Geschichten:Moderne Zeiten - Ritter Danos

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

»Die Knappen am Ostende des Erlgardsfeldes sahen ihn als Erste. Staunend hörte ich sie rufen und wendete meinen Kopf. Und dann sah ich die Kaskade der Reiter, die sich aus der Burg ergoss: Es war, als hätte Rondra ihre Hallen geöffnet und die Helden der Sage wären von ihrer Tafel aufgestanden, um sich wieder in den Sattel zu schwingen und in ihrem Namen Heldentaten zu vollbringen. Die blinkende Wehr blitzte in der Sonne und selbst von ferne konnte ich die Ritter ausmachen, die voranritten, das Banner der Grafschaft in den Händen des Drego von Luring, das Banner des Hauses Luring in Händen Ederlindes, das Banner der Stadt aber in den Händen Lechmins. Dahinter ritt Graf Danos selbst!« 
Melina von Ehrenstein, Landvögtin auf Gräflich Rubreth

»Seine Rüstung schimmerte gülden im gleißenden Licht. Praios ließ jede Rundung, jede Kante hell erstrahlen als wollte er sagen: Dieser Ritter reitet unter meinem Licht, seine Rüstung ist lauteres Licht und reine Herrschaft. Von seinen Schultern floss sein Umhang rot – rot wie die Farbe des Hauses Luring, rot wie das Blut alle jener Grafen und Recken, die vormalen von dieser Burg herabgeritten! Es wehte in der Eile des Rittes und gemahnte an Rondrens heiliges Rot. Auch Decke und Zimier des Rosses Grandolinde leuchtete im roten Glanz. Des Grafen Lanze war von Gold und Rot und gen Himmelsblau gereckt. Sie schwankte nicht bei seinem Ritt auf das weite Feld, doch flatterte sein Wimpel hell. Doch auf dem Haupte trug Ritter Danos den Helm seiner Vorväter, geziert von Greifenschwingen Luringans des Goldenen – kaum konnte das Auge das Gleißen dieser Zierde schauen, das direkt aus Alveran zu kommen schien. Hinter dem Grafen donnerten seine Verwandten – Luring alle miteinander, verwoben durch das Band des Blutes, Erben jenes ersten Greifen auf den Luringer Steinen. Die Ritter des Feldes formierten sich, und als die mächtige Kaskade der Reiter auf das Feld strömte, da senkten sich die Lanzen wie die Finger einer Hand und beugten sich unter die Banner des Grafen!«
Barnemund von Plitzenberg, fahrender Ritter und Dichter

»Mir blieb die Spucke weg, als ich den Grafen sah und seine Mannen. Sah ziemlich prächtig aus. Mit den Vasallen des Grafen, die schon auf dem Erlgardsfeld waren, und mit all den Rittern, die von außerhalb zum Turnier gekommen waren, war das der größte Ritterhaufen, den ich je gesehen habe. Ich hatte ganz schon weiche Knie und war heilfroh, dass zwischen mir und diesen Waffen eine Stadtmauer war!«
–Ratsherr Alfwin Schuckebier

»Wir hatten uns alle auf die Zinnen geschlichen. Zwar sollten nur die Spießbürger oben sein – und die fetten Ratssäcke –, aber das wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen. Mensch, unser Graf kam da runtergeritten! Wir machten alle Ah und Oh! Stell dir mal vor, auch nur ein Ratsherr hätte so ein Bild abgeben können? Ne, eben nicht! Na ja, die fanden es auch nicht so gut, dass wir alle nur den Grafen sehen wollten und praktisch alle Bewohner Lurings sich auf den Wehrgängen und in den Gassen an den Mauern drängten. Ständig hieß es von unten: ›Was jetzt?‹ Und von oben: ›Jetzt sammeln sich die Ritter aus Hirschfurten. Mann! Nimmgalf ganz vorne!‹ Und von unten: ›Und was jetzt?‹ Von oben: ›Jetzt sammeln sich alle. Vorne die Barone, dahinter Junker, Edle, Ritter, dahinter die Knappen. Von links nach rechts. Man, man, man. Das sind bestimmt … viele!‹ Und von unten: ›Was jetzt, He! Was jetzt?‹ Und von oben: ›Jetzt ist der Graf mit seinen Kindern vor den Reitern. Scheint zu reden. Hat ein Schwert in der Hand.‹ Von unten: ›Ist es Güldenbeiß, das Grafenschwert?‹ Von oben: ›Was sonst?‹ Und von unten wieder: ›Was jetzt?‹ Von oben: ›Still da unten, jetzt muss ich gucken!« 
–Leuhilde Wandmacher, Küfergesellin aus Luring

