen. Er blickt auf die am Boden liegende herab. Sah das Blut. Mächtiger Donner fegte über sie hinweg. Das Banner begann in der aufgekommenen Brise hart zu flackern.
»Lasst sie liegen«, befahl er. Und alle gehorchten. Drängten sich noch dichter an die Gebäude. Nicht jedoch etwa aus Angst vor Wind und Wetter. Er war es, vor dem sie sich fürchteten. Und die beiden Knaben begriffen, dass er der gestrenge Herr sein musste, von dem ihnen ihre Mutter immer erzählt, ja vor dem sie eindringlich gewarnt hatte. Er war der Ritter zu Esenfeld. Er war ihr Vater.
Vater
ZSF02: Die beiden Knaben lernen ihren Vater kennen.
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
Der Ritter zu Esenfeld stieg vom Pferd. Seine Gefolgsleute taten es ihm gleich. Knechte kamen herbeigeeilt, kümmerten sich um die Tiere, während Regen und Wind über sie hinwegpeitschten. Donner grollte markerschütternd. Wütende Blitze zuckte vom Himmel herab. Erhellten den inzwischen stockfinster gewordenen Innenhof Esenfelds. Die Männer, der Ritter zu Esenfeld allen voran, drängten in das Gebäude hinein. Die Bediensteten wichen zurück. Die beiden Knaben, die noch immer stocksteif unweit der Tür standen, fassten sich unbewusst an den Händen, der kleinere der Knabe drängte sich an seinen größeren Bruder. Beide hatten sie das pechschwarze Haar ihres Vaters und die weichen, tiefbraunen Augen ihrer Mutter. Hinter ihnen stand eine junge Frau mit leicht dunklerer Haut, grünen Augen und rotblondem Haar. Gerade eben hatten ihre beiden Hände auf den Schultern der Knaben geruht, nun ließ sie sie herab gleiten und wollte sich gerade ins Innere des Hauses zurückziehen, da trat der Hausherr mit festen Schritten entschieden auf die beiden Knaben zu und fixierte sie mit seinen harten kalten blauen Augen.
»Was steht ihr noch hier rum?«, blaffte er sie an, »Sorgt dafür, dass meine Männer etwas Vernünftiges zu Essen und Trinken bekommen, so lange Efferd uns zürnt.«
Ungläubig blickten die beiden noch immer dicht aneinander gedrängten Knaben, der eine mehr als einen Kopf kleiner als der andere, zu dem Fremden auf. »Rondra«, wisperte der jüngere der beiden. Die linke Augenbraue des Ritters zuckte steil nach oben, seine Hand schnellte nach hinten und dann nach vorne auf die Wange des Knaben. Der schrie entsetzt auf, drückte sich in die Arme seines großen Bruders. Tränen schossen ihm in die Augen und Blut tropfte aus seiner Nase.
»Erhebe noch ein einziges Mal das Wort gegen deinen Vater und du liegst da draußen neben deiner ... «, drohte er mit erhobener Hand. Jene Hand, mit der er den Knaben eben gerade geschlagen hatte. »... Mutter.«
»Ja, Hoher Herr«, erwiderte der ältere der beiden, während er noch immer seinen heftig, schluchzenden Bruder in seinen Armen hielt, »Geht doch schon einmal hinein. Wir werden Euch sogleich bewirten.«
Wieder lag der harte und kalte Blick des Mannes auf den beiden Knaben. Und ohne seine Söhne eines weiteren Blickes zu würdigen, ging der Ritter zu Esenfeld an ihnen vorbei und auf die rotblonde Frau zu, die furchterfüllt immer weiter und weiter zurückwich. Ihm folgten seine Männer.
»Ich werde dich beschützen, Moribert«, wisperte der größere Knabe, dem noch immer weinenden kleineren zu als die Männer außer Hörweite waren, »Bleib einfach immer hinter mir, dann kann er dir nichts tun.« Er fuhr seinem Bruder über das kurze, schwarze Haar. Die beiden trennten sich. Moribert tropfte noch immer Blut aus der Nase. Der Regen wusch es fort. »Gishelm«, wimmerte der jedoch nur erstickt, »Ist das wirklich unser Vater?« Sein Blick glitt zu der noch immer reglos im Regen liegenden Frau. Ihrer Mutter. Ihre Augen waren noch immer geöffnet. Hatten die beiden Knaben fixiert. Ihre Lippen bewegten sich tonlos. Gishelm senkte den Blick.
