Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 73: Auf verborgenem Posten IV

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Auf verborgenem Posten IV - Derweilen auf der Selene und Zug der Toten


Baronie Wasserburg, Später Praios 1034 BF


„Haltet Euch gefälligst bereit, Sardis!“ Blaffte die Kapitänin den Mann an ihrer Seite an. „Falls wir Euch und Eure Kreatur brauchen, dann nüchtern und bei zumindest halben Verstand! Wenn ihr betrunken oder im Rausch liegt nützt ihr uns gar nichts, habt Ihr das endlich verstanden!?“ Sardis „der Prächtige“ entgegnete zunächst den funkelten Blick der Kapitänin, doch verlor er schnell das Duell und wand sich von ihr ab. Er brummte etwas, was wie eine Zustimmung oder auch Entschuldigung klingen mochte, doch ging dies bei diesem Gewitter einfach unter. „Da das Zeichen!“, rief einer der Matrosen, worauf die Kapitänin ihre Aufmerksamkeit gen Darpatufer richtete. 
Als auch sie sicher war, dass es sich um das ausgemachte Zeichen für Entwarnung handelte, gab sie ihren Mannen den Befehl das zweite Beiboot zu Wasser zu lassen und die Ladung überzusetzen. „MACHT SCHON IHR LANDRATTEN! WER FAUL IN DEN WANTEN LIEGEN BLEIBT, ENDET ALS FUTTER FÜR SHEDIR!“ 
Sardis lächelte bei diesen Worten gequält, wie gerne hätte er jetzt einen Schnaps. Sein Status als „Herr von Shedir“ sorgte zwar dafür, dass er bei keiner körperlichen Arbeit helfen mußte, doch hinderte dieser Umstand Omen - wie die Kapitänin nur genannt wurde – nicht ihn ständig daran zu erinnern, was für ein Versager aus ihm doch eigentlich geworden ist. Er hasste sie dafür und er hasste auch diese ewige Schaukelei auf diesem Kahn, gerade bei einem solchen Unwetter. Doch wenn Omen sehen würde, wie er zur Flasche griff – bei Boron – sie war Imstande auf ihn und sein Liebling, dass alle nur Shedir nannten, zu verzichten und ihn geradewegs über Bord werfen zu lassen. Wobei… sie war gerade beschäftigt, vielleicht würde sie es ja überhaupt nicht bemerken??

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Die Männer hatten ihre dunklen Umhänge fest um sich gezogen und ihre Kapuzen weit in ihre Gesichter gezogen. Lautlos zogen sie über das Land und hielten einmal nur solange inne, bis sie ein helles Auge dreimal kurz hintereinander vom Darpat aus aufblitzen sahen. Dann setzten sie ihren kleinen Wagenzug schweigend fort.

Wütend schnitzte Chaantrea mit ihrem Dolch an einem Stecken herum. Erst hatte dieser unerfahrene Knappe dafür gesorgt, dass sie sich ein notdürftiges Lager einrichten mussten, und kaum hatte am Abend einmal der Regen und das Unwetter nach gelassen, war Leomara plötzlich grün wie ein unreifer Apfel geworden und hatte gar nicht mehr aufgehört zu speien. Natürlich bestand ihr Schwertvater Unswin darauf, dass sich die Ritterin eine Rast gönnen sollte… ihre Laune war besorgniserregend schlecht geworden, und nur die bestimmten Blicke Alfreds hatten sie gehindert los zu wettern. Nun sollte sie Wache halten und die Umgebung beobachten. Hervorragende Idee, bei diesem Wetter, wo man kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte! Hell und laut ging ein Blitz unweit in einem Gehölz hernieder.

Unglaube zeichnete sich mit einem Male in dem schönen Gesicht der Novizin des Zornesritters ab. Im grellen Schein der Lichtlanze sah sie einen Wagen, der im Geleit einiger Kuttenträger schweigend vorbei zog. Hätte sie nicht just in die Richtung geblickt, sie hätte es nicht gesehen. Instinktiv duckte sie sich in ihrem Versteck, doch der Regen und der noch immer herrschende böige Wind überdeckte die meisten Geräusche. Und die Dunkelheit verbarg ihre Gestalt. Ihr Groll, der sich in den letzten Stunden eines Unwetters gleich aufgestaut hatte, verflog mit einem Male. Fast so etwas wie ein staunender Dank wurde von ihr zu den Göttern entsandt, die wirklich mit allen Mitteln daran gearbeitet hatten, dass sie das angestrebte Versteck nicht erreicht hatten und so Zeuge dieses Zuges werden durften.

