Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Gerade da und schon wieder weg

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Märkischer Reichsforst

Markt Kressenburg in der Baronie Kressenburg

Mitte Ingerimm 1033 BF

Dramatis Personae

Langsam ritt der Baron von Kressenburg den Burgberg hinauf. Seine Knappin hielt ihr Pferd im exakt gleichbleibenden Abstand hinter ihm und hatte anders als ihr Schwertvater nicht die Muße, sich nach links und rechts zu den umstehenden Schaulustigen umzusehen, da sie sich ganz auf diese, sich selbst gestellte Aufgabe, konzentrierte. Der Herr von Kressenburg aber nahm sich Zeit die Huldigungen der Bürger seiner Stadt entgegen zu nehmen. Als sie den Praios-Schrein im Zentrum des Ortes umrundet hatten öffnete sich bereits das Burgtor einladend für die Rückkehrer. Kaum waren Ardo und Mechthild in den Burghof eingeritten, kam ein eilfertiger Knecht herbei und nahm ihnen die Zügel der Tiere ab. Am Eingang des Palas wartete bereits sein Burgsaß Ugrimm, um den jungen Baron in Empfang zu nehmen.

„Angrosch zum Gruße und willkommen daheim junger Herr. Einen wahrhaft schönen Tag habt Ihr Euch ausgesucht, um wiederzukommen. Väterchen Durac hat schon erzählt, dass Ihr an der Küste aufgehalten wurdet, aber Phexian ist nicht gerade glücklich darüber. Naja, Ihr wisst ja wie er es hasst, wenn in seinen Augen Zeit vergeudet wird. Aber kommt erst einmal herein und klopft Euch den Staub aus den Kleidern, dann bringe ich Euch ein kühles Dunkles.“ Der Zwerg wandte sich ohne Unterbrechung an Mechthild. „Und du Mädchen, da lässt man dich keine drei Monde aus den Augen und du bist wieder einen halben Kopf gewachsen. Die Hose wird dir schon wieder zu kurz.“

Die Knappin wurde knallrot und schaute verlegen zu Boden, während der Angroscho sie hinter dem Baron her durch das Portal schob. Eine Stunde später saß Ardo schon mit seinem Vogt über den Rechnungsbüchern. Phexian von Kieselholm war trotz seines fortgeschrittenen Alters dafür bekannt, keine Stunde und keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.

„So sieht es aus, mein Junge. Die letzte Rate ist seit drei Wochen fertig und ich hätte sie dem Reiffenberger längst geschickt, aber du wolltest den Ritt ja unbedingt selbst machen. Es wurde wahrlich Zeit, dass du dich mal wieder blicken lässt. Also pass auf. Eine Gandrasch mit den dazugehörigen Bolzen von Meister Amlosch, dazu die zehn Reiterschilde. Der Wagen mit den Sauen steht auch bereit. Da du dir in Perricum so viel Zeit gelassen hast, wirst du morgen oder spätestens übermorgen reiten müssen, wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, mit der letzten Rate unpünktlich zu sein.“

Der Baron hörte nur mit einem halben Ohr hin während er die Zahlen besah und nickte abwesend zu allem was gesagt wurde.

„Durac hat übrigens inzwischen ein paar Vorabexemplare von Rohaja fertiggestellt. Vielleicht schaust du sie dir heute noch an, dann können wir noch vor dem Jahreswechsel zur Serienproduktion übergehen. Du weißt, dass ihr fünfjähriges Thronjubiläum vor der Tür steht. Dieses Geschäft dürfen wir uns nicht entgehen lassen wenn sich der Aufwand lohnen soll. Ich habe über Siglinde schon bei ein paar Händlern in Gareth anfragen lassen und es gibt großes Interesse an der Kaiser-Kollektion. Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?“

„Was...oh... ja, das ist wirklich wunderbar Phexian. Ich bin mir sicher Meister Durac macht aus Rohaja das Glanzstück unserer Sammlung. Aber sag mal, ist die Berechnung der Futterkosten für die Burg nicht etwas zu hoch? Wir wollen die Pferde doch nicht schlachtreif mästen.“

„Du machst mir Spaß. Da ist nur dein BOROMIL dran Schuld, damit du es weißt! Beide Warunker Stuten hat er gedeckt und jetzt haben wir zwei Fohlen im Stall stehen, die uns die nächsten zwei Jahre unnütz die Dukaten aus der Tasche fressen werden. Vielleicht kann man sie danach im Forst einsetzen. Während du weg warst, ist eins der alten Tiere krepiert und zwei andere machen es bei der schweren Arbeit wohl auch kaum noch bis zum Winter, hat der Vormann gemeint. Da muss Ersatz her und die zwei halben Greifenfurter Kalten in deinem Stall sind dann am ehesten so weit.“

Nachdenklich rieb Ardo sich über das Kinn und dachte über die Worte nach. Das Bauholz aus seinem Forst war ein wichtiger Posten der jährlichen Einnahmen. Ganz zu schweigen davon, dass die Zinnmine immer mehr von Stützbalken abhängig war je tiefer gegraben wurde. Eine Schwächung des Forstbetriebs konnte sich Kressenburg kaum erlauben und extra neue Pferde dafür zu kaufen wäre in Anbetracht der Möglichkeiten eigentlich eine Verschwendung.

„Du hast völlig Recht. Ich werde mit Urion darüber reden, wenn ich auf dem Markgräflichen Marstall bin. Die beiden Tiere würden sich wirklich gut im Forst machen, aber wie du schon sagtest, es sind halbe Greifenfurter Kalte. Da hat Urion das letzte Wort, ob er sie nicht für den Marstall haben will. Ich werde das gleich mit ansprechen wenn ich ihm die letzte Rate vorbeibringe. Was gibt es sonst noch Neues...“

Am Morgen des übernächsten Tages brach der Baron wieder auf und ritt auf der serpentinenartige Hauptstraße seiner Hauptstadt wieder den Berg hinunter. Am Stadttor wartete bereits der große Leiterwagen, vor den zwei Svellttaler Kaltblüter gespannt waren. Die Kiste mit der wertvollen Gandrasch-Armbrust war genauso wie das Kästchen mit dem Gastgeschenk unter dem Kutschbock befestigt, wo sie nicht herunterfallen konnten und die Schilde lagen säuberlich gestapelt und festgezurrt direkt hinter dem Kutscher. Den größten Teil des Wagens aber nahmen die acht Schweine ein, die sich nervös quiekend zusammendrängten. Ardo gab das Zeichen zum Aufbruch und während er mit Mechthild voran ritt, zuckelte der Transportwagen hinterher.

Die Wege und Straßen in Kressenburg waren traditionell in gutem Zustand und die Spuren des letzten Winters waren überall bereits behoben. So kam die kleine Gruppe gut voran und noch bevor die Praiosscheibe im Zenit stand, verließen sie dem Lauf des Kieselbaches folgend die Baronie. Zur Nacht erreichte man Niemith, die Kaiserliche Pfalz in Greifenfurt. Da Ardo keine Zeit verschwenden wollte, verzichtete er jedoch auf einen Besuch bei der jungen Mersinger Pfalzgräfin. Am nächsten Morgen ging es auf der Reichslandstraße nach Breitenbruck und ab hier auf der Reichsstraße weiter gen Efferd. Als der Baron und seine Begleiter die Stadt Donfanger praioswärts auf dem Breitenauer Rübenweg hinter sich ließen, war es bereits später Nachmittag, doch sie wussten, dass man den Markgräflichen Marstall noch vor der Nacht erreichen würde, wenn nichts Unvorhergesehenes eintrat.