Bastard
ZSF03a: Ein Bastard verdirbt dem Ritter zu Esenfeld die Laune.
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
Der Ritter zu Esenfeld war gerade dabei den Wehrhof wieder in Besitz zu nehmen, da fiel sein Blick auf eine junge Frau. Eine junge Frau, die er noch nie zuvor hier gesehen hatte. Eine sehr hübsche junge Frau mit rotblondem Haar und tiefgrünen Augen und dem verheißungsvollen Hauch von Andersartigkeit. Der Ritter war nicht nur für seine Begierde bekannt, sondern auch dafür, sich zu nehmen, was er glaubte, was ihm zustünde.
Mit seinen kalten, blauen Augen fixierte er sie. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Sie schluckte schwer und stellte mit zitternden Händen den großen Bierkrug direkt neben ihm ab. Gerade als sie sich zurückziehen wollte, schnellte seine Hand nach vorne und packte sie am Handgelenk. Ein Schrei entrann ihrer Kehle, ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust, ihr Atem ging schnell. Sie versuchte ihm ihr Handgelenk zu entwinden, aber er hielt sie nur noch fester. Immer fester.
»Schenk mir ein«, befahl er mit kalter Stimme und ließ abrupt ihre Hand los. Sie taumelte nach hinten. Umfasste instinktiv mit der unversehrten Hand ihr schmerzendes Gelenk und begann heftig zu schluchzen. »Schenk mir ein«, wiederholte er mit schneidender Stimme, »SOFORT!«
Das Schluchzen verstummte abrupt. Mit gebeugten Haupt trat sie erneut zu ihm heran, nahm mit der unversehrten Hand den Krug und goss zitternd und wimmernd Bier in seinen Becher ein. Und gerade als sie den Krug absetzte, da umfasste er seinen Becher, wandte sich zu ihr um und schüttete ihr den Inhalt ins Gesicht, wobei er mit trockener Stimme sage: »Du hast Bier verschüttet.«
Sie schrie auf und zuckte zusammen, taumelte dabei einige Schritte zurück. Inzwischen zitterte sie am ganzen Körper.
»Du hast Bier verschüttet«, wiederholte er erneut, »Dein ganzes Kleid ist voll davon.« Seine Gefolgsmänner verstummten. »So etwas dulde ich an meiner Tafel nicht.« Da rappelte sie sich mühsam auf. Den Kopf hielt sie noch immer gesenkt. Das Bier tropfte an ihr herab. Alle Blicke lagen auf ihr. Sie ging rückwärts Richtung Tür. Nur noch wenige Schritte. Bald würde sie diesem Scheusal entkommen sein. Doch dann richtete er erneut das Wort an sie: »Zieh es aus!«
Die Rotblonde versuchte zu entkommen, doch die beiden Getreuen des Ritters unweit der Tür, packten sie einfach. Mit roher Gewalt zerrten sie die Frau zu ihrem Herren. Sie wehrte sich, schlug und trat um sich, doch die Männer waren einfach stärker und nachdem sie sie bei ihrem rotblondem Schopf gepackt hatten, ließ ihre Gegenwehr nach. Vor dem Herrn zu Esenfeld wurde sie bäuchlings zu Boden geworfen.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, meinte der Hausherr, erhob sich und trat auf die am Boden liegende zu. Ihr tränennasses Gesicht wandte sie von ihm ab. Sie wusste, was ihr drohte. Und auf Milde zu hoffen, war vergeblich. Ebenso auf Hilfe. »Entweder du tust es selbst oder...«, damit ließ er seinen Blick demonstrativ über seine Begleiter gehen, »... sie werden es tun.« Er hielt einen Moment inne. Und beugte sich zu ihr hinab. »Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen«, raunte er ihr zu, »Damit werden sie nicht aufhören.« Sie wimmerte. »Nun? Wie entscheidest du dich?«
Wimmernd und zitternd und bibbernd erhob sie sich. Ihr Gesicht von Tränen bedeckt. Und langsam, unter erstickten Schluchzen begann sie ihre Kleidung abzulegen. Und er begutachtete sie eindringlich. Musterte jedes Stück ihres Körpers, bis sein Blick an dem Brandmal an ihrer linken Brust hängen blieb. Eine Hand mit fünf abgespreizten Fingern – das Wappen der Familie Schwarztannen.
