Benutzer:Steinfelde/Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Markierung: Ersetzt
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:


Briefspielgeschichten in Vorbereitung
Briefspielgeschichten in Vorbereitung
= [[Hart auf hart — Briefspielreihe|Hart auf hart]] =
= Baronin Irmhelde =
== Feidewalder Wildfang (6) ==
'''''Festung Feidewald, 1004 BF'''''
Was war das für eine Pracht! Der ganze Burghof der Festung Feidewald war voll von herausgeputzten Menschen in ihren edlen gold- und silberdurchwirkten Gewändern, den feschen Hüten mit den lustig wippenden Federbüschen auf den Köpfen, in leuchtenden Reisemänteln und dazwischen die blankpolierten Harnische und Helme der gräflichen Leibwachen, in denen sich die Praiosscheibe blendend spiegelte! Bald schon würde diese hochherrschaftliche Schar gen Kaiserstadt Gareth aufbrechen, um dort den Verlobungsfeierlichkeiten des kaiserlichen Thronfolgers beizuwohnen, und Irmhelde würde dabei sein – zumindest ein bisschen.
Als sie ihre Mutter trotzig gefragt hatte, warum sie nicht mitdurfte, aber der blöde Wichtigtuer Udalbert, der noch nicht einmal ein halbes Jahr älter war, und sie deswegen immer auslachte, hatte diese nur milde gelächelt und erklärt, dass das eben dessen Mutter, die Gräfin, so entschieden hätte, und eben auch, dass sie daheim auf Feidewald bleiben und auf Answarth acht geben solle, mit dem spiele Heldchen doch auch so gerne. Das stimmte. Answarth war groß und stark – und man konnte ihn beim Murmelspielen immer besiegen, weil er sich so leicht austricksen ließ, deswegen niemals wütend wurde und seine Schulden umstandslos mit süßen Leckereien aus der Küche bezahlte. Aber was war das schon im Vergleich zu dem, was in der großen Stadt an Spektakulum warten musste?
Trotz allen Bittens und eingesetzten Charmes einer Sechsjährigen ließ sich Mutter durchaus nicht erweichen, was Irmhelde schließlich mit einem Wutausbruch und lautem Schimpfen quittierte. Da hatte Vater, der als Hausritter ihre Hochwohlgeboren selbstverständlich begleiten würde, seiner Tochter den zornesroten Kopf getätschelt und ihr augenzwinkernd erlaubt, bis hinunter nach Kronbrunn bei ihm mitzureiten und darüber hinaus versprochen, ihr alles haargenau von dem Fest zu erzählen oder ihr vielleicht sogar eine Kleinigkeit aus der Reichshauptstadt mitzubringen. Das hatte Irmhelde immerhin ein wenig besänftigt, denn reiten durfte Udalbert sicher nicht!
Schließlich war es so weit: Die Gräfin von Hartsteen trat in Begleitung ihres Gemahls und drei ihrer Söhne aus dem Portal des Palas und bestieg die prunkvolle, von vier edlen Elenvinern aus eigener Königsgrunder Zucht bespannte Kutsche. Auf einen Wink hin ließ der Trompeter sein Signal ertönen und der Zug setzte sich unter den Augen der zurückbleibenden Hofangehörigen und des Burggesindes in Bewegung, allen voran der Fähnrich mit dem entrollten Igelbanner und dahinter die gräflichen Leibritter. Als die Rosse antrabten, klammerte sich Irmhelde fest an den Gürtel ihres Vaters, der sie hinter sich auf den Pferderücken gehoben und seinen weiten Mantel über sie geworfen hatte. Viel sehen konnte sie so zuerst nicht außer dem väterlichen Rücken und den steinernen Platten des Burghofs direkt unter den Pferdehufen. Dann folgten die Holzbalken der Zugbrücke und schließlich das Pflaster des Königsstiegs hinunter nach Kronbrunn. Da traute sie sich, den Mantel ein Stück zur Seite zu schieben und bemerkte, dass sie sich nun direkt neben der gräflichen Kutsche befand. Aus dem Kutschfenster glotzte ihr überrascht Udalbert entgegen. Da konnte Irmhelde nicht anders – und streckte dem erstaunten Grafensohn frech die Zunge heraus.
