Geschichten:Ehre wem Ehre gebührt? - Teil 5

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Gerade noch sprang der Knappe beiseite, bevor er beinahe von einem dahinpreschenden Pferd über den Haufen gerannt wurde. Das Herz pochte, der Schweiß lief, als der Bursche hinter den donnernden Hufen hinterherblickte. Es dauerte einige Herzschläge - bei diesem seinem Takt wohl dutzende davon - bis er sich soweit wieder beruhigt hatte, dass er daran dachte, zu atmen. Mit zitternden Knien erhob er sich langsam aus dem Staub. Was war das? fragte er sich selbst, kurz bevor zum zweiten Mal ein Pferd an ihm vorbei stob. "Rondraswillen!" donnerte der Knappe - diesmal wutentbrannt, doch nur der eilende Ruf: "Herr. Herr, wartet!" flog ihm zu.




Der Ritter beugte sich über den eleganten Hals seines Pferdes. Krachend schlugen die Hufe auf den trockenen Boden, Steine und Erdbröckchen flogen auf. Die Luft peitschte ihm ins Gesicht, doch das schien den Reiter nicht zu kümmern. Im gestreckten Galopp flog die braune Stute über das flache greifenfurter Land, und nur das Krachen und die Erdbröcken ließen vermuten, dass es mit seinen Hufen die Erde berührte.

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHRRRRRRRRRRRGGGGGGGGGGGGGGG!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!"

Wie ein tierhaftes Gebrüll schnellte dieser wutentbrannte Schrei durch die Luft, nervös zuckte das Pferd mit den Ohren, doch ließ es nicht ab in seinem Lauf.

"Herr!" Nur undeutlich vernahm der Reiter diesen Ruf, der wohl ihm galt und nur undeutlich wurde er des Reiters hinter sich gewahr. Weit hinter sich.

Plötzlich - ein Wasserlauf! Das Pferd stemmte seine vier muskulösen Beine in die Erde, schnaubte, wand sich aus dem Zügel, doch der Reiter hielt es fest im Griff. Nur knapp kam es vor dem Wasser zum Stehen, bebend hob sich die mächtige Brust und senkte sich wieder. Genauso wie die seines Reiters.

Dreckverschmiert, das Gesicht rot vor Anstrengung starrte er nach hinten, wo sich dann in langsameren Galopp ein weiterer Reiter näherte.

Roderick zügelte dann sein Pferd, die kleine graue Stute hielt leichtfüßig in ihrem lauf inne. Heftig und angestrengt atmete der Bursche tief durch. "Euer Wohlgeboren..."

Der Junker von Ferinsstein zwang sich zu einem Grinsen, doch es wirkte ein wenig verzerrt. "Ist schon gut, Roderick."

"Aber Herr, was war denn, bei allen guten Göttern?" Der blonde junge Mann - mehr ein Junge als ein Mann - sah verschreckt aus. Zerzaust das lange blonde Haar, gerötet das Gesicht, geweitet die Augen. "Nichts von Bedeutung." antwortete Carolan von Gorsingen mit fester, ein wenig rauher Stimme.

"Nichts von Bedeutung..." wiederholte er leiser, gedrückter. Langsam glitt er von seinem Pferd, führte es am Zügel zum kalten Wasserlauf.

In tiefen Zügen trank das edle Tier und auch sein Herr schöpfte mit der rechten, prankengroßen Hand ( in der linken hielt er den Zügel ) das klare Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Dann erhob er sich wieder zu seiner vollen Größe und sah den immer noch hoch zu Roß sitzenden Roderick an.

"Komm, mein Guter. Gehen wir wieder zurück." Er saß nicht auf, führte seinen treuen Gefährten am Zügel. Die nassen Haare klebten dem Junker an der Stirn, doch es schien im nichts zu machen. Auch Roderick hatte abgesessen und führte sein Pferd. So gingen die beiden langsam wieder zurück zur Zeltstadt, wo Bosheit und Trug lauerten ...

Er hasste dieses Getue. Er hasste es einfach. Diese hochmütigen Barone, denen die Sonne das Hirn verbrannt hatte. Intrigengestörte Streithälse, ekelhaft und von einer Unehre, wie sie niemand sonst an den Tag legte.

