Geschichten:Schatten über Waldstein Teil 6b

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Burg Zankenblatt


Erlans Gedanken rasten. Was war geschehen? War sein Freund Nimmgalf von einem bösen Geist besessen? Einem Dämon gar? Ihm wurde klar, dass er dringend Hilfe holen musste, alleine wäre er hier machtlos.

Er versuchte Nimmgalf, der ihn immer noch unheilverkündend anblickte, zu beruhigen: „Was hast du denn, mein Freund? Ich will nur rasch nachsehen, wo mein Diener mit dem Wein bleibt, schließlich gibt es heute was zu feiern.“

Aidaloê verfolgte gebannt die Geschehnisse. Sie wusste ebenfalls, dass rasches Handeln erforderlich war, ansonsten würde etwas Schreckliches passieren. Sie fasste sich ein Herz und ging auf Nimmgalf zu.

„Euer Hochgeboren, wollt Ihr Euch nicht zu mir setzen? Ich würde gerne erfahren, was Euer Onkel für ein Mann ist. Würdet Ihr mir vielleicht ein wenig mehr von eurer Familie erzählen?“

Nimmgalf warf ihr einen finsteren Blick zu. Für einen Moment schien er verwirrt zu sein, sein Kopf zuckte unkontrolliert. Erlan nutzte den kurzen Moment, um aufzuspringen und sich an Nimmgalf vorbei zu stehlen.

„NEIN!“ brüllte Nimmgalf zornig, sprang rasch hinter Erlan her und schlug ihm die Faust hart in den Rücken. Dieser kam aufgrund seines steifen Beines ins Straucheln und stürzte.

„Wache, zu mir!“ schrie Erlan verzweifelt.

Nimmgalf schritt schnell zum Kamin und griff das angelehnte Schüreisen mit der Rechten. Dann trat er auf den sich gerade aufrappelnden Baron zu. Als er in Reichweite war holte er aus, um zuzuschlagen. Aidaloê schrie kurz auf, sprang nach vorne direkt in Nimmgalfs Ausholbewegung hinein und riss ihn zur Seite. Dadurch ging der Schlag fehl und Erlan rollte sich außer Reichweite. Mit einem wütenden Aufschrei stieß Nimmgalf sie fort. Der Stoß war so gewaltig, dass sie zwei Schritt nach hinten flog und dabei den Tisch und einen der Polstersessel umriss. Sie blieb reglos auf dem Boden liegen.

Inzwischen war Erlan wieder auf die Beine gekommen und schleppte sich zur Türe.

Nimmgalf folgte ihm, bereit erneut zuzuschlagen. In dem Moment ging die Türe auf und zwei Wachen stürmten herein.

„Er ist von Sinnen. Haltet ihn auf!“ schrie Erlan.

Die Wachen brauchten einen Moment um die Situation zu begreifen. Wütend ließ Nimmgalf das Eisen auf den ersten niedersausen. Mit einem Aufschrei ging der Mann zu Boden, eine dicke Platzwunde prangte auf seiner Stirn. Der andere Soldat rammte Nimmgalf mit seinem Körper und dadurch gerieten beide ins Straucheln. Nimmgalfs wütende Hiebe prasselten auf den Mann ein, doch er konnte nicht verhindern, dass er durch das Gewicht des Mannes zu Boden gerissen wurde.

Währenddessen war Erlan losgerannt, um den Travia-Geweihten Bruder Trautmann in seiner Burgkapelle zu Hilfe zu holen. Er fand den Mann in seinem Bett schlafend vor.

„Bruder Trautmann, rasch, erhebt Euch. Baron Nimmgalf ist wie von Sinnen. Wir brauchen Eure Hilfe.“ Noch bevor dieser realisiert hatte, was geschehen war, hatte Erlan ihn auch schon am Arm gepackt und zerrte ihn hoch. Die Sorge um seinen Freund war ihm im Moment wichtiger als alles andere. „Schon gut, ich komme ja mit“, antwortete der Kaplan und folgte Erlan so schnell er konnte zum Kaminzimmer zurück.

Als sie zurückkehrten befand sich Nimmgalf immer noch im Kampf mit den Wachen. Inzwischen waren zwei weitere, ein junger Mann und eine Frau, hinzugekommen, die die Schreie gehört haben mussten. Zwei der Wachen lagen bereits blutend oder besinnungslos auf dem Boden. Nimmgalf schien nicht müde zu werden. Irgendwie hatte er einer der Wachen einen Säbel entrissen und drang damit nun auf die beiden anderen ein. Schon hatte er der Frau eine tiefe Schnittwunde im Arm zugefügt. Den Wachen wurde bald klar, dass sie gegen so einen Gegner unterliegen würden.

„Haltet ein in Eurem Tun! Vade retro, daimon!“ brüllte Bruder Trautmann, der die Lage richtig begriff. Nimmgalf hielt für einen kurzen Moment inne, was den Wachen Gelegenheit gab sich zu sammeln.

Inzwischen war Aidaloê wieder auf die Beine gekommen. Der Stoß des Barons hatte sich doch nicht so schlimm ausgewirkt als sie zunächst befürchtet hatte. Ihre Seite schmerzte noch, aber sie konnte sich dennoch bewegen. Sie ergriff eine schwere Vase und näherte sich Nimmgalf von hinten.

Als Nimmgalf die Worte des Geweihten hörte wurde er noch wütender als er ohnehin schon war.

„IHR WERDET ALLE IN DIE NIEDERHÖLLEN FAHREN! DIE HERRIN ÜBER DIE LEBENDEN TOTEN ERWARTET EURE SEELEN! ÄONENLANGE QUALEN IN DER SEELENMÜHLE WERDEN EUCH LÄUTERN UND DEREINST ALS DÄMON AUFERSTEHEN LASSEN! FAHRT ZUR HÖLLE KRIECHERISCHES GÖTTERDIENERPACK!“

Die Stimme war gewaltig und schien direkt aus den Niederhöllen zu stammen. Die Worte schnitten sich wie scharfe Klingen in die Seelen der Umstehenden. Selbst Bruder Trautmann wich im Angesicht solch unheiligen Wirkens zurück.

Nimmgalf blickte den sich in seiner Seelenpein windenden jungen Wachmann aus tiefrot glühenden Augen an, sprach noch ein paar Worte in einer uralten unheiligen Sprache und stieß ihm den Säbel durch den Leib. Sterbend brach er zusammen, als Nimmgalf sich mit dem Fuß an ihm abstemmte und den Säbel wieder herausriss. Hass stand in seinen Augen.

Aidaloê überwand ihren Schock als erste. Sie schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, machte noch einen Schritt auf Nimmgalf zu und schlug ihm die Kristallvase über den Kopf, die in tausend Teile zersplitterte.

Der Baron brach in die Knie und ließ den Säbel fallen. Ein weiterer Schlag diesmal von Bruder Trautmann mit einer nahe bei stehenden Skulptur von Kaiser Hal, die ebenfalls zerbarst, ließ ihn endgültig zusammenbrechen.

„Schnell, bringt den Baron in die Kapelle. Ich werde den Dämon exorzieren. Und betet zu den Zwölfen, dass es noch nicht zu spät ist.“