Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 4

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Dramatis personae:


Wegfeld, Leihenbutt, 11. Rondra 1032

Sie waren bislang zügig vorangekommen. Doch war der Heerzug gleich zu Beginn von einem Unglück überschattet worden, denn bei der Überquerung der Raller hatte das Pferd eines jungen Ritters aus unerfindlichen Gründen gescheut und seinen Reiter abgeworfen. Dieser war so unglücklich in den Fluss gestürzt, der zu dieser Jahreszeit auch noch recht stark angeschwollen war, dass er behindert durch seine schwere Rüstung nicht wieder an die Oberfläche gekommen war und fortgerissen wurde. Erst nach etwa einer Stunde Suche konnte nur noch die Leiche des Mannes geborgen werden. Nimmgalf hatte dieses Ereignis zu denken gegeben. Er hatte schon häufiger die Befehlsgewalt über größere Truppenverbände gehabt, wenn auch nicht von diesen Ausmaßen. Doch war es ein jedes mal wieder schwer damit klarzukommen, dass unter seinem Kommando Menschen ihr Leben lassen mussten. Wenn dies auch noch unter solch unglücklichen Umständen geschah, war das nichts was man leichtfertig abtun konnte. Daher war der Baron auch die meiste Zeit in Gedanken versunken, und überlies die profaneren Dinge des Zuges seiner Stellvertreterin Tsaiane von Talbach.

Nach etwa einem Tag hatte man die Grenze von Rallerspfort nach Leihenbutt erreicht. Späher hatten schon berichtet, dass die Grenzposten verlassen waren. Dies war kein gutes Zeichen. Simiona hatte ihre Schergen mit Sicherheit gewarnt und irgendwo einen Hinterhalt vorbereitet. Nun, sie würden schon damit fertig werden, schließlich war er ein erfahrener Heerführer und hatte größtenteils gut ausgebildete Kämpen unter seinem Kommando.

Mehr zu schaffen machen ihnen stattdessen die frischen Ruinen der Gehöfte, an denen sie vorbeikamen und von denen noch Rauch aufstieg. Simiona hatte scheinbar vor, ihrem Ex-Gemahl und seinen Verbündeten nur verbrannte Erde zu hinterlassen.

Am 12. Rondra kam der Heerzug dann in Reichweite von Wegfeld, einem kleinen Weiler am Rande des Reichsforstes. Die Späher des Edlen von Keres hatten berichtet, dass vor dem Dorf ein gewaltiger Wachturm errichtet worden war, auf dem sie sogar Geschütze ausgemacht hatten – wo auch immer die Verräterin so was herhatte. Auch im Dorf selber seien deutlich Söldnertruppen zu sehen gewesen, die weit über die übliche Mannstärke und Ausrüstungsgrad von Dorfmiliz hinaus ging.

Der Baron war sich sicher, dass Simiona hier erstmalig versuchen würde sie aufzuhalten. Der Ort war nicht schlecht gewählt: im Westen des Dorfes war der Reichsforst, im Osten recht unwegsame Hügellande, die das Vorankommen eines Heerzuges deutlich verlangsamen könnten und anfälliger für schnelle Reitereiangriffe machen würde.

Andererseits hätten sie hier die Möglichkeit einen guten Teil von Simionas Truppen auf einen Schlag auszuschalten. Diese Chance wollte der Baron sich nicht entgehen lassen.

Als das Dorf in Sichtweite kam, befahl Nimmgalf die Formation aufzufächern. Die Waldsteiner Truppen befanden sich im Westen nahe des Reichsforstes, die Ordenstruppen und Freiwilligen sowie die Mersinger Ritter im Osten, während die Reichsforster Liga das Zentrum der Schlachtreihe stellte.

Ihr Aufmarsch war nicht unbemerkt geblieben. Hinter den Dorfpalisaden war hektische Betriebsamkeit zu erkennen. Schließlich öffnete sich das Tor und mehrere Banner Söldner nahmen vor der Palisade Aufstellung. Nimmgalf erkannte sogar eine größere Einheit, die die Standarte der verräterischen Drachengarde hochhielt und sich gegenüber den Truppen vom Zornesorden aufbaute. Möglicherweise ein Trick zur Einschüchterung, doch Simiona war alles zuzutrauen.