»Verschwinde!«, angewidert wandte er sich ab, »Verkommener Bastard.«
Brüder
ZSF03b: Der Vater hasst die Mutter der Knaben, doch das war nicht immer so.
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
Der Herr zu Esenfeld blieb über Nacht, denn der Zorn Efferds – viele eher Rondras, wenn man dem leisen Wispern der Bediensteten hinter vorgehaltener Hand glaubte – verzog sich nicht so schnell. Lange grollte es bedrohlich. Der Himmel in ein giftiges dunkles Grün getaucht. Und Blitz um Blitz zuckte herab. Einer setzte sogar die große, mächtige Eiche im Innenhof Esenfels in Brand. Erst da erlaubte der Herr, die Hausherrin endlich fortzuschaffen und das auch nur, weil sie im Weg lag, nicht etwa aus ... Mitleid, wie er wiederholt betonte.
Und erst als die Herrschaft schlief, hatte die rotblonde Zofe der Hausherrin es gewagt, nach einem Diener der Herrin Peraine aus Salzungen zu schicken. Indes saß die Zofe der Verletzten an deren Bett, hielt ihre reglose und kalte Hand in der eigenen und musterte ihr ausdrucksloses, blasses Gesicht. Moribert krabbelte der Frau mit dem rotblondem Haar und den grünen Augen auf den Schoß und schmiegte sich dicht an sie. Den noch freien Arm legte sie um den Knaben und hauchte ihm anschließend einen Kuss aufs Haar. Gishelm indes trat neben sie an das Bett seiner Mutter.
»Ist das wirklich unser Vater?«, hob Gishelm hoffnungsvoll an, »Sag, dass er es nicht ist, Waad. Sag es! Bitte!«
Sie schluckte schwer und schüttelte traurig ihren Kopf. »Er ist euer Vater.« Ihr Stimme war ganz warm und weich. Gänsehaut jagte Gishelm Rücken hinab. »Ardo von Schwarztannen-Scharfenstein ist euer Vater. Und du, Gishelm , bist sein Erbe.«
»Ich will nicht, dass er mein Vater ist!«, entfuhr es dem Knaben da, »Ich will nicht sein Sohn sein. Erst recht nicht sein ...« Ihm fröstelte. »Erbe.«
Verständnisvoll nickte Waad.
»Kann nicht jemand anders unser Vater ein?«
»Nein«, erneut schüttelte sie den Kopf, »Das geht nicht. Ihr seid seine Kinder. Es gibt keine Zweifel. Ihr seid sein Fleisch und Blut. Und das ist es, was zählt.«
Einige Tränen liefen dem Knaben über das Gesicht und trotzig erwiderte er: »Ich will das aber nicht. Ich will nicht, dass dieser Mann mein Vater ist. Ich will das nicht.«
»Ich weiß, Gishelm, und ich verstehe dich. Sehr gut sogar.«
Seit der Geburt der Knaben des jüngeren der beiden Knaben war Waad immerzu um Algerte gewesen. Abends hatte sie mitgeholfen, die Knaben in den Schlaf zu wiegen, ihnen tulamidische Schlaflieder vorgesungen, Geschichten aus ihrer Heimat erzählt, war bei ihren ersten Schritten, ja bei ihren ersten Worten dabei gewesen. Sie hatte gemeinsam mit ihnen Esenfeld entdeckt. War in Bäume geklettert und hatten im Mühlbach geplantscht und im Wald getobt. Und wenn die Beine der Kinder zu schwer waren von den vielen Abenteuern, dann hatten sie sie nach Hause getragen. Abwechselnd natürlich. Sie war immerzu für die Knaben da gewesen. Immer. Jederzeit. Ja, sie war weitaus mehr als eine Zofe. Sie war eine Vertraute. Für die Hausherrin und ihre Kinder.
