Geschichten:Der Prinz und das Land - Auf der Suche

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Schloss Neu-Sighelmsstein, Kaiserlich Sighelmsmark, Hesinde 1041 BF:

Der junge Prinz schaute abwesend aus dem schmucken Bleiglasfenster. Sein Blick fiel auf die weitläufigen Schlossgärten von Neu-Sighelmsstein. In Gedanken war er noch bei der Gedenkfahrt zu Ehren des verstorbenen Fürsten Blasius nach Angbar. Zum einen hatte ihn die schiere Menge seiner ritterlichen Anhängerschar imponiert. Es waren vor allem junge, idealistische Ritter und Ritterinnen, die ihm gefolgt waren. Zum anderen hatte ihn der Tod des Koscher Fürsten ehrlich ergriffen. Fürst Blasius war noch aus altem Stahl und Koschbasalt, wie Ritter Eberhelm immer zu sagen pflegte. Der sich die Sorgen und Nöte seiner Untertanen anhörte. Blasius erinnerte den jungen Prinzen an König Alrik, über den er schon so viel gelesen hatte. Er liebte es, wenn Tawil ihm abends die Geschichten von Alrik dem Ehrenhaften erzählte. Er bemerkte dann immer den Glanz in den Augen des nur wenige Götterläufe älteren Knappen seines Vaters und wusste, auch Tawil würde einmal ein aufrechter und ehrenhafter großgaretischer Ritter werden, denn er legte schon heute ein tadelloses Benehmen und für die anderen Knappen vorbildliches Verhalten an den Tag. Er wusste, wann es sich geziemt das Wort zu erheben und wann nicht, will seinen Untergebenen ein guter Herrscher sein und seinem Souverän ein loyaler Gefolgsmann. Ach, Sigman beneidete Tawil, denn dieser hatte seine Ausbildung zu einem großgaretischen Ritter bereits begonnen. Der junge Prinz aus zwiefach kaiserlichen Blute musste sich noch gedulden. Doch brannte er darauf wie kein Zweiter. Daher wollte er seinem innigsten Wunsch ein wenig nachhelfen.

Ein leises Klopfen an der Tür seines Gemaches riss Sigman aus seinen Gedanken. Es waren Iriane Phexlieb von Ruchin und Obarin von Pfiffenstock.

„Und?“, fragte Sigman aufgeregt, „habt ihr sie?“

„Es war gar nicht so einfach“, das junge Mädchen aus dem Hause Ruchin war merklich außer Atem.

„Aber wir haben es geschafft den alten Sturmfels abzulenken“, ergänzte der nicht minder schwer atmende Nebachote.

„Hier sind die Listen mit den Namen, die der alte Sturmfels für den roten Malwarth gesammelt hat“. Iriane überreichte dem Prinzen ein paar lose Pergamente.

„Ich wusste ihr würdet das schaffen!“ In Sigmans Stimme klang ehrliche Anerkennung mit. List war eine großgaretische Rittertugend und die beiden waren schon wahre Meister darin. Die junge Ruchin hatte schon einen äußerst wachen Verstand, der immer wieder neue Ideen ausbrütete und Obarin, das Mündel von Baron Selo, war unglaublich schnell und agil und war durch seine offene und übermütige Art genau der Richtige für dieses Unterfangen gewesen.

„Was hast du eigentlich damit vor?“ Iriane legte neugierig ihren Kopf zur Seite.

„Nun, wie ihr wisst, wurde noch kein Schwertvater für mich bestimmt“, mit festerer Stimme fuhr er fort, „und das werde ich nun ändern!“

„Also Tawil hatte den alten Sturmfels sagen hören, dass du zu einem der Burggrafen zur Ausbildung sollst.“ Das junge Mädchen mit dem feinen Gehör kratzte sich nachdenklich am Kopf.

„Nee nee, Morgana hat ihren Schwertvater darüber reden hören, und er sagte nur die Kronvögte kämen in Frage.“ Obarin war sich seiner Sache sehr sicher.

„Lasst die Alten reden, ich werde handeln!“ Kämpferische Entschlossenheit machte sich im Gesicht des jungen Prinzen breit.

„Und wie?“

„Ich werde die Helden der letzten Schlachten, die in denen das Herz für unser Land brennt, einladen, mich auf die Lange Jagd in die Mark zu begleiten. Dort werde ich dann nach einem geeigneten Schwertvater oder einer geeigneten Schwertmutter Ausschau halten.“

„Das wird dem roten Malwarth nicht gefallen“, Obarin grinste breit.

„Das werden sie dir nicht erlauben“, entgegnete Iriane mit zittriger Stimmer.

Sie werden keine Wahl haben, glaubt mir!“, Zuversicht und Kampfgeist klangen in der Stimme des jungen Prinzen mit. „Wir haben ein Stundenglas, nachher wollen mir Thallion und Ucurian ihre neuerworbenen Künste mit dem Schwert vorführen, mir müssen uns also beeilen!“