Geschichten:Düstere Schatten - Finstere Gesellen

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Mitte Hesinde 1038 BF in der Baronie Wehrfelde

Schnee bedeckte die Wipfel und fiel zwischen den Ästen der hohen Bäume auch auf die Reiter, die sich in ihren Mänteln auf den Rücken ihrer Pferde duckend an den alten Wegen orientierten. Weit waren sie in die Ausläufer des Reichsforstes vorgedrungen, um die Dörfer, Weiler und Höfe hier zu besuchen. Die Greifenritterin war es langsam leid, sich durchzufragen und auf harte Gesichter ohne Antworten zu treffen. Selbst die Köhler, von denen im vergangenen Winter drei verschwunden waren, sagten nur, dass sie selbst an ihrem Schicksal Schuld gehabt hatten und der Wald sie ihrer gerechten Strafe zugeführt habe. Niemand war interessiert daran, hier im Süden dieser östlichsten Baronie der Mark irgendetwas Schlechtes über den Wald zu sagen.

Mit einem tiefen Seufzen blickte Rondraja auf und schaute in das dunkle, trübe Meer aus Stämmen und Zweigen. Kein Wunder, dass man sich nicht gegen den wandte, der einen ernährte, und die Menschen hier lebten nun einmal von der Waldwirtschaft. Nur dieses eine Mädchen, das hatten sie abgeschirmt. Neugierig hatte sie geschaut, wie alle anderen, doch als die Rittfrau ihren Blick erwiderte, war sie rot geworden und weggelaufen und man hatte sie - selbstverständlich immer mit gutem Vorwand - davon abgehalten, ihr zu folgen. Doch ihre Geschichte hatten sie erfahren, denn der Vater glühte noch immer vor Zorn, wenn er auch nur daran dachte. Ja, die Ritterin konnte die Menschen hier verstehen, aber dennoch war es nicht rechtens. Und die schlagenden Flügel in der Nacht, die nach den Angriffen erklungen waren, konnte sich auch niemand erklären. Aber sie lebten am - nein eigentlich IM - Reichsforst! Man musste hier nichts erklären!

Immerhin wollten sie ihr die alte, heruntergekommene Kate des früheren Jägers zeigen. Noch nach all diesen Monden seien die Kratzspuren an den Holzwänden sichtbar, wo die Bestie über den Alten hergefallen war. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Sachen des Aussiedlers durchzusehen, denn wenn er etwas von Wert gehabt hätte, wäre er wohl nicht hier in dieser Finsternis geblieben, sondern längst von dannen gezogen. Aber nach seinen Jahren als Soldat war er hierher gekommen und in den Wald gezogen, wo er alleine wohnte und seine Ruhe wollte. Nur nebenbei hatte man das erwähnt, aber es ließ Rondraja aufhorchen und darauf bestehen, sich die Unterkunft anzuschauen.

An der einsamen Hütte angekommen fächerten die Grenzjäger auf und umrundeten das schlichte, aus Holz gezimmerte Bauwerk. Ja, die Spuren konnte man noch sehen, soviel stimmte. Erst nach einem Nicken von Beren stieg auch die Ritterin von ihrem Pferd und ging mit vorsichtigen Schritten zur halb offen stehenden Tür. Ein Stoß öffnete sie ganz und der Blick hinein in das aus einem Zimmer bestehende Wohnstatt verriet ihr, dass es nicht ganz stimmte. Die Menschen aus dem Dorf mochten behaupten, was sie wollten, aber jemand war hier gewesen. Die Strohmatte war zerrissen und inzwischen scheinbar auch von mindestens einem vierbeinigen Waldbewohner als Schlafstätte verwendet worden. Die Ecke, in der der Mann seine Vorräte aufbewahrt hatte, waren ebenfalls geplündert und der schwere Kessel, der einst über der Feuerstelle gehangen hatte, war heruntergefallen und hatte eine Bodendiele beschädigt, die daraufhin etwas eingesunken war. All das war wenig auffällig, war es den Spuren nach von Tieren verursacht worden.

Die schwere Truhe, die in einer Ecke gestanden hatte, war zertrümmert und jemand hatte den Inhalt auf dem Boden verteilt. Doch für ein Tier waren die Axthiebe, die den Truhenbrettern den Garaus gemacht hatten, nun gar nicht typisch. Vorsichtig schauten sie sich die Dinge an, die hier auf dem Boden herum lagen und was so an den Wänden hing. Der Bogen und die Pfeile waren verschwunden, KLeidung zerrissen, verbliebene Nahrungsmittel geplündert. Während die Ritterin durch den kleinen Raum schritt, knarze die angebrochene Diele beträchtlich und verwundert schaute Rondraja nach unten. SO weit sollte eine Holzbohle nicht nachgeben, selbst wenn sie gebrochen war. Als sie sich niederbeugte und einige Stoffetzen beiseite schob, stellte sie fest, dass unter dem Holz ein Hohlraum war. Behende griff sie anch dem Schürhaken und hebelte das Holz nach oben. Ein breites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, als sie den Inhalt des Hohlraumes ans Tageslicht schaffte. "Na, da schau einer an. Der Mann war nicht nur Soldat..." Sie steckte das Abzeichen ein und wickelte das Schwert in einige Stoffreste. "Wieder ein Adlergardist. Wenn das mal keine Spur ist."

Draußen vor der Kate zeigte sie ihren Fund dem Baron und der Geweihten. Als sich alle sicher waren, hier nichts weiter hilfreiches zu finden, bestiegen sie wieder ihre Reittiere. Kaum waren sie losgeritten, ertönte hinter ihnen ein bösartiger, lauter Schrei, der Reitern und Tieren durch Mark und Bein fuhr. Eine riesige Schlange mit Flügeln wie eine gigantische Fledermaus stürzte auf die Hütte nieder und zermalmte sie unter sich, bevor sie sich wieder in die Lüfte hob, nur wenige Schritt von den Gefährten entfernt durch das Unterholz brach und eine breite Schneise hinterlassend verschwand. Nur mit Mühe konnten sie die Ponys beruhigen und auch Tante Yadviga tänzelte unruhig. Sobald sie die Tiere wieder unter Kontrolle hatten, nahmen sie die Spur auf und zogen tiefer in den Wald, um die finsteren Gesellen zu finden, die sich mit einem Gehörnten verbündet hatten.



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Hes 1038 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Finstere Gesellen
Löchriger Strauch


Kapitel 15

Tiefer Wald
Autor: Gramhild