Geschichten:Schmuggel in Greifenfurt - Geben ist seliger denn nehmen

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Dramatis Personae:


Kressenburg, Praios-Tempel, Mitte Rahja 1033 BF


Mit ruhiger Stimme las Bruder Praiomel seinem Herrn den Brief des Kressenburger Barons ein weiteres Mal vor. Der Prätor war sichtlich ungehalten und die Forderung ein zweites Mal zu hören stimmte ihn nicht milder.

...übersende ich Euch pflichtgemäß den Wunsch meines Lehnsherren, seiner Exzellenz des Meisters der Mark, dass das sichergestellte Schmuggelgut nach der praiosgefälligen Prüfung in den Besitz der Mark übergeben wird...“

„Wie kommt er dazu das zu fordern? Nicht genug, dass er fragwürdige Selbstjustiz übt, wenn der Tod des Ritters mir auf Grund der Schwere der Schuld auch gerechtfertigt scheint. Jetzt will er auch noch dieses Daimonenzeug zurück, das Geist und Seelen verdirbt.“ Badilak war vor gerechtem Zorn rot angelaufen.

„Euer Hochwürden, ich bezweifle, dass es das Ansinnen seiner Hochgeboren ist, sondern vielmehr, so wie er es schreibt, das seiner Exzellenz von Nebelstein. Baron von Keilholtz hat sich bisher immer praiosfürchtig gezeigt. Er machte mir eher den Eindruck, als hadere er mit seiner harten Entscheidung und wünschte mit der Übergabe der Schmuggelwaren sein Gewissen zu erleichtern. Es passt nicht zu ihm, von sich aus zurückzufordern was er gegeben hat. Eher ist anzunehmen, dass er wirklich nur praiosgefällig den Wunsch seines Lehnsherren ausführt... so fragwürdig dieser Wunsch auch sein mag.“

„Wollt Ihr mich belehren?!“

„Das liegt mir fern Euer Hochwürden. Meine Aufgabe ist aber auch Euch zu raten und ich gebe Euch nur meine ehrliche Meinung zu Gehör.“ Demütig senkte Praiomel das Haupt um das Abziehen des Sturms abzuwarten.

„Um die ich Euch nicht gebeten habe!“ Badilaks Stimme war noch immer säuerlich, doch hatte er sich inzwischen abgeregt und überdachte die Worte seines Secretarius. Er mochte es nicht sonderlich, wenn Praiomel ihm ungefragt Rat gab, doch musste der Prätor auch eingestehen, dass sein Schreiber für einen einfachen Laienbruder ein erstaunlich gutes Gespür für die Menschen hatte. Eine wahrhaft göttliche Gabe. Es wäre dumm und vermessen gewesen die Worte in den Wind zu schlagen.

„Nun gut. Der Meister der Mark will also dieses daimonische Kraut und was die Verbrecher sonst noch bei sich trugen zurück haben. Wahrlich kein frommer Wunsch. Was ist eigentlich aus meiner Anweisung geworden das Rauschkraut zu vernichten?“

Praiomel schaute verwundert auf. Gerade als er fragen wollte, wann denn dieser Befehl gegeben worden sein sollte, sah er etwas im Blick des Prätors. Verstehend nickte der Secretarius.

„Die Anweisung wird natürlich sofort ausgeführt, Euer Hochwürden. Das Kraut wird Praios’ reinigendem Feuer übergeben und somit unbrauchbar gemacht. Bitte verzeiht das Säumnis. Alles was wir dann noch haben sind die sonstigen Waren und persönlichen Besitztümer der Deliquenten. Ein paar Ballen einfachen Leinenstoffs, ein paar geflochtene Kiepen, sowie Kreuzer und Heller im Wert von vier Talern.“ Praiomel hatte eine Liste aus seinem Ordner mit Schriften genommen und reichte sie dem Prätor, der sich die Aufstellung genau ansah.

„Was nicht mehr ist, kann nicht zurückgegeben werden. Die vier Taler und die Stoffe sind im Vergleich zum Wert den das Rauschkraut hatte kaum der Rede wert und wenn überhaupt stehen diese nun der Praios-Kirche zu. Als kleine Kompensation für unsere Bemühungen in diesem Fall. Lasst seiner Exzellenz und seiner Hochgeboren je ein Schreiben zukommen, dass wir ihrem Wunsch gerne nachgekommen wären, es uns aber leider nicht mehr möglich ist. Betont dabei ausdrücklich unser Wohlgefallen für das Vertrauen des Keilholtzers in den Richtspruch Praios’ und vermerkt einen leichten Tadel für das Ansinnen des Nebelsteiners. Geben ist seliger den nehmen.“

„Sehr wohl, Hochwürden.“ Praiomel erhob sich, nach die Liste wieder entgegen und zog sich in seine Schreibstube zurück um eilig die beiden Briefe zu verfassen.