Geschichten:Perricumer Ratsgeschichten - Alles eine Frage des Preises

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Reichsstadt Perricum, Rahjagärten am Morgen des 13. Praios 1037 BF

‚Was beim Stürmischen hat sie sich denn dabei gedacht?‘ Sinnierte der Tempelvorsteher des Launischen, Efferdan dylli Turakis, mit Kopfschütteln während er das Schriftstück erneut las. Er war seit längerer Zeit wieder einmal früh am morgen in den Rahjagärten gewesen, um bei den Teichen nach dem Rechten zu sehen. An sich ein Dienst, den man gerne Novizen überläßt, aber dabei geriet man in Gefahr, dass Dinge aus dem Ruder liefen. Also hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht unregelmäßig selbst zu kontrollieren, ob sie ihre Arbeit gut taten.

Dabei war er im Vorbeigehen selbst Zeuge geworden, wie ein junges, blondes Ding mit einem großen schwarzen Hund an ihrer Seite- es war ganz offensichtlich eine Scholarin aus der Magierschule- einen Anschlag an das Portal der Stadtrates genagelt hatte. Neugierig hatte er nach getaner Arbeit- die Seerosen drohten einfach zu viel der Wasserfläche zu bedecken- dann auch seine Schritte dorthin gelenkt, um zu lesen was dort stand. Er war nicht der Einzige der dies tat.

Nahm diese von Pfiffenstock nicht den Mund ein bisschen voll? Wenn er nicht irrte, dann sprach Sie erst einmal nur für sich. War der Titel der Verfasserin nicht gar einer, der mindere Bedeutung besaß? Warum äußerte sich nicht die Sprecherin aus der Gilde selbst dazu? Oder war sie zu feige gewesen diesen Vorschlag selbst einzubringen? Verlor sie gar selbst die Kontrolle über ihre Herde? Das nahm deutlich Überhand in der Stadt. Er seufzte kurz auf, spätestens jedoch bei dem Gedanken auf die Aussicht die sich ihm gleich bieten würde, erhellte sich sein Gesicht wieder. Die Lage der Akademie bot ideale Ausblicke auf die See. Er liebte es auf der Brücke zu stehen und in die tosende Tiefe zu blicken. Alles wurde dann mit einem Male nebensächlich und klein neben der Allmacht Efferds.

„Wollen wir einmal sehen, was Selara wohl zu diesem Anschlag sagt! Mir wird sie kaum etwas vormachen können…!“

Entschlossenen Schrittes durchquerte er Leuingen, vorbei auch an der Ardaritenburg wo mehr Waffenvolk als Bürger die Straßen belagerte, um zur Akademie zu gelangen. Eine Audienz zu solch früher Stunde sollte möglich sein, zumindest hatte er nicht vor seine Zeit zu verschwenden. Wenn sie etwa noch schlief, würde sie eben ihn aufsuchen müssen!

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Reichsstadt Perricum, Korallengärten am Nachmittag

In den Korallengärten saßen am frühen abend zwei Herrschaften in einer der Grotten und unterhielten sich im Flüsterton. Sorgsam darauf bedacht weder gehört noch gesehen zu werden.

„Er ist wirklich wie ausgewechselt, seitdem er wieder von See zurück ist. Ganz besessen vom Gedanken „sein Schiff“ und „seine Mannschaft“ sicher durch den Sturm zu bringen, wie er zu sagen pflegt. Dabei tritt bisweilen eine gewisse…wie will ich sagen, unvermutet kühle und berechnende Art zutage, die ich bislang nicht an ihm kannte.“ Die Stimme der Frau, die gesprochen hatte klang weder jung noch alt, doch besaß sie selbst beim Flüstern ein markantes Merkmal. Ihre Herkunft verriet sie als ehemalige Darpatin, deren Sprachmelodie für eingeschultes Ohr unverkennbar war. Ausserdem klang unverkennbar verletzter Stolz oder ähnliches durch. Frauen!!!

Er konnte sich gut vorstellen, dass der Tempelvorsteher einfach keine Zeit für sie aufbrachte, weil er besseres zu tun hatte, und nun wähnte sie einmal wieder Schlimmes. Sie liebte den Tempelvorsteher heiß und innig, doch der zyklopäische Mann war mit dem Meer verheiratet und so unberechenbar wie die Winde. Wenn er einem Frauentyp nicht erliegen würde, dann war es ganz sicher der, der ihm gerade gegenüber saß, und eine Geweihte der Travia sicher stolz gemacht hätte.

Der Mann fragte indes begierig weiter: „ Aber Riechhild was war denn nun der Anlass für seinen Besuch in der Akademie, und welche Ergebnisse sind derart, dass du sie mir hier in aller Heimlichkeit erzählst?“ Er griff nach ihrer Hand, und drückte sie, als wolle er ihr Mut zu sprechen.

„Es gab wohl eine Forderung der Magiergilde an den Stadtrat. Man will daran erinnern, dass nicht nur die drei großen Kirchen der Stadt mehr als andere für eben jene tun, sondern auch und insbesondere die Kirche der Herrin Hesinde, so wie ihre Orden und Einrichtungen. Da dieses Schreiben gezeichnet war von einer Magiern, wandte er sich wohl zunächst an diese.“

Ermuntern nickte er ihr zu um sie zum weiter reden zu bewegen.

