Geschichten:Intrigenspielchen Teil 9

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Burg Leihenbutt


Leise schlich Simiona die dunklen Treppenstufen herab. Draußen war es bereits dunkel geworden, daher hatte sie eine Kerze auf dem Tablett, auf welchem sich noch ein paar Häppchen und eine Kanne heißen Tees befanden. Unten angekommen vergewisserte sie sich, dass niemand zugegen war, bevor sie dann weiter zum Krankenzimmer des Vogtes lief.

Leise klopfte sie an die Tür. Nachdem sie glaubte, ein schwaches „Herein.“ vernommen zu haben, betrat sie das Zimmer. Der Vogt lag in dem großen Gästebett, ein breiter Verband, der inzwischen wieder einen roten Fleck aufwies, umspannte seine Brust.

„Verzei’t die späte Störung, Udilbert, aber isch musste einfach wissen, wie es Eusch ge’t. `ier se`t, isch `abe Eusch noch eine kleine Stärkung zubereitet. Ein wenig Tee wird Eusch gut tun“, lächelte sie ihn freundlich an.

Der Vogt hüstelte und wollte sich aufrichten. Simiona stellte das Tablett hin und setzte sich zu ihm aufs Bett.

„Seid bitte vorsischtig, `ochgeboren. In Eurem Zustand dürft i’r Eusch nischt so anstrengen.“

Sie fühlte an seiner Stirn, er hatte deutliches Fieber. Sie goss ein wenig Tee in einen Becher und legte behutsam seinen Kopf auf ihren Schoss.

„’ier trinkt, es schenkt Eusch neue Kraft.“

Sie führte den Becher an seine Lippen und lies ihn trinken. Dabei streichelte sie ihm sanft durch das schüttere Haar.

„Euer Fieber ist schlimmer geworden. Wartet, isch werde sofort eure kalten Umschläge erneuern.“

„Nein... nicht... nicht weggehen, bitte!“ Die stockenden Worte des Vogtes waren kaum zu verstehen.

„Ganz ru`isch, Udilbert, isch bleibe ja bei Eusch solange i’r wollt.“

„Das... das verdammte Gift des Bolzens... verbrennt mir die Eingeweide.“

Simiona schluchzte: „Ja, isch weiß, es ist furschtbar. Wenn Nimmgalf diesen feigen Mörder nischt schon zu Boron geschickt `ätte, würde isch i`m raten, den Kerl für das was er getan `at ersäufen lassen.“

Der Vogt setzte ein gequältes Lächeln auf: „So bin ich für Euch also schon tot?“

„Aber nein, was redet i`r denn da? I`r werdet es schaffen, isch bin ganz sischer. Morgen oder spätestens übermorgen trifft ein `eilmagier aus Gareth ein. Der wird Eusch `elfen, vertraut mir. Aber bis da`in müsst i`r noch dursch`alten, versprescht i`r mir das?“ Sie sah dem Vogt tief in die Augen, tiefe Betroffenheit lag in ihrem Blick.

Nach einer Weile antwortete der Vogt: “Ich... ich fürchte, ich werde die Nacht nicht überleben.“

„Aber nein, nein. So etwas dürft i`r nischt sagen. I`r müsst leben, `ört i`r?“ Tränen liefen ihr über die Wangen.

Der ältere Mann blickte sie lange an: „Liegt Euch wirklich so viel an mir?“

„Schhht! I`r dürft nischt so viel reden. Aber es ist wa`r. Isch... isch vere`re Eusch se`r, Udilbert.“

„Aber... warum?“ „I’r seid so ein starker Mann. Selbst jetzt, da Euer Leben in Gefa`r ist, stra`lt I`r immer noch großen Stolz und Würde aus. I`r blickt dem Schicksal tapfer entgegen, egal was kommen mag. O` wie isch Eusch dafür bewundere. Isch weiß nischt, ob isch an Eurer statt genau so tapfer sein könnte.“ Ein neuer Schwall Tränen ergoss sich über ihr Gesicht.

Auch der Vogt bekam nun feuchte Augen. „Verehrte Comtessa, Ihr seid nicht nur wunderschön, Ihr seid zudem noch das liebevollste und einfühlsamste Geschöpf, das ich kenne. Seit meine Frau vor neun Götterläufen starb ohne mir einen Erben zu schenken, hab ich nicht mehr geglaubt, dass ich noch mal einen so wunderbaren Menschen wie sie treffen könnte.“ Er musste husten. Ein Fieberschub ließ ihn erzittern.

„I’r dürft Eusch nischt zu se’r anschtrengen, Udilbert. I’r solltet jetzt schlafen.“

„Nein... es ... es muss jetzt sein. Als Dank für Eure Hilfe... will ich Euch... noch eine Freude machen… solange ich es noch kann. So holt Tinte und ...Pergament und schreibt auf ...was ich diktiere.“

Simiona legte den Vogt sanft zurück auf das Kissen und tat wie ihr geheißen.

„Mein... letzter Wille...“ begann der Vogt, und die Comtessa schrieb und schrieb. Als sie alles notiert hatte, reichte sie ihm den Federkiel, und er unterschrieb das Testament mit letzter Kraft. Simiona nahm das Dokument an sich und streute Sand zum Trocknen darüber. Dann kniete sie sich ans Kopfende des Bettes und legte ihre Lippen an sein rechtes Ohr. „O’ Udilbert, Euer Großmut ist wa’r’aftig unübertroffen. Und isch weiß nischt, wie isch Eusch jemals dafür danken kann.“

„Eure… liebevolle Fürsorge... ist mir Dank... genug.“ stöhnte der Vogt sichtlich geschwächt, denn das Diktat hatte ihn seiner allerletzten Kräfte beraubt.

„Doch eine Sache kann isch noch für Eusch tun. Isch werde Eusch verraten, von wem der feige Mörder das Gift er’alten hat.“

„W...was? Wo...her?“ der Vogt lag im Sterben.

„ISCH gab es i`m!“

„Du... Du falsches... Mistst...“ Er bäumte sich noch einmal auf, und erneut raste ein Fieberschub durch seinen Leib. Dann brach sein Blick und sein Herz hörte auf zu schlagen. Vogt Udilbert von Hardt war tot.

„Tja, mein Lieber, Shurinknolle wirkt langsam, aber immer tödlisch. Meine Liebesschwüre mögen falsch gewesen sein, zu dumm nur, dass deine Unterschrift escht ist. Und weder weltlische noch magische Mittel werden jemals etwas anderes beweisen können.“ In ihren Worten lag beißender Spott. „Ups, es ist schon spät, isch muss disch nun leider verlassen und meinem lieben Mann die ach so traurige Nachrischt überbringen. Schlaf schön, .... für immer!“

Sie verließ das Zimmer des Vogtes und eilte mit dem Pergament die Treppen zum Schlafgemach hoch. Ein niederhöllisches Grinsen lag auf ihrem Gesicht.