»Hasst er uns?«, riss Gishelm die Rotblonde aus ihren Gedanken. Unruhig verlagerte der Knabe das Gewicht von einem auf das andere Bein. Einen Moment blickte sie auf den Knaben in ihren Armen. Der ruhige und regelmäßige Atem verriet, dass er eingeschlafen war. »Hasst er uns?«, wiederholte der ältere der Knaben.
»Nein«, versicherte sie sanftmütig, »Nein, er hasst euch nicht. Nicht seine Söhne. Seine Erben. Nein, gewiss nicht. Ich denke sogar...« Sie hielt einen Moment inne. Wirkte angespannt.
»... dass er euch liebt. Auf seine... hm... eigene Art.« Waad zog ihre Augenbrauen nach oben. »Sicherlich. Er liebt euch. Da bin ich sicher.«
Doch Gishelm beruhigte das nicht: »Hasst er ... hasst er Mutter?«
Waad konnte nicht anders, sie konnte nur nicken. Und dann, nach einem erschreckend langen Augenblick, in dem sie schwieg und die Hausherrin ernst betrachtete, hauchte sie so leise, dass es gerade so zu verstehen war: »Es war nicht immer so, Gishelm. Er war nicht immer so. Sie waren einander sehr zugetan. Ungleich, doch irgendwie glücklich. Doch dann ist Algerte etwas Schreckliches passiert. Etwas Entsetzliches.«
Gänsehaut erfasste den gesamten Körper des Knaben. So hatte er Waad noch nie sprechen hören. So voller Grauen. Und weil sie nicht mehr sagte, wusste der Knabe, dass es etwas wirklich Schreckliches gewesen sein muss.
Geweihte
ZSF04: Eine Geweihte der Peraine kommt (unerwartet) nach Esenfeld.
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
Wenig nach dem Morgengrauen traf eine Geweihte der Herrin Peraine aus Salzungen ein. Zwar missfiel ihr Erscheinen dem Hausherren zutiefst, aber er wusste sehr wohl, dass man einen Diener der Zwölfe nicht ohne weiteres abwies. Und so tat er das, was von ihm erwartet wurde.
»Peraine mit Euch, Euer Hochwürden« grüßte er sie demütig und beugte ganz leicht sein Haupt. Mit einer einladenden Geste bat er sie in das Gebäude hinein. »Habt Dank für Euer Kommen, auch wenn es nicht notwendig gewesen wäre, dass ihr persönlich erscheint.«
Die ältere Geweihte nickte sanftmütig. Eine Strähne ihres kurzen, grauen Haares fiel ihr ins Gesicht. Sie strich es sich wieder zurück. »Sorgte Euch nicht, Hochgeboren. Wie ein jeder von uns, bin auch ich nur eine Dienerin und deswegen diene ich«, erwiderte sie und fügte unnötigerweise noch hinzu: »So wie auch Ihr nur ein Diener unter dem Angesicht der Götter seid.«
Ardo von Schwarztannen blickte die Geweihte schweigend und nahezu reglos an. In seinen Augen funkelte Zorn. Unangenehme Stille breitete sich aus.
»Seid doch so gut«, ergriff die Geweihte nun wieder das Wort, »und bringt mich zu Eurer werten Gattin, damit ich sie mir ansehen kann.«
Der Hausherr nickte nur mürrisch, bot der Hochgeweihten seinen Arm an und schritt mit ihr voran. Und während sie miteinander gingen, wollte sie von ihm wissen: »Ist meine gute Freundin Algerte wieder einmal gestürzt, Hochgeboren?«
»Ein bedauerlicher Unfall«, erwiderte er ihr trocken und vermied es sie anzusehen, »Wieder einmal, Hochwürden.«
»Hm«, machte die Geweihte da nur und legte die Finger ihrer freien Hand an ihr Kinn, »Meine gute Freundin ist seit damals einfach nicht mehr sie selbst.« Sie seufzte schwer und schaute betrübt drein. »Armes Kind.« Sie hielt einen Moment inne. »Phex sei Dank hat sie Eure beiden Söhne an ihrer Seite. Sie liebt sie sehr. Vor allem, da...« Sie verstummte.