== Wehen und Wachteln (12) ==
'''''1010 BF'''''
== Der schöne Gerding (18) ==
'''''Pfalz Puleth, 30. Ingerimm 1016 BF'''''
Irmhelde hatte sich den Schemel vor das Zelt ihres Knappenvaters gestellt und ließ ihren Blick über das farbenfrohe Treiben auf dem Turnierplatz zu Füßen der stolzen Königspfalz schweifen, während sie eher achtlos mit Bürste und Tuch die staubigen Schuhe ihres Herrn bearbeitete. Ritter Edelwin hatte sich gut geschlagen an diesem Tjostentag und wurde beim Gastmahl am Abend auf der Pfalz erwartet und bis dahin musste alles blitzblank sein. Dabei blieb sie mit den Augen immer wieder an einem jungen Mann in etwa ihrem Alter hängen, der sich angeregt mit einer Kaisermärker Edeldame unterhielt. Für einen Schreiber, der er aufgrund der Livree offensichtlich war, sah er ziemlich gut aus, sogar sehr gut, befand Irmhelde: Er war groß gewachsen und hielt sich überraschend gerade, nicht so zusammengekrümmt, wie die meisten der ihr bekannten Tintenkleckser der gräflichen Schreibstube auf Feidewald. Sein freundliches Gesicht strahlte Offenheit und aufrichtiges Interesse an den Worten seines Gegenübers aus. Des Burschen einziges Manko – oder machte dies ihn geheimnisvoller und damit interessanter? – war eine weiße Strähne, die vorwitzig inmitten seines braunen Lockenkopfs über dem linken Auge wippte. Sie beobachtete, wie die Dame ob einer Bemerkung des Jünglings in ein amüsiertes Lachen ausbrach ihm zum Abschied gönnerhaft die Hand zum Kuss hinreichte. Jener ergriff sie elegant und kam mit einer fließenden formvollendeten Verbeugung der Aufforderung nach. Dabei hob er jedoch – wie als hätte er Irmheldes Blicke bemerkt – für einen Moment die Augen und schaute schelmisch lächelnd zu ihr herüber. Der Knappin stockte der Atem. Doch noch bevor sie die Röte ins Gesicht schießen spüren konnte, hörte sie einen Knall und fühlte gleich darauf, wie mit einem kräftigen Ruck der Schemel unter ihrem Hintern weggerissen wurde. Unsanft landete sie auf ihren vier Buchstaben.
„Na, ausgeträumt?“, dröhnte das Lachen ihrer Base Jorunde und rollte ihre lange Lederpeitsche ein, während sie langsam näher schlenderte. Irmhelde rappelte sich auf und schluckte die aufkommende Wut herunter. Mit Jorunde von Gerstungen suchte man besser keinen handfesten Streit, so man Wert auf eine gerade Nase und gesunde Knochen legte. In der Reichsarmee hatte sie gedient und sowohl in der Answinkrise als auch gegen die Orkhorden gekämpft. Hinter vorgehaltener Hand raunte mancher, dass sie dabei mehr von den Schwarzpelzen abgeguckt hätte, als gut für einen sein könnte. Ihren Ruf als skrupellose Raufboldin hatte sie jedenfalls nicht von ungefähr.
„Warum hast du das gemacht?“, maulte Irmhelde darum beim Aufrappeln nur und sah sich vorsichtig um. Zu ihrer gleichzeitigen Erleichterung und Enttäuschung war der Jüngling zwischen den Zelten verschwunden.
„Du weißt doch: Jeder versucht, eine Knappin reinzulegen“, grinste die Soldatin breit, „Außerdem wollte ich mal sehen, was du so treibst und in Erfahrung bringen, wieso Herr Edelwin so lange auf seine Schuhe warten muss.“
„Also, ich...“ Irmhelde sah sich mit rotem Kopf hastig nach der Bürste und den Schuhen um, die verstreut vor dem Zelt lagen.
„Keine Sorge, ich verpfeif dich nicht. Dieser Plötzbogen-Bursche, dem du da hinterhergegafft hast, war aber auch wirklich schnuckelig“, knuffte Jorunde ihre Base freundschaftlich in die Seite und deutete in die Richtung, in die der Schreiber verschwunden war.
