Geschichten:Frühlingssturm - Der Vellberger gibt Zeit zur Erholung

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Wallbrord hatte sich kaum von seinem strapaziösen Kampf mit Connar erholen können, da nur wenig später bereits die zweite Halbfinalpaarung, Travadan gegen Mirl, aufgerufen wurde. Natürlich wollte sich der Baron zu Vellberg diese nicht entgehen lassen, um in Erfahrung bringen zu können, wer ihm im Finale gegenüberstünde und was für einen Kampfstil dieser pflegte. So hatte er Gelegenheit, den aufregendsten - und seiner Meinung nach wohl besten - Kampf (genauer gesagt zwei Kämpfe) des bisherigen Turnierverlaufes zu verfolgen. Wie zu erwarten, hatte dieses Kräftemessen auch bei der Siegerin deutliche Spuren hinterlassen, welche sehr erschöpft, ja mitgenommen, aussah. Der einstige Marschall schüttelte leicht den Kopf und schaute für einen Moment noch mürrischer drein als sonst. Noch heute sollten die beiden Finalisten gegeneinander antreten und der Baron fragte sich, wie dies rondragefällig vonstatten gehen sollte, war er doch seiner Gegnerin gegenüber eindeutig im Vorteil, welche weitaus müder und abgekämpfter wirkte als er selbst.

Schließlich straffte sich Wallbrord und begab sich zu Mirl, nachdem diese wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. "Hohe Frau", begann er mit einer knappen Verbeugung, "zunächst meinen Glückwunsch zu Eurem wahrlich hart erstrittenen, dafür aber um so bewundernswerteren, Sieg. Wie Ihr sicher wißt, sollen wir beiden noch diesen Tags erneut in das Kampfesrund treten, um auszumachen, wem von uns beiden letztlich der Sieg in dieser Disziplin gebührt. So wie ich es sehe, hat Euch Euer Kampf weit mehr ermüdet und ermattet als mich umgekehrt der meine, was in meinen Augen keine gute Grundlage für ein Kräftemessen im Sinne der Leuin ist. Ich will daher keinen Vorteil aus dieser für uns so ungleichen Ausgangslage ziehen und biete Euch an, Herrn Aldron aufzusuchen und darum zu bitten, unser Kräftemessen um eine Stunde nach hinten zu verschieben, damit ihr mehr Gelegenheit erhaltet, Euch angemessen auf unsere Aufeinandertreffen vorzubereiten. Wäret Ihr damit einverstanden?"

Mirl, die sich gerade ihres nunmehr sichtlich verbeulten Helms entledigt und ihn an ihren vor Stolz beinahe berstenden Vater weitergegeben hatte, hielt mitten in der Bewegung inne, um Wallbrord einen irritierten Blick zuzuwerfen. Zögernd ließ sie die Feldflasche sinken, die sie eben an ihre Lippen hatte führen wollen, um sich einen Schluck kühlen Wassers zu gönnen und runzelte nachdenklich die Stirn. Wallbrord hatte sich nicht getäuscht, als er vermutete, dass seine Finalgegnerin sehr erschöpft sein musste. Nun, da er ihr direkt gegenüberstand, sah er, dass ihre Wangen von mehr als einer bloß `gesund' zu nennenden Röte überhaucht waren, und dass sie noch immer schwer um Atem rang. Aus einer kaum versorgten Wunde an ihrer linken Schläfe rann ein schmales Rinnsaal hellen Blutes, derweil ihre Hände von der vergangenen Anstrengung noch ganz zittrig waren.

Schließlich aber holte sie tief Luft und mühte sich ein Mindestmaß an Haltung aufzubringen, um dem Lehnsherrn ihrer wohlgeborenen Eltern nicht allzu schwächlich daherzukommen. Ein dankbares Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie ihm zunickte und sich ein paar Worte des Dankes abrang. "Ich wäre damit nicht bloß einverstanden, sondern Euch zudem auch über die Maßen dankbar, Euer Hochgeboren. Normalerweise ist es nicht meine Art, um Schonung zu bitten, aber ich denke ... am heutigen Tage und in meinem momentanen Zustand wäre es alles andere als vernünftig so zu tun, als könne ich den Kampf jederzeit fortführen – zumal mir das wohl niemand, der Augen im Kopf hat, auch nur im Ansatz abnehmen würde. Also ja. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich Euer großzügiges Angebot nur zu gern annehmen."

"Dann soll es so sein", erwiderte Wallbrord lakonisch. Ihm war deutlich anzusehen, wie sehr er von Mirl beeindruckt war. Eine echte Kämpfernatur, die auch gegen sich selbst, wenn es sein mußte, hart sein konnte und über einen enormen Stolz, der interessanterweise nicht von Überheblichkeit oder Selbstüberschätzung gespeist zu sein schien, verfügte. Der Kampf gegen sie versprach ausgesprochen bemerkenswert zu werden - sofern sie sich bis dahin einigermaßen erholen konnte.