„Diese Selara Moriani hat doch tatsächlich den Mut besessen ihm gegenüber diese Forderungen zu wiederholen und recht unverblümt zu behaupten, dass der Anteil den die Rondra, Praios und Efferd Kirche erhält unverhältnismäßig hoch sei! Er hat recht lautstark erzählt, dass es in der Studierstube der hochgelehrten Dame recht laut geworden wäre, und er deutlich gemacht hätte, dass es auch nicht die Aufgabe der Kirchen sei die Akademie zu stützen. Ich werde immer ganz nervös, wenn seine Adern“ sie deutete dabei an den eigenen Hals, „so anschwellen und zu pulsieren beginnen! Sicher war es ein… besonderer Anblick den er bot!“

Scheinbar ergeben nickte ihr der Mann zu, und zog ein Tuch hervor, welches er der nevösen Frau reichte. ‚Diese ewige Rumheulerei…ich kann es bald nicht mehr ertragen. Was es bedeutet Informationen aus dem Tempel des Launigen zu erhalten kann keiner ermessen! Dafür werde ich in Zukunft eine Zulage verlangen!‘

Laut sagte er! „Sprich doch weiter meine Teure, es hilft darüber zu reden, das weiß ich sicher!“

„Du bist so verständnisvoll Derpert!“ Liebevoll sah sie ihn an, fasste sich dann aber ein Herz und sprach weiter.

„Diese Frau ist wohl wie er ein Fels in der Brandung, und hat nachdem die Wogen sich beruhigt hatten vernünftig argumentiert. Obwohl sie angeblich nichts vom Schreiben dieser Magierin gewußt haben will, konnte sie wohl sagen, dass es bei ihr selbst, sowie auch den Draconitern auf offene Ohren stößt, wenn derartige Anstrengungen unternommen würden. Auch dieser Makil von Darrenfurt, ein unheimlicher Kerl übrigens, will Ausbildung der Scholaren sowie die Forschung an der Akademie unterstützt wissen. Immerhin gelte es einen schier übermächtigen Feind zu bezwingen, so der den Weg über Perricum nimmt!“

„Na, das wollen wir erst einmal sehen, ob sie das sooo einfach durchboxen können!?“ sprach der Derpert geheißene Mann dann sogleich, damit sie nicht wie sonst immer das eigentliche Thema aus den Augen verlor.

Zu seiner Überraschung blitzten an dieser Stelle ihre Augen siegesbewußt auf. Ein schalkhaftes Lächeln machte sich auf ihren ansonsten recht reizlosen Gesicht breit. Sollte sie ihn etwa durchschaut haben? Hatte er sich durch etwas verraten? Er lächelte fast mechanisch, darauf bedacht sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen.

„Er hat ein Ratsmitglied in seiner Hand!“ flüsterte sie mit Grabesstimme und sah ihn mit großen Augen an. Ihm fiel jetzt erst auf, dass sie braun waren. Ihre Gestalt und ihr Aussehen waren so bedeutungslos und nichtssagend wie ihre Stellung im Tempel- doch wer nichts war, der wurde nicht gesehen, und das waren nun einmal schon immer die besten Informanten. Unwillkürlich rückte er näher an sie heran.

„Yargunde von Barun Bari!“ Jetzt hatte sie allerdings wirklich seine volle Aufmerksamkeit und er hing an ihren Lippen.

„Du…ich meine, das sind sicher nur… was soll in dieser Familie schon…?“ Wie so oft schon gab er sich der Rolle hin, in die er sich ihr gegenüber begeben hatte. Ein versehrter Navigator, der sich zeitweise in Perricum aufhielt, und wenn immer es ‚paßte‘ Zeit mit seiner Angehimmelten verbrachte. Ganz wie sie selbst spielte er dabei den Efferd Gläubigen, der froh war einen solchen Ort der Götternähe in Perricum zu wissen.

„Ich kann nichts genaues sagen, er schwieg sich darüber aus!“

Unsicher blickte sie auf ihre sich inzwischen berührenden Knie nieder. Sittsam strich sie ihr Kleid glatt und senkte den Blick. Er war ihr verdammt nahe gekommen, begierig mehr Wissen zu erlangen.

„Verzeih mir, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“ Rasch entfernte er sich ein Stück. „Wir wissen beide, dass wir Geduld haben müssen!“ wiederholte er wie schon so oft die Worte, die bedeuteten, dass sie beide erst eine gemeinsame Zukunft hätten, wenn sein alter Vater übers Nirgendmeer gegangen war.

Ein Nicken folgte, sowie ein langes bedeutungsvolles Seufzen.

„Wollen wir nun in die Halle der Gezeiten gehen, und für die Opfer der Flut beten?“ fragte sie ihn.

„Natürlich tun wir das! Das sind wir den Göttern schuldig!“ beeilte er sich zu sagen. Er konnte es zwar nicht erwarten die Neuigkeit los zu werden, doch er musste sich auch wohl überlegen wer wohl den besten Preis für so etwas bezahlen würde. So war es doch immer.

Alles ist eine Frage des Preises!