Geschichten:In Waldstein nichts Neues Teil 2

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Waldstein, Baronie Tannwirk


Am Abend des 10 Efferd fiel leichter Nieselregen. Sechs berittene, dunkel gekleidete Gestalten nährten sich der alten zerfallenen Scheune eines seit lange verlassenem Bauerngutes, deren Tor halb offen stand. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont versunken und zwei von ihnen hatten daher ihre Fackeln entzündet.

„Ich hoffe, dein Informant hat Recht behalten und wir sind den ganzen Weg nicht umsonst geritten, Bomil. Ich könnte sehr ungemütlich werden, wenn sich die Sache hier als Scherz oder gar als Falle entpuppt.“ Rondrian, der recht groß gewachsene Mann mit der Augenklappe und Anführer der Männer, sah finster zu seinem Kumpanen, der rechts von ihm ritt, herüber.

„Nein…nein, keine Sorge. Efferdan hat mich noch nie verschaukelt. Wenn er sagt, dass hier ein großer Fisch wartet, von uns an Land gezogen zu werden, dann stimmt das auch. Wer ist er denn schon, dass er es wagen würde sich mit uns… ich meine natürlich mit DIR anzulegen, Boss?“

„Und um was genau es gehen soll, hat er dir nicht gesagt, hmmm?“

„Scheinbar wollte sein Kontaktmann noch keine genauen Informationen preisgeben. Nur, dass sein Auftraggeber nach ein paar zuverlässigen Leuten für spezielle, nicht ganz legale Aufträge suche. Und dass der Job gut bezahlt würde.“

„Ich will es hoffen… für DICH!“

Bomil, der angesprochene Handlanger musste schlucken. „A..aber Rondrian, ich wollte dich nur auf diese günstige Gelegenheit hinweisen. Was du daraus machst überlasse ich natürlich dir.“ Er machte eine Pause. “Gut…wir sind gleich an der besagen Scheune. Siehst du, dort drüben stehen bereits drei angepflockte Pferde. Scheinen recht edle Tiere zu sein.“

„Alle absitzen. Wir gehen rein, aber haltet die Augen offen. Gernot, du bleibst bei den Pferden. Und keine Mätzchen, klar? Sobald sich was Verdächtiges regt, gibst du Laut.“

Der Angesprochene nickte.

„Waffen ziehen. Ich will auf alles vorbereitet sein?“ Mehrfaches metallisches Scharren war zu hören, als Schwerter und Säbel aus ihren Scheiden gezogen wurden. Gemeinsam betaten die verbliebenen fünf Männer die Scheune.

Drinnen brannten zwar zwei Fackeln, doch die kleinen Lichtscheine waren bei weitem nicht ausreichend, um auch den hinteren Teil der Scheune auszuleuchten. Die fünf verwegenen aussehenden Gestalten schritten weiter voran. „Hallo? Ist da jemand?“ fragte der Anführer ins Ungewisse.

„I`r seid also gekommen. Gut. Se´r gut sogar.“

Rondrian und die anderen spähten ins Dunkel, doch sie konnten niemanden entdecken. „Wer seid Ihr? Zeigt euch. Ich pflege, stets meinen Geschäftspartnern ins Angesicht zu sehen.“

In diesem Moment wurden zwei weitere Fackeln entzündet und für einen kurzen Moment wurden die Männer geblendet. Langsam fiel ihr Blick auf zwei große, schwer bewaffnete und gut gerüstete Männer, und eine etwas kleinere in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt, aus deren hochgezogener Kapuze sich eine verdächtig aussehende blonde Strähne wand.

„Ach, wirklisch? Isch ebenso“, sagte die Gestalt mit offensichtlich weiblicher Stimme. "Aber auf dieses Vergnügen werdet I`r`eute einmal verzischten müssen. Doch es soll euer Schaden nischt sein, denn isch `abe einen Auftrag für eusch, sofern i`r meinen Erwartungen entsprescht.“

Rondrian runzelte die Stirn. „Soso. Was denn für Erwartungen?“

„Nun, euer berüchtigter Ruf ist Eusch zwar ein wenig vorausgeeilt, Rondrian Steinbrecher, aber isch würde misch gerne persönlisch davon überzeugen. `attet i`r etwas zu tun mit der Ermordung des Junkers von Schattenquell vor drei Jahren?“

Rondrian zog scharf die Luft ein. Schattenquell? Natürlich, dieses Muttersöhnchen auszuknipsen hatte ihnen eine fette Belohnung eingebracht. Damals arbeitete er noch zusammen mit den Rubinbrüdern, doch seit zwei Jahren führte er seine eigene Bande. Aber wie zum Namenlosen konnte diese Frau davon wissen? Und wer war sie überhaupt? „Ich sage nicht, dass ich was damit zu tun hatte, aber ich streite es auch nicht ab. Doch sagt mir eines: wer will das wissen?“

„Jemand, der von der Professionalität, mit der die Sache damals durchgefü`rt wurde, zumindest ein klein wenig beeindruckt ist. Reischt Eusch das?“ Rondrian blieb skeptisch und schwieg. Ihre Identität würde er wohl nicht erfahren. Zumindest nicht jetzt.

