Geschichten:Der Stolz einer Mutter

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Aufmerksam und zunehmend zufrieden wirkend hatte Fredegard von Hauberach den Ausführungen ihres Sohnes Ugdalf gelauscht. Dieser hatte ihr gerade ausführlich über die Ereignisse am Rande der Hochzeitsfeierlichkeiten und seinen eigenen Aktivitäten dort berichtet, kaum dass er in die Reichsstadt Perricum zurückgekehrt war. „Das sind ja ausgezeichnete Neuigkeiten, mein Junge!“ Die sonst so beherrscht auftretende Frau war für Ihre Verhältnisse geradezu euphorisch. „Du hast also fast im Alleingang dieses Curriculum zum Knappentausch ausgearbeitet?! Vorzüglich!“

„Zuviel der Ehre; neben mir waren mit Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und Iralda von Ochs auch zwei garetische Adlige im gleichen Maße daran beteiligt, aber wir waren uns in den wesentlichen Punkten rasch einig, sodass wir recht schnell durch waren.“
Das Beste kommt übrigens noch, Mutter: Niemand, die Weidener eingeschlossen, hat gemerkt, dass wir für den Text des Curriculums einen Gutteil des Kodexes zu den garetischen Rittertugenden inhaltlich oder sogar wortwörtlich übernommen hatten! Dabei hatte ich mich geistig schon für ellenlange enervierende Diskussionen über jeden einzelnen Halbsatz gewappnet und dann kommt – nichts! Von Niemandem! Auf Vorschlag eines Alberniers wurde kurz vor der feierlichen Unterzeichnung lediglich noch eine Präambel dem Dokument vorangestellt; das war es dann aber auch. Du kannst Dir meine Erleichterung nicht vorstellen, Mutter, als das Curriculum am Ende unterschrieben war.

„Vorzüglich, vorzüglich, Ugdalf und nur keine falsche Bescheidenheit!“
Deutlich ernster fuhr Fredgard fort: "Damit dürften sich Deine Zukunftsaussichten deutlich verbessert haben. Immerhin hast Du vor einer Vielzahl Adliger aus beiden Reichen eine wichtige Übereinkunft mit ausgehandelt und Dir dadurch über die Markgrafschaft hinaus einen Namen gemacht. Das und Deine Patenschaft für die Tochter des Herzogs der Nordmarken können Dir später noch sehr zum Vorteil gereichen; sei es bei der Rückgewinnung von Vellberg, sei es bei, ähm, anderen Zielen. Und gerade die nach Garetien geknüpften Kontakte solltest Du pflegen, um dir mittelfristig auch dort ein Standbein zu verschaffen. Ach ja, konnte Dir die Traviageweihte bei der Deutung Deiner Träume helfen?“

„Ja, Mutter. Dein Rat, mich damit an Ihre Gnaden Travinia von Firunslicht zu wenden, war wie immer sehr hilfreich. Merkwürdig fand ich allerdings, dass diese resolute Frau sich oftmals recht verklausuliert ausdrückte, so als bewegte Sie noch etwas Anderes, das sie nicht preisgeben wolle. Aber vielleicht interpretiere ich da auch zuviel hinein.“

„Das wird es ganz sicher sein.“, erwiderte Fredegard lakonisch. Noch war ihr Sohn nicht für die ganze Wahrheit bereit. Die Fortschritte auf dem Weg dorthin und damit zum einzig rechten Glauben waren jedoch vielversprechend.
„Eines noch. Was hat Dich dazu bewogen, in dem Curriculum jeden Bezug auf die Zwölfe zu vermeiden?“

„Hm, so genau kann ich das gar nicht sagen. Ausgehend von meinen Träumen erschien es mir einfach richtig. Und außerdem hätte es sonst vermutlich nur Streit darüber gegeben, welcher Gottheit an welcher Stelle wieviel Platz einzuräumen wäre. Dann doch lieber auf jede Nennung verzichten und von vornherein Querelen vermeiden. Mutter Travinia schien das übrigens auch so zu sehen, da sie ebenfalls um eine Erläuterung hierzu bat und diese letztlich mit einem anerkennenden Kopfnicken bedachte.

„Und das völlig zu Recht, mein Guter.“
Ein feines Lächeln umspielte Fredegards Antlitz. Offenbar waren die Fortschritte ihres Sohnes doch größer als ursprünglich angenommen. Schon bald dürfte er für den nächsten Schritt bereit sein ...