Geschichten:Fremd in der Heimat - Teil 21

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Der Weg war einfach zu laufen, die Straße gut ausgebaut. Sehr gut sogar, befand Hartor, denn eigentlich sind doch nur die wirklich wichtigen wie die Reichsstraßen gepflastert. Und diese hier, so viel konnte er dann doch einschätzen, gehörte nicht dazu. Aber, ja, er dachte schon wieder in der falschen Zeit. Offensichtlich schien der Fortschritt und Wohlstand bis in die abgelegeneren Gegenden vorgedrungen zu sein. Er war gespannt auf das, was er noch alles sehen würde, denn in der Tat hatte er in den vergangenen vier Monden kaum Gelegenheit bekommen, sich mit jemandem über diese Dinge zu unterhalten.
Frohgemut schritt er aus, direkt beschwingt summte er eine kleine Melodie, deren Text ihm dummerweise nicht einfallen wollte. Vielleicht war das auch gar nicht so schlecht, denn ein laut singender Wandersmann in der Mitte der Nacht wäre womöglich noch jemandem aufgefallen. Nach dem Ablauf von etwa drei Stundengläsern sah er etwas abseits der Straße einen kleinen Weiher liegen. Ein kurzer Blick auf den Gang des Madamals versicherte ihn der Möglichkeit, eine kurze Rast einzulegen. Es war eine laue Sommernacht, also suchte er sich einen lauschigen Platz, machte es sich bequem und ließ seinen Blick schweifen. ‚Seltsam’, wunderte er sich, ‚kein Haus, kein Zaun, kein Feld zu sehen.’ Überhaupt war er schon seit langer Zeit, von der Straße einmal abgesehen, an keinem Anzeichen von Menschen vorbeigekommen. Dabei schien ihm dieser Platz geradezu ideal für eine Siedlung zu sein. Dort nach Praios und Rahja erhob sich in einiger Entfernung der dunkle Schemen des Waldes, hier lag dieser Weiher, und wenn er den Blick nach Efferd wandte, konnte er in der Ferne die Ausläufer der Berge erahnen. Irgendwo dort mussten die Zwerge wohnen, gewohnt haben, die sich öfter in der Stadt hatten sehen lassen. Und rings umher lag flaches Land dazwischen. Vor seinen Augen entstand hier ihre Siedlung; dies war der Platz, um den er den Baron bitten würde.
Er sprang auf, schüttelte die Feuchtigkeit aus der Kleidung und machte sich wieder auf den Weg. Den Rest der Strecke legte er genauso zügig wie problemlos zurück, so dass er mit Tagesanbruch Hahnendorf erreichte.
Hartor war einigermaßen erstaunt, als er sah, wie groß die Stadt war. Im Vergleich dazu war Fremmelshof, wie er es kannte, doch sehr klein. Gerade wurde das Tor geöffnet und die ersten Bauern zogen ihre Karren hinein. Sehr intensiv schienen sie nicht kontrolliert zu werden, sie hielten nicht einmal an. Dies und das aufstrahlende Praioslicht machten Hartor Mut und er näherte sich dem Tor.