Geschichten:Ende einer Ära - Zorn und Verzweiflung

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

1033 BF, Markt Torbelstein

Dramatis Personae


Der Reichsvogt stand fassungslos in der Wechselstation in Torbelstein. „Ja, es ist ein Pferd aus unserer Zucht. Verdammt. Was ist passiert? Gibt es eine Spur von ihm?“

Leoderich von Sennenberg-Ruchin, einst der Schwertvater Wolfarans, streichelte beruhigend den Hengst. „Wir wissen es nicht genau. Er war auf dem Weg von Mardershöh nach Wandleth. Seine Kutsche hatte einen Unfall. Wenn wir es richtig beurteilen, waren die Achsen angesägt, so dass es zwangsläufig zu einem Achsbruch führen musste. Euer Sohn hat sich ein Pferd satteln lassen und ist weitergeritten. Die Nachtwächter von Torbelstein können sich noch an ihn erinnern, doch danach verliert sich seine Spur.“

Wolfarans Vater strich sich beunruhigt durch sein Haar und zupfte an seinem Bart. „Dummer Junge. Er sollte mit der Bauchverletzung nicht reiten. Das war unverantwortlich. Es schenit, dass jemand es verhindern wollte, dass er je den Weg nach Wandleth finden sollte. Doch wer?“ Fragend blickte er zu Leoderich, als ein Gardist die Scheunentür öffnete. „Euer Hochgeboren, Hoher Herr.“ Er verbeugte sich kurz in beide Richtungen. „Wir haben einen Mann aufgreifen können, der eventuell etwas über den Verbleib des jungen Ritters berichten kann.“ Leobrecht von Ochs deutete ihm an ihn zu ihnen zu bringen. Die Hände auf dem Rücken gebunden brachte er den nach Schnaps stinkenden und erbärmlich aussehenden Mann hinein.

„Hat er was mit dem Überfall auf meinen Sohn zu tun?“ fragend blickte der Reichsvogt zum dem Gardisten. „Wir gehen davon aus Herr. Die Ausführungen, die er in einer Schenke fallen lies, lassen darauf schließen. Wir konnten bisher nichts aus seinem Munde erfahren. Er stellt auf stur.“

„Gut, ihr könnt ihn hierlassen. Leoderich ich denke es ist besser, wenn Du ebenfalls draußen wartest und schließt hinter Euch die Tür.“ Während er das sprach knöpfte er sich seine Reichsuniform auf, zog sie aus und krempelte seine Hemdsärmel hoch. Der Mann schaute zu dem Reichsvogt hoch, als dieser seine Stimme erhob. „Ein junger Ritter in den weiß-schwarzen Farben des Hauses Ochs soll Deinen Weg gekreuzt haben. Was weißt Du darüber?“ Der Kniende schwieg.

„Ich wiederhole meine Frage.“ Sagte der Reichsvogt sehr bestimmt. Der Mann spuckte auf die blitzblank geputzten Schuhe Leobrechts, während dessen dieser zu einem Schlag ausholte. Der Mann keuchte auf. "Sprich, was weißt Du über den Verbleib des jungen Mannes?" schrie ihn der Reichsvogt an. Mit einem zahnlosen Lächeln quitterte er Leobrechts Frage. Wolfarans Vater schüttelte den Kopf. "Du willst es scheinbar nicht anders. Irgendwann wirst Du mir antworten." Leobrecht ersetzte seine Verzweiflung durch pure Brutalität. Er konnte es sich nicht leisten, eine lange Suchaktion zu starten. Zu viel Zeitverlust könnte das Leben seines Erstgeborenen kosten.

Schlag um Schlag dröhnte nach draußen, genauso wie die Schmerzensschreie des Gefolterten. Außerhalb der Scheune trafen sich die Blicke des Ritters und des Gardisten. Leoderich von Sennenberg-Ruchin atmete durch. Würde der Reichsvogt weiter voller Härte durchgreifen, war er sich nicht sicher, ob der Mann das überstehen würde. Ginge es um sein Kind, würde er wohl nicht anders handeln. Das Stöhnen in der Scheune wurde stärker, jedesmal wenn Knochen knackten, röchelte der Mann umso mehr.

„Aufhören, aufhören.“ winselte der Gefolterte entkräftet. „Die Brücke über dem Torbelbach. Er fiel vom Pferd in den Fluss.“ Die Hände des Reichsvogtes griffen ihn nochmals fester und er zog ihn zu seinem Gesicht. „Wer? Warum?“ Zitternd und stockend redete der Mann weiter: „Rosskuppel. Eine zwielichtige Taverne. Ein Mann, viel Geld. Mehr weiß ich nicht. Bitte habt Gnade.“ Leobrecht ließ den blutüberströmten Mann fallen. „Bete zu den Göttern, dass mein Sohn noch lebt.“

Der Reichsvogt schaute auf sich hinunter. Sein weißes Hemd war blutrot getränkt, genauso wie seine Arme und Hände, die wiederum durch die harten Schlagbewegungen stark mitgenommen waren. Er wusch sich das Blut in der Tränke ab, zog das Hemd aus und die Reichsuniform wieder an.

Leobrecht trat vor die Scheune. "Sattelt die Pferde. Wir reiten zu Torbelbrücke und beginnen unsere Suche. Beeilt Euch."