Geschichten:Frühlingssturm - Beobachter am Rand des Feldes

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Wie zugesagt verfolgte Aldron den letzten Kampf der Tjoste vom Rand der Bahn aus. Jarin hatte Kerdosch weggeführt, aber Aldron wollte das Finale nicht verpassen und abgelehnt, sich schon aus der schweren Gestechrüstung helfen zu lassen. Lediglich Schaller, Bart und Handschuhe hatte er seinem Knappen schon anvertraut. Später würde er sich noch ausgeibiger frisch machen, doch das musste bis nach Connars letztem Tjostegang warten. Inzwischen waren entsprechende Gerüchte zu ihm vorgedrungen. Wirklich erfreut war er nicht darüber. Connar machte auf ihn nicht den Eindruck, als müsse er die Lanze an der Wand einstauben lassen.

Und tatsächlich – selbst von seiner Warte aus konnte er deutlich sehen, wie gut der alte Recke noch seine Lanzenspitze zu platzieren verstand. Der junge Weidener hatte sich auch als gut bewiesen bislang, aber auch er hatte deutliche Probleme mit dem erfahrenen Hünen aus Vellberg.

Der erste Ansturm war wirklich beachtlich. Aldron war sich selbst nicht sicher, ob er diese Stöße hätte parieren können. „Wunderbarer Treffer!“, hörte er plötzlich neben sich. Reto war neben ihn getreten und mit ihm Herr Burcanon. Beide hatten offenbar ebenfalls nicht säumen wollen, das Finale zu verfolgen – nur hatten sie deutlich Zeit gefunden, sich umzuziehen. Der Bannstrahler erstrahlte wieder in reinem Weiß eines neuen Waffenrocks. Auch er nickte anerkennend gen Bahn, wo sich die beiden Kombatanten wieder bereitmachten.

„Ja, durchaus.“ Aldron konnte dem Veteran der Rommilyser Garde nur Recht geben, egal, wen von beiden er nun meinte. „Connar bestreitet hier angeblich sein letztes Turnier.“ Reto wandte sich ruckhaft zu Aldron um und sah ihn überrascht an. „Ist das wahr? Ich kann es nicht glauben! Wie alt ist er eigentlich? Ich glaube, ich habe ihn nie gefragt...“ Aldron überlegte einen Augenblick und erwiderte dann etwas unschlüssig: „62 oder 63, soweit ich weiß...“ – „Connar von Mees wurde im Jahr 965 BF geboren.“, schaltete sich Burcanon nun trocken ein. „Damit ist er 65.“ Reto sah den Bannstrahlritter deutlich ungläubig an. „Das kann nicht euer ernst sein! Der Mann hat sich aber gut gehalten... Respekt. Ich glaub, ich habe ein neues Ziel vor Augen...“ Aldron warf seinem Kampfgefährten einen etwas gemischten Blick zu. Insgeheim bezweifelte er etwas, dass Reto in zehn Jahren noch so stark sein würde wie Connar. Der Arm machte ihm doch zu schaffen, auch wenn er zumeist geschickt verstand es zu kaschieren.

Dann jedoch wurde sein Blick wieder vom Turniergeschehen eingenommen: Die beiden Kämpfer ritten wieder mit gesenkten Lanzen gegeneinander. Und diesmal fegte Connar den Baronet sauber aus dem Sattel. „Seht euch das an! Habt ihr das gesehen?“ Reto war schier begeistert und strahlte beinahe so, als habe er selbst eben das Turnier gewonnen. „Gewonnen hat er jetzt auch noch. Verdammichnocheins! Er darf einfach nicht aufhören...“ Aldron brummte nur unwillig und doch zustimmend. Während er sich auf den Weg machte, dem Sieger zu gratulieren, hörte er hinter sich noch die etwas säuerliche Stimme Ritter Burcanons: „Ihr solltet auf eure Worte achten, Wohlgeboren. Gebraucht Lästerlichkeiten nicht zu leichtfertig oder es wird euer Schaden sein.“ – „Burcanon, ihr seid ein tapferer Mann, aber manchmal habe ich das Gefühl, ihr...“

Den Rest der Unterhaltung der beiden Krieger hörte Aldron nicht mehr. Schon war er heran an den beiden Finalisten, von denen der Geschlagene sich gerade mit Knappenhilfe aufgerichtet hatte und sich nun dem Publikum zuwandte. „Gut geritten, meine Herren, beide!“ wandte er sich an die Finalisten, dann jedoch adressierte er Connar. „Ich gratuliere euch, Connar von Mees-Mersingen, zum Sieg in der Tjoste zum Gedenken an den Kampf um diesen Ort. Eure Prämie werdet ihr später erhalten – und ich glaube, ihr seid wahrlich der Bestgeeignetste sie zu empfangen.“



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Texte der Hauptreihe:
5. Ing 1030 BF zur mittäglichen Traviastunde
Beobachter am Rand des Feldes
Das Finale


Kapitel 62

Erste Runde des Fußkampfes - Die Paarungen