Der Hausherr schwieg.
»Vermutlich werdet Ihr nicht lange bleiben, Hochgeboren?«, fuhr sie fort.
»Ich bedauere, aber Ihr habt recht«, erwiderte er ihr, »Ich bin nur gekommen, um meine Söhne zu holen.«
Die Geweihte blieb abrupt stehen und schaute ihn lange, ohne ein einziges Wort zu sagen, an. Stoisch hielt er ihren Blick.
»Hochwürden«, ergriff er nun das Wort, »Ich muss mich jetzt nun wirklich empfehlen. Mein Bruder erwartet mich dringend auf Burg Scharfenstein.«
»Ich verstehe«, damit löste sie sich aus seinem Arm, »Werdet Ihr beide Knaben mit Euch nehmen?«
»Sicherlich. Es ist Zeit, dass sie das Leben am Hofe kennenlernen.«
»Auch Moribert? Er scheint mir noch recht jung.«
»Beide«, entgegnete er ihr nur mit unnachgiebigem Blick, »Tut, was Eure Herrin von Euch verlangt. Ich muss tun, was mein Herr von mir verlangt. Peraine mit Euch, Hochwürden.« Damit wollte er sich verabschiedete, wandte sich jedoch noch einmal um: »Sag, wer genau hat denn nach Euch geschickt?« Ein grausames Lächeln legte sich über seine Lippen. Sie zog die Augenbrauen belehrend nach oben und entgegnete lediglich: »Meine Herrin.«
Gefehlte
ZF05: Die Geweihte der Herrin Peraine sieht einen Ausweg.
Wehrhof Esenfeld, Rahja 904 BF
»Was ist genau vorgefallen?«, wollte die Geweihte von der rotblonde Zofe wissen, als sie am Bett der Verletzten stand und auf den blutigen Verband um deren Kopf blickte.
Die junge Frau schauten betreten drein und blickten zu Boden. Kein Wort verließ ihre zitternden Lippen. Sie wusste, dass ein jedes Wort ihr das Leben nur noch schwerer machte. Der Hausherr, nachdem er ihre wahre Herkunft erfahren hatte, war sicher nicht gut auf sie zu sprechen. Bisher hatte sie jede Begegnung mit ihm vermeiden können. Dafür hatte ihre Herrin gesorgt. Und sie war froh darüber gewesen, aber nun? Nun würde sie seinen Demütigungen und Grausamkeiten schutzlos ausgeliefert sein. Sie hatte genug Geschichten gehört. Waad wusste sehr gut, zu was er fähig war, selbst wenn nur ein Bruchteil der Gerüchte stimmte. Jede noch so kleine Verfehlung würde der Hausherr hart bestrafen. Und jede ihrer Verfehlungen war auch eine Verfehlung der Hausherrin, seiner Frau.
Die Geweihte seufzte.
»War er es?«, wollte sie nach Abreise des Hausherren mit strengem Blick wissen, »Hat er sie so zugerichtet? Mal wieder?«
Die Zofe schauten auf die Füße der Geweihten. Kein einziges Wort kam über ihre Lippen.
»Bei Peraine!«, seufzte sie. »Schon gut«, sie winkte ab, »Ich habe schon verstanden. Es ist ja nicht so, als wäre ich das erste Mal hier.« Nachdenklich begann sie ihre Schläfe zu massieren. »Warum nur, Algerte? Warum nur?« Sie prüfte ihre Atmung. Ihre Reflexe. Zog die Augenlider nach oben. Da begann sie mit gekonnten Fingergriffen den Verband um den Kopf der Hausherrin zu lösen, die Wunde in Augenschein zu nehmen, sie zu säubern, zu nähen und neu zu verbinden. So kümmerte sie sich um alle Wunden. Die Zofe ging ihr dabei zur Hand. »War sie die ganze Zeit über bewusstlos?«
Waad nickte stumm.
»Das ist vielleicht kein gutes Zeichen«, erklärte sie. Die Rotblonde blickten zu ihr. Die Geweihte wusch sich die Hände. Trocknete sie an einem Tuch. »Wir werden abwarten müssen. Ich werde bleiben. Den Beistand der Herrin Peraine erbitten. Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei. Ich .... « Sie schluckte. »Ich habe Angst, dass...«
»Was solle ich denn tun, Peralina?«, wandte sich Waad sichtlich verzweifelt an die Geweihte.
