Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 50: Weibliche Befindlichkeiten

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Dramatis personae:



Markgrafschaft Perricum, Baronie Gnitzenkuhl, Burg Friedburg, Praios 1034 BF


Leomara holte tief Luft und die innere Aufruhr legte sich langsam wieder.

Der kalte Schweiß allerdings und das wackelige Gefühl blieben. Sie sah sich kurz im Hof um, und entschied nach kurzem Zögern einfach ihr Pferd zu satteln, um nach Gnitzenkuhl zu reiten und die bei ihrer alten Amme bestellte Mischung abzuholen. Unswins Warnung hatte sie bislang ignoriert.

Sie war gerade auf dem Weg zum Stall, als die Baroness von Brendiltal zusammen mit dem Golgariten und dem nebachotischen Krieger in den Burghof geritten kam. Hurtig wies sie nun den Burschen an ihre Stute zu satteln, bevor sie sich der Frau zuwandte.

Sicher kam sie gerade erst von ihrem Patrouillen Ritt zurück, mutmaßte sie, und ging langsam und mit einem Lächeln auf den Lippen zu der Frau hinüber.

"Die Götter zum Gruße Hochgeboren. Schön Euch noch zu sehen ... bevor ich los reite."

Ihr fiel zwar ein, dass man sich sehr ungezwungen auf dem Sturmfels unterhalten hatte, doch damals war viel Wein getrunken worden, sodass die förmliche Anrede sicher nicht unpassend war.

Lyn nickte Rash’ijd zu und dieser ließ die Baroness zurück und wandte sich mit seinem Pferd schon dem Stall zu. Diese ließ sich von ihrem Pferd gleiten und ihre Bewegungen waren dabei nicht ganz so schwungvoll wie es zu erwarten gewesen wäre. In ihrem Gesicht deuteten noch ein paar Rußspuren von der nächtlichen Expedition und sie wirkte sehr müde. Dennoch erhellte sich ihr Gesicht, als sie Leomara sah, hatte sich bisher noch keine Gelegenheit ergeben, sich ein wenig mit ihr zu unterhalten.

„Auch ich freu mich, Euch zu sehen ...“ entgegnete Lyn „… hatte ich doch bisher auch noch gar keine Gelegenheit, Euch zu Eurem Traviabund zu gratulieren.“

Überrascht über diese Eröffnung des Gespräches räusperte sich die Rittfrau zunächst verlegen.

„Ähem ... danke für eure Wünsche.“ Sie grinste verlegen. „Man hat hier kaum die rechte Muse sich einmal in Ruhe darüber zu freuen. Kaum den Gefahren im Wall entgangen erwartet uns hier die nächste Unerfreulichkeit. Aber …“ sie deutete auf ihren Schwertknauf, „wir sind gewappnet und hier kennen wir uns aus.“

Sie blickte den Begleitern Lyns kurz hinterher, bevor sie weiter sprach. „Wie war eure nächtliche Patrouille? Besondere Vorkommnisse?“

Ein wenig resigniert entgegnete Lyn „Nein, wir haben nicht außergewöhnliches gesehen. Aber es wäre auch vermessen gewesen davon auszugehen, gleich in der ersten Nacht die Übeltäter auf frischer Tat zu erwischen. Und ihr?“ Jetzt fällt ihr auf, dass Leomara doch eigentlich noch unterwegs sein wollte. „Ihr seid schon zurück von Euren Erkundigungen? Habt ihr irgendetwas herausfinden können?“

Leomara schaute deutlich genervt drein und ihr Augenrollen sprach Bände. „Ich musste…umkehren. Ich glaube ich habe mir was eingefangen. Mein Gemahl meinte, ich solle mich untersuchen lassen!“

Die Handgeste der Rittfrau zeigte, was sie von solcher Fürsorge hielt.

Sie schüttelte amüsiert den Kopf, und sprach sogleich weiter. „Ich rechne morgen oder vielleicht heute Abend mit seiner Rückkehr. Außerdem habt ihr natürlich recht, es war nicht zu erwarten, dass ihr in der ersten Nacht gleich einen Erfolg zu verbuchen hättet. Sicher sind sie erst einmal vorsichtig geworden. Ich reite runter in die Stadt, werde mal im Hafen die Ohren spitzen, ob es neue Gerüchte über Sichtungen oder ähnliches gibt. Ihr seid sicher auch rechtschaffen müde nach dieser nächtlichen Überwachung Hochgeboren.“

Diese Aussage tat nun Lyn wiederum mit einer Handbewegung ab. „Müde bin ich, doch der Schlaf kann noch ein wenig warten.“ Sie zögerte kurz, doch war es nicht ihre Art Dinge unausgesprochen zu lassen und da gerade keine weitere Person in Hörweite war fuhr sie fort „Ja, ich erinnere mich an die überaus fürsorgliche Art Eures Gemahls. Verzeiht meine Indiskretion, doch seid ihr Euch sicher, dass er weiß was es heißt, eine Kriegerin zur Frau zu haben?“

Leomara lachte nun fast. „…ich weiß es nicht. Wenn ich erst einmal kämpfe, lässt er mich gewähren.“ Sie grinste jetzt breit. „Ich für meinen Teil darf aber den Mund nicht zu voll nehmen was das angeht.“ Hier wurde ihr Blick wieder ernst und sie schwieg kurz bevor sie weiter sprach.