„Du kennst ihn?“
„Flüchtig. Gerding von Plötzbogen heißt er und versucht überall Eindruck zu machen. Ist wohl auf der Suche nach einer  Stellung – und wenn schon nicht dauerhaft, dann doch wenigstens für eine Nacht. Soll ich dich mit ihm bekannt machen?“
„Was? Ich meine... geht das denn?“
„Pfff. Das Leben ist kurz. Darum empfehle ich dir: Nimm, was du kriegen kannst und bereue nichts. Morgen beginnt der Rahjamond mit dem Fest der Freuden und es geht ja nicht darum, einen Traviabund zu schließen. Und immerhin hält es der Pfalzgraf Schroeckh persönlich genauso: Du glaubst gar nicht, mit wem der sich gerade unten im Auenwäldchen an der Pulsa vergnügt...“
== Irmhelde kümmert sich (24) ==
'''''Gut Lugenrode, Praios 1022 BF'''''
„Tante Alwide! Tante Alwide!“, Irmhelde stieß die Tür zum Laboratorium auf und stürmte mit einem Blatt Papier in der Luft wedelnd die Wendelstufen hinunter in das geräumige Gewölbe, das der Ritterin zu Gerstenscheuch als Laboratorium diente. Die junge Frau hielt inne und sah sich suchend um, wobei sie das Papier sinken ließ. Nur wenig Tageslicht fiel durch die engen Scharten herein und eine einzelne fast herunter gebrannte Talgkerze blakte noch in einer Nische neben der Treppe. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft, der seinen Ausgang von einem zähflüssigen bräunlichen Gemisch in der gläsernen Retorte über dem erkalteten Ofen nahm. Die Retorte war mit einer komplizierten Apparatur aus Röhren, Filtern und Sieben mit leeren oder mit verschiedenen Substanzen gefüllten Kolben und Phiolen verbunden. Aber kein Zischen, Blubbern oder Knistern war zu hören, wie das sonst der Fall zu sein pflegte, denn was auch immer ihre Tante hier versucht hatte, der alchemistische Prozess war zum Erliegen gekommen.
„Tante Alwide?“, Irmhelde trat stirnrunzelnd von hinten an den hohen Lehnstuhl heran. Die Herrin von Gerstenscheuch saß reglos und starrte ohne zu blinzeln in einen Lichtstrahl über dem von einem Wust an zerfledderten Büchern und bekritzelten Zetteln bedeckten steineichenen Tisch. Winzige Staubfäden tanzten darin ihren Reigen, verwirrend wie  all die rätselhaften Symbole auf den vergilbten Pergamenten, deren Bedeutung Irmhelde bisher verschlossen geblieben war. Unendlich langsam drehte die gesetzte Dame schließlich den Kopf in Richtung ihrer Nichte, reckte ebenso behäbig den Zeigefinger ihrer von einem fleckigen Lederhandschuh geschützten Rechten in die Luft und hauchte kaum hörbar: „Meinen Tee.“
Irmhelde lebte jetzt schon lange genug auf Lugenrode, um die Schrullen ihrer Verwandten kennengelernt zu haben. Ohne das Gebräu aus Mibelrohr, dessen Grundbestandteile ihre Tante selbst persönlich um das Schloss herum anbaute und seit einiger Zeit für allerlei alchimistische Experimente nutzte, würde diese nur schwer ansprechbar sein. Doch das war jetzt dringend vonnöten und so machte Irmhelde kehrt, um das Gewünschte zu besorgen.
{{Trenner Garetien}}
'''''Eine Stunde später im Salon'''''
Der Mibelrohrtee hatte seine Wirkung zuverlässig getan und Alwide von Sturmfels ging nach einem stärkenden Imbiss mittlerweile wie verwandelt rastlos auf und ab, wobei Ihr Geist Funken zu sprühen schien: „Ich muss noch einmal anders...der große Paramanthus hat doch...vielleicht, wenn die Temperatur....“, murmelte sie vor sich hin, während sie das Papier mit dem garetischen Fuchssiegel achtlos in der Hand zerknüllte, das ihr Irmhelde überreicht hatte.
„Wegen der Königin...“, unterbrach diese schließlich die Gedankengänge ihrer Tante.
