Geschichten:Sechs Beine und vier Pfoten - Tag 7

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Dämonenbrache 1.HES 1042BF

Die Nacht war anstrengend für die kleine Jagdgesellschaft gewesen. Hane, Oleana und Carl hatten kaum bis gar keinen Schlaf gefunden und die Wucherungen hörten auch in den Morgenstunden nicht auf. So musste der Karren gepackt werden, während jemand den Weg freischlug. Sie platzierten einige brennende Holzscheite in ihrem Rücken, um die Wucherungen von dort aufzuhalten und hieben mit gesammelter Kraft auf das Dornendickicht rund um das Lager ein. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie einigermaßen unbeschadet aus dem Dornengefängnis ausgebrochen waren und sich wieder normalen Schrittes bewegen konnten.

„So! Dann jetzt auf den Heimweg!“ Oleana schien neue Energie zu schöpfen und schritt energisch voran.

„Wenn wir auf Zwingstein sind, kann der edle Herr von und zu erstmal ein ordentliches Bier springen lassen. Wahrscheinlich hat er in den letzten Tagen schon die neuen Sorten verkostet und kann uns jetzt das beste Gebräu zur Rückkehr präsentieren.“ Carl begann wieder eine Spott Tirade anzustimmen.

Hane unterbrach den Hünen nur ungern. „Ja, wir sind auf dem Heimweg! Und ja, es wird schön sein auf Zwingstein anzukommen. Doch noch sind wir der Brache nicht entkommen. Lasst uns bitte nicht den Fokus auf das Überleben verlieren und die Feierlichkeiten erst anstimmen, wenn sich die Tore der edlen Feste hinter uns schließen.“ Etwas mürrisch stimmten die beiden Gefährten zu und reihten sich wieder in die gewohnte Marschformation ein.

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Immer wieder glaubte einer von ihnen den Waldrand erblickt zu haben. Doch auch am planmäßig letzten Tag ihrer Jagd spielte die Brache mit den Sinnen der kleinen Jagdgesellschaft. Gerade fluchte Carl lauthals, weil er erneut einer Täuschung erlegen war. „Jaja, lach du nur elendes Miststück eines Waldes! Du kriegst mich nicht unter! Und wenn ich den Waldrand elfmal falsch erkenne. Beim zwölften Male, werde ich lachen! Das kannst du mir… Hane!!“

Unter Hane war der Boden eingebrochen. Er hatte sich gerade hingekniet um eine Auffälligkeit zu betrachten, da gab der Untergrund nach und öffnete schlagartig einen weiten Trichter. Hane versuchte irgendwie Halt zu finden und griff beherzt zu. Ein sengender Schmerz fuhr durch seine Hand und Taubheit breitete sich aus. Doch krampfhaft hielt er sich fest um nicht weiter in den Trichter hinabzusinken. Er würde nur noch wenige Momente lang die Kontrolle über seine Hand haben… Etwa einen Schritt über seinem Kopf kläffte Bellrik II. so heftig er konnte. Carl kam angeschlittert und streckte ihm die Hand entgegen, als plötzlich Bewegung in den Trichter kam. Hane vernahm ein Grummeln und plötzlich regnete ein Hagel aus Erde, Steinen, abgerissenen Wurzeln und stinkendem Matsch auf ihn nieder. Was auch immer in diesem Trichter lebte, wollte ihn auf keinen Fall gehen lassen und warf nun mit allem was der Boden zu bieten hatte um ihn zu sich zu holen. Der Hagel ließ Hane weiteren Halt verlieren, er rutschte ein Stück tiefer in den Trichter. Carls Arm reichte nicht so weit.

„Hane! Greif zu!“ bellte ihm der Hüne entgegen, der nun seinen Kriegshammer gezogen hatte und ihn nach unten streckte. „Packe unterhalb von Ronjas Hammerkopf zu!“

Hane hakte seine Ellbogenbeuge unter den Hammerkopf und versuchte den zweiten Arm ebenfalls anzuheben ohne seine äußerst fragile Balance zu gefährden. Von unten kündigte sich der nächste Sturm an. Steine trafen ihn in den Rücken und auf den Kopf, dass ihm fast die Lichter ausgingen. Der Matsch ließ seine Hände schlüpfrig werden. Der Sturm ließ sämtlichen Boden erneut auflockern und drohte Hane die letzte fest Unterlage zu entziehen. Mit einem beherzten Kraftaufwand zog Hane den zweiten Arm hinauf und griff nach Ronja.

