Geschichten:Frühlingssturm - Zweifel am Heermeister

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Am Rande der Besprechung am anderen Ende des Raumes entgegen den Bannstrahlern standen im Halbschatten der Räumlichkeiten die beiden Ritter des Golgaritenordens.

Mit stoischer Ruhe hatten die beiden den Ausführungen des Marschalls gelauscht und sie so auch hingenommen. Sie waren beide keine Strategen, auch wenn Ritterin Praionna in früheren Jahren oftmals mit dem Gedanken gespielt hatte und sie sogar kurz vor dem Amt des Komturs Garetiens stand, zudem auch militärisches Geschick in der Planung gehört hätte.

Nur selten ließen sie sich zu ein paar Worten hinreißen. Im Halbschatten waren die Bewegungen ihrer Münder sowieso nicht zu erkennen. „Schwester, habt ihr den Boten geschickt?“ murmelte der alte Golgarit ins Ohr der nicht viel jüngeren Ritterin. „Ja, mein Bruder! Ich denke sie dürften nun unterwegs sein!“ Mit einem leichten Nicken quittierte er diese Antwort, den Worte brauchte es ob dieser Antwort nicht. Nach einer Weile und weiteren Unterredungen und dem Einwurf des Mersingers, flüsterte Praionna nun dem alten Haudegen etwas ins Ohr: „Das ist der Bruder des Großkomturs! Der Führer der regulären Verbände in der Mark!“

Mit einer überrascht hochgezogenen Augenbraue musterte Thurbold den Lebemann kurz. Bestürzt schüttelte er den Kopf und begann vor sich hin zu sinnieren: ... und ich dachte, ich hätte dich gelehrt, dass man sich nicht von irgend einer Familientradition leiten lassen darf, junger Gernot ...

Mit einen Stirnrunzeln und einem leichten Kopfschütteln nahm Wallbrord die Ausführungen Welferts zur Kenntnis. Kein Wunder, daß die Befriedung der Rabenmark nicht recht vorankam, wenn man sie einem eitlen Laffen überließ, dessen einzige 'Leistung' darin bestand, eng mit dem Markgrafen verwandt zu sein. Militärischer Sachverstand schien bei der Ernennung Welferts zum markgräflichen Heermeister jedenfalls keine Rolle gespielt zu haben. Am liebsten hätte er diesen Möchtegernfeldherrn hier und jetzt vor aller Auge zusammengestaucht, doch war ein Eklat das letzte, was diese Versammlung brauchte. Daher zwang sich der einstige Marschall zu Ruhe und antwortete nur lapidar, wenn auch mit einer gewissen Gereiztheit in der Stimme: "Hier geht es nicht darum, was ich will oder was standesgemäß ist, Hochgeboren, hier geht es einzig und allein um militärische Notwendigkeiten, die in dieser Situation für mich Vorrang haben."

Welfert wandte nur leicht den Kopf, und betrachtete den Vellberger Baron aus engen Augschlitzen. Wiewohl er nicht allzu weit von hier geboren wurde und um die Schwierigkeiten des Terrains wusste, war er immer noch nicht gewillt, den weiten Weg zu Fuß zurückzulegen. Ein Blick in die Runde sagte ihm aber, dass er nur auf wenig Unterstützung bei seinen Standesgenossen hoffen konnte. Mit einem Anflug von Wehleidigkeit dachte er an die schweren Kettenglieder, die seinen Leib schützen, und sollte Efferd gar seine Schleusen öffnen, würde dies ein einziger Alptraum werden. Trotzig erwiderte er jedoch: „Es wäre nicht das erste militärische Unternehmen, das von den Widrigkeiten des Krieges erfasst würde. Eine überraschende Kavallerieeinheit des Feindes könnte alle Pläne zu Nichte machen und einen Rückzug zu einem Desaster werden lassen.“

Leicht amüsiert besah Welfert gemächlich die ordengeschmückte Brust des ehemaligen Marschalls, ehe er diesem wieder in die Augen sah. „Wollen wir hoffen, dass die Späher ihr Handwerk verstehen und der Feind keine Überraschung für die Unsrigen bereithält. Aber dann vermag Euer Hochgeboren ob seiner großen Erfahrung bestimmt eine Lösung auftun.“ Ein sanftes Lächeln umspielte Welferts Züge, als er aus den Augenwinkeln der unsicheren Blicke einiger Anwesender gewahr wurde und Wallbrord daraufhin freundlich zunickte.