„Ach ja. Morgen kommt sie hier vorbei, sagst du?“
„Der Bote hat ihre Ankunft für den Mittag angemeldet. Ihre Majestät wünscht mit ihrem Gefolge auf dem Weg gen Rommilys in Hennenfeld Rast einzulegen.“
„Selbstverständlich. Kümmere du dich darum, Irmhelde. Ich muss wieder ins Laboratorium. Falls ich die Purifikation beschleunige, dann...jajaja, so könnte es gehen!“
Mit einem halb verärgerten, halb erleichterten Seufzen sah Irmhelde der ergrauten Dame nach, als diese voller Tatendrang hinaus rauschte. Ärgerlich darüber, dass ihre Tante das Anliegen der Krone rundweg ignorierte und die damit verbundenen Aufgaben so selbstverständlich an ihre Nichte übertrug, als wäre diese nur dafür da. Erleichtert, weil die Durchreise der jungen Königin Garetiens in ihrer glanzvollen Pracht eine willkommen Abwechslung und besondere Bewährungsprobe in dem täglichen Durcheinander von Anweisungen an des Dienstpersonal, streitenden Bauern und bettelnden Flüchtlingen aus den östlichen vom Feind überrannten Reichsprovinzen versprach. Irmheldes Augen blitzten vor Vorfreude: Oh, wie würde sie sich kümmern!
== Auf eisigen Pfaden (30) ==
'''''Markt Kronbrunn, Anfang Firun 1028 BF'''''
„Ah, Heldchen. Du hast meine Nachricht bekommen.“
„Da bist du ja endlich, Vater. Ich friere mir hier schon eine Weile die Füße ab. Was soll diese Geheimniskrämerei? Und wer ist das da?“
Ihr alter Herr legte für einen Moment den Kopf schief und wedelte kurz mit dem knochigen Zeigefinger, brummte aber nur etwas undeutlich: „Keine Namen. Ich will, dass du die sie ohne Aufsehen nach Hutt ins Kloster unserer Lieben Frauen geleitest.“
Irmhelde verschlug es ob dieses Verlangens schier die Sprache: „Bist du noch ganz bei Trost? Durch den Feidewald? Bei diesem Scheißwetter? Ganz zu schweigen davon, was sonst noch für Kroppzeug da draußen herumstreunt?“
„Ich schrieb doch: Komme gerüstet.“
Was sie mit einem unwilligen Schnauben quittierte: „Als ob man sich anders in diesen Zeiten noch auf die Straße trauen könnte.“
„Ich weiß, ich verlange sehr viel von dir. Aber sei versichert: Die Sache ist es wert.“
„Ach ja? Warum machst du es dann nicht selbst?“
„Ich fürchte für derlei Strapazen bin ich zu alt und außerdem dürfte mein Verschwinden unzweifelhaft Aufmerksamkeit erregen. Also: Welchen Weg du nimmst, ist deine Sache. Aber je weniger Leuten ihr unterwegs begegnet, desto besser. Und solltest du aus irgendeinem Grund nicht weiterkommen, kehre auf keinen Fall hierher zurück! Suche Elvena von Hartsteen auf, sie wird euch vielleicht weiterhelfen.“
„Bist du verrückt, Vater? Die Hartsteens...“
„Tu’s, Heldchen, um deiner Mutter willen.“
„Was hat Mutter damit zu tun? Davon abgesehen würde ich schon ganz gerne wissen, wofür ich hier meinen Kopf hinhalte.“
„Ich werd’s dir erzählen, wenn die Zeit reif ist, Heldchen. Aber jetzt macht dich auf! Ihr habt nicht viel Zeit bis es dämmert. Ach, und bevor ich es vergesse: Zumindest an einem soll es dir nicht mangeln...“. Er griff unter seinen Mantel und zog einen prall gefüllten Geldbeutel hervor. „Und noch eins“, meinte er, als er ihr den übergab, „Halte dich fortan möglichst fern von Feidewald. Denn falls Graf Geismar Wind von alldem hier bekommt ist mein Leben keinen Heller wert und deines wäre es ebenso wenig.“
Als die in mehrere dicke Mäntel eingehüllte Frau das Pferd bestieg, ertönte ein leises Wimmern und erschrocken gewahrte Irmhelde, dass ihre Schutzbefohlene obendrein noch einen Säugling  bei sich trug, der noch keinen Götterlauf alt sein mochte.
