Geschichten:Katzenspiele - Teil 1
Pfalz Breitenhain, 15. Rondra 1032 BF
„Erlaubt, dass ich Euch meine Gefährten vorstelle: der gelehrte Herr Raul von Zandor aus dem Königreich Andergast, die Herren Edo der Löwenbändiger, Brannagh aus dem hohen Norden, Angel Pizzaro aus dem tiefen Süden und Rambox, Sohn des Greifax, sowie die kundige Waidfrau Weidlind Hubertushof.“
Der Mann in grün-gelben Roben, der sich als Bruder Refardeon aus Kuslik mit breitem Andergastischem Akzent vorgestellt hatte, hielt inne und schaute unsicher und Hilfe suchend von einem seiner Kameraden zum nächsten.
Reo Rondriol vom Wirsel lächelte nachsichtig und nickte der Gruppe Abenteurer zu. Nach einer langen Reihe von Bittstellern und Kleinbauern, die mit nervenden Anträgen und Rechtsstreitigkeiten auf Pfalz Breitenhain vorgesprochen hatten, war diese zusammen gewürfelte Gruppe aus Fremden und Exoten eine wahre Abwechslung. Seitdem er vor einem halben Götterlauf zum Burgsass auf der kaiserlichen Pfalz bestallt worden war, hatte er jeden Tag deutlich zu spüren bekommen, wie hinterwäldlerisch und dumm die Bewohner der Grafschaft Waldstein waren. Hier in Sertis, inmitten des Reichforstes, war die Zeit stehen geblieben. Hier gab es nichts außer Bäume und Bauern, Köhler und anderen Unfreien, die wie blödes Vieh ihren Unternehmungen nachgingen. Oh, wie fern lag Gareth! Oh, wie schnell hoffte Reo, dass er diesen Posten als Sprungbrett zurück in die Welt nutzen konnte!
„Ihr habt Recht, Euer Gnaden. Tatsächlich haben wir seit fast einem Götterlauf keine Kunde mehr aus Braunwalden erhalten. Mein Vorgänger im Amte des Verwalters der Angelegenheiten der Pfalz, hat diesbezüglich keine Unternehmungen getroffen. Aber die Einkünfte, die sich aus der Holzkohle aus dem Zentrum des Reichsforstes ergeben, und welche nun ausbleiben, zwingen uns dazu, Nachforschungen anzustellen.“
„Und warum habt Ihr noch keine Büttel geschickt?“ grummelte der Zwerg, kaum verständlich.
‚Weil sie genau so dumm sind, wie alle anderen Menschen hier in Sertis’, fuhr es dem Kaisermärker durch den Kopf. Seine Stimme aber entgegnete: „Wir haben bereits Büttel ausgesandt, welche uns darüber Kunde brachten, dass der Weg zum Weiler Braunwalden nicht mehr begehbar sei. Eine andere Gruppe von Abenteurern habe ich vor wenigen Wochen geschickt, aber von ihnen habe ich keine Nachricht erhalten.“
Reo Rondriol erzählte Märchen, ohne dabei zu erröten. Niemand hatte sich seit Jahren mehr hierher verirrt. Zurecht, wie er bitter dachte.
„Und was springt für uns dabei raus? Hähä“, meldete sich der Al’Anfaner zu Wort, vom Äußeren her ein heruntergekommener Söldner, wenn nicht sogar Sklavenjäger. Der Pesthauch aus seinem mit gelben Stumpfen gefüllten Maul trieb ihm fast die Luft aus der Lunge, aber Reo beherrschte sich und ließ sich seinen Ekel nicht anmerken.
“Für die ganze Gruppe 30 Dukaten bei verlässlichen Informationen über das Schicksal des Dorfes und seiner Bewohner. Gezahlt wird bei Erhalt der Information, Ausrüstung könnt ihr euch in Hornbeil besorgen, ich stelle euch da ein Schriftstück aus. Aber wahrscheinlich wird es morgen nichts mit Besorgungen, weil die Städter“, Reo sprach das Wort gedehnt aus, „am morgigen Tag das Fest des Heiligen Borkfrieds feiern, dem legendären Gründer der Stadt Hornbeil zu Rohals Zeiten….“
„Reo, wie unhöflich Ihr seid, mir nicht zu berichten, dass wir illustren Besuch haben“, unterbrach ihn eine weibliche Stimme.
Alle wandten ihre Köpfe zur Tür, welche weiter in die Privatgemächer des Pfalzgrafen führte. In einem tief ausgeschnittenen, rot-schwarzen Kleid stand die Pfalzgräfin und ließ ihren Blick auf dem zusammengewürfelten Haufen ruhen. Reo Rondriol seufzte laut und wandte sich an die sieben verdutzten Menschen: „Die hochedelgeborene Alena von Hartsteen gibt sich die Ehre.“
„Schick sie zu mir in den Salon. Mir ist langweilig. Sie mögen mich unterhalten“, mit diesen Worten drehte Alena sich auf dem Absatz um und verschwand.
