Geschichten:Rahjas Tränen - Travias Leid, Travias Freud

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Leodane,
 
 
 
 
diese Zeilen schreibe ich Euch ein Jahr nachdem Ihr mich wie eine

Spielfigur im Spiel eures Machtstrebens in eine Ehe gezwungen habt, zu der ich mein Einverständnis vorab nie gab, mit einem Mann, den ich nur verachten konnte. Ein Jahr lang war es mir nicht möglich, meinen Kummer und mein Leid irgendjemandem außerhalb der Mauern des Schlosses mitzuteilen, das mein Gefängnis war. Ein Jahr lang musste ich durch den mir Angetrauten, der doch vor Travia gelobt hatte, mich als Gattin zu respektieren, und die Seinen die schlimmsten Erniedrigungen erfahren, die mein Leben zu einer Hölle auf Deren werden ließen. In einem ganzen Götterlauf habe ich keinen Beistand durch Euch oder einen der Euren erfahren.

Die Götter allein haben es gefügt, dass ich ein gewisses Maß an Verfügung über mein Schicksal wiedergewonnen habe. Ich kenne die Bestimmungen des Vertrages zwischen den Parteien von Braut und Bräutigam sehr wohl, doch ich weigere mich zuzulassen, dass euer Plan aufgeht und Ihr aus unrecht und zugefügtem Leid Nutzen zieht. Also verfüge ich als die Braut, dass sämtliche Abmachungen aus dem Vertrag, die noch nicht zum Tragen gekommen sind, unwirksam seien. Die Mitgift gebe ich mit diesem Schreiben ebenfalls zurück. Wasserburg ist reich genug und benötigt Euer Gold nicht, während es für mich nicht mehr ist als Sinnbild des Giftes, dass Ihr in eurer Gier versprüht. Darüber hinaus erkläre ich, dass ich als meine Tante Euch nicht mehr anerkenne. Familie sollte zusammenhalten und sich nicht gegenseitig in den Rücken fallen, so lehrt Travia. Ihr aber handelt anders. Also werde ich den Namen, den ich bislang mit euch teilte ablegen und nicht mehr Teil Eurer Familie sein.

Mein Gatte ist meine Familie, die mich braucht. Und Wasserburg ist das Land, das mich braucht. Wie von Euch gewünscht werde ich mich mit meinen Mitteln darum kümmern, dass es seinen Frieden behält – allein, weil mein Gatte nicht mehr in der Lage ist dazu, ich vor Travia und den anderen Elfen gelobt habe, ihm in der Not beizustehen und die braven Leute unter seiner Herrschaft es nicht verdient haben, dass Unheil über sie kommt und das Land im Chaos versinkt.

Denen, die den Namen Firunslicht tragen, werde ich wie es sich gegenüber Fremden gebührt im Sinne Travias das Gastrecht nicht verwehren. Euch aber rate ich, keinen Fuß in die Baronie Wasserburg zu setzen, denn sollte ich Eurer jemals habhaft werden, kann ich nicht garantieren, dass mein Schwert nicht von meinem Zorn getrieben Eure Brust findet. Euch gilt mein maßloser Hass und die Enttäuschung die ich in meiner Brust wie einen Stein fühle, der sich wie ein Käfig um mein zitterndes Herz gelegt hat.
 
 
 
 
Ciarda Wulfsige von Oppstein,

Baronin in Wasserburg