Geschichten:Rachedurst Teil 3

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Burg Mor'Tres, Baronie Gallstein, Grafschaft Eslamsgrund – gut eine Woche später


Claudio di Conserrano lächelte abschätzig. Er führte sein Rapier schnell, umging die Klinge des Gegners und beseitigte sie mit einem Schlag, um mit einem flinken Ausfall zuzustoßen. Das stumpfe Ende bohrte sich in die Brust seines Gegners. Dieser fluchte und rieb sich die getroffene Stelle auf seinem verstärkten Wams. „Das ist einfach keine Waffe, Herr! Gebt mir mein Breitschwert und ich werde Euch beweisen, dass ich kein Versager bin!“

Claudio zog ein Spitzentaschentuch aus seinem Ärmel und fächerte sich damit ein wenig Luft zu. Er seufzte.

„Ein Breitschwert? Mein Bester, sollte ich eines Tages in die Verlegenheit kommen einen Ochsen schlachten zu müssen, dann komme ich auf dieses Werkzeug vielleicht zurück. Stilvolles Klingespiel und elegante Gefechte kann man mit solch grobem Schlachtgerät wohl kaum erreichen. Es heißt ja auch Kampfeskunst und nicht Kampfgetrampel, oder?“

Der Krieger resignierte. „Wenn Ihr meint, Herr, dann ist es sicher so.“

Claudio entließ ihn aus seiner Pflicht und tupfte sich das Gesicht ein wenig ab. Die Kämpfer des Barons waren sicher alles tapfere und gute Kämpfer, aber sie waren viel zu tumb, um jemals die Kunst des Fechtens zu erlernen. Und als Partner für Übungsstunden taugten sie auch nicht. Frustriert machte Claudio sich auf zu seinen Räumen. Es gab hier keine höfischen Bälle, kein gepflegtes Parlieren im Salon bei einer Tasse Tee und passable Gegner für anspruchsvolle Gefechte waren auch rar. Die Götter mussten sehr zornig auf ihn sein. In seinen Räumen angekommen legte er die Waffe zur Seite und zog die wattierte Fechtweste aus.

In diesem Moment bemerkte er den Brief auf seinem massiven Schreibpult. Neugierig griff er nach dem Schriftstück, durchtrennte das Siegel und öffnete das Schreiben. Seine Augen überflogen hastig die Zeilen; gierig sog er die Lettern in sich auf.

Der Pfalzgraf von Reichsgau hatte vor einer Woche seine Festung verlassen, um gen Osten zu reiten. Da braute sich einmal mehr etwas zusammen.

Claudio verfluchte sich, dass seine jüngsten Bemühungen bezüglich des Grafen noch nicht ausgereift waren, aber ein verfrühter Versuch hätte wohl alles zunichte gemacht. In letzter Zeit lief gar nichts mehr wie geplant. Erst stocherte der Junker von Breitenhof in der Attentatssache herum und steckt seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen sollten und jetzt das. Claudio erinnerte sich an die Begegnung mit dem Greifenfurter Pulethaner.

Claudio hatte sehr viel Glück gehabt, dass er ein Opferlamm parat hatte, welches er dem resoluten Ritter hatte vorwerfen können. Er hoffte nun, dass dieser Rondrigo von Ahrenstedt und seine Gefährten von den Pulethanern den Köder auch endgültig gefressen hatten. Wenn sie Verdacht schöpften, konnte das bitter ausgehen. Und auch Alena, die Tochter des Gallsteiners war nun zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden.

„Nun werden wir sehen, was der werte Graf von selbst auf die Beine stellen kann“, sagte er gedankenverloren zu sich selbst. Konnte Bernhelm wirklich so dumm sein, direkt ins Herz seiner Feinde zu reiten, um dort zuzuschlagen? Die Nebachoten würden ihn sicherlich zermalmen.

Natürlich wollte Claudio aus erster Hand erfahren, was da vor sich ging. Er machte sich sogleich daran, ebenfalls ein Schreiben aufzusetzen. Er würde wieder einige Dukaten investieren müssen, um in Nebachot einen Kontaktmann aufzutreiben. Vielleicht lag er auch falsch und der Graf führte etwas ganz anderes im Schilde.

Grübelnd lehnte er sich zurück und schloss die Augen, während er sanft seine Schläfen massierte. Warum nur, musste auf einmal alles aus dem Ruder laufen?