Geschichten:Godix - Kapitel VI

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Am Ufer der Natter im Herbst 1032 BF

Ich traf Godix noch ein weiteres Mal, an den Ufern des Oberhartwaldes, irgendwann nach der Krönung der Kaiserin. Seit jenem Ereignis bei den Zwillingen hatte mich der nagende Zweifel nie mehr ganz losgelassen. Ich hatte mich tiefer und tiefer in die alten Trollsiegel versenkt und hatte ein paar Jahre zuvor eine Erschütterung in dem alten Netz - Helmine würde es "geomantisch" nennen - verspürt. Deshalb hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, die mir bekannten Siegel abzulaufen und zu überprüfen.

Und so war ich gerade auf dem Weg von Oberhartsteen zur Rabenbrücke und hatte im Oberhartwald mein Nachtlager aufgeschlagen. Ich hatte mir ein wärmendes Feuerchen gemacht und verzehrte diesen leckeren Oberhartsteener Weichkäse, den Du nur in Ennetbrück kriegst. Der riecht so stark, damit vertreibt man alle hungrigen wilden Tiere.

Naja, jedenfalls biss ich also herzhaft ab, ich weiß es noch wie heute, denn noch nie hatte ich zu unpassenderer Zeit den Mund voll, da hörte ich seine Stimme hinter mir: "Meister Gjaros, darf ich mich an Eurem Feuer wärmen?" Ich konnte nur nicken und auf ein Plätzchen mir gegenüber deuten, während ich hastig den Käse runterzuschlucken suchte, um dem Erzmeister eine angemessene Begrüßung zukommen zu lassen.

Aber er wartete nicht, sondern fuhr beim Hinsetzen direkt fort: "Was treibt Dich so weit fort vom Schratenhain um? Ich habe gehört, dass Du viel reist. Muss ich mir Sorgen machen?"

Wieder ertrank ich in seinem Blick und die Stimme schien den Herbstwald um uns herum auszublenden. "Erzmeister Godix, welch eine Ehre. Ich zumindest sorge mich sehr. Irgendetwas erodiert das alte Netz der Trolle, gebaut aus den Steinen, die wir zu bewachen geschworen haben."

"Ich teile Deine Sorge. Sag mir, Gjaros, von welchen Steinen redest du?", er war so freundlich wie ein Beichtvater. Und da ich - nach Helmines Tod - endlich jemand gefunden hatte, mit dem ich über all das reden konnte, sprudelte es nur so aus mir heraus.

Ich erzählte ihm von dem Siegelstein in Bogenbrück, dem in Oberhartsteen und auch jenem in Feidewald. Ich berichtete ihm von der Rabenbrücke, die ich in den letzten Jahren immer häufiger besucht hatte, da sich bei ihr das Band besonders zu schwächen schien.

Und er hörte mir zu und ermutigte mich, stellte die rechten Fragen und ich fühlte, als würde die nun mit dem Erzmeister geteilte Last viel leichter werden. Wie es der Zufall - ich dachte zumindest zu der Zeit, es wäre Zufall - so wollte, war Godix ebenfalls ebenso besorgt gerade von der Rabenbrücke gekommen, denn er hatte in den letzten Jahren ähnliches entdeckt und erlebt.


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Texte der Hauptreihe:
Herbst 1032 BF
Kapitel VI
Kapitel V


Kapitel 6

Kapitel VII
Autor: VolkoV