„Scheiße“, entfuhr es der Ritterin erneut. Die Frau und ihr Kind mussten wichtig und in großer Gefahr sein, wenn sie das gewaltige Risiko dieser winterlichen Reise auf sich nahmen.
„Möge Aves euch auf eurem Weg geleiten und die Zwölfe eure Schritte lenken.“
== Mann fürs Leben (36) ==
'''''1034 BF'''''
== (42) ==
'''''1040 BF'''''
= Krieger des Wassers =
== Hoffnung und Abschied ==
'''''[[Handlungsort ist::Garetien:Dorf Nesselingen|Bei Nesselingen]], Ende Phex 1043 BF'''''
Die [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Helmbrecht von Steinfelde|beiden]] [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Anselm von Wetterwend|Ritter]] hatten sich ein Stück oberhalb des Lagers auf einer Hügelkuppe postiert und spähten schweigend über die hügelige Landschaft gen Süden, über die Feidewaldstraße oberhalb des Nattertales zum Netterwald und zu den dichtbewaldeten Kuppen von Godix’ Forst hinüber. Dahinter war sogar der Raschtulswall zu erahnen.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schön es in dieser Jahreszeit jenseits des Gebirges ist?“, fragte der eine in  Stille hinein.
„Wie sollte ich? Du hast mir doch bisher gar nicht ausführlich erzählt, was du auf der Reise in die Tulamidenlande erlebt hast, Helmbrecht.“
„Es gab ja kaum eine ruhige Minute, seit ich wieder hier in Hartsteen bin.“
„Du weißt, wie schnell sich die Leute das Maul zerreißen. Da wüsste ich schon ganz gerne aus erster Hand, was tatsächlich passiert ist.“
„Wie wahr. Also, was willst du hören, Anselm?“
„Oh, für den Anfang tät mich schon interessieren, wie du zu deiner plötzlichen Hochachtung für den Herrn Efferd gekommen bist, und zu deiner – sagen wir es mal vorsichtig: sonderbaren – Begleitung.“
„Yaira?“
„Du musst doch zugeben, dass die Kleine ein sehr spezielles Temperament hat.“
„Ich bin mir dessen nur allzu bewusst. Yaira hat ihren eigenen Kopf und ich bin nicht derjenige, der daran etwas ändern könnte.“
„Und warum plagst du dich mit ihr ab? Mit ihren seltsamen Reden und Kartentricks zieht sie Ärger förmlich an. Und für mich sieht sie nicht so aus, als ob sie etwas für die Nacht wäre. Was also für besondere Qualitäten hat sie, dass du dich so um sie sorgst?“
„Sie ist Anker meiner Hoffnung.“
„Du sprichst in Rätseln, Helmbrecht. Geht das etwas deutlicher?“
„Yaira hat eine Schwester, und –  glaub mir oder nicht – die ist die schönste Frau, die ich je unter Praios’ Strahlen wandeln sah. Ich weiß leider nicht, wo sie ist. Aber sie wird Yaira suchen und... Jedenfalls kann mir mein [[Briefspieltext mit::Garetien:Praiodan von Steinfelde|Vater]] nicht mehr in dieser Frage dreinreden.“
„Ah, verstehe. Dann pass mal weiter gut auf die Kleine auf. Und hoffe ich für dich, dass dein Glück dich findet.“
„So viel zu mir. Aber du wirkst auch nicht sonderlich zufrieden.“
„Zufrieden? Nein. Weißt du, als du damals schon auf deiner großen Suche nach dem ehemaligen [[Briefspieltext mit::Garetien:Hilbert von Hartsteen|Reichsrichter]] unterwegs warst und [[Briefspieltext mit::Garetien:Odilbert Rondrasil von Hartsteen|Graf Odilbert]] zu seiner Hochzeitreise gen Grauensee aufbrach, waren wir eine vergnügte Schar junger Ritter mit wenig Geld, großen Plänen und allerhand Schabernack im Kopf. Wir dachten, dass wir noch lange an der Seite des Hartsteeners sein und Ruhm und Ehre erlangen würden. Keine zwei Götterläufe ist das her. Mit dem Weggang Feyderichs heute ist mir aufgegangen, dass ich der Letzte aus dieser Schar bin, der noch an Odilberts Seite kämpft. [[Briefspieltext mit::Garetien:Wibert von Allingen|Wibert]], [[Briefspieltext mit::Garetien:Adhumar von Windischgrütz|Adhumar]] und [[Briefspieltext mit::Garetien:Rüstebald von Wiesenbrück|Rüstebald]] sind tot; und [[Briefspieltext mit::Garetien:Feyderich von Lohfels|Feyderich]].... nunja, der ist ja nun kein Ritter mehr. Das ging alles so verflixt schnell, Helmbrecht.“
