Geschichten:Schlacht bei Zwingstein - Kam Hinn, sah und siegte

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Heereslager bei Vierok. Am Abend des 22. Praios 1040

Die letzten Aufklärungsberichte des sich neigenden Rohalstages schenkten dem gerade erwählten Marschall eine Erkenntnis. Haffax finaler Schlag würde nicht aus dem Osten kommen. Zulange lag das Augenmerk auf Rommilys. Ohne zu wissen wo sich der Feind wirklich sammelt, hatte sich das letzte Aufgebot des Reiches bei Vierok getroffen. Nun offenbarten die Kundschafter, dass sie bei Vierok falsch waren. Der Feind war bereits hinter ihnen, vielleicht schon in der Stadt. Haffax nutze den Ort, an dem kein gottesfürchtiger Mensch suchen würde. Das gemiedene Land der dämonischen Brache gebar Haffax nun ein Heer aus chimärischen Schrecken. Den eiligst einberufenen Stab in Vierok erreichten unglaubliche Berichte, die sich aber mit jedem weiteren Boten bestätigten! Hatte Haffax sein Heer als Scharade bei Rommilys zurück gelassen und erschuf sich in der Brache einfach ein neues?

Der Kelch der Mada war fast bis zum vollen Rad gefüllt. Ein gnädiges Madamal spendete genug Licht um eine nächtliche Bewegung des Heeres und weitere Aufklärung zu wagen. Die gut ausgebauten Straßen hoben sich von den hohen Weizenfeldern im wohl gepflegten Land der Kernprovinz gut ab. Eine schnelle Verlegung bei mondheller Nacht, würde das Heer in Aktionsreichweite an den Feind heran bringen. „

Praiosmar von Hinn hatte den eifrigen Planern seines Stabes erst einmal zugesehen. Eifrige Offiziere der Wehrheimer Schule stieß auf Koscher Gelassenheit. Ohne dass klar war, was überhaupt an Truppen zur Verfügung stand, wurden schon Vorschläge gemacht, wie man die Truppen am besten auf dem Feld aufstellte. Geschweige dass man wusste, wo der Feind überhaupt steckt. Das eigene Heer musste erstmal erfasst werden. Mal rechnete man mit siebzehn Infanterie Einheit. Bestätigt waren nur elf. Die berittenen Schützen wurden bei den Leichten Reitern, auch aber bei den Schützen vermerkt. Dazu kamen neue Aufklärungsberichte. Zwei Einheiten der Landwehr desertiert. Chaotische Zustände in Gareth, genauso wie im Stab. Von Hinn ergriff das Wort: „Meine Herren, Wir müssen zu aller erst wissen wo der Feind ist! Koste es was es wolle! Wir setzen alle leichten Reiter ein die wir haben.“ Befahl der Marschall. „Ich will Aufklärung über die Silkwiesen, bis an den Pilperbach. Schloss Morgenfels, Silkwiesen und Heldenfriedhof! Ebenso müssen wir die Brache im Auge behalten. Sendet Reiter entlang der Reichsstraße II. Wir müssen den Feind finden! Und ich will wissen, was in Gareth los ist. Boten zu den Akademien der Magier und zu den Tempeln. Zudem werden wir das Heer verlegen. Das Madamal ist voll und es ist hell genug. Die Kreuzung wird neuer Sammelpunkt im Morgengrauen. Ausführen!" Des Marschalls Finger wiese auf zwei sich Kreuzende Linien auf der zurechtgekritzelten Karte.

„Das muss das Dorf Pfundt sein!“ warf jemand ein.

„Was ist mit den Landwehren?“, entfuhr es Gerbald von Reiffenberg. „Sie sind nicht eingetroffen.“ Von Hinn entgegnete: „Wir können nicht auf sie warten! Die Kundschafter sollen auch nach ihnen Ausschau halten und sie zum neuen Sammelpunkt bei Pfundt führen.“

Nimmgalf von Hirschfurten eilte unterdessen schon mit einem Kontingent Ritter voraus, um ein Marschlager bei der Kreuzung bei Pfundt zu errichten und um mit leichten Reitern weiter aufzuklären, was dort an der Brache los war. Von Hinn musste wissen wo der Feind steckte. Die Brache war lang. Und von den Wiesen jenseits des Silks, fürchtete so mancher im Stab, das Haffax sich nicht scheuen würde, sich auch der dort Ruhenden zu bedienen, um abermals die Toten auf Gareth zu hetzten. Von Helburg deckte deswegen den Nachtmarsch der Infanterie mit den verbliebenen Rittern. Die übrigen leichten Reiter erkundeten die Silk und die Wiesen dahinter.

