Geschichten:Hinter mächtigen Mauern - Des Strategen Strategin

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"... aber insgesamt werden sie besser. Einer von den Bergwilden wurde sogar ordentlich vertrimmt!" Mit sichtlichem Stolz berichtete Weibelin Lohgerber vom Abschneiden 'ihrer Jungs und Mädels' bei einem für diese überraschenden Übungsgefecht im Fehdehaag. Leodane, die Dienstherrin der Veteranin, schmunzelte. Es war ihre Idee gewesen die mit vollem Marschgepäck und den schweren Holzstangen bepackten Rekruten der matlakurer Landwehr von einigen Trollbergern vorab prüfen zu lassen, die mit lauten Horntuten und Balgpfeifen im dunkelsten Teil des Waldes über sie hergefallen waren. Nicht gerade dämonisch, aber Klanglich sicherlich schon nahe dran.

Gerade überlegte sie versonnen, ob sie wohl schon wagen konnte, ein Übungsgefecht gegen Reiter des Edlen von Peirrish durchführen zu lassen, da hörte sie Tumult im Hof. Behende stand sie auf und linste durch die im sanften Wind bauschenden Seidenvorhänge. Als sie den Rappen ihres Gemahls erkannte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. "Helmlind, berichte später weiter. Sieh lieber zu, dass dein Haufen wieder halbwegs präsentabel aussieht - der Junker ist da. Er wird das aufgebot sicherlich inspizieren wollen..."

Zackig salutierte die Soldatin im besten Wehrheimstil und machte sich dann davon.

* * *

Spät am Abend lagen die Eheleute im gemeinsamen Bett aber schliefen noch nicht. Während sie sich in seinen Arm schmiegte, resümierte er, was ihm an der Vorstellung seiner Landwehr gefallen hatte und was weniger. Wie so oft war die Liste der Verbesserungswünsche recht lang und brachte Leodane insgeheim beim einen oder anderen Punkt zum Seufzen. Immerhin waren es nur Bauern, die sie zum Dienst an der Waffe getrieben hatte. Aber ihr Gatte war eben Perfektionist.

"Ich war gestern noch auf dem Marschenhof", bemerkte sie beiläufig, um endlich das Thema zu wechseln. "Offensichtlich hat es eine Ratssitzung gegeben in Perricum. Dein Name fiel auch. Scheinbar ist man willens, irgendwelche Ablösen nach Khunchomer Kodex zu fordern für die Söldner, die du in Dienst pressen läßt." Aldrons gelöste Laune war sofort wie weggeblasen. Dann grollte er: "Diesen Pfeffersäcken ist wohl der Geldbeutel auf den Fuß gefallen, das wohl! Ich möchte mal wissen, wie sie dazu kommen." Leodane räusperte sich. "Nunja, Marbert erzählt, dass er mit den Leuten Deromirs und zwei soldaten aus Perlenblick in Sabadonn Söldner kontrolliert."

Aldron schnaubte. "Ja, zwielichtiges Volk, nicht besser als Fahrende, nur schwer bewaffnet. Durch die großen Töne, die der Rat spuckt, fühlt sich viel Geschmeiß angezogen. Mir ist einerlei, wenn sie ihr Gold dafür verschwenden wollen, ich will nur so gut es geht den Eindruck vermeiden, sie könnten sich alles erlauben und kaufen." - "Und du läßt sie nicht pressen?" Aldron schüttelte den Kopf. "Dafür habe ich zu wenig Gold zur Verfügung. Sie sollen schwören, sich nicht gegen die Götter zu stellen oder die Waffen gegen Vasallen der Kaiserin zu erheben. Alles unter den Augen der Geweihtenschaft, damit es auch wirkt. Wenn nicht, sind es wohl mit Fug und Recht Aufrührer oder sogar Schergen der Heptarchen." Leodane dachte mit geschlossenen Augen eine Weile nach. Dann fragte sie: "Und das mit dem Kodex kann auch nicht zurückfallen auf dich oder seine Erlaucht?" Unwilliges Schnauben war die Antwort. "Ich habe das Ganze vorab mit Hochgeboren Efferdane diskutiert. Wenn das nicht rechtlich profund ist, dann gibt es nichts, was es sein könnte. Der Kunchomer Kodex übrigens ist eine Art Muster- und Vorschlagssammlung für Söldnerkontrakte, die mal bei den Tulamiden zusammengetragen wurde und mitnichten Reichsrecht. Das weißt du auch." Leodane seufzte. Er hatte sie erwischt. "Ich war mir nicht ganz sicher. Nach dem, was ich gehört habe, ist der Rat recht selbstbewußt. Vor allem natürlich Wallgrîn - aber diese Söldnersache stammt wohl von Yargunde von Barun-Bari." "Bei den Göttern, eine Söldnerhure ist glücklicherweise noch kein Maßstab für die Geschicke des Reiches. Wenn sie mit dem Khunchomer Kodex rumfuchteln will, dann soll sie das bei den söldnern tun, die sie tatsächlich unter Vertrag hat. Da greifen seine Bestimmungen - zumindest, wenn ein Vertrag unter gerichtsfähigen Partnern geschlossen wurde. Dafür müßten diese Streuner aber erstmal sesshaft werden, um als Freie durchzugehen. Und Zehnt entrichten."