Rasch begab sie sich zu den anderen und berichtete das Gesehene. „Wir werden Ihnen folgen!“ stellte Alfred bestimmt mit leiser Stimme fest.

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In einigem Abstand, mit Unswin als Späher und Bindeglied, war man den Vermummten nun gefolgt. Sie waren von der Reichsstraße wie vermutet abgebogen, kamen jetzt aber nur schwer voran. Als sich Unswin schließlich wieder zu seinen Begleitern begab berichtete er, dass sie sich wohl darauf einstellten dort auf etwas zu warten. Also dieser Ort nach aller Wahrscheinlichkeit derjenige war, der angelaufen werden sollte. Unwillig blickte er in die müden und durchnässten Gesichter. „Es ist keiner der beiden Orte, die die Kundschafter erwählt haben, also werden WIR die anderen benachrichtigen müssen! Du Chaantrea reitest die Verstecke ab. Sei vorsichtig! Erst die Baroness von Brendiltal und hernach die Reshminianer.“ Ungewöhnlich willig nickte die junge Frau emsig und sprang sogleich auf ihr Ross. „Die 12e mit Dir!“ gab ihr der Leutnant noch mit auf den Weg.

Unswin nickte anerkennend über den plötzlichen Eifer der Novizin. Dann griff er nach seinem Kriegsbogen und spannte die Sehne ein. „Es ist nicht mehr weit bis zum Ufer, aber mit ihrem schweren Wagen kommen sie nur langsam vorwärts. Ich werde versuchen mir ein Bild über die Landungsstelle zu machen und kehre dann zu euch zurück.“

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Atemlos stand die junge Novizin vor der Baroness. „Ja, keiner der beiden Plätze, dazwischen gelegen statt dessen, ein Wagenzug mit Vermummten hat uns den Weg gewiesen, den Göttern sei Dank, und nun muss ich noch die Reshminianer verständigen!“ Sie überlegte kurz. „Oder wollt ihr einen Boten an diese schicken? Ich weiß genau, wo der Ort ist, kann euch also zielsicher hinbringen. Bis die Reshminianer da sind, wird selbst bei diesem Mistwetter der Kampfplatz unschwer auszumachen sein. Ihr hingegen solltet vielleicht noch Vorsicht wallten lassen, der Kampf war noch nicht entbrannt.“

Lyns Augen leuchteten bei der Aussicht dass es endlich los ging regelrecht auf und schnell sprach sie auf Chaantrea ein „Es besteht eine Nachrichtenkette, der wir einfach nur Bescheid geben müssen. Du führst uns am besten auf direktem Weg dorthin, damit wir es nicht verfehlen und rechtzeitig vor Ort sind.“

Ihr Blick wanderte zu den Kampfgefährten, die ebenso abreisebereit wie sie schienen. Al’Arik nahm diesen energischen Blick auf und trug ihn weiter zu seinem Krieger und Hamardan von Rotfurt. Endlich sollte das Blut dieser Bande fließen.

Gerion selbst nahm den Bericht der Zornesritterin unbewegt auf, nickte aber Lyn zu. "Wir dürfen keine Zeit verlieren", sagte er und schritt zu seinem Pferd. Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen auf ihren Pferden saßen und nachdem man die Postenkette benachrichtigt hatte, führte Chaantrea die Gruppe auf schnellstem Wege zum Anlandepunkt der Schmuggler.

Das erste Stück des Weges legte die Gruppe die von Chaantrea geführt wurde recht zügig zurück. Doch hatte die Baroness die junge Novizin angewiesen Bescheid zu geben, wenn der Wagenzug nicht mehr allzu weit entfernt sein würde, um nicht durch laute Geräusche ihr Kommen zu verraten. Und so näherten sie sich dem Wagenzug langsam und vorsichtig, dabei auf Kampfeslärm lauschend um schnell eingreifen zu können, falls die Rondrianer bereits in einen Kampf verwickelt worden waren.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Auf verborgenem Posten IV
Auf verborgenem Posten III


Kapitel 78

Auf verborgenem Posten V