Geschichten:Jadekrieger - Audienz beim Reichsgroßgeheimrat

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Reichsstadt Punin, Fürstentum Almada, Rondra 1042 BF:

Mit einem vielsagenden Lächeln verließ Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor das Audienzzimmer von Markgraf Rondrigan Paligan. Welch denkwürdiger Moment, den er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte besser ausmalen können.

Der Reichsgroßgeheimrat hatte ihn, Reto, für zwei äußerst delikate Missionen auserkoren. Doch warum ihn? Die Anwort lag auf der Hand. Das Haus Aimar-Gor hatte sich dem Wohle des Reiches verschrieben - "Das Reich zuerst!" - und rühmte sich, nicht in provinziellen Partikularinteressen verstrickt zu sein - was einfach war, wenn man de facto landlos und vom Wohle des Kaiserhauses abhängig war. Dennoch konnte man das Haus Aimar-Gor als wahrhaft reichstreu bezeichnen, hatten sie doch für ihre Treue zum Raulschen Reich nach dem Abfall Araniens alle dortigen Ämter und Würden verloren und dienten dem Kaiserhaus seit dem an unterschiedlichen Stellen – immer dort wo das Reich sie brauchte.

So war das schon seit Generationen und auch Reto machte da keine Ausnahme. Der Reichsvogt der Gerbaldsmark hatte beim Reichstag von Beilunk und den Verhandlungen von Mantrash'Mor seine Loyalität zu Reich und Kaiserin bewiesen, was auch Rondrigan Paligan nicht entgangen sein dürfte. Beide kannten sich schon seit frühster Jugend des Markgrafen, doch trübte ein dunkler Schatten das Verhältnis der beiden. Was genau geschah, das hatte Reto tief in seinem Inneren verdrängt. Er schaute stets nach vorne, nicht zurück.

Das Gespräch der beiden Männer war faktenorientiert, ohne viele Schnörkeleien – ja auch das konnte Reto wenn es darauf ankam – und doch schwang eine unergründliche Vertrautheit immer mit. Bei der Verabschiedung reichte der Kaiserinnengemahl Reto gar die Hand. Ein Zeichen, dass auch der Reichsgroßgeheimrat die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben schien. Das alleine war für Reto schon ein großer Erfolg.

Die Aufträge die Reto im Namen der Kaiserin ausführen sollte, hatten es in sich. Der erste war nach den erfolgreichen Verhandlungen von Matrash'Mor eigentlich folgerichtig: Reto sollte mit dem alanfanischen Gesandten Decius Paligan geheime Verhandlungen über die Kemi und Hôt-Alem führen. Wie Reto schon vermutet hatte, dürstete es dem Imperium danach ins Kemi-Reich einzumarschieren. Der pragmatischen Politik des Reichsgroßgeheimrats folgend, würde sich das Mittelreich dazu bereit erklären, sich aus diesem aufkommenden Konflikt herauszuhalten – doch dies hatte einen Preis. Reto sollte diesen nun verhandeln. Dabei sollte er eine mittelreichische Delegation nach seiner Wahl zusammenstellen.

Der zweite Auftrag war schon weitaus pikanter, denn ein Scheitern hätte nachhaltige Folgen für das Kaiserhaus, auch wenn es sich vordergründig um eine rein innere Angelegenheit des Hauses Paligan zu handeln schien. Es drehte sich um dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit und Erpressung in der Gegenwart – und dies alles betraf die höchsten Kreise.

Der Reichsgroßgeheimrat hatte Reto unmissverständlich klargemacht, was er von ihm erwartete. Die Verhandlungen mit Al'Anfa zu einem für das Reich positiven Abschluss zu bringen waren Pflicht; die Erpressung des Kaiserhauses hingegen die Kür. Sollte die gelingen, stünde der Markgraf von Perricum in Retos Schuld. Das war für wahr ein verzückender Gedanke, hegte das Haus Aimar-Gor doch auch weitreichende Ambitionen in Perricum ... .