Geschichten:Vom unrühmlichen Ende einer Hexe - Zu viel Tod

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

"Wer?"

"Die Baronin von Erlenstamm, Herr."

Ein Nicken, dann ein kurzes Winken. Der Diener war entlassen und durfte sich entfernen.

Stille legte sich über das Zimmer. Zeit verstrich.Träge zogen Staubkörner durch das Licht, aufgewirbelt durch den herbei geeilten Diener und dann wieder durch dessen Verschwinden.

Dann, nach einer kleinen Ewigkeit in einem Menschenleben und eines unbedeutenden Abschnittes in der großen Geschichte, erhob sich der Baron von Gallstein, schritt zum Fenster, öffnete dieses und sah hinaus über die Lande, welche in der Abendämmerung so friedlich erschienen. Zu viel Tod lag auf den Landen, hatte er doch erst seine Tochter heim geholt. Nun ruhte sie in den steinernen Hallen, wo die Gebeine seiner Ahnen lagen um den Schlaf zu halten, der alle erwartete. Viel zu früh ...

"Wir sterben alle. Egal welche Stärke einst in uns ruhte, welch Größe, welch Liebe. All unser Streben nach Ruhm, Geld, oder Macht. So viel hatten wir gewollt und so wenig erreicht. Ich beerdige meine Tochter und meine Träume. Am Ende gehen wir, doch was bleibt? Ein Tod mehr...Die Zeit wird über uns hinweg eilen und nicht einmal unser Stand kann uns retten. Am Ende ist es eine sterbende Welt, deren Dämmerung wir erleben."

Seine Stimme erstarb. Die Baronin war Hexe genannt worden, ihn nannte man Schlächter. Ein jeder hatte seine Rolle zu spielen und manchmal, manchmal zerbrach man daran. Wer wusste schon, was wirklich geschehen war?

Sein Blick glitt hinunter, zu der kleinen Kapelle, unter der jene Hallen lagen, wo er sein geliebtes Kind zur letzten Ruhe gelegt hatte. "Ich konnte Dich nicht schützen, bin ich doch selbst nicht in der Lage dazu, den Schild zu halten, wenn die Zeit gekommen ist. Gebe mir Kraft, nur ein wenig, auf dass ich den nächsten Tag überstehen kann. Ich bin müd geworden. So unendlich müd ..." Schon lange hatte er keine Tränen mehr.

Zu viel Tod lag über den Landen und Stille kehrte wieder ein, hinter jenen Mauern, die einst Trost und Schutz boten und nun mehr und mehr alles Leben zu erdrücken drohten.


 20px|link=[[Kategorie:|Zu viel Tod]]
17. Tsa 1032 BF
Zu viel Tod
Messerarbeit


Kapitel 5

Autor: Marcus G.