»Unsere Leute waren sehr unruhig. Neugierig. Ich stand mit dem Rest des Rates auf der Plattform des Rubrether Tores mit prächtigem Blick auf des Grafen Demonstration und auf das Zittern meiner Kollegen. Ich schwöre, ich hatte da schon eine Ahnung. Vor uns der entschlossene Graf Danos mit seinen Rittern, hinter uns die Bürger unserer Reichsstadt, die gar nicht so recht verstanden, warum nun womöglich Blut fließen sollte und warum sich der Rat gegen seinen Grafen gestellt hatte. Hauptmann Blasius Heckner flatterte hier und da herum und beschwor den Rat, zum Rathaus zu gehen und ihm die Stadtverteidigung zu überlassen. Verteidigung? Wogegen denn – gegen die Lanzen der Ritter? Ein Leichtes! Graf Danos hatte gar nicht die militärischen Voraussetzungen, das befestigte Luring anzugreifen. Und das, nur das sahen mein Ratskollegen, die kurznasigen Trottel. Sie sahen nicht, dass sie nicht gewinnen konnten: Denn des Grafen Waffe war der Mythos seines Hauses und vor allem sein eigener Mythos. Den zelebrierte er auf dem Erlgardsfeld. Und noch etwas gebe ich zu: Auch mir ging dass Herz auf, als ich ihn mit seinen Leuten sah, denn es sah großartig aus, so machtvoll, so göttergefällig. Und es war Teil von mir, von mir als Luringer. Ich bin sicher, die da unten haben es genauso gefühlt wie wir da oben: Ritter Danos kam.«
Helmbrecht Zwölfhufer, Stadtrat

»Da möcht' man nochmal Knappe sein. Diesen Mann als Schwertvater, da würd' wohl mancher einen Arm für geben. Ein zwölffach' Hoch auf Ritter Danos!«
-Ritter Ingmar von Keilholtz, berückter Augenzeuge

»Ich weiß gar nicht mehr, was er gesagt hatte. Er hatte auf Grandolinde gethront, Güldenbeiß in der Faust, und zu uns gesprochen. Ich war ganz wild. Ich wollte auf die Mauern zureiten, die Zinnen erklimmen. Ich dachte, ich würde einfach vom Rücken meines Rosses in die Stadt springen, ehrlich! Hinter Graf Danos waren seine drei Kinder mit den Bannern, die in der Brise wehten, die Pferde dampften, die Rüstungen kochten. Jetzt geht es los, dachte ich. Doch dann …«
–Ritterin Firunia Thyria Flaß von Cresseneck


»Dann kamen drei Knappen und nahmen den Kindern die Banner. Sie schritten zu ihrem Vater, und Graf Danos stieg herab von seinem hohen Ross. Den Steigbügel hielt Ederlinde, Lechmin das Ross und Drego die Lanze.
Und dann schritt der Graf drei Schritte vor und sprach:›Mein ist Luring durch meiner Väter und Mütter Erbe. Ich erhebe das Schwert nicht gegen Luring.‹ Und dann gürtete er ab sein Schwert Güldenbeiß und Drego nahm es.
Hierauf sprach der Graf: ›Mein ist Luring durch alles Blut, was ich und meine Väter und Mütter an diesem Ort vergossen. Ich brauche nicht Luringans Schutz gegen Luring.‹ Und er nahm ab den Greifenschwingenhelm und Lechmin nahm ihn.
Graf Danos aber sprach: ›Mein ist Luring durch aller Götter Recht und Gesetz. Ich brauche Rondrens Rot nicht, die Meinen zu warnen.‹ Und nahm ab seinen Mantel und Edelrinde nahm ihn.
Abermals sprach Graf Danos: ›Mein ist Luring. Ich gewähre ihm Schutz und Schirm. Ich brauche keines Schutzes und keines Schirms unter seinen Mauern.‹ Und seine Kinder öffneten die Schnalle seiner Rüstungen und nahmen ab Platte für Platte und auch das Kettenzeug darunter.
Nichts als den weißen Rock der Ritter trug Graf Danos als er abermals seine Stimme erhob:›Mein ist Luring. Ich werde meine Kinder dort besuchen und sie werden mich willkommen heißen. Und Ihr , meine Vasallen, seid eingeladen, mir zu folgen. Und dann schritt er die Straße zur Stadt voran – zu Fuß und ohne Waffen. Ein Ritter ohne Wehr.«
Raulbrin vom Eberstamm, Kaplan am Grafenhof.