„Ich weiß. Das Schicksal spielt Würfel und es gibt kein Entrinnen, egal, wie es uns ergeht. Hast du ein schlechtes Gewissen? Das brauchst du nicht zu haben, denn das alles liegt nicht in unserer Hand.“
„Ich verstehe nicht, wieso Feyderich kurzerhand auf Titel und Ansprüche verzichtet, Waffen und Rüstung ablegt und ins Kloster geht.“
„Vielleicht will jemand, dass er weiterlebt und hat ihn die Konsequenz ziehen lassen.“
„Meinst du Graf Odilbert? Auch wenn er überzeugt ist, dass Feyderich weich oder schwach wäre, in der gegenwärtigen schwierigen Situation erscheint es mir töricht, auf einen geschulten Schwertarm zu verzichten.“
„Der Graf hat ihn ziehen lassen müssen. Feyderich hatte etwas gut bei Odilbert, seit er ihm im Kesselinger Stechen den Arsch gerettet hat.“
„Trotzdem ist es bedauerlich. Feyderich ist ein feiner Kerl.“
„Ohne Frage. Immerhin wirst Du ihn im Kloster anstatt auf dem Boronanger besuchen können.“
„Da hast du wohl Recht. Aber apropos besuchen - ich finde, wir sollten [[Briefspieltext mit::Garetien:Falk Wahnfried von Gneppeldotz|Gneppeldotz]] heute Abend noch einen Besuch abstatten. Ich habe läuten hören, Herrn Falks Leute hätten den Schlundern ein feines Tröpfchen abgeluchst: Ein ganzes Fass Premer Feuer! Da kannst du mir dann auch in aller Ausführlichkeit von deiner Begegnung mit dem Launenhaften berichten und die Schönheit und Vorzüge deiner Angebeteten preisen.“
{{Trenner Garetien}}
'''''nahe Dorf Nesselingen, zeitig am nächsten Morgen'''''
„Es hat besser geklappt als gedacht. Die Späher melden, dass sich da drüben nichts regt; Die Hartsteener haben keine Ahnung, dass wir bereits hier sind und schlafen noch tief und fest.“
„Kein Wunder bei dem Zeug, das wir außer dem Thorwaler Schnaps noch in das Fass gekippt haben, bevor wir es ihnen unterjubelten.“
„Hauptmann Ogdolf, sind Eure Leute angetreten?“
„Jawohl.“
„Gut, der Nebel hebt sich bereits. Es ist an der Zeit: Lasst zum Angriff blasen.“
== Bis das Glück uns findet ==
'''''Bei [[Handlungsort ist::Garetien:Dorf Nesselingen|Nesselingen]], Ende Phex 1043 BF'''''
Bleischwer drückte eben noch das Gewicht der ganzen Welt auf [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Helmbrecht von Steinfelde|Helmbrecht]] und ließ ihm schwarz vor Augen werden. Mit rasselnder Lunge rang er gurgelnd um Atem, während ihm das Blut in Stößen aus dem Mundwinkel rann. Doch von einem Moment auf den anderen wich der Druck. Leicht, leichter als eine Feder fühlte sich Helmbrecht vom Wind gepackt und in die Luft gehoben. Verwundert sah er nun auf sich selbst herab und wie der blutige Strom aus seinem Mundwinkel versiegte, während sein bleiches Gegenüber ihn mit starren Augen zu mustern schien. Das Kampfgetümmel um ihn her war verebbt und sonderbar unbeteiligt bemerkte er, dass die Schlunder Angreifer die Oberhand behalten und das Treffen für sich entschieden hatten. Nun verfolgten sie die fliehenden Hartsteener, doch dies alles schien ihm nunmehr nichts mehr als gleichgültig.