Wallbrord zwang sich verbissen zu äußerer Ruhe, auch wenn ihm dies sichtlich schwerfiel, groß, sehr groß war der Drang, diesen Hundsfott hier und jetzt zum Duell zu fordern. "So mich seine Hochgeboren Aldron bittet, werde ich gerne meine Erfahrung einbringen, um eine Lösung für dieses Problem zu finden, schließlich ist er und nicht ich der Befehliger unseres geplanten Unternehmens. Davon ab: Sollte der Feind tatsächlich so töricht sein, uns in den Bergen mit Reitern anzugreifen - um so besser! Dann brauchen wir nur ein paar Pikeniere oder meinethalben auch einige Hellebardiere an die Spitze unseres Zuges zu beordern und es hat sich ausgeritten. Kavallerie braucht nämlich, ihr habt gewiß schon davon gehört", nun war es am Vellberger, eine Spitze zu verteilen, "ein breites offenes Gelände, um optimal zur Wirkung zu kommen. Greift sie jedoch auf ebenso engem wie unwegsamen Terrain, etwa einer Paßstraße an, braucht es nur ein paar beherzte Infanteristen und Schützen, um selbst ein ganzes Banner Reiterei aufzuhalten, falls die Reiter ihre Tiere nicht gleich selbst zum stürzen bringen."

Lediglich Welferts linke Augenbraue zog sich kraus, als er sich an der aufgestauten Wut Wallbrords erfreute. „Wie Ihr richtig vermutet, bin ich mit den Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Waffengattungen vertraut. Ich bezog mich auch auf mögliche Hinterhalte, denen zu entgehen ein Reiter leichter in Stande ist. Aber wenn Ihr derart gut vertraut seid mit dem Gelände, dass Ihr gewiss seid, dass sich auf unserem Weg keine solche Stelle findet, habt Ihr meine Bedenken zerstreut. Darüber hinaus seid bedankt für diese kleine Exkursion in das Kriegswesen. Auch ich ereifere mich gerne bei diesem Thema.“

Gelassen und ohne eine Spur des Spottes lagen Welferts braune Augen auf seinem Gegenüber und milderten mit seinem entwaffnenden Lächeln seine überheblichen Worte. Aufmunternd nickte er sodann Aldron zu, auf das er fortfahren könne, seine Pläne zu erläutern, seine Gedanken kreisten aber weiter um den Baron zu Vellberg. Dieser aufgeblasene Pfau wird schon noch sehen, dass dies kein Spaziergang wird.

In stoischer Ruhe hatten die beiden Ritter der Golgariten im Halbschatten den Ausführungen und den Spitzfindigkeiten der Adelsschaft gelauscht. Mir wachsendem Unwollen räusperte sich Bruder Thurbold nur kurz und wandte sich, mit gedämpfter Stimme, wieder an seine Schwester Praionna von Luring: " ...und wer sagt das wir es mit Rössern aus Fleisch und Blut zu tun haben die im Gelände sicherlich Schwierigkeiten erfahren werden? Einfältige Narren!"

"Bruder Thurbold, ich denke es ist besser unsere Männer ebenfalls Erkundungen einholen zu lassen!"

Thurbold nickte nur ab, seine Glieder schmerzten und seine Gedanken waren wie so oft an dem Ort, der ihm unheilbare Narben in seinen Geist gebrannt hatte. Auch damals hatte es mit Beratungen begonnen und es endete in den Niederhöllen vor Beilunk.

... das Yak’Hai lauert noch immer dort draußen! Ich spüre es! Boron sei uns gnädig, wenn es über uns hereinbricht!...



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Texte der Hauptreihe:
6. Ing 1030 BF zur abendlichen Tsastunde
Zweifel am Heermeister
Über die Tücken des Geländes


Kapitel 82

Erste Befehle