»Du?«, sie schüttelte den Kopf, »Du tust alles, was in deiner Macht steht. Dies jedoch...« Sie deutet mit einer Geste um sich herum. »... steht nicht in deiner Macht.« Energisch nickte sie. »Es ist an der Zeit, dass sie endlich Schutz bei den Zwölfen sucht.« Mit ernster Miene betrachtete sie die Zofe. »Unter ihrem Schutz wird er es nicht wagen, Hand an sie zu legen, ganz gleich, wie viel Schuld sie zuvor auf sich geladen hat. Die Götter werden schützend ihre Hand über sie halten. In jedem Kloster, in jedem ihrer Tempel wäre sie sicher.«
»Eingesperrt wäre sie«, meldete sich Waad zu Wort, »Könnte diesen Ort nie wieder verlassen, ohne seinen Zorn zu spüren zu bekommen. Und das schlimmer als jemals zuvor. Nie wieder ihre Söhne sehen.«
»Leben muss bewahrt werden. Um jeden Preis. So lehrt es meine Herrin. Und genau das gilt auch für Algerte.« Sie hielt einen Moment inne. »Ihr Tod nutzt nur einem.«
Die junge Frau nickten betrübt.
»Aber welcher Tempel würde ihr Schutz gewähren?«, warf Waad ein, »Ganz Schwarztannen weiß was damals geschehen ist. Die Menschen haben sich die Mäuler über sie zerrissen. Noch heute...« Ihre zitternde Stimme brach.
Peralina zuckte mit den Schultern: »Bis heute kann ich nicht sagen, wem ich wirklich glauben schenken kann.« Sie leckte über ihre Lippen. »Das Urteil war jedoch eindeutig.« Nun nickte sie. »Es gibt nur eine Kirche, die hier in der Baronie einen Tempel ihr eigen nennt und wenig auf die Ereignisse auf Dere gibt. Nur eine.«
Weißer Rabe
Dunkelheit
ZFS: Langsam kommt Algerte wieder zu Bewusstsein, doch noch umfängt sie Dunkelheit.
Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle, Rahja 904 BF
Als sie erwachte war es still um sie herum. Still und dunkel. Die Luft war von Weihrauch erfüllt. Sie versuchte sich zu orientieren. Zu begreifen wo sie war. Aber sie wusste es nicht. Es war zu dunkel. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Glieder waren so unendlich schwer. So versuchte sie ihren Kopf zu heben, doch auch das schaffte sie nicht. Schmerzerfüllt sank sie zurück in das weiche Kissen und atmete angestrengt ein und aus. Ihr Kopf schmerzte. Sie biss die Zähne zusammen. Und erst da bemerkte sie: Sie war nicht allein.
Sie lag in einem Bett, das begriff sie jetzt. Und an ihrem Bett, da saß jemand. Auf der Bettkante saß jemand. Eine Gestalt. Dunkel zeichneten sich ihre Umrisse gegen die sie umgebende Finsternis ab. Ein Schatten. Mehr nicht. Ohne Gesicht. Bestehend aus Dunkelheit. Aus Finsternis. Doch sie hatte keine Angst. Keine Furcht.
Der Schatten beugte sich über sie. Eine Hand oder vielleicht doch eher ein Flügel streifte über ihre Stirn. Ganz weich und anschmiegsam. Da wurden ihre Lieder so schwer, dass sie einfach zufielen. Der Schmerz wich zurück. Und ihr Bewusstsein auch.
»Dem Raben gebührt, was des Raben ist«, raunte eine leise, leicht krächzende Stimme, »Und noch bist du noch nicht ganz sein.«
Vergessen
ZFS: Der Herr des Vergessens hat Algerte ein ganz besonderes Geschenkt gemacht.
Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle, Rahja 904 BF
Immer wieder erwachte sie. Und immer wieder sank sie in die Bewusstlosigkeit zurück. Aber mehr und mehr nahm sie die Welt um sich herum wahr. Geweihte des Schweigsamen kamen, wuschen ihren kraftlosen Körper, wechselten die Verbände, flößten ihr Brühe ein. Sie sprachen kaum, beantworteten ihre Fragen nur spärlich, beteten aber für sie und mit ihr, meist schweigend. Und so seltsam sie das auch zu Beginn fand, so erfüllten sie die Gebete mehr und mehr.
Irgendwann jedoch kam eine Geweihte der Herrin Peraine. Eine ältere Frau mit grauem Haar. Ein leichter Geruch nach Knoblauch lag in der Luft. Vermischte sich mit dem Weihrauch. Die Geweihte setzte sich an ihr Bett, nahm ihre Hand und blickte sie lange an.
»Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du noch am Leben bist«, eine einzelne Träne rollte der Geweihten die Wange hinab. Sie wischte sie nicht fort. Sie tropfte auf ihre Robe und hinterließ einen kleinen nassen Fleck. »Nie zuvor habe ich jemanden gesehen, der so etwas überlebt hat! Nie hätte ich gedacht, dass du das überlebst. Nie! Vermutlich ist es einzig und allein der guten Pflege von...«
»Wo bin ich?«, hob die Verwundete an.
»Im Schoß des Ewigen«, erklärte die Geweihte und blickte gütig auf die Frau hinab. In ihren alten Augen lag Wärme und Zuversicht. »In einem seiner Tempel.«
»Boron«, langsam nickte sie, »Was ... was ist passiert?«
»Du warst dem Tod sehr nahe«, erklärte die Geweihte, »Sehr nahe. Aber Golgari, so sagten uns seine Diener, fand deine Zeit noch nicht gekommen. Und so kämpften wir um dein Leben. Und sie halfen dabei.«
»Hm«, machte die Verletzte nachdenklich und versuchte sich aufzusetzen. Die Geweihte half ihr. Schob ihr ein Kissen in den Rücken. Und setzte sich dann wieder. »Und was ... was ist passiert?«
»Ein Unglück«, erklärte sie schlicht und so als würde das einfach alles erklären und irgendwie tat es das auch.
»Dann bin ich wohl beim Klettern gestürzt«, schloss sie, »Sollte wohl besser aufpassen.« Sie nickte. »Warum nicht ein Tempel des Herrn Phex? Warum ... Boron?«
Verwundert blickte die Geweihte sie da nun an: »Ich ... ich glaube, ich verstehe nicht.«
»Es ist mein Zweitname. Mein Vater gab ihn mir, weil ich im Phex und dann auch noch am Tag des Glücks geboren wurde. Meine Mutter hielt das erst für einen Scherz.« Sie lachte kurz auf, wobei sie schmerzerfüllt das Gesicht verzerrte. »Wie ... wie geht es ihr?«
»Das... das... ist mir nicht bekannt«, erwiderte die Geweihte kopfschüttelnd, »Aber warum Phex?«
»Weil ich dort im Noviziat bin.«
Die Peraine-Geweihte riss ungläubig die Augen auf. »Noviziat?«, entfuhr es ihr wenig darauf und gerade in jenem Moment, dass gesprochen hatte, setzte eine Art Erkenntnis ein. »Kennst du ... deinen Namen?«
Die Versehrte lachte: »Algerte Phexlieb von Waldfang. Und wer seid Ihr?«
»Erinnerst du dich denn nicht an mich?«
Sie zog die Stirn kraus. Musterte die Geweihte kritisch: »Kennen wir uns?«
»Ich bin Peralina Tempeltreu«, stellte sie sich vor, aber Algerte schüttelte nur Kopf. Peralina nickte noch nachdenklicher. »Kannst du mir sagen, wer der Kaiser des Mittelreiches ist?«
»Valpo von Almada natürlich.«
Schutz
ZFS: Obwohl sie keine Gefangene ist, wird ihr dringend davon abgeraten, den Tempel zu verlassen. Schutz kann Algerte nur hier gewährt werden.
Tempel des Weißen Raben zu Hexenmühle, Rahja 904 BF
»Wer ist der Kaiser?«, wollte Algerte von der Geweihten wissen, nachdem diese sich um ihre Wunde gekümmert und auf die Kante ihres Bettes gesetzt hatte um zu beten.
