Geschichten:Der Schüler und der Meister

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Es war sein seltsamer Anblick, den der Turnierplatz der Burg Halhof an diesen Abend bot. An den Enden der Turnierbahn hatten sich zwei vollgerüstete Ritter mit ihren Rössern aufgestellt, bereit die Lanzen miteinander zu kreuzten. Sie waren allein. Das Rot der untergehenden Praiosscheibe schimmerte auf ihren Rüstungen, die deutliche Kampfspuren aufwiesen. Ihre Schilde waren wappenlos. Sie unterschieden sich nur in der Farbe. Während einer der Ritter ein grünes trug, hatte der andere sich für ein rotes Schild entschieden. Ihre Visiere waren geschlossen und nichts verriet die Herkunft der beiden.

Wie auf ein unsichtbares Signal hin, senken sie ihre Lanzen und gaben ihren Pferden die Sporen. In donnerndem Galopp preschten sie die Schranke entlang, bereit den anderen aus dem Sattel zu heben. Krachend stießen sie aufeinander. Für einen Moment war da nur Staub, Blech und splitterndes Holz.

Einen Augenblick später lag einer der Ritter am Boden. Er stöhne und versuchte auf die Beine zu kommen. Doch ohne Erfolg. Der andere wendete sein Pferd und ritt langsam auf den am Boden liegenden zu. Als er vor ihm stand hob er das Visier. Ein breites, weißbärtiges Gesicht kam zum Vorschein. Die Falten verrieten das fortgeschrittenen Alter des Ritters, doch seine Augen waren die eines jungen Mannes.

"Was war Euer Fehler, Hochgeboren?", frage er mit der Stimme eines Lehrmeisters.

"Mein Schild war zu tief", tönte es dumpf hinter dem Visier des anderen hervor.

Der alte Ritter nickte. Er warf Schild und Lanze zu Boden, stieg vom Pferd und reichte dem Boden liegenden Ritter die Hand.

Mühevoll quällte der sich hoch. Eine Augenblick stand er nach vorn gebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, vor seinem Lehrmeister. Dann richtet er sich auf und versuchte seinen Helm zu lösen.

"Ihr seid sehr aus der Übung, Herr", fuhr der Alte fort und half dem anderen.

"Ich weiß", presste der Kronvogt, als er endlich von seinem Helm befreit war.

"Und mit Verlaub", ergänzte der Alte, "Ihr habt andere Qualitäten. Ihr solltet Euch das nicht an tun!"

"Glaubt mir, mein guter Ragosal, das war nicht meine Entscheidung."

Der alte Ritter hob fragend die Augenbrauen.

"Eine Wette mit Melina", erklärte der Kronvogt.

Ragosal von Greifenstolz lachte. "Auch das solltet Ihr nicht tun, Herr! Ihr wisst doch, Eure Tochter wettet nur, wenn sie weiss, dass sie gewinnt."

"Hm", brummte Hal von Ehrenstein, "das hat sie von Ihrer Mutter."

"Lasst uns für heute Schluß machen. Morgen üben wir weiter, damit Ihr in der Kabinettstjoste nicht gleich in der ersten Runde ausscheidet."

GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.