„Nun, wie auch immer“, fuhr die Frau, deren Gesicht immer noch verborgen war, fort. „I`r scheint mir geeignet, einen ä`nlischen Auftrag zu überne`men, wenn eurerseits Interesse beste`t.“

Rondrian wusste immer noch nicht, was er davon halten sollte. Diese Frau, aufgrund ihres Akzentes offenbar eine Horasierin, hatte irgendwas Undurchschaubares an sich und die beiden Bewaffneten sahen so aus, als ob sie ihr Handwerk verstünden. „Ihr meint also, wir sollen für Euch jemanden…. beseitigen?“

„I`r begreift schnell. C`est bon.“

Er atmete tief durch. Die Sache begann interessant, aber gleichzeitig auch recht heikel zu werden. „Und? Welches bedauerliches Licht sollen wir ausknipsen?“

„Die Gräfin von Waldstein!“

Für einen Moment herrschte absolute Stille. Sodann ertönte Rondrians raues Hohngelächter. Seine Kumpane fielen mit ein. "HUARHUARHUAR! Die Gräfin… HOHOHO! Das ist gut… HARHARHAR!“

„Zweitausend Golddukaten!“

Binnen weniger Herzschläge verebbte das Gelächter.

Rondrian glaubte, sich verhört zu haben. „Wie war das gerade?“

Die Frau, die die ganze Zeit tonlos geblieben war, fuhr fort:

„Das war kein Scherz! Zweitausend Golddukaten springen für eusch dabei raus. Zwei`undert gibt`s als Anza`lung, den Rest bei Erfolg.“

Sie warf ihm einen kleinen Beutel vor die Füße. Er gab einem seiner Männer mit einem Kopfnicken einen stummen Befehl. Dieser ging hin, öffnete den Beutel und griff hinein. Als er mit der Hand blinkende Goldstücke und Juwelen herausholte, wagte keiner von ihnen zu atmen. Auf Rondrians Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen. Auch seine Kameraden waren mucksmäuschenstill geworden. Diese Frau schien das, was sie sagte, ernst zu meinen. Erneut sog er tief die Luft ein. „Nur einmal angenommen, wir würden akzeptieren, wie sollten wir wohl an die Gräfin herankommen? Wir können ja wohl kaum in ihre Burg hineinspazieren und sie da abmurksen.“

„Nun, sie ist oft unterwegs. Sie aufzuspüren sollte eusch nischt allzu schwer fallen. I`re Begleiter dürft i`r ebenso niedermachen, oder am leben lassen und mitne`men, ganz wie es eusch gefällt. In genau einer Woche, treffen wir uns `ier wieder. Dann werde isch eusch bei Erfolg den Rest eures `onorars bringen.“

Rondrians Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen. Langsam fand er Gefallen an der Sache. „Aber die Gräfin… ihr wisst schon, sie ist eine Elfe. Was wenn sie…“

Die Frau griff in ihre Tasche und holte drei glänzende Scheiben befestigt an kleinen Kettchen hervor. Sie warf sie zu Rondrian herüber, der sie auffing.

„Diese drei Amulette schützen i`re Träger vor Magie. Sorg dafür, dass diejenigen deiner Leute, die sisch in die Nä`e der Elfe müssen, immer wenigstens eines davon tragen. Jedes von i`nen wirkt dreimal, sobald schädlische Magie gewirkt wird, danach ist die Zauberkraft erloschen.“

Rondrians Gedanken begannen zu rasen. Wenn er immer noch Zweifel hatte, ob die Fremde es ernst meinte, so waren sie gerade hinweggefegt worden. Jedes dieser Amulette für sich musste, sollte sie die Wahrheit sagen, bereits ein kleines Vermögen wert sein.

Nun wunderte ihn gar nichts mehr. Scheinbar hatte diese Frau an alles gedacht. Langsam siegte die Gier in ihm über seine Skepsis. „Nun gut. Wann sollen wir mit den Vorbereitungen für diesen Auftrag beginnen?"

„Gleisch morgen. Alles andere ist für eusch ab jetzt nebensäschlisch. Isch werde in genau einer Woche den vereinbarten Treffpunkt aufsuchen. Solltet i`r dort sein, läuft alles wie besprochen. Wenn nischt, `abt i`r ein Problem. Gibt es jetzt noch Fragen?“

Rondrian schüttelte den Kopf.

„Bien. Dann wäre ja alles geklärt. Wenn die ´erren misch jetzt entschuldigen würden?“ Sie gab ihren beiden Wachen einen Wink, und gemeinsam verließen sie die Scheune.

Rondrian sah ihnen nach und wartete noch, bis er Hufgetrampel vernahm, welches sich dann langsam entfernte. Bomil trat an ihn heran: “Meinst Du nicht, dass so ne Sache eine Nummer zu groß für uns sein könnte, Boss?“

Rondrian warf ihm einen halb strengen halb verächtlichen Blick zu. „Begreifst du überhaupt, dass dies endlich die Chance ist, auf die wir schon immer gewartet haben? Kannst du dir auch nur annährend vorstellen, was zweitausend Dukaten für uns bedeuten?“ Er schnappte sich den Beutel, griff hinein und hielt ihm eine Handvoll Goldstücke unter die Nase. „Wir setzen uns nach Andergast ab. Dort könnten wir alles haben, uns alle Wünsche erfüllen, einfach… Wir ziehen die Sache durch, klar? Und nichts wird uns davon abhalten. Endlich ist das Glück mal auf unserer Seite.“

Sie warfen die Dukaten übermütig immer wieder in die Luft und genossen lachend den prasselnden Goldregen.