„Oleana, halt ja meine Beine fest!“ brüllte Carl von oben, als der kräftig Zug Hanes ihn ein Stück in Richtung Trichter rutschen ließ. Die Gefährtin antwortete nur mit einem angespannten Zischlaut, der ihre Kraftanstrengung besser als jedes Wort dokumentierte.

Erneutes Dröhnen im Untergrund ließ vermuten, dass das Biest nun endlich zum finalen Schlag ausholen würde. „Jetzt oder nie!“ schrie Carl und begann seinen Kriegshammer hinaufzuziehen.

Hane spürte wie die Taubheit seiner Hand nun langsam den restlichen Arm hinaufkroch und auch seinen Unterarm allmählich seiner Kontrolle entzog. Mit einer glitschigen Hand würde er den Kriegshammer unter diesen Umständen nicht lange festhalten können. „Carl! Pack meine Arme!“ schrie Hane aus voller Lunge nach oben, als das Dröhnen unter ihm sich zu neuen Spitzen erhob. Mit einem kräftigen Ruck zog er mit allem was er noch aufbringen konnte an dem Kriegshammer und katapultierte sich ein Stück nach oben. Carls Augen weiteten sich erschrocken, als er begriff was die Zeit geschlagen hatte. Er löste den Griff von seiner Ronja und riss die Arme herum um Hane zu greifen. Hinter ihm stöhnte Oleana angestrengt auf, als ein Ruck durch die kleine Menschenkette ging. Carl hievte Hane in einer flüssigen Bewegung nach oben und rollte sich zur Seite als ein erneuter Hagelsturm an Steinen, Erde und Matsch den Trichter erschütterte. Pumpend lagen die drei Gefährten für einige wenige Herzschläge nebeneinander.

Hane packte seine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Danke!“ Er ließ einen Atemzug Pause und fügte noch hinzu „Es tut mir so leid um Ronja!“ Carl nickte mit zusammengekniffenen Lippen und richtete sich auf. Er reichte Hane und Oleana die Hände und zog die beiden ebenfalls auf die Beine.

„So! Dann jetzt auf den Heimweg!“ sagte Oleana und zeigte in die Richtung in die sie vorher gegangen waren.

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Der Waldrand tauchte wie aus dem Nichts auf. War die kleine Jagdgesellschaft eben noch mitten in der Dämonenbrache und hoffentlich auf dem richtigen Weg, so standen sie auf einmal drei Baumreihen entfernt von der Wiese jenseits der Brache. In der Entfernung konnten sie bereits die Straße erkennen und hatten diese auch im Handumdrehen erreicht. Die Erleichterung brachte einige Tränen in die Augen der Jäger, die eilig weggeblinzelt wurden. Auch der Schmerz und die Erschöpfung bahnten sich nun ihren Weg in den Vordergrund ihrer Wahrnehmung. Fast schien es als sei die letzte Meile nach Norden, hin zur Feste Zwingstein, der schwerste Teil des Weges. Neue Kraft verlieh der Anblick der Türme und Mauern rund um die Festung und bald waren auch die Tore zu sehen. Ein Blick zurück auf den Karren, den Carl unermüdlich zog, zeigte die Sammlung an Jagdtrophäen, die doch die Erfahrungen der letzten sieben Tage nur unzureichend greifbar machen konnten.

„Ich werde eine Kartei der Bestien anlegen.“ sagte Hane und erntete verständnislose Blicke seiner Gefährten. „Alle Erkenntnisse über die Viecher die wir in den letzten sieben Tagen angetroffen haben. Erkenntnisse über die Kreaturen im Keller Hohenbriskens. Sämtliche Erkenntnisse die ich in den nächsten Tagen von den anderen Brachenwächtern erlangen kann. Eine Kartei die uns hilft geeignete Waffen gegen die Bestien zu finden und die uns das Wissen um den effektiven Kampf gegen die Brache liefert. Irgendwo müssen wir ja anfangen.“ Seine Begleiter nickten nur stumm und hatten offenbar gerade keine Energie in sich um über einen solchen Plan nachzudenken… Knarrend öffneten sich die Tore der Festung Zwingstein. Die Jagd war vorüber, sie hatten überlebt.



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Texte der Hauptreihe:
K2. Tag 1
K3. Tag 2
K4. Tag 3
K5. Tag 4
K6. Tag 5
K7. Tag 6
K8. Tag 7
Autor: Ostbrisken