Bereits nach den Späherberichten von Keres war allen klar, dass der Wachturm eine Schlüsselposition für den Schlachtverlauf darstellen würde. Ihn einzunehmen hatte demnach einen hohen Stellenwert. Diese Aufgabe hatte der Uslenrieder Baron übernommen – seine Söldner wären sicher dazu imstande den Turm zu befreien.

Mit den Rittern der Reichsforster Liga und Teilen der Waldsteiner Ritterschaft würde Nimmgalf versuchen, einen Keil zwischen die Söldnerreihen zu treiben, die leichte Reiterei und die Infanterie würden sich dann um die Reste kümmern. Als erfahrener Stratege wusste Nimmgalf, dass ein breitgefächerter Angriff von schweren Schlachtreitern in einer Feldschlacht durch nichts aufzuwiegen war, da sie die leichter gepanzerte Infanterie einfach niederreiten könnten. So war er fest entschlossen, die schwere Kavallerieattacke persönlich anzuführen, um den Gegner gleich zu Beginn in großen Teilen zu vernichten, oder zumindest stark zu demoralisieren. Dafür hatte er jahrelang Manöver abgehalten und die beinahe 50 Ritter der Reichsforster Liga an den schweren Kriegslanzen ausgebildet. Schwierigkeiten würden ihnen allerdings die Bogenschützen hinter den Dorfmauern machen. Deswegen war es wichtig, das Tor möglichst rasch einzunehmen, damit Infanterietruppen vorrücken könnten, um den Bognern den Garaus zu machen.

Doch was war das? Die niederträchtigen Schergen der Verräterin trieben tatsächlich in einem Halbrund ein paar Dutzend Dorfbewohner vor sich her, darunter auch Alte, schwangere Frauen und Kinder. Offensichtlich wollten sie die Menschen als lebenden Schutzschild benutzen, und die Verbündeten so von einem Kavallerieangriff abhalten, der auf die Art sicherlich viele unschuldige Opfer zur Folge hätte.

Nimmgalf überlegte kurz, ob es vielleicht eine andere Möglichkeit gäbe, entschied dann aber schweren Herzens, dass er in dieser Schlacht nicht auf seine Hauptangriffswaffe verzichten könnte. So weh es ihm auch in der Seele tat, auf die Dorfbewohner konnte er keine Rücksicht nehmen. Er hoffte nur, dass sich ein guter Teil vor den anstürmenden Streitrössern in Sicherheit begeben könnte. Krieg war grausam, und gerade gegen einen Feind wie diesen musste man mit dem Schlimmsten und geradezu menschenverachtenden Maßnahmen rechnen.

Nach seinem Ermessen und den Späherberichten zufolge betrug ihre zahlenmäßige Überlegenheit etwa zwei zu eins, die Dorfbewohner nicht mitgerechnet. Nominell hatten sie damit recht gute Aussichten auf Erfolg. Jedoch wusste er genau, dass Simona arglistig war. Daher befahl er, dass sich der klerikale Teil der Bannstrahler geschützt von der waldsteiner Grafengarde zunächst zurückhalten sollte, um besser auf eventuelle Winkelzüge des Feindes reagieren zu können. Somit sollte die Hauptwucht auf der rechten Flanke von den restlichen Bannstrahlern, den Mersingern und den Rittern des Heiligen Zornes getragen werden. Für die Freiwilligen, darunter auch ein paar Magier, hatte er eine besondere Aufgabe: sie sollten sich im Laufe der Schlacht um das Öffnen des Dorftores kümmern und außerdem versuchen, so viele Dorfbewohner wie möglich zu retten.

Als alle Aufgaben verteilt waren, und alle Einheiten ihre Aufstellung bezogen hatten, gab Nimmgalf den Befehl zum Angriff.


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11. Ron 1032 BF
Die Schlacht bei Wegfeld
Über die Grenze


Kapitel 5

Angriff der Reichsforster Liga
Autor: IBa