Geschichten:Rot und Schwarz 6 - Nebachotische Kurzohren

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Burg Nymphenhall, 17 Praios 1037BF.


Das kleine Wesen hoppelte über die große grüne Fläche. Unablässig schnüffelte das Näschen in der Hoffnung ein wenig essbares zu finden. Die dunklen Knopfaugen beobachteten vorsichtig die Umgebung während die kleinen kurzen Ohren sich eng an den zittrigen Körper anlegten. Trotz des wuscheligen Fells war es auf dem steinernen Boden kalt. Das zittern setzte sich bis zur weißen Blume fort. Harte Schritte ließen den Boden erbeben. Woraufhin das kleine Geschöpf ängstlich seinen Kopf hob.

„Was’n das?“, grollend hallte die Stimme des Höllenwallers durch den großen Saal. Auf dem grünen Marmorboden zog sich eine Spur von kleinen schwarzen Kötteln, und ein rotbraunes Fellknäul hoppelte über den Boden. Die beiden Frauen die an einem der Fenster zum See standen fuhren erschrocken herum. Sie hatten sich bisher so intensiv miteinander unterhalten, dass sie das Hereinkommen Malepartus nicht mitbekommen hatten. Seine Gemahlin Ondinai fing sich als erstes, sie trug ein neues Kleid aus samtroter Farbe, das dunkle Haar verknotet und mit einem goldenen Netz bedeckt. Beide Frauen wirkten ein wenig angespannt, sie fürchteten sich vor einem weiteren Wutausbruch. Die hatten seit der Rückkehr aus den Wall an Häufigkeit und Heftigkeit deutlich zugenommen. Doch im Augenblick schien der Baron ob des kleinen Karnickels zu überrascht. Mit einem großen Schritt ging er auf das Tier zu und schnappte es sich. Verächtlich betrachtete der Höllenwaller seinen Fang: „Da ist ja nix dran zum Braten, selbst für eine Suppe zu wenig. Was macht Futtervieh in meiner Halle?“, mit strengem Blick musterte er seine Schwester die Vögtin, die in ihrem schwarzen Zwirn und dem strengen Dutt bewegungslos am Fenster verharrte.

Ondinai schritt behände auf ihn zu, nahm in das Häschen aus der Hand und schmiegte es vorsichtig an ihre Brust: „Mein Liebster, dass ist nicht zum essen. Diese possierlichen kleinen Karnickel sind in Gareth der neuste Schrei. Nebachotische Zwergkarnickel oder auch Kurzohren genannt, Orlan hat mir welche geschenkt.“

Bei der Nennung ihres Bruders zog Malepartus die Mundwinkel nach unten, bis heute konnte es Orlan nicht unterlassen seinen Schwager damit zu ärgern, indem er Ondinai mit Firlefanz aller Art beschenkte. Nun waren es nebachotische Kurzohren, deren Fell nicht einmal für eine Mütze reichte. In Anbetracht dieser mickrigen Erscheinung eines Karnickels konnte sich der Höllenwaller nicht vorstellen, dass diese tatsächlich aus dem Gebiet der Nebachoten stammten, wohl eher aus dem Kosch.

„Dann setzt sie in einen Käfig, aber hier haben sie nichts zu suchen!“, verstimmt wandte sich Malepartus ab. Seit er Nymphenhall übernommen hatte versuchte er das Verspielte aus der Burg zu verbannen, stattdessen kehrte es immer wieder in vielfältiger Form zurück, nun in Gestalt grässlicher kleiner nebachotischer Karnickel. Sein Weg führte ihn hinab zur Küche, immer wenn er sich ärgerte folgte darauf ein wahrer Heißhunger.

Ondinai und die Vögtin blickten ihm nach, und begannen miteinander leise zu flüstern: „Du musst etwas unternehmen, es wird immer schlimmer!“

„Was soll ich den tun? Selbst euer Zauberwort Contenance hat seine Wirkung verloren.“

„Wende dich an den Abt von Marmonte, vielleicht kann er ja nochmals helfen.“.

Ondinai nickte schweigend, eine große Sorgenfalte zeichnete ihr sonst so makelloses Gesicht.


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17. Pra 1037 BF zur mittäglichen Traviastunde
Nebachotische Kurzohren
Schlechter Dienst


Kapitel 7

Segen oder nicht
Autor: Malepartus