Geschichten:Der Pfalzgraf erntet den Sturm - Teil 11

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Grafschaft Hartsteen, Reichsgau


Erschüttert sank Radulf von Firunshöh auf seinen harten Stuhl. Der Brief entglitt seinen kraftlosen Fingern und er starrte mit offenem Mund ins Leere.

Wie konnte das nur geschehen sein? Er schickte sofort einen Boten zum Landgut seiner Verlobten Selinde, doch er wusste bereits, was der Bote ihm berichten würde.

Man hatte sie entführt und nun würde man sie foltern und umbringen, wenn er nicht zum Verräter werden wollte. Tränen rannen über seine Wangen, als er den kalten Finger Selindes betrachtete, an dem sich ihr Ring befand.

Würde man sie freilassen, wenn er seinem Grafen in den Rücken fiel? Lebte sie überhaupt noch? Die Pulethaner hatten sich als gnadenlose und hartnäckige Feinde erwiesen. Er traute ihnen alles zu. Eine Zeile im Brief deutete an, dass Selinde schon einiges hatte erdulden müssen. Er wollte sich kaum vorstellen, was man ihr alles angetan hatte und doch traten die ungebetenen Bilder des Schreckens immer wieder vor sein inneres Auge.

Er durfte seinen Herrn nun nicht im Stich lassen. Der Ring seiner Feinde schloss sich immer enger um ihn und die Luft wurde dünn. Beinahe wahnsinnig vor Angst und Zorn sprang er auf und trat nach wütend dem Stuhl, der polternd zu Boden fiel.

Welche Wahl blieb ihm noch? Er musste handeln, aber wie? Ein Austausch von Gefangenen wäre die beste Lösung, doch der Pfalzgraf würde die kleine Ariescha niemals gegen Selinde eintauschen. Man konnte nur Edle gleichen Ranges auslösen. Den Pulethaner musste schnell Einhalt geboten werden, doch sie beschützten ihre Familien gut. Nach dem Angriff auf die Reisegesellschaft aus Brendiltal würden die Nebachoten doppelt wachsam sein.

Radulf war völlig aufgewühlt und hätte am liebsten dem erst besten Mann, der seinen Weg kreuzte den Schädel eingeschlagen.

Welches war bloß das schwächste Glied der Pulethaner? Er grübelte einige Momente und dann richtete er seinen Stuhl wieder auf. Natürlich! Breitenhof!

Ronderigo von Ahrenstedt war kein Baron und hatte demnach keine Soldaten. Der Spitzel aus Greifenfurt hatte einige detaillierte Berichte über ihn und den Baron von Dunkelsfarn geliefert. Zweiter war jedoch nun belanglos.

War in den Berichten nicht auch die Rede von einem Liebchen des Junkers die Rede gewesen? Irgend eine Edle aus der letzten Ecke Greifenfurts...

Mit ein wenig Glück würde sie für einen Austausch ausreichen. Radulf packte schnell einige Sachen zusammen. Er musste dringend mit dem Pfalzgrafen sprechen, denn es galt nun keine Zeit mehr zu verlieren. Man dürfte eine Antwort auf den feigen Angriff der Pulethaner nicht zu lange aufschieben.