Geschichten:Der Name des Namenlosen - Umkehr

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Dramatis personae:


irgendwo im äußeren Limbus 4. Tag des Namenlosen Ende 1031 BF

Sie hatten inzwischen den Gradienten passiert und waren auf eine Ebene im äußeren Limbus gelangt. Simiona und Bartholomäus blickten sich ungläubig um. Eigentlich hatte sich nicht viel verändert, nur schien diese Ebene noch viel leerer zu sein, als die zuvor.

„Wo sind wir?“ nahm Simiona erneut telepathischen Kontakt auf.

„Dies ist die vierte Ebene“, antwortete Bartholomäus auf gleiche Weise. „Jene die man auch die Mauern Alverans nennt. Wir befinden uns zwischen Borons Hallen und der Zitadelle Alveran. Das einzige Tor zur Zitadelle, Melliador, wird – so sagt die Legende – neben einigen auserlesenen Recken von Rondras langer Tafel noch von Famerlor selbst bewacht. Mit anderen Worten: hier haben wir kaum noch eine Chance aus dem Limbus zu entkommen, wenn wir nicht im Totenreich oder in Alveran stranden wollen. Und ich schätze mal, dass du dort ebenso unwillkommen wärest wie ich.“

„Und wie geht es weiter?“ fragte Simiona ungeduldig. „Wir müssen noch einen weiteren Gradienten aufsuchen. Er wird uns dann auf die 5. Ebene bringen, die man auch die Ebene des Lichtes nennt.“

Vorsichtig hielt Bartholomäus mittels Occulus in alle Richtungen Ausschau. Hier von den Limbuswächtern Alverans entdeckt zu werden wäre um einiges schlimmer, als sich mit dämonischen Entitäten messen zu müssen. Er brannte darauf, diese Ebene alsbald möglich wieder zu verlassen, deswegen war Eile geboten.

In der Ferne am Horizont erkannte er die Kraftstrukturen von titanischen Mauern und gewaltigen Türmen. Dies mussten wahrhaftig die Mauern Alverans sein. Ehrfurchtsvoll ließ er seine Blicke wandern. Nur wenige Sterbliche hatten diese Welt vor ihrem Ableben je zu Gesicht bekommen.

„Bald - schon sehr bald werden wir im Triumphzug die Mauern stürmen und an der Seite des All-Einen Einzug `alten in die Paradiese.“

„Ich weiß! Aber trotzdem: sei leise Simiona!“ mahnte Bartholomäus. „Hier in dieser Ebene können selbst Gedanken weithin gehört werden. Du bringst uns mit deinen Worten in unnötig große Gefahr!“ Simiona verstand und sagte nichts mehr. Ein einzelner verirrter Geist schwebte vorbei – sein schemenhaftes Gesicht in Schrecken gezeichnet.

Nach weiteren bangen Minuten hatte Bartholomäus einen noch größeren Gradienten entdeckt – ein gewaltiger Mahlstrom im Gefüge der Welt. Als sie sich ihm näherten waren ihre Sinne auf Äußerste gespannt – schließlich konnte dieser Weg durch mächtige Wesen bewacht sein, oder erneut unliebsame Kreaturen aus dem Tunnel treten. Doch es schien als hatten sie diesmal Glück. Keine Wesenheit war zu sehen, scheinbar waren sie bislang unentdeckt geblieben.

„Ich versuche den Gradienten zu öffnen. Er wird uns auf die Ebene des Lichtes bringen. Bleib dicht bei mir!“ Mit vollster Konzentration wirkte Bartholomäus erneut einen Planastrale-Zauber.

So als hätte ein Gott tief in die Welt geblasen bewegten sich nun titanische Limbuswirbel und bildeten einen Tunnel, aus dem ein grelles Gleißen drang. Es war so durchdringend, so hell, dass Simiona und Bartholomäus die Augen verschließen mussten. Gegen den Drang sofort umzukehren versuchte Simiona dennoch weiter voranzukommen und in den Gradienten vorzudringen. Doch je weiter sie kam, desto schmerzhafter wurde das gleißende Licht. Selbst wenn sie die Augen schloss, drang es stechend durch ihre Lider. Auch der Grakvaloth zitterte am ganzen Leib, so dass Simiona schon fürchtete, die Kreatur würde das nicht überstehen.

„Das schaffen wir nicht! Wir müssen umkehren!“ erklang Bartholomäus Warnung in ihrem Geiste. Sicherlich hatte er dieselben Schwierigkeiten wie sie.

