Geschichten:Der Tod des Junkers vom Dragenfels

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"Gleich haben wir ihn! Dein Schuss hat wohl sein Ziel nicht verfehlt. Sein Pferd schein zu lahmen!" raunt Ingramm seinen Begleitern entgegen. "Dann hat diese mörderische Hatz hoffentlich bald ein Ende!"

Bloß nicht nach unten sehen, denkt sich Ingramm. Der Pass ist an dieser Stelle keinen Schritt breit und die Schlucht fällt 50 Schritt steil ab. Kein schönes Ende für einen Erlenstammer Soldaten, allerdings für diesen Dragenfelser Teufel genau das richtige. Ein Grinsen macht sich auf Ingramms Gesicht bemerkbar. "Auch das noch!" kommentiert Jendran den nun einsetzenden Regen.

Einige Wegwindungen vor ihnen taucht wieder der Dragenfelser auf. Sofort setzt Elrike wieder zu einem Schuss an. Durch den starken Regen verfehlt dieser Schuss allerdings sein Ziel. Vom Beschuss angespornt gibt der Dragenfelser seinem Pferd noch einmal die Sporen. Wieder entschwindet er hinter der nächsten Passbiegung.

"Verdammt! Bei diesem Hundswetter kann ich ihn ja kaum sehen!" flucht Elrike über die verpasste Gelegenheit.

Die fünf Verfolger treiben ihre Pferde ein weiteres Mal an. "Da vorn wird der Weg wieder breiter. Wir müssen uns beeilen, sonst entwischt er uns."

Wieder taucht der Dragenfelser weit vor ihnen auf. Plötzlich lösen sich Steine über ihm und poltern auf den Pass. Sein Pferd macht einen Satz zur Seite und der Dragenfelser kann sich nur mit Mühe im Sattel halten. Doch das Pferd, geschwächt durch einen Bolzen im Hinterlauf, tritt neben den Pass und rutscht mit dem Bein ab. Es kann sich nicht mehr halten und fällt mit samt seinen Reiter in die Tiefe…

Ein Aufschrei geht durch die Verfolger und endet in einem Jubel über den Erfolg ihrer Jagd.

Ein gewaltiger Blitz schlägt in den Berg vor ihnen ein, gefolgt von einem mächtigen Donnerschlag. Ihnen ist es als würden ihnen die Götter wegen ihrer Häme zürnen. Sie schließen zu der Stelle auf, wo der Dragenfelser sein Ende fand und schauen hinunter.

"Kannst Du ihn sehen?" "Nein, ist zu unübersichtlich hier!" "Sollen wir versuchen hinab zu steigen?" "Nein, ist zu gefährlich. Wir wollen ja nicht so enden wie dieser Hund! Reiten wir zurück. Die können ja später ein paar Leute schicken, die die Leiche bergen."

Ingramm befielt den Rückzug und vorsichtig reiten die Erlenstammer zurück zu ihrem Lager.

Abends zurück im Lager werden sie von ihren Kameraden umringt. "Habt ihr ihn erwischt?" werden sie von vielen gefragt. Ingramm grinst sie zur Antwort nur verschwörerisch an. Jubel brandet auf, bis ein lautes "Ruhe!" sie alle verstummen lässt. Die Baronin steht vor ihrem Zelt, neben ihr ihre Nichte Alissa. Die Soldaten bilden ein Spalier und die Jäger schreiten auf die Baronin zu.

"Wie steht es um Eure Jagd? Seid Ihr erfolgreich gewesen?" Ingramm macht einen Schritt vor. "Wir haben ihn verfolgt, bis zum Pass. Dort konnte Elrike Rondherz sein Pferd mit ihrer Armbrust verletzen. Es fing an zu lahmen und wir konnten schnell zu ihm aufschließen, bis sein Pferd schließlich neben den schmalen Weg trat und mit ihm in die Tiefe stürzte. Wir haben uns die Stelle angesehen, doch die Schlucht ist an dieser Stelle zu unübersichtlich, so dass wir nicht seine Leiche sehen konnten. Das Wetter war allerdings zu schlecht, um in die Schlucht hinabzusteigen…" "Also wisst Ihr nicht, ob er wirklich tot ist?" wirft Alissa ein. "So einen Sturz kann niemand überleben." antwortet Elrike selbstsicher. "Schweig! Und warte bis das Wort an Dich gerichtet wird!" fährt die Baronin sie an. Zu Ingramm gewendet sagt sie "Such Dir sechs Mann und für sie zu der Stelle, wo er in die Schlucht gestürzt ist. Ich will die Leiche dieses Hundes haben!" Die Augen der Baronin funkeln furchteinflößend im Schein der Fackeln. "Sehr wohl, Herrin!" "Darf ich die Suchmannschaft anführen, Tante? Meine Waldläufer stehen bereit." fragt Alissa die Baronin. "Nun gut. Such Dir Deine Leute und nimm Ingramm mit."

Eine Stunde später ist die Suchmannschaft zusammengestellt und reitet los.

Mitten in der Nacht erreichen sie die Stelle unterhalb des Passes an der der Junker vom Dragenfels sein Ende gefunden haben muss. "Elvyrion, nun bist Du an der Reihe. Deine Augen sind nun gefragt." ruft Alissa ihrem elfischen Fährtenleser zu. Der verschwindet auch gleich lautlos im Dickicht des Waldes unterhalb des Passes. "Zum Glück haben wir Vollmond, sonst müssten wir bis zum Morgen warten."

Ein paar Minuten später pfeift es weiter vor ihnen aus dem Dickicht. Die Suchmannschaft schließt zu ihrem Fährtenleser auf. "Hast Du seine Leiche gefunden?" "Das nicht, aber ich habe hier ein Stück seines Wamses." Der Elf reicht Alissa ein blutdurchtränktes Stück Stoff. "Hier sind überall Spuren von Menschen. Sie tragen aber anderes Schuhwerk als Ihr. Sie verlieren sich in einem Bachlauf 50 Schritt von hier."

"Verdammt! Wie soll ich das nur meiner Tante erklären..."