Geschichten:König Bodars Banner - Vernichtende Urteile

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Dramatis personae:


In gemächlichen Schritt trotteten die Pferde des stattlichen Trosses durch die Landschaft Ostgaretiens, sodass die Fußgänger unter den Begleitern der hohen Herrschaften vom Unterlauf des Darpat gut mithalten konnten. Im lauen Frühlingswind flatterten die Wimpel und Schabracken und gaben ein prächtiges Bild. Das Klirren und Blitzen von Metall jedoch verriet ebenso deutlich, dass ein Überfall auf die Reisegesellschaft eine schlechte Idee war. Immerhin reiste man zur Kür eines Marschalls wider den Erzverräter!

Einer der Kandidaten, deren Namen in den letzten Monden immer wieder im Gespräch waren, ritt umgeben von zwei Lanzen der markgräflichen Grenzreiter nahe der Spitze des Zuges. Zwar hatte er Anhänger und Unterstützer um sich geschart - so ritt auch der Baron zu Vellberg in seiner Nähe sowie der ein oder andere Adlige mit dem Zeichen des All-Perricumer Waffenbundes - doch entpuppte sich Aldron von Firunslicht an diesem sonnigen Vormittag als schlechter Gesellschafter. Nicht, dass er im Ruf stand, in dieser Disziplin zu anderen Zeiten herausragend zu sein... doch schien es heute so, als wollten seine trüben Gedanken die Wolken herbeibeschwören, die sich am Himmel in angenehmer Entfernung verkrochen hatten.

Neben ihm hielt es nur seine Gattin aus, die zum einen seine Launen gewohnt war und zum anderen selbst diese Momente des seltenen Zusammenseins nicht missen wollte. Nachdenklich betrachtete Leodane ihren grüblerischen Krieger von der Seite. Schließlich konnte sie ihre Neugier nicht mehr zurückhalten und fragte rundheraus: "Was beschäftigt dich?" Ihr Gatte knurrte einmal kurz und schien einen Augenblick zu überlegen, ob er sie an seinen Gedanken teilhaben lassen sollte. Schließlich entgegnete er: "Strategischer Unfug erster Güte." Ihr aufforderndes Schweigen brachte ihn dann dazu, diese Äußerung weiter auszuführen: "Angenommen, die Gerüchte zur angestrebten Stärke des Landwehrbannes sind wahr: Welchen Wert haben zweieinhalb Legionen unwilliger, hungriger, schlecht ausgebildeter und unbewaffneter Bauern im Krieg gegen Haffax?" Leodane seufzte leise und nickte, fragte dann aber zurück: "Aber hast du nicht selbst gesagt, dass auch ein Bauer in der Schlacht über sich hinaus wachsen kann, wenn Rondra ihn berührt?" Aldrons Gesicht hellte sich einen Augenblick lang auf. "Leuenfels und Angareth, ja... aber da hatten wir für jede Landwehrkompanie einen Geweihten der Leuin, der ihren Mut gestählt hat. Der Anteil an Regulären war größer und Wir haben das ganze Aufgebot mondelang geschliffen. Als dann die untoten gegen die Schlachtreihe brandeten und das Gekreisch der toten Harpyien durch den Nebel brach, da haben sich die Löwindiener in ihren Gesängen mit den Gurvanischen Chorälen des Bannstrahls an unserer rechten Flanke einen Wettstreit geliefert. Ja, vorbereitet und aufgepeitscht kann Landwehr standhalten."

Mit einem Mal war die kurz aufflammende Begeisterung in seiner Stimme der Ernüchterung gewichen. "In Perricum haben wir unser Möglichstes getan, um die Landwehr auszubilden, das wohl! Die Greifenfurter haben beständig den Schwarzpelz vor der Tür. und auch die Hartsteener, die noch übrig sind, dürften einigermaßen erprobt sein. Aber aus den anderen Grafschaften sehe ich nur Opfer kommen. Am Arvepass schon stehen genug Urnen. Garetien ist dieser Forderung nicht gewachsen, es wird noch mehr Tote geben. Und Greifenfurt... bei allen Orken, wenn sie stehen bleiben, dann ist die Mark erneut entvölkert. Hartsteen ist es jetzt schon. Ich bezweifle sogar, dass sie dort genug Tröpfe zusammentreiben könnten, selbst wenn sie wollten. Von Bewaffnung mal ganz abgesehen. Woher, ohne Geld?"