„Nein! Wir dürfen nischt aufgeben! Nischt jetzt!“ Sie zwang sich wider die Pein weiter vorwärts und schon öffnete sich der Tunnel, um in die vom Gleißen erfüllte Ebene des Lichtes zu münden. Die Schmerzen wurden schier unerträglich und gipfelten in Agonie. Simiona verbarg ihren Kopf hinter ihren Armen, doch auch das konnte das grelle Licht nicht mehr davon abhalten, ihn ihren Kopf einzudringen und ihr unsägliche Pein zu bereiten. Sie schrie auf so laut sie konnte, doch im Limbus blieben alle Schreie ungehört. „So… so nah…“ brachte sie hervor. Dann wendete sie mit letzter Kraft den Grakvaloth.

Die Nacht war bereits weit fortgeschritten und Jandor war gerade eingenickt, als sich das Sphärentor erneut aktivierte. Der Zwerg schreckte hoch. Eine Kugel aus gräulich-blauem Licht bildete sich im Portalbogen und schon kurze Zeit später öffnete sich ein Spalt aus dem Simiona und der Magier schwer angeschlagen und ohne ihre Reittiere wieder hervorkamen. Kaum hatte sie Sumus Griff wieder erfasst stürzten sie zu Boden. Jandor half erst der Comtessa, dann dem Magier hoch. Die beiden zitterten am ganzen Leib. Ihren verbitterten Mienen war anzusehen, dass ihrer Mission wohl kein Erfolg vergönnt war. Also verzichtete er auch vorerst auf jegliche Fragen.

4. Tag des Namenlosen:

Simiona hatte sich wieder etwas erholt. Sie hatte Bartholomäus, dem es u.a. durch die Karmanath-Wunde immer noch schlecht ging und daher das Bett hüten musste, in seinen Kellergewölben aufgesucht, um mit ihm den Grund für das Scheitern ihres Limbus-Fluges zu erörtern.

„Willst Du mir etwas sagen, dass es dursch dieses verfluchte Lischt nischt möglisch sein wird, bis zur namenlosen Stadt vorzudringen?“ fuhr sie ihn erbost an.

Bartholomäus antwortete ruhig: „Zunmindest auf die Art die wir versucht haben dürfte es unmöglich sein. Selbst mein Dunkelheits-Cantus konnte das Licht nur geringfügig abschwächen, aber das reichte gerade mal um uns die Umkehr zu ermöglichen. Ein paar Augenblicke länger und wir wären sicher entdeckt worden. Die Ebene des Lichtes ist einfach nicht für Sterbliche wie uns geschaffen! Nein, Simiona der Weg durch diese Ebene wird uns wohl versperrt bleiben.“

Simiona musterte ihn einen Augenblick. „Das klingt fast so, als wüsstest du noch einen anderen Weg?“ Ihr Blick wurde lauernd.

Bartholomäus räusperte sich. „Nun, wissen wäre wohl zuviel gesagt. Es ist nur eine sehr vage Theorie, was daran liegt, dass die Erkenntnisse der Menschen über solche Limbusphänomene noch sehr dürftig sind. Aber wenn ich recht habe, dann sollte es möglich sein, einen der legendären Multidimensionalgradienten in den endlosen Weiten ausfindig zu machen. Durch einen solchen könnten wir direkt bis auf die äußerste Ebene vordringen. Die die man auch: den Vorhof der Niederhöllen nennt. Aber dazu brauchen wir einen mächtigen Fokus. Eben jene Trollklinge, die dein Göttergatte immer noch bei sich hat. Sie würde uns im Limbus wie ein Fanal den Weg weisen, der am schnellsten zu Kerbhold führt.“

Simiona ließ das Gehörte eine Weile wirken. Mit dieser Klinge in ihren Händen könnten sie es nochmal versuchen. Und dann würden sie erfolgreich sein. Alles was sie also tun muss wäre…

„Aber warum `ast du mir nischt sofort von dieser Möglischkeit berischtet? Wir `ätten uns diese mörderische und sinnlose Suche auch sparen können!“ Bartholomäus lachte leise. „Du hättest es doch sowieso nicht abwarten können. Du warst so versessen darauf, es gegen jegliche Vernunft zu versuchen, dass alle meine Worte dich von Gegenteil zu überzeugen verschwendet gewesen wären. Also wollte ich, dass du dich selbst davon überzeugtest, wie die Dinge sind.“ Er machte eine Pause, dann fügte er an: „Ich kenne dich einfach zu gut, Comtessa.“

Sie lächelte. „Vielen Dank, Bartholomäus. Dein Einsatz wird nischt vergessen werden. Und es wird der Tag kommen, an dem wir erfolgreisch sind!“ Sie drückte noch kurz seine Hand, dann schritt sie von dannen. Für den morgigen Tag galt es noch einiges vorzubereiten.


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4. Nam 1031 BF
Umkehr
Gefahren


Kapitel 6

Der letzte Schritt
Autor: IBa