Geschichten:Bis dass dein Tod uns scheidet Teil 3

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Leihenbutt, 18. Praios 35 Hal


Simiona saß an ihrem Schreibtisch und streute behutsam ein wenig Löschsand über einen gerade verfassten Brief. Bevor sie ihn in ein Kuvert steckte las sie ihn noch einmal in Ruhe durch.


An seine Kaiserliche Hoheit Jast Gorsam vom Großen Fluss,

Eure Majestät,

Entgegen sämtlicher Befürchtungen die garetische Grafschaft Waldstein betreffend möchte ich Euch hiermit im Namen ihrer Hochwohlgeboren Gräfin Allechandriel versichern, dass das gesamte Grafschaftsgebiet inklusive der Waldgebiete nach wie vor unter zwölfgöttergefälliger Herrschaft steht.

Die Gerüchte über Plünderungen und Brandschatzungen der äußeren Bereiche haben sich als haltlos herausgestellt. Mit Hilfe eines neu formierten gräflichen Heerbannes ist es Waldstein gelungen, seine Herrschaftsansprüche wider das Gezücht im Osten zu verteidigen, dem Reiche zum Wohlgefallen.

Dem Reiche sei es dagegen dringend anempfohlen, seine Rückeroberungsbemühungen auf die auch weiterhin bedrohte und umkämpfte Grafschaft Hartsteen zu richten, welche als bestätigter Sammelpunkt der Reste des Schwarzen Heerbannes eine ernstzunehmende Bedrohung nicht nur für Garetien sondern für das gesamte Reiche Rauls darstellt.

Abschließend ist es meine traurige Pflicht Euch davon zu informieren, dass der ehemals so rechtschaffene und dem Kaiserreich treu verbundene Bund der Bruderschaft der Sieger der Trollpfortenschlacht, auch Pfortenritter genannt, der Kollaboration mit dem Feinde überführt werden konnte, welches anbei liegende Dokumente beweisen werden. Eine sofortige Festsetzung der betreffenden Adligen – eine vollständige Namensliste findet ihr ebenfalls anbei - wird daher dringlichst anempfohlen, bevor dem Reiche noch mehr Schade erwachsen kann.

Mit untertänigsten Grüßen und den besten Wünschen, dass Eure Herrschaft lange und segensreich sein mag, verbleibe ich hiermit,

Simiona di Silastide-Marvinko, Baronin zu Leihenbutt, gräfliche Kämmerin Waldsteins

Anlage


Zufrieden legte Simiona das Dokument zu den anderen von ihr angefertigten Schriftstücken im Kuvert, schloss den an den Regenten adressierten Brief und siegelte ihn. Dann rief sie ihren Pagen, dem sie den Brief überreichte. „Rasch, ge` zu T`yrian und gib i`m dies `ier. Er möge sisch eines der Elenviner aus dem Stall `olen und sisch dann so schnell wie möglisch auf den Weg zur nächsten Botenstation machen. Vite! Es duldet keinen Aufschub.“

Mit einer kurzen Verbeugung entfernte sich der Junge.

Simiona lächelte zufrieden. Möglicherweise wären ihre kleineren Probleme schon sehr bald gelöst. Nach einer Weile beschloss sie, nachher noch ihrem Freund Bartholomäus einen Besuch abzustatten. Sie stand auf und ging zu ihrer Kommode. Nachdem sie einen Verriegelungsmechanismus gelöst hatte, klappten mehrere raffiniert in- und übereinander verschachtelte Fächer gleichzeitig auf, die verschiedene Klingenwaffen, Schusswaffen und Waffenzubehörteile jeweils in einer eigens dafür vorgesehenen Samtpolsterung offenbarten. Im größten Fach befand sich säuberlich zerlegt und mit einem Schutzlack versehen die tödliche Hochpräzisions-Repetierbalestra, ihr persönliche Lieblingswaffe.

Mit ihren schlanken Fingern entnahm Simiona einen besonders kunstvoll gefertigen Balestrabolzen, auf dem in fein ziselierten Lettern ein "P.v.L." zu lesen war und hielt ihn hoch. Als sie sich an den Artikel im letzten Herold erinnerte, seufzte sie: „Merde! Da sind mir doch tatsäschlisch ein paar Strauchdiebe zuvorgekommen. Dabei `ätte isch den Staatsrat so gerne persönlisch erledigt.“ Sie grübelte eine Weile nach und plötzlich kam ihr eine Idee. „Wer weiß, vielleischt kann Bart`olomäus mir auch da weiter`elfen.“ Ein dämonisches Grinsen huschte über ihr Gesicht.

Sie schloss die Kommode wieder und verlies ihre Privatgemächer.