Leodane nickte und ließ ihrem Mann erstmal etwas Ruhe, um ihn nicht zu sehr gegen sich aufzubringen. Einige Zeit brütete er still vor sich hin. Als er begann, sie geistesabwesend sanft zu streicheln, wartete sie noch einen Augenblick, bevor sie ein anderes heikles Thema anschnitt. "Hast du dir eigentlich schon Gedanken gemacht zu den Addenda zur Tagesordnung des großen Kabinetts? Zum Beispiel zum Wiederaufbau der Rabenbrücke, den der Hartsteener fordert? Es würde den Rittern des Grafen vielleicht die ärgste Not lindern..." Aldron seufzte schwer. "Es wundert mich, dass du nicht besser mit meinem Bruder auskommst. Brückenzölle, Warenverkehr - das ist sein Metier." Leodane zuckte einmal mit der obenliegenden Schulter. "Sicher. Aber es wird verhandelt werden. Du könntest Anhänger gewinnen, wenn du dich entsprechend für die eine oder andere Sache stark machst. Ich glaube nicht, dass du gut damit fährst, unter zum Beispiel einem Streitzig zu dienen." Erneut seufzte Aldron schwer. Dann gab er partiell nach. "Also gut. Das mit der Brücke klingt soweit ganz vernünftig. Die brauchen wir ohnehin für den Nachschub und die Anbindung an Rommilys und die nördlichen Zacken. Aber ich habe jetzt nicht die Muße, mich um jedes Klein-Klein an fremden Befindlichkeiten zu kümmern, das wohl! Wenn du es für nötig befindest, dann hör dich für mich um und informier mich auf der Reise nach Grambusch."

Leodane schmunzelte, runzelte dann aber die Stirn. "Was bewegt dich eigentlich so schwer? An irgendwas brütest du doch herum. Immer noch Perricum?" - "Ja. Ich bin von Thannfest über Rabicum gekommen. Der Seneschall war bei Maia. Und offensichtlich hat er sich mit meinem Oberst in der Stadt zusammengerottet. Es braut sich was zusammen." Leodane hob den Kopf und musterte ihren Gatten im Dunkeln vergeblich. "Meinst du, sie versuchen einen Handstreich?" Recht zügig und überzeugt erwiderte Aldron. "Nein. Ich habe Wallbrord befohlen, sich ruhig zu verhalten. Daran wird er sich halten - aber bei Weidenern und Nordmärkern weiß man nie, was kommt. Ich muss in die Stadt. Am besten breche ich morgen früh auf."

Leodane reckte sich etwas, gab ihm einen Kuss und zog sich dann von ihm zurück. "Dann solltest du jetzt schlafen, um ausgeruht im Sattel zu sitzen. Gute Nacht."

Ein herzhaftes Gähnen leitete die Antwort ein. "Das wohl. Schlaf auch gut."

* * *

Nicht lange, nachdem am nächsten Morgen der Tross des Heermeisters Richtung Reichsstraße aufgebrochen war, folgte ihm ein zweiter, kleinerer Trupp um seine Gattin, die nur mit einer Dienerin und leichter Bedeckung aufbrach, ihre eigenen Geschäfte voranzutreiben. Zufrieden dachte sie dabei daran, dass sie inzwischen tatsächlich seinen Segen dazu hatte.


GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.