Niemand konnte so barbarisch sein! Die waren bestimmt näher mit den Ferkinas verwandt, als sie zugaben. Oh, er sehnte sich zurück. Hier in Greifenfurt wollte er seinem Banner Ehre machen und tapfer auf dem Turnier streiten. Und was geschah? So ein verderbter Küstenbaron meinte mit seinen Kameraden "Fröhliches Schnetzeln" spielen zu können.

Carolan dachte an daheim. Maarblick. Dort, wo er mit seiner Familie leben konnte und sich den Pächtern und ihren Sorgen widmen konnte. Mochten andere seines Standes sich danach sehnen, dereinst eine Baronstochter zu freien und in den Geschäften des Königreiches mitzuwirken. Er nicht! Und er war froh, wenn er nichts mehr mit diesen Schädlingen zu tun bekommen würde.

Gedankenverloren setzte der Junker seinen Weg fort. Daheim... Jetzt gerade saß bestimmt seine ehrwürdige Mutter, Alt-Jungfer Theodora von Ferinsstein über dem Schreibtisch und korrigierte zum dritten Male die Rechnungen, auf das sich ja kein Fehler einschlich. Sie war sehr penibel. Wie auch als Mutter. Ob ihre Bemühungen schon fruchteten?

Carolan lächelte. Seine Mutter wollte es allein und selbst in die Hand nehmen, welche Dame er denn endlich freien würde. Bestimmt hatte sie schon mit dem einen oder anderen Edlen des Königreiches konferiert, sodass die Heiratsabsichten des Junkers von Ferinsstein bald in aller Munde sein würden. Bisher gab es allerdings noch keine engere Auswahl. Daheim... dort herrschten Ruhe und Frieden....


Die Stunde des Kor


Blut! Überall war Blut zu sehen. Der Krieger sah von einem Abhang hinunter und konnte sehen wie mehrere Ritter immer mehr und mehr zurückgedrängt wurden während ihre Feinde mehr und mehr an Boden gewannen. Sie stritten den Kampf der Verzweifelten dachte sich der Kämpe, und in seinem Herzen spürte er, dass er hinunter eilen und seinen Kameraden beistehen und mit ihnen gemeinsam sterben wollte. Doch er konnte sich nicht bewegen. So sehr er sich auch abmühte, er, der die Lehren der Herrin vertrat, war zum Beobachten verdammt.

Er sah, wie einer der Ritter, zu dem seine Kameraden aufblickten, dem Feind mutig entgegen trat und somit das grausige Ende noch abwenden wollte. Doch oh weh, die Ritter sahen zu viel in ihrem Anführer, der unter wenigen Hieben dar nieder sackte und von den Unholden gefangengenommen und grausig gemartert wurde. Mutlos ob dieses Verlustes ergaben sie sich in ihrem Schicksal. Voller Schmerz konnte der Krieger auf dem Hügel sehen wie seine Freunde, einer nach dem anderen von mächtigen Hieben niedergestreckt wurden.

Doch was war das? In der Ferne konnte er auch sehen wie mehrere schwarze Punkte immer größer und größer wurden. Schnell waren sie soweit heran, daß man sie als schwarze Mischwesen, halb Löwe, halb Skorpion mit menschlichem Gesicht erkennen konnte. Der Krieger wollte schreien und seine Kameraden auf die neue drohende Gefahr hin aufmerksam machen. Doch kein Laut verließ seine Kehle und so konnte er weiterhin nichts tun als zuzuschauen. Voller Überraschung sah er, wie die seltsamen Wesen auf die Feinde der Ritter eindrangen und gemeinsam mit den Rittern die Feinde vernichteten und ihren gefangengenommenen Anführer befreiten......

Erschöpft und schweißgebadet erhob sich Adran Bredenhag von Aarenstein. Als er sich suchend umblickte stellte er irritiert fest, dass er sich in seinem Zelt vor dem Schrein der Herrin befand. Er musste nach der Vision, die ihm Rondra hat zukommen lassen, darin hatte er keinen Zweifel, bewusstlos zusammengebrochen sein. Schwerfällig und immer noch leicht benommen erhob sich der Geweihte und dankte der Herrin für ihr Vertrauen in ihm.

Nach einem kurzen Blick durch den Spalt in der Zeltöffnung konnte Adran auch feststellen, dass Mada noch nicht hoch am Himmel stand. Doch was hatte dies zu bedeuten?


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
2. Per 1031 BF
Teil 5
Teil 4


Kapitel 5

Teil 6