Geschichten:Moderne Zeiten - Der Graf und seine Berater auf dem Wehrgang

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Beteiligte Personen


Zu Rubreth auf der Burg, des Grafen Hofstaat sitzt auf dem Wehrgang in den Zwischenräumen der Zinnen, einer nach dem anderen, während der Grafen auf und ab geht.

»Es ist, wie es ist, Ritter Danos«, insistierte Gerbald zu Roßsprunk, des Grafen Oberzollmeister.

»So ist es«, fügte Ansbart von Goyern mit unbewegtem Gesicht und mit monotoner Stimme an. Der gräfliche Kammerherr stützte seine Füße auf einer schlanken hölzernen Kiste ab, mit der er seine Akten und Bücher herumzutragen pflegte.

»Wie lange schon?«, funkelte Ritter Danos zurück, indem er erneut wendete und seine Berater wiederum abschritt.

»Seit 1016, Ritter Danos. Der Reichsbehüter hatte das verfügt.« Seneschall Horulf hatte die Antwort gewusst; er wusste alle Antworten.

»Und warum haben wir uns das damals gefallen lassen?« Danos raufte sich den Bart. Schweiß hatte ihn irgendwie klamm gemacht. Überhaupt schwitzten sie alle hier oben auf dem Wehrgang der gräflichen Festung, obwohl sie fast alle nur leichte Tuniken und dünne Gewänder trugen.

»Es gehörte zu einigen Reformen, die damals durchgeführt wurden, um das Reich nach der Answinkrise zu stärken, die Kassen zu füllen, Stützpunkte der Reichskrone überall einzurichten und - um die Grafen zu schwächen.« Horulf gestikulierte ausholend, als er seine Ausführungen von sich gab.

»Was sagt die Ochsenbluter Urkunde dazu?«, fragte Graf Danos nach, erneut kehrtwendend.

Nach einer kurzen Pause, in der keiner antwortete, erhob der Schreiber Franwin Hesindion Schmockenbocker seine dünne Stimme: »Sie regelt das Verhältnis der Reichsstädte zur Kaiserkrone, Hochwohlgeboren, und stärkt die Rechte der Stadträte.«

»Tut sie das? Meine Herren: Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir schon einige Zeit nicht, aber seit Dein Neffe, Horulf, dieser impertinente Halbblüter, der sich erdreistet, unseren Namen zu tragen, mir unlängst erst krumm kam wegen der korrekten Anrede seiner erlauchten Persona, als es um das Erlgardsfeld ging, diese Finanzierungskiste, seitdem geht es mir nicht aus dem Kopf: Luring war den Luring, immer und stets, bis vor ein paar Jahren. Gut - hat keinen großen Unterscheid gemacht, aber die Bürger, die mokieren sich!«

Graf Danos hatte sich in Rage geredet und erneut den Wendepunkt erreicht. Selten hatte man Danos den Ritterlichen so schlecht über Abwesende reden hören - und gleichzeitig über Geld.

»Was kostet uns die Entscheidung von 1016, Ansbart?«

»Gut 18.000 im Jahr.«

»Achtzehntausend! Hörst du das, Horulf? Damit kann ich meine Festungen bezahlen - und dem Turniersieger ein anständiges Ross schenken. Vom Unterhalt meiner Hausritter ganz zu schweigen.«

Horulf, der sich von seinem, Grafen angesprochen sah, erwiderte: »Geht es dir ums Geld, Danos? Um die Steuern?«

»Nein, verdammt. Oder besser: nicht nur. Ich schachere nicht mit dem Bürgerpack, aber ich lasse mir von denen für 18.000 im Jahr nicht auch noch den Bart kraulen und die Grafenkrone beschmieren. Bei Luringan dem Goldenen!«

»Was sollen wir tun, Danos?«, mischte sich Odo von Luring-Mersingen ein, der als einziger der Anwesenden leichte Rüstung trug.

»Ruf meine Vasallen zusammen. Am 10. Praios, dem Praiostag, beginnt das Grafenturnier von Luring. Ich will sie dort alle sein. Als Ausrede gilt nur: Krankheit oder Tod. Verstanden?«

»Jawohl, Ritter Danos.«