„Mein erster Gemahl war ein Geweihter der Leuin, und ging im Kampf von mir, genauer er opferte sich, damit ich entkam.“ Ihr Blick verweilte kurz sinnend auf dem Boden. „Ich hatte lange damit zu kämpfen, sein letztes Geschenk an mich als das anzunehmen. Reitet Unswin weg von mir, bin ich trotz meiner Erfahrung in Sorge, kann seine Ängste also zum Teil nachvollziehen …“ Jetzt blickte sie Lyn wieder an. In ihren hellbraunen Augen lag schon wieder ein Lächeln. Scheinbar war sie weniger in Sorge um des Ritters Einstellung als die Kriegerin ihr gegenüber.

Die Baroness nickte ihr verständnisvoll zu, vertiefte das Thema jedoch nicht weiter.

„Außerdem, ich kann ihn verstehen, mein Befinden war schon … merkwürdig. Aber ich hole mir jetzt eine Kräutermischung, die mich wieder auf den Damm bringt.“ Leomara wirkte als ob sie unruhig wäre und eigentlich im Begriff zu gehen.

„Verzeiht meine Neugier, doch inwiefern merkwürdig? Seid ihr Euch sicher, dass es Euch so gut geht, dass ihr alleine in die Stadt reiten solltet?“ Ihr Blick zeigte Besorgnis, doch auch, dass sie Leomara nicht aufhalten oder ihre mit aller Macht eine Eskorte aufdringen würde.

Die Gesichtsfarbe ihres Gegenübers wurde nun deutlich roter, als sie es zuvor noch gewesen war. Die Gnitzenkuhler Adlige blickte die Albernierin an, und schien zu überlegen was sie sagen sollte. Dabei strich sie sich die Haare, die trotz des hier herrschenden Schattens bereits feucht waren aus der Stirn, und betrachtete versonnen die Rundung von Lyns gesegnetem Leib.

Dies entging Lyns aufmerksamem Blick nicht, doch war die Bindung zu der Gnitzenkuhlerin nicht so eng, als dass sie sie auf ihre Vermutung hin ansprechen wollte.

„Wie gesagt … ich denke ein dräuender Rotz steckt mir in den Gliedern und macht mich schlapp …“ antwortete die Rittfrau vage. Sie schien selbst nicht recht zu wissen was los war, zumindest hatte Lyn diesen Eindruck.

„Mein Knappe wird bald hier sein, und mich geleiten. Habt Dank für eure Fürsorge, doch ich bin sicher, das vergeht bald wieder.“ Ihr Gesichtsausdruck wirkte angestrengt bei diesen Worten und sie machte Anstalten ihr die Hand zu reichen um sich zu verabschieden.

Lyn nahm die Hand an und verabschiedete sich mit den Worten „Dann wünsche ich Euch eine baldige Genesung. Ich selbst werde noch den Sattler aufsuchen, Vielleicht kann er mir helfen die Rüstung ein wenig weiter zu machen. Dann werde ich mich zur Ruhe begeben um für die nächste Nacht ausgeruht zu sein. Doch zögert nicht mich zu wecken, wenn es neue Erkenntnisse gibt.“

„Machen wir, sollte dies der Fall sein. Der Sattler ist recht fähig, wenn auch nicht in Übung was das angeht.“ Ein warmes Lächeln erschien und sie drückte der Kriegerin fest die Hand.

„Ich kann ihm genau erklären, was er tun muss. Und es ist ja nicht allzu viel, was geändert werden muss.“ Sie wollte sich gerade abwenden und gehen als ihr noch etwas einfiel und sie Leomara eingehend musterte. „Falls sich zu Eurem Unwohlsein noch eine leichte Übelkeit einstellen sollte, dann ist es mit Sicherheit kein einfacher Rotz.“ Sie lächelte Leomara aufmunternd an und während sie auf eine Reaktion der Gnitzenkuhlerin wartete verzog sie leicht irritiert das Gesicht als sie unerwartet ein Tritt in die Niere traf.

„Nein?“ Verwundert schaute Leomara ihr Gegenüber an. „Naja wird schon wieder!“, meinte sie dann mit deutlichem Trotz in der Stimme, und wendete sich ab. Jeder schien hier genau zu wissen, was gut für sie war, wenn sie eines nicht leiden konnte, dann war es das.

„Das wird es ganz sicher“ erwiderte Lyn mit aller Selbstbeherrschung die sie aufbringen konnte. Dann wandte sie sich mit ihrem Ross dem Stall zu und führte Barán‘irean mit einem amüsierten Lächeln dorthin.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Wibliche Befindlichkeiten
Der Tod kommt Nachts II


Kapitel 55

Spielende Kinder I
Autor: Lyn, Nicole R.