Ingar von Drôlenhorst-Birkenbruch hatte zudem zwei Dutzend der schnellsten Reiter zur Sicherung des Heldenfriedhofs geführt. Niemand wollte die Toten kampflos dem Feind überlassen.

Der 23.Praios 1040:

Im Morgengrauen des folgenden Feuertages herrschte reges Treiben im kleinen Dörfchen Pfundt.

Die wichtige Kreuzung würde ein schnelles Verlegen um die Stadt ermöglichen. Die Reichsstraßen II & III waren nur wenige Meilen entfernt. Von Hirschfurten und seine Ritter hatten für ein auskömmliches Quartier für die eintreffenden Truppen gesorgt. Hierbei sei besonders der Ritter Elbrecht von Trenck erwähnt, der mit seiner Ortskenntnis aus dem Nichts eine Verpflegung für die erschöpften Truppen organisiert hatte.

Die Aufruhe die durch eine vereitelte, dilettantische Dolchattacke auf den Marschall aufgekommen war, wich schnell der Erschöpfung des Nachtmarsches und den Neuigkeiten der ersten Boten.

Der Feind war tatsächlich in der Nacht unvorsichtig geworden. Die leichten Reiter Verbände, die Nimmgalfs Vorposten als Kundschafter dienten, hatten in den ersten Morgenstunden die Reichsstraße II erkundet. Auf Höhe von Burg Zwingstein stand der Wind günstig. So konnten sie Beschwörungsgesänge hören. Im Morgengrauen des ersten Praioslichtes wagten sie sich sogar soweit an die Brache heran, das sie von einer alten, schwarzen Turmruine aus, den Feuerschein ihrer Beschwörungsplätze erspähen konnten. Ein schneller Überfall wurde befohlen. Leichte Reiter, abgesessen von drei Seiten. Ausgeführt von den waghalsigsten Offizieren, brachte dieser Angriff, wohl im Nachgang betrachtet, einen entscheidenden Vorteil. Der Gegner verlor nicht nur einige seiner Beschwörer. Der Überfall verhinderte eine Beschwörung von Gotongie-Dämonen in großer Zahl. Dieser geflügelten Schreckensaugen beraubt, sollten dem Feind später die Schwächen der Verteidigungslinien verborgen bleiben. Ebenfalls großen Vorteil brachte die Sicherung des Heldenfriedhofs durch Ingar von Drôlenhorst-Birkenbruchs Kommando. Der gesegnete Anger bei Silkwiesen, auf dem die Ehrwürdigsten des Reiches begraben lagen, wurde vom Feind nicht bedroht. Ein Punkt der für sehr viel Erleichterung im Stab sorgte. Wollte man doch nicht gegen die heldenhaft Gefallenen ziehen und den just eingetroffenen Leichnam des gefallenen Königs der Ritter dort sicher wissen. Doch erwies sich an diesem heiligen Ort eine angekündigte Konstellation der Sterne für so günstig, das die Helden längst vergangener Tage, den Helden des folgenden Tages, mit gutem Rat bei stehen konnten. Einigen wissbegierigen Rittern gelang es so, die eine oder andere Schwächen des Feindes zu offenbaren. Zudem sammelte das scharfe Auge des Drôlenhorsters auf dem Weg die Reichstraße entlang erste Erkenntnisse über die Kreaturen, die sich überall am Rande der Brache nun zeigten. Wehrbullen, Stachelfanten, Schweinshunde und viele Schrecken mehr. Eine Horde von verformten Leibern und aufs widerlichste, verwachsenes Fleisch, spie die Brache nun aus. Die Flut der Leiber setzte sich in Bewegung.

Berichte aus Gareth selbst verhießen nichts Gutes. Chaos herrschte in den Straßen. Die Bürgerwehr sammelte sich in den überfüllten Straßen nur schleppend. Obrigkeit, Magier und Geistliche waren mit den Abwehrvorbereitungen überfordert. Hilfe von dort war nicht zu erwarten. Die Mauern Gareths boten keinen Schutz. Das zu großen Teilen aus Reitern bestehende Heer bei Pfundt würde den Vorteil der hohen Beweglichkeit einbüßen und dem Feind die Initiative überlassen. Dafür waren einige versprengte Landwehreinheiten zusammen getrieben worden. Nur neun Lanzen aus den Gauen um Gareth hatten es zum Sammelpunkt geschafft, als der Marschall das Schlachtfeld bekannt gab und abrücken ließ.

