Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1042 BF - Teil 20

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Fußkampf, Runde 3

Vor den Toren Kressenburgs, Baronie Kressenburg, Praios 1042 BF

Es war Nacht geworden. Der Wind, der während Ihres Kampfes noch fröhlich die Wimpel und Fahnen zum Flattern gebracht hatte, war abgeflaut. Saria hatte auf dem Feldbett Platz genommen als sie hörte, wie das schwere Tuch am Eingang ihre Zeltes zurück geschlagen wurde.

"Hast du meine Nachricht überbracht, Kolkja?"

"J... ja, Euer Wohlgeboren."

"Sehr gut, danke. Du kannst jetzt gehen. Sieh dich doch etwas im Lager um und sprich mit einigen der älteren Knappen. Sicher haben sie für dich Lehrreiches zu berichten."

Kolkja verbeugte sich und verließ das Zelt zügig. Sie zweifelte jedoch daran, dass er mit den anderen Jungen das Gespräch suchen würde. Er war so schüchtern! Ihr Knappe hätte von seinem Auftrag schon vor einer Stunde zurückkehren können. Bei einem anderen hätte sie angenommen, dass er sich vielleicht in dem Lager verlaufen oder sich in der heldenhaften Lagerfeuergeschichte eines Ritters verloren hatte. Doch so, wie sie Kolkja kannte, hatte er einfach vor dem Zelt des Weideners herumgedruckst, bis er sich schließlich doch ein Herz gefasst hatte.

Zu seiner Verteidigung musste man wohl vorbringen, dass er noch sehr jung war und sie möglicherweise zu streng, dennoch begann ihr dieser Wesenszug Sorgen zu bereiten. Kolkja war das vierte Kind eines zweiten Sohnes aus einem unbedeutenden Bronjarengeschlechts. Sein Vater, der sein Leben der Göttin Ifirn verschrieben hatte, weilte für einige Wochen am Hof des Grafen vom See. Sicherlich war er ein ehrenwerter Mann und der junge Kolkja mochte durchaus zu einem passablen Streiter werden, der überdies eine erstaunlich rasche Auffassungsgabe in den Verwaltungsaufgaben eines Rittergutes zeigte - dennoch fragte sich Saria, was Etilian dazu veranlasst haben mochte, ihr ausgerechnet den Knaben aus dem Bornland für die Knappschaft ans Herz zu legen. Saria vertraute durchaus darauf, dass sich der Rat ihres Bruders als richtig herausstellen würde, wie er es fast immer tat. Aber befand sich Kolkja wirklich in ihrer Obhut, um ein großer Ritter zu werden, oder nur, um ihr als Ersatz zu dienen für einen Sohn, den sie wohl nie haben würde? Sie war nicht mehr jung und bisher hatte noch kein Recke ihr Herz erobern können.

Die Ritterin seufzte. Derzeit würde es ihr schon genügen, wenn das Herz eines jungen Recken nicht wegen ihr aufhören würde zu schlagen: Die Wunde, die sie Aardor von Rauheneck zugefügt hatte, war ernst gewesen. Sie hatte bereits während des Ritterturniers zu Angbar die Gelegenheit gehabt, den Weidener im Zweiampf zu beobachten. Damals hatte er sich im Tjost eine Runde länger halten können als sie selbst.Vielleicht hatte sie zu viel von ihm erwartet. Nun konnte sie nur hoffen, dass er ihre Entschuldigung annehmen würde, die ihr Knappe in ihrem Namen überbracht hatte, und die Heilkräuter ihm helfen würden, die Kolkja ebenfalls überreichen sollte. Ihr Bruder stattete sie zu einem Turnier meist mit ausreichend Tränken und Pülverchen aus, um einen ganzen Trupp zu versorgen. Jedes Mal, wenn sie den Ranzen öffnete, in dem sie die Medizin lagerte, strömte ihr ein intensiver, aromatischer Duft in die Nase stieg, der ihr die Tränen in die Augen trieb; oder vermisste sie nur ihren Zwillingsbruder? Saria erhob sich von ihrem Lager. Sie würde Etilian schreiben. Sie hatte schon so lange nicht von ihm gehört.

Thomas R.


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
K9. Teil 9
K10. Teil 10
K11. Teil 11
K12. Teil 12
K13. Teil 13
K14. Teil 14
K15. Teil 15
K16. Teil 16
K17. Teil 17
K18. Teil 18
K19. Teil 19
K20. Teil 20
K21. Teil 21
K22. Teil 22
K24. Teil 24
K25. Teil 25
K26. Teil 26
K27. Teil 27
K28. Teil 28
K29. Teil 29
Autor: Thomas R.