Geschichten:Eine Gruft für Odilbert - Eine verschobene Abreise

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Mit einem leisen Klopfen meldete sich der Tulamide an. Hilbert hatte nicht "Herein" gesagt, als der kleine Mann schon mitten im Zimmer stand. Seine schwarzen Augen schauten seinen Herren emotionslos an, als er meldete "Hochgeboren, noch immer keine Nachricht aus Hartsteen."

Hilbert, der sich zu einem erholsamen Nachmittagsschläfchen hingelegt hatte, nachdem er mit einem sehr kleinen und intimen Kreis in den üppigen Wäldern ringsherum eine ergiebige Jagd gehalten hatte, schaute seinen Leibmedicus und Secretarius funkelnd an.

"Meint er etwa, ich hätte auf eine Antwort von dieser Unke gewartet?" entfuhr ihm, ein wenig heftiger als gewollt. "Es war doch klar, dass die Gräfin auf meine Bitte nicht antworten würde. Sie kann ja garnicht antworten, ohne das Gesicht zu verlieren!"

Er stand auf, im Nachthemd, und ging aufgewühlt im Zimmer auf und ab. Dem Tulamiden ging etwas von "kalten Füßen" und "heißer Stirn" durch den Sinn, doch er schwieg wohlwissend.

"Ich habe wesentlich weiter gedacht als Du! Natürlich, wie sollte Er auch weiter denken, als ein zivilisierter Mittelreicher, dessen Familie so alt wie das Reich ist" völlig wirkungslos prallten die Worte am Medicus ab "die Gräfin wird sehen, dass auch Wir unsere Interessen durchsetzen können."

"Soll ich die Kutsche anspannen lassen, und dem Kutscher bef..."

"Natürlich NICHT!" eine kleine Zornesader tauchte auf der Stirn auf. "Die Gräfin werde ich nach der Reise ins Horasiat besuchen. Kann mir nicht vorstellen, dass die ihren runzligen Hintern da hin wackeln wird."

Der Tulamide nickte nur, und verließ das Zimmer.