Geschichten:Gut Werkzeug - halbe Arbeit - Ein unmoralisches Angebot

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Mitte Phex, eine gute Woche nach den Vorfällen auf Burg Reinherz, erschien eine junge Frau in Nymphenhall. Sie trug einfache, aber saubere Kleidung, hatte ihr blondes Haar zu einer ansehnlichen Frisur gebunden und lächelte jeden mit einem entzückenden Lächeln an. Zum Herrn Baron wolle sie, sagte sie jedem, zu Seiner Hochgeboren, zu Herrn Malepartus von Helburg. Es gehe um ein diskretes Geschäft, man wisse schon ...

Malepartus saß in seinem Arbeitszimmer, an einem mit Pergamenten überhäuften Tisch. Zu seiner Rechten saß die Vögtin Magnata von Helburg, offensichtlich wurden gerade anstehende Gerichtsverhandlungen besprochen. An der linken Seite des Tisches lag ein riesiger, sabbernder und faltiger Hund auf dem Boden, einer der Helburger Bluthunde, und schaute aus blutunterlaufenden Augen den Ankömmling gelangweilt an.

Misstrauisch betrachtete die Vögtin die junge Frau, und schickte sich an, ihr das Schreiben abzunehmen, um dann erbost festzustellen, dass die Botin sich durchaus nicht einschüchtern ließ und wünschte, den Baron allein zu sprechen.

Mit einem Wink – »Lasst uns allein!« – schickte der Baron die überraschte Vögtin vor die Tür. [lautes Türenschlagen]

Dann bat Seine Hochgeboren die junge Dame galant, sie möchte doch näher treten. Die Frau übergab dem Baron ein kleines Pergament, auf dem zu lesen stand: ›Hochgeboren! 100 Goldstücke ist es uns wert, wenn Ihr dem eingekerkerten Herrn Gerding von Plötzbogen ein Briefchen übermittelt, das er, und nur er, zu lesen bekommt. Ihr selbst dürft es auch lesen.‹ Keine Unterschrift, kein Siegel.

Zweimal las Malepartus die Zeilen auf dem Pergament, schüttelte ungläubig den Kopf und konnte doch ein gewisses Glänzen in den Augen nicht verbergen.

»Schön, schön, warum nur soll ich Euch trauen?«, fragte Malepartus freundlich seinen Gast.

»Ich bin nur eine Gesandte, Ihr mögt das Angebot annehmen oder auch nicht.«

»Und wer sendet Euch, mit einer solch delikaten Mission?«, der Baron hatte nun einen leicht gereizten Tonfall.

»Darüber werde ich kein Wort verlieren, ich bringe euch das Gold morgen, solltet ihr dem Handel einwilligen.«

»Eine nette Summe, ich riskiere allerdings viel, ich möchte wissen worum es geht, bevor ich mich von einem Gehörnten in die Hölle reiten lasse!«

Erwartungsvoll streckt der Baron die Hand aus, und nach einem kurzem Zögern, übergibt ihm die junge Dame ein weiteres Briefchen. Es war sehr klein - darauf stand winzig geschrieben: ›Plötzbogen! Was andere Euch garantieren, garantiere ich nicht: Handelt wie ein Ehrenmann und setzt Eurem Leben sofort ein Ende. Travide und Olgert werden es Euch danken sowie alles Gesinde auf Eurem Gut. Esst diesen Zettel.‹

Der Gesichtausdruck des Herrn Barons war für einen Augenblick schwer zu beschreiben, doch in seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern.

»120 Dukaten Garether Prägung und ich liefere ihm auch noch den passenden Strick!«

Nun schien die junge Dame ein wenig überrascht: »Das ist sehr viel Gold, für einen Postdienst! Aber: einverstanden.«

»Nun, Ihr verlangt ja auch nicht gerade wenig! Es ist meine Person, deren Ansehen wieder in Mitleidenschaft gezogen wird. Wo wir es eh nicht leicht haben mit dem neuen Grafen.« Er murmeltes hinzu: »... es hätten ruhig noch zwei Morde mehr sein können, hmmhmm!« Er raffte sich: »Nehmt es als einen vergoldeten Freundschaftsdienst, bei dieser Summe! Bringt mir morgen das Gold, und er wird umgehend den Brief erhalten.«

Bei diesen Worten war der Herr Baron aufgestanden, schritt zum Kamin und warf das erste Schreiben in die Glut, wo es in einer Stichflamme verkokelte.

Ohne sich umzudrehen: »Ihr könnt gehen!« 

Draußen im Gang wartete die Vögtin wie ein lauernder Rabe, mit finsteren Blick musterte sie die junge Dame, bevor sie ins Arbeitszimmer zurück ging.