Burg Zwingstein sollte also als Walstatt erkoren sein, um die hereinbrechenden Massen der Leiber solange zu verzögern, bis sich die garethischen Spießbürger ausreichend gesammelt hatten. Nach der Mittagshitze verlegte das Heer. Die vier Meilen waren in einer Stunde zu schaffen. Die Garde des Marschalls aus Gräflich Schlunder Schlägelschwingern, sicherte die Burg. Dort wurden der Stab und ein Lazarett eingerichtet. Die erste Lanze Kaisermärker Ritter und eine Einheit Ferdoker Reiterinnen blieben als schwere Eingreifreserve. Die I & II Kaisermärker leichten Reiter sollten nach hinten, vor Überraschungen abdecken und Fliehende wieder nach vorne treiben.

Die Offiziere hatten ihre Einheiten in fünf Abschnitten entlang der Reichstraße II aufzustellen. Jeder Abschnitt hatte einen Kern aus schwerer Infanterie und Bogenschützen der Kaisermarken und eine Landwehr Reserve. Dazu das berittene, letzte Aufgebot der nahen Provinzen. Der sogenannte „Eslams Weg“ erhob sich durch seine Aufschüttung leicht aus dem Umland, welches zur Brache auch noch etwas abfiel. So hatte man einen guten Blick auf die verwucherten Bäume der Brache, in deren tiefen Schatten sich die Kreaturen nun zusammen rotteten. Die Schützen konnten so etwas höher, hinter den Linien aus schwerer Infanterie, abgesessenen Rittern und Landwehren positioniert werden. Die direkte Unterstützung der Schützen sollte Ausschlag gebend sein! Von Hinn wollte seine Reiter, vor allem die berittenen Schützen, auf der Straße so beweglich wie möglich halten. So konnten die berittenen Ritter immer wieder durch Lücken, in die Reihen der Feinde brechen, blutige Ernte halten und gedeckt durch leichte Reiter, sich wieder in die Reserveräume hinter der Straße zurück ziehen. Der Feinde war nun gezwungen, zuerst ihre Linien angreifen, um massierte Flankenangriffe bei seinem Sturm auf Gareth zu vermeiden.

Das Zentrum verstärkten die schweren Hellebardiere der königlich Wandlether Garde, Schlunder Reiter und Greifenfurter Grenzreiter. Die beweglichen Greifenfurter verteilten sich bis zum rechten Zentrum. Die linke Flanke wurde mit Waldsteinern und einer leichten Lanze Hartsteener Reiter verstärkt. Das Linke Zentrum wurde von den Reichsforstern unter Nimmgalf von Hirschfurten gehalten. Seine Flankendeckung waren Eslamsgrunder unter Höllenwalder Kommando. Das konnte nicht lange gut gehen. Schon beim Aufmarsch war Streit zwischen Pulethanern und Pfortenritter entbrannt. Was war da los? Nimmgalf und von Helburg beschimpften sich vor den Truppen. Scheinbar war man sich nicht einige wer sich im linken Zentrum positionieren darf und wer nur die Flanke deckt. Die Reichsforster machten kehrt, verließen die Stellung und marschierten nach Süden ab. Sollte das schon das Ende der Schlacht sein? Hatte Hinn die beiden streitenden Parteien zu sehr gegeneinander aufgewiegelt, sich auf dem Feld der Ehre zu messen? Es war zu späht. Der Angriff begann.

Nun hetzten die ersten Feindmeuten den Waldrand der Brache entlang und aus dem verfluchten Gehölz schlossen sich immer mehr Grässlichkeiten dem Sturm der Horde auf Gareth an. Entlang der Reichstraße ertönte ein „Boooogenschützen!“

Das Heer begann im steilen Winkel seinen gefiederten Tod zu verschießen. Die ersten Viecher brachen getroffen zusammen und überschlugen sich. Dann schwenkte der Strom der Feinde, wie eine Kreatur auf ganzer Linie auf die Formationen des wartenden Heeres ein.

Schnell erkannte der Feind Nimmgalfs entblößte Flanke und griff mit seinen schwersten Monstren, das linke Zentrum an, während das Zentrum nur mit dem Nötigsten gebunden wurde. Giganten aus Fleisch wankten auf die sich schnell reorganisierenden Einheiten Nimmgalfs zu. Unterstützt von grässlichem Gezücht, das von hinten mit einem eckelhaften Bombardement begann. Die Reichsforster mussten in den ersten Minuten hohen Blutzoll zahlen. Doch konnten sie ihre Stellung halte. Hatte Hinn sie doch mit den schwersten Infanterie-Einheiten besetzt, verstärkte er sie nun auch noch mit seiner Reserve Ferdoker Reiterinnen.