Leodane sah mit gesenktem Kopf angestrengt auf die Mähne ihres Rosses und kniff dabei die Augen leicht zusammen. "Ich verstehe. Keine Ausbildung, keine Waffen... und wenn niemand mehr die Felder bestellt, auch kein Essen." Aldron nickte. "Eben. Garetiens Mitte ist eine der Kornkammern des Reiches. Dort ein Heer zu verproviantieren ist einfach. Wenn man die Bauern hat, um den guten Boden zu bewirtschaften. Die Kaisermark ist reich an Volk, da mag die Forderung nicht so sehr ins Gewicht fallen. Aber mit steigender Größe des Heeres und wachsender Entfernung wird es entsprechend aufwändiger, die Truppe zu versorgen. In dieser Größe sind wir operativ auf Perricum beschränkt. Auf dem Darpat kann man Nachschub heran führen. Aber wer sagt, dass Haffax genau dann angreift, wenn wir das Heer gesammelt haben? Und genau dort? Um selbst die Aktion zu gewinnen, müssen wir über die Zacken. Also durch Wehrheim. Oder über den Pass. Bei so einem Unterfangen ist Größe eher hinderlich. Und die Versorgung müßte dann denselben Weg nehmen. Oder über See kommen... was den Rahmen auch begrenzt."

"Man sagt ja immer, dass Landwehr ohnehin spätestens beim ersten Feindkontakt flieht. Man müßte dieses Heer also gar nicht derart lange versorgen..." Leodanes Einwand entbehrte jedoch schon aus sich heraus an Überzeugung. Und so kam die Riposte auch umgehend: "Warum dann überhaupt ausheben? Die Angelegenheit trägt Blautanns Handschrift: Maßlos, unüberlegt, blind... und immer wacker drauf. Das wohl, bei Rondra!" Leodane kniff die Augen zusammen. Sie wußte, dass Aldron beruhigenderweise seine Zunge in Gesellschaft gut unter Kontrolle hielt. Alrik vom Blautann genoss am Hof sehr hohes Ansehen und war nicht ungefährlich in ihren Augen. Zu den Überlegungen ihres Gemahls konnte sie aber offenbar auch nicht viel beitragen. Das war sein Parkett, nicht ihres. Also ritten sie eine Weile schweigend nebeneinander her.

Irgendwann bemerkte sie, dass sich seine Haltung gelockert hatte. Anderen wäre der Unterschied in der sehr aufrechten und gerade Haltung des Ritters vermutlich nicht aufgefallen. Aber sie kannte die Nuancen seiner Gestik und Mimik. Sein Gesicht war so nahe an einem Lächeln, wie es bei ihm gewöhnlich möglich war: entspannt und ruhig, ohne Stirnfalte. Leodane sah zu ihm hinüber und lächelte ihrerseits: "Was ist? Eine Lösung?" - "Vielleicht. Falls ich berufen werde, werde ich einen Teil der Landwehren als Nachschubtruppe einsetzen, um die Truppenversorgung sicherzustellen und im Einvernehmen mit den Baronen auf brachliegende Gehöfte aufteilen zur Bewirtschaftung." Leodane schmunzelte ungläubig und schüttelte den Kopf. "Wenn das gutgeheißen werden sollte..." Ihre Stimme deutete mehr als geringen Zweifel an. "Dann kann man die Bauern auch gleich auf den Feldern lassen und brauch sie nicht einziehen."

Aldron nickte. "Das wohl!"

GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.