Mit einem knappen Nicken verabschiedet sich der Baron von der jungen Adligen und begab sich zum Ausrichter dieses Turniers, Aldron von Firunslicht. "Die Zwölfe zum Gruße, Herr Aldron! Auf ein Wort, wenn es Euch recht ist." Noch ehe der Vogt etwas erwidern konnte, fuhr der ehemalige Marschall fort:

"Ich möchte Euch bitten, das Finale im Kampfe zu Fuß um eine Stunde nach hinten zu verschieben. Meine Gegnerin, die Dame von Mees-Mersingen, hat sich in ihrem höchst bemerkenswerten Halbfinalkampf fast völlig verausgabt wie Ihr gewißlich ebenfalls bemerkt habt. Da ich nun keinen Vorteil aus dieser Tatsache ziehen möchte, bat ich ihr an, mich bei Euch für eine Verschiebung unserer Begegnung um eine Stunde einzusetzen; Frau Mirl akzeptierte dieses Angebot und so trete ich nun vor Euch, um Euch als Turnierherr um eine Entscheidung in dieser Angelegenheit zu ersuchen, auf daß der bevorstehende Zweikampf zwischen der Dame und mir der Sturmherrin zum Wohlgefallen gereichen kann. Erwartungsvoll blickte Wallbrord sein Gegenüber an.

Aldron hatte sich nach seinem Ausscheiden gegen Travadan nur kurz in sein Zelt zurückgezogen, um die Rüstung gegen ein schlichtes Kettenhemd zu tauschen, ohne das man ihn in den letzten Jahren wirklich selten sah. Erfrischt und mit sauberer Kleidung hatte er dann eilig den bislang zumeist verwaisten Platz zwischen dem Schwert der Schwerter und seiner Gattin unter dem Zeltunterstand für die Zuschauer aufgesucht, gerade noch rechtzeitig, um die zweite Hälfte des hitzigen Kampfes zwischen seinen Nachbarn gefesselt mitzuverfolgen. Erst, als dieser entschieden war, hatte er sich Leodane zugewandt. „Travadan hat mich überrascht, Verehrte. Beobachtet den nächsten Kampf. Connars Tochter wird einen schweren Stand haben!“ Leodane hatte ihn zuerst etwas seltsam angesehen, doch dann kam sie zu dem Schluß, dass ihr Gatte eigentlich nicht zum Abwiegeln neigte und nahm es so hin.

Als dann Wallbrord schlussendlich vor ihm stand, hatte Aldron recht behalten: Der zweigeteilte Kampf zwischen Mirl und Travadan war bemerkenswert. Offenbar hatte die Mees-Mersingerin ihr Temperament nach dem ersten Part sehr gut unter Kontrolle und verlegte sich auf starke Konter. Gemessen an den meisten anderen, eher vorwärts gezielten Kämpfen bislang war das Vorgehen ungewöhnlich und kühl – aber es hatte zum Finale geführt.

„Hochgeboren...“, begann Aldron. Zuerst kam ihm in den Sinn, dass er die zunehmende Erschöpfung der Kämpfer durchaus mit in die Rechnung genommen hatte. Dies sollte keine Freude sein sondern eine Prüfung – und im Gefecht kam es auch selten genug zu Pausen. Dann jedoch spürte er die vorsichtige Berührung durch die Hand seiner Gattin, die wohl ahnte, was er vorhatte. Nach kurzem Blick zum Himmel fuhr er dann mit weniger strenger Miene fort: „Die Sonne scheint ihren Zenit noch nicht zu lange überschritten zu haben. Wir haben also noch genug Zeit – Gesuch akzeptiert. Der Kampf findet statt, wenn sich die Dame ausreichend erholt hat.“

Insgeheim freute er sich schon darauf, noch einen Kampf der jungen Ritterin zu sehen, die sich heute bislang sehr gut gemacht hatte. Mit ausgeruhten Kombattanten war der sicherlich nicht weniger sehenswert.


Halbfinale des Fußkampfes - Die Paarungen

Connar beginnt sofort in die Offensive zu gehen, wird von Wallbrord aber etwas ausgekontert. Bevor dieser jedoch wie in den vorherigen Kämpfen seinen Vorteil ummünzen kann, wird er von Connar überrascht, der beginnt ihn noch aggressiver anzugehen. Dadurch bringt er Wallbrord in schwere Bedrängnis, hat im entscheidendem Augenblick aber seine Deckung zu sehr vernachlässigt und wird von Wallbrord mit viel Mühe ausgekontert. Wallbrord siegt knapp.

Travadan gelingt es früh mit einigen guten Attacken die Oberhand zu gewinnen, bis Mirl verärgert die Offensive sucht. Der Kampf wird allerdings dadurch beendet, das beide ihre Deckung so wuchtig durchbrechen, daß beide zu Boden gehen. Der Herold ordnet einen zweiten Kampf nach einiger Zeit an.

  • Travadan von Raukenfels - Mirl von Mees-Mersingen, 2. Kampf

Vom Vorkampf eines besseren belehrt baut Mirl im zweiten Kampf eine wahrhaft undurchdringliche Deckung auf, aus der sie immer wieder hervorbricht und den wacker kämpfenden Travadan dann doch bezwingen kann.



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Texte der Hauptreihe:
5. Ing 1030 BF zur abendlichen Hesindestunde
Der Vellberger gibt Zeit zur Erholung
Mirls langer Kampf gegen Travadan


Kapitel 70

Finale des Fußkampfes - Chaos wider Erfahrung