Die Geweihte hob langsam ihren Kopf, schob mit einer eleganten Bewegung die Kapuze ihrer schwarzen Robe zurück und offenbarte ihr rotes Haar. Sie hob ihren Blick. Jung wirkte ihr Gesicht. Doch ihre blau-grünen Augen offenbarten, dass sie nicht mehr so jung sein konnte. Andächtig faltete sie ihre Hände und legte diese in ihren Schoß.
»Hm«, machte Algerte, »Was ist aus Valpo von Almada geworden?«
»Seine Zeit war gekommen.«
»Wie du das sagst«, stutzte die Adelige und schüttelte den Kopf.
»Vor Boron sind alle gleich.«
»Aber dann muss es doch jemanden geben, der ihm nachfolgt?«
»Es gibt viele«, erwiderte die Geweihte ruhig, »und doch keinen einzigen.«
»Dann wäre das Reich doch ohne Herren! Aber du sagt das so, als würde es dich nicht ... nicht im geringsten kümmern?«
»Es kümmert den Ewigen nicht«, erklärte sie langsam nickend, »Und damit kümmert es auch mich nicht. Dem Ewigen schert vieles nicht. Ihm ist gleich, was für Titel wir uns geben, welche Länder wir beanspruchen oder auch nur was wir besitzen. Vor ihm sind wir alle gleich. Ein jeder von uns.« Sie hielt einen Moment inne. »Eines Tages werden wir ihm alle gegenüber treten. Uns alle ereilt dasselbe Schicksal.«
Algerte schwieg einen Moment, ehe sie wissen wollte: »Und wie lange war ich ohne Bewusstsein, dass ich den Tod eines Kaisers und seine fehlende Nachfolge nicht mitbekommen habe?«
Nun schüttelte die Geweihte ihren Kopf: »Nur wenige Tage, doch hat mein Herr dir seine Gnade des Vergessens zu teil werden lassen. Oder...« Und ein Lächeln legte sich über ihre Lippen. »... war es vielleicht sein ihm sehr verbundener Bruder?«
Einen winzigen Augenblick nur lag Erstaunen im Blick der Adeligen, dann jedoch kam der schmerzerfüllte Gesichtsausdruck zurück. Die Geweihte lächelte immer noch. Dieses Mal noch etwas vielsagender und freundlicher als Algerte das eine Dienerin des Schweigsamen zugetraut hätte. Und wenn sie es recht bedachte, war die Geweihte auch viel zu hübsch für den Dienst an solch einem Herrn. Außerdem hatte sie rotes Haar.
»Du bist nicht die einzige, die es meinen Dienst hier unpassend findet«, kommentierte sie und zog eine Augenbraue nach oben, »Aber alles hat einen Grund. Doch nicht immer ist er für uns Menschen ersichtlich.«
»Wie lange wird es dauern, bis ich in den Tempel meines Herren zurückkehren kann?«
Ihre Gegenüber holte angestrengt Atem: »Verlasse den Tempel des Ewigen nicht, Algerte. Niemals!« Plötzlich wirkte sie sehr ernst. »Der Ewige schützt dich. Er gibt auf dich acht. Aber er kann das nur in seinem Schoß tun. Du musst wissen, die Welt dort draußen ist gefährlich. Auch wir gehen nur hinaus, wenn uns sein Ruf ereilt. Und meist vermeide ich auch das. Hier drinnen...« Sie deutete im viel zu kleinen Zimmer herum. Es gab lediglich ein schmales Bett mit einer Kleidertruhe an dessen Fußende, ein kleines Nachtkäschen und einen dreibeinigen Hocker. »... sind wir sicher. Dort draußen nicht.«
»Dann ... dann bin ich eine Geisel? Ihr haltet mich hier fest?«
Die Geweihte schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Du kannst den Tempel jederzeit verlassen. Aber dort draußen, bist du auf dich alleine gestellt. Dies sei dir bewusst.« Damit erhob sie sich und wollte bereits das Zimmer verlassen als Algerte noch einmal das Wort ergriff: »Wie ist dein Name?«
»Etilinae«, sie wandte sich zu der anderen um, »Er machte ihn mir zum Geschenk. Wirst auch du sein Geschenk annehmen?«