Geschichten:Das Sultanat Nebachot - In Baburin (2. Teil)

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Baburin, 30. Rahja 1027 BF

Die Rüge Sheylas war berechtigt gewesen. Ihre Wortwahl mit Sicherheit auch. Ja, er hätte selbst gehen und nicht einen Boten an seiner Stelle schicken sollen. Der war bisher nicht zurückgekehrt, und so blieb Ludovig weiter im Ungewissen. Seit Stunden nun saß er im Zimmer des Gierigen Wesirs und sinnierte über sein weiteres Vorgehen. Da klopfte es an der Tür. Er schreckte auf, fragte nach dem Besucher, woraufhin die liebliche Stimme seiner Frau ihm antwortete.

"Vigo, was versteckst du dich in dieser Absteige? Ich hab den halben Tag gebraucht, um dich zu finden. Warum bist du nicht im Kontor?"

Er öffnete die Tür und gab ihr einen herzlichen Kuss. "Peraisha, schön dass du gekommen bist. Wobei, gebeten hatte ich dich doch gar nicht. In Marmelund wäre es sicherer."

"Sicherer? Du meinst wohl eher nervtötend. Meine Cousine wettert die ganze Zeit über euch Mittelreicher und eure ungehobelten Sitten, und glaubt so ziemlich jedes Gerücht, das gerade die Runde macht. Und dann noch das ganze Gerede, ich solle mich doch bei meinen Eltern entschuldigen. Vater würde mir mit Sicherheit meine Jugendsünden vergeben und mich gar als Haupterbin einsetzen. Das ist doch ein Witz. Nein, weder in Marmelund noch in Bakrachal halte ich es lange aus. Wir sollten zurück nach Hügelwacht, das ist unser Heim."

"Das wünsche ich mir auch, aber wer weiß, ob es überhaupt noch steht. Das Raulsche Reich wie ich es kannte ist Geschichte. Eslam in Perricum setzt dem ganzen nur die Krone auf. Oder sich selbst. Dem Anschein nach herrscht nun das Recht des Stärkeren. Im Kontor hat mir Darek einen Brief von Vater gezeigt. Es steht schlecht um die Stadt, sie liegt unter Trümmern und Asche begraben, gesetzlose Banden und niederhöllische Kreaturen streifen allerorts umher. Wehrheim, Gallys, Rommilys und jetzt auch Perricum, eine Stadt nach der anderen ist gefallen."

Die Bitternis in seinem Gesicht verriet Peraisha, dass ihm das Schicksal seines Heimatlandes doch mehr ausmachte, als er zugab. In diesem Moment würde er darüber aber nicht sprechen wollen.

"Dann geht es dir um deine wohlgehüteten Schätze?"

"Ehrlich gesagt, ja, darum geht es mir. Nicht nur um meine, auch um die der Kirche. Aber mit der habe ich es mir nun erst mal verscherzt. Nun bin ich auf mich allein gestellt."

"Das stimmt nicht. Wenn du willst, komme ich mit."

"Um was zu tun?"

"Na, um dir zu helfen. Außerdem habe ich ein paar Kleider, die ich ungern diesem selbsternannten Sultan überlassen würde."