Höher und höher zog ihn der Hauch, fort von der Walstatt, und wirbelte ihn einem Staubkorn gleich durch die sonnendurchflutete Luft, wobei alles um ihn herum immer klarer und durchscheinender zu werden schien, bis sich die Konturen der Welt mehr und mehr vor ihm auflösten und in ein schillerndes Farbenmeer überging, das sich immer weiter verdichtete und schließlich nur noch helles weißes Licht übrig ließ, in das er tauchte. Während Helmbrecht so schwebte fragte er sich, was das hier mit dem zu tun haben sollte, was die Priester gelehrt hatten und erzählten. Wo war der Seelenrabe? Die große Waage? Borons Reich? Die Zwölfgöttlichen Paradiese? Hatte der verrückte Reichsrichter am Ende tatsächlich Recht gehabt?
Jäh spannte sich eine pechschwarze Barriere vor ihm auf, die sich von Unendlichkeit zu Unendlichkeit zu ziehen schien. Doch noch immer hob ihn jener Hauch unablässig weiter, die Schwärze zog sich langsam zusammen und Helmbrecht erkannte Weiß jenseits der Dunkelheit, je weiter er stieg. Und dahinter wieder einen schwarzen Streifen, nicht gerade, sondern gebogen in einer irgendwie vertrauten markanten Form. Je weiter er driftete, desto deutlicher erkannte er weitere schwarze unregelmäßige Muster in dem weißen Meer, deren einzelne Elemente sich mehr oder weniger häufig zu wiederholen schienen. Und mit einem Mal traf ihn die Erkenntnis: Waren das vielleicht Buchstaben? Riesige Schrift auf einem riesigen Bogen Pergament? Eine ungeahnte Neugier ergriff Helmbrecht, als er jenseits der weißen See noch andere Formen und Farben erspähte.
Er sah sich in einem Raum, durch geradezu riesige Fensterscheiben mit Licht geflutet. Eine Unmenge an Büchern füllte die Regale an den Wänden und stapelte sich selbst auf den Fensterbänken. Auf einem Schreibtisch lagen noch mehr Papiere und Schreibgerät wild durcheinander.
An diesem Tisch saß ein schmächtiges bärtiges Männlein in seltsamer Kleidung auf einem abgewetzten Polsterstuhl und trommelte mit seinen Fingern unrhythmisch auf ein metallisch schimmerndes Brett, während er auf eine von innen her leuchtende Kiste vor sich starrte.
Draußen jenseits der Fenster erstreckte sich das Panorama einer Helmbrecht unbekannten Stadt. Gleich drei Brücken überspannten elegant einen breiten Strom und über den roten Ziegeldächern der steinernen Häuser erhoben sich auf einem Bergsporn die mächtigen Mauern einer prächtigen Burg, gekrönt von einem Paar gen Himmel strebender eleganter Doppeltürme.
Helmbrechts Aufmerksamkeit wurde zurück auf das Geschehen in dem Zimmer gelenkt, als dessen einzige Tür sich öffnete und ein kleines blondhaariges Mädchen in einer purpurnen Hose hereingestürmt kam.
„Papa, komm endlich, du hattest doch versprochen, mir noch etwas vorzulesen", forderte die Kleine ohne Zögern.
Der Mann drehte sich langsam um und nickte. „Stimmt.“
„Ich will die Eiskönigin!“, verkündete sie und hielt dem Mann einen farbigen dünnen Band entgegen.
„Nee du, die hab ich dir schon so oft vorgelesen“, wehrte der ab.
„Ich will aber!“
„Pass auf. Ich hab hier noch eine andere Geschichte. Sie heißt ‚Nazmeya und der Ritter des Wassers’.“
„Pff. Wer ist denn das? Kann die zaubern?“, fragte die Kleine ein wenig unsicher.
„Oh, Nazmeya ist das schönste Mädchen von ganz Thalusa. Und zaubern kann sie irgendwie schon, nur halt keine Eisblitze. Aber sie erlebt ein großes Abenteuer und das ist mindestens genauso spannend wie die Eiskönigin. Sie hat zwei Brüder und eine kleine Schwester namens Yaira...und einmal rettet sie sogar einen echten Ritter....“
Und Helmbrecht – verstand.

Aktuelle Version vom 5. Februar 2023, 20:54 Uhr

Briefspieltexte nach Jahr

2006
 
 0
2007
 
 12
2008
 
 6
2009
 
 13
2010
 
 1
2011
 
 17
2012
 
 18
2013
 
 40
2014
 
 25
2015
 
 11
2016
 
 31
2017
 
 28
2018
 
 20
2019
 
 29
2020
 
 20
2021
 
 15
2022
 
 27
2023
 
 12
2024
 
 5
2025
 
 7

Briefspielgeschichten in Vorbereitung