Geschichten:Schimpf und Schande - Teil 20

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Phex hat gewählt!

Gut Grodanshof, Junkertum Tannengrund, Baronie Tannwirk, Grafschaft Waldstein


Alrik Herdan von Prailind, der Junker zu Tannengrund, betrachtete stirnrunzelnd die Grobkarte Brig-Los und schob murmelnd einige markierten Steine hin und her: „Wenn Hela ihre Leichte Reiterei weiter vorne an der rechten Flanke platziert hätte, hier, und die dritte Kohorte dort..."

„Wohlgeboren? Alrik Herdan?", Gerding von Gesselingen, der Gutsverwalter, war in den Raum gekommen.

„dann hätte das Garether Bürgerheer ungefähr hier..."

„WOHLGEBOREN?!"

„Was? Oh Gerding, was wollt ihr?"

„Ihr habt einen höchst interessanten Brief aus Gareth erhalten, von Marcipanus. Ihr wisst schon, der Zuckerbäcker."

„Jaja, was schreibt er denn? Und viel wichtiger, hat er auch eine Praline mitgeschickt?"

„Nun, ja, hat er. Aber ich denke, der Brief ist wirklich von höchster Dringlichkeit!"

„So, wirklich? Zeigt her." Der Junker griff nach dem Pergament und unruhig flackerten seine Augen über die Zeilen. Seine Stirn warf Falten, dann brach er in Gelächter aus:

„Wäre es nicht Marcipanus, der mir geschrieben hat, ich würde es nicht glauben. Nimmgalf entlehnt! HA! Nicht, dass ich es ihm nach der Sache beim Heerzug in Leihenbutt nicht gegönnt hätte, diesem eingebildeten, arroganten, selbstverliebten, überheblichen Oberpförtner! Aber dennoch, erscheint euch das nicht auch verdächtig, Gerding?"

„Nun mit Sicherheit steckt mir dahinter, als das unkundige Auge zu sehen vermag. Nichtsdestotrotz können wir daraus durchaus unseren Vorteil ziehen. Tabuin von Tsha [Anmerkung: von Simiona als Vogt für die Baronie Tannwirk eingesetzt, in der das Junkertum Tannengrund liegt] hat seine Lehenspflichten ja wohl dreimal weniger erfüllt als Nimmgalf..."

„Ich sehe, worauf ihr hinauswollt. Es wird wirklich endlich Zeit, dass die Baronie in die rechtmäßigen Hände der Prailinds zurückfällt. In meine Hände!"

Gerding nickte zustimmend: „Wohl gesprochen. Ihr seht, aus dieser Situation lässt sich trefflich Gewinn machen. Doch bedenkt dies, junger Prailind, bei dieser Angelegenheit schwimmen die großen Fische mit. Die richtig großen Fische! Pulethaner, Pförtner, Streitzigs, um nur die Offensichtlichsten zu nennen. Wenn ihr euch zum mitmischen entschließt, Junker, so seid euch dessen gewahr, dass kleine Fische wie ihr und ich nur allzu leicht gefressen werden."

„Aber heißt es nicht so treffend: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt!?", meinte Alrik Herdan, wobei er jedoch auch nervös wirkte. Er ließ eine Goldmünze auf seinen Fingerknöcheln von der einen auf die andere Seite wandern.

„Es heißt aber auch: Wer zuviel wagt, wird alles verlieren!", warf Gerding ein.

Gedankenverloren blickte der Junker in die Ferne. Herzschläge zogen sich zu Minuten.

Plötzlich schleuderte er die Münze mit einem gerufenem „Phex" in die Luft. Er fing sie mit der rechten Hand und schlug sie auf den linken Handrücken.

„Zahl, und wir überlassen den großen das Spielfeld. Kopf, und wir spielen selber mit."

Er hob die Hand. Rohaja lächelte huldvoll zu ihm herauf. Kopf.

Ein Lächeln umspielte Alrik Herdans Züge: „Wohlan denn! Gerding, lasst uns Intrigen spinnen. Phex hat gewählt!"