Und was war das? Eine Finte? Der Höllenwaller hatte seine Truppen gewendet, führte sie über die Reichsstraße und preschte nun dem Feind in die Flanke. So eifrig berannten die Ritter aus Retogau den Feind, dass sie direkt bis zu den unterstützenden Einheiten vordrangen und sie zersprengten. Scheinbar wollte man dem Hirschfurter keine Gelegenheit geben, größeren Ruhm für sich zu ernten. Dieser hatte sich mit seinen Leuten an der Reichstraße festgesetzt und wich vor dem epischen Aufgebot des Feindes keinen Schritt. Wie zwei Bluthunde zankend, gönnten sich weder von Hirschfurten, noch der Höllenwaller etwas und trieben ihre Leute an, den Feind zu brechen.

Die schweren Einheiten im Zentrum hielten stand. Auch nachdem die Wandlether Garde recht früh ihren getreuen Hauptmann Aarenbert Steinbrücker durch ein Wurfgeschoss verloren hatte. Der Schlunder Ritter Ludogon von Eicheneck eilte herbei und ersetzte den Gefallenen schnell. Der Feind konzentrierte sich auf die Flanken und band die Truppen im Zentrum nur mit leichteren Züchtungen. So konnten die dort freiwerdenden Reserven schnell verlegt werden. Ritter Barduron von Sennenberg-Ruchin führte die Schlunder Reiter vom St.-Ogdolfs-Bund überall dort hin, wo es brenzlig wurde.

Haffax hatte auf die grausamen Kräfte der Fleischwandelnden gesetzt. Keine Dämonen, keine Untoten und auch keine menschlichen Überläufer. Und das war seine Schwäche. Fleisch konnte bluten! Von Reiffenberg hatte schon am Vortag bemerkt, dass der konzentrierte Einsatz von Schützen moderne Schlachten entscheiden werde. Von Hinn konnte das aus seiner Erfahrung im liebfeldschen „Krieg der Drachen“ bestätigen. So war der ganze rechte Flügel durch berittene Schützen verstärkt worden, die den Ansturm der Feinde mit ihrem Pfeilhagel schwächten, bevor er die Verteidigungslinie erreichte. Trotzdem mussten bald auch schon die schweren Kaisermärker Ritter die Reserve verlassen und das rechte Zentrum stärken. Der Kampf wogte hin und her. Es waren die tapferen Offiziere und Ritter, die die Einheiten zusammenhielten, gegen frische austauschten und sich untereinander unterstützten. Immer wieder waren ermutigende Choräle aus den Reihen zu hören, die die Kampfkraft stärkten. Sie schonten selbst ihr eigenes Leben nicht. Und so war bald von so manchem Märtyrer Einsatz zu hören. Nun fielen immer mehr Offiziere aus. Das Lazarett tat sein Bestes, um die Fähigsten so schnell wie möglich wieder in die Schlacht zu bringen. Von Hinn schickte bald jeden fähigen Mann, dessen er habhaft werden konnte, in das Schlachtgetümmel. Bis ihn nur noch die gewappneten Zwerge der Schlunder Schlägelschwinger umgaben.

Die Zwerge waren bereit, ihren Teil zu leisten. Die Flanken würden nicht mehr lange halten. Von Hinn war kurz davor, die Wandlether Garde im geordneten Rückzug auf den Feldherren Hügel zurück zu beordern und den Rest seins schweren Zentrums als Verstärkung in die Flanken zu verlegen. Die Topographie war so beschaffen, dass die Horde durch eine Lücke im Zentrum nur auf den befestigten Feldherrenhügel vorstoßen konnte. Mit Burg Zwingstein im Rücken würden die Zwerge ihre Position eine Weile halten. Das Gerangel würde man bis in die nahenden Morgenstunden, die sich mit einem roten Schimmer am Horizont hinter der Festung ankündigten, halten können. Doch da vernahm man Signalhörner von den Mauern Gareths. An die Viertausend Spießbürger rückten in geschlossener Formation aus Gareth aus und trieben die Kreaturen vor sich her. Was nicht in die Brache floh, wurde wie von einem Hammer auf dem Amboss zwischen Hinns Linie und den Garether Formationen zerquetscht. Die Schlacht war geschlagen und Hinn zog seine erschöpften Helden hinter die Garether Linien zurück. Die Verwundeten lagen in Scharen in und um Burg Zwingstein. Das bergend der Toten und Verletzen, die unter den Fleischmassen des Feindes begraben lagen, dauerte noch den ganzen Tag. Der Blutzoll war hoch. Viele Namenhafte Familien, aber auch die Gemeinen, hatten das Herz des Reiches mit ihrem Leben verteidigt. Das unmögliche war vollbracht. Haffax Heer